Bewertung

Review: #6.01 06:00 - 07:00 Uhr

Der sechste längste Tag im Leben von Jack Bauer steht an und das, nachdem er eigentlich gerade erst die längsten zwei Jahre seines Lebens durchgestanden hat. Doch das Land braucht den Helden ein weiteres Mal.

Ein sinnvoller Tod

Schon die wenigen Bilder von Jack Bauer lassen erkennen, wie sehr ihn die chinesische Regierung hat malträtieren lassen, auch wenn man das Ausmaß sicher kaum erahnen will. Auf jeden Fall musste er leiden und das nicht zu knapp. Doch der Patriotismus hat gesiegt. Er hat nichts erzählt, nichts verraten und ist nichtmal einfach gestorben, weil es Jack grundlos erschien. Ein wahrer Held, auch wenn es sehr, sehr dick aufgetragen ist. Nach all den Qualen ist Jack jetzt geradezu dankbar, dass er nun mit seinem Tod seinem Land erneut einen riesigen Gefallen tut und im Prinzip wieder alle rettet. Als aber klar wird, dass sein Tod doch sinnlos ist, wehrt er sich heftigst. Irgendwie stellt er sich tot und entledigt sich dann vampirenhaft seines Aufpassers. Die Szene ist nicht nur eklig, sondern zeigt auch, dass sich Jack für nichts zu schade ist, um einem sinnlosen Tode zu entgehen. Da stellt man sich doch glatt die Frage, wieso er es in den zwei Jahren nicht auch selbstständig aus der chinesischen Gefangenschaft geschafft hat, aber das wäre ein anderes Thema. Jack ist jedenfalls wieder wild entschlossen, sein Land zu retten und egal, wer ihm in dieser Staffel noch so über den Weg läuft und böse ist, wird nichts zu lachen haben.

Was ich an Jacks Rückkehr allerdings richtig heftig finde, ist der Umstand, dass man es erst versucht hat, ihn zu retten, als man offenbar keine andere Wahl hatte. Noch ist nicht klar, was man den Chinesen für Jack Bauer zukommen ließ (und der Preis ist sicher hoch gewesen), aber das man dies nicht schon viel früher gemacht hat, finde ich wirklich krass. Nach allem, was Jack Bauer für dieses Land schon getan hat, ist man erst bereit, ihn zu befreien, wenn die Sicherheit des Landes wieder auf dem Spiel steht. Ich finde, dass man irgendwann auch mal an ihn persönlich hätte denken können. So undankbar kann man doch nicht sein. Jetzt mobilisiert man plötzlich alles, damit er sich opfern kann, dabei hat er sich schon geopfert, ein ums andere Mal. Das geht mir echt zu weit und J.F. Kennedy wird dann doch deutlich überinterpretiert. Irgendwann darf dann das Land auch mal was für Jack tun.

Ich bin gespannt, wie er nun, da er dem Tod hochspannend erstmal wieder entkommen ist, reagieren wird. Auch wenn er sicherlich nun wieder sein Land retten will, wird er sich doch irgendwann mal fragen müssen, wie er sich zu all den Quacksalvern positioniert, die ihm ständig ein Danke ins Gesicht drücken und ihre Wertschätzung zur Schau stellen, aber ihn dann einfach fallen gelassen haben. Da bin ich eigentlich von allen enttäuscht. Von Bill, von Audrey, von Präsident Palmer und auch von Chloe, dass sie offenbar nicht versucht haben, ihn zu retten. Aber vielleicht erfahren wir in der Hinsicht auch noch mehr, was meine momentane Enttäuschung relativiert. Immerhin reagierten sie alle ein wenig emotional (besonders Chloe, die diese Neuheit aber auch spontan verarbeiten muss, während die anderen es schon länger wissen) und sind nicht glücklich damit, dass sie Jack nun opfern, aber das kann man von seinen Freunden nun wirklich erwarten.

Im Ausnahmezustand

Wie hilflos die Regierenden derzeit sind, ist eigentlich auch sofort zum Ausdruck gekommen. Anschlagserien erschüttern das Land und alle leben in Angst. Der arabischstämmige Nachbar wird sofort ohne Grund verdächtigt und inhaftiert oder ihm wird Prügel angedroht. Dass es in diesem Fall mal wieder wirklich so ist, lässt sich natürlich diskutieren. Man könnte auch einfach mal fünf Haushalte zeigen, wo dieser Vorwurf einfach nicht stimmt und den Menschen ein Unrecht getan wird. Doch gleich das erste Beispiel berechtigt eigentlich das menschenunwürdige Handeln der Nachbarn, die nur durch den Willen eines Jugendlichen, der seinen Vater quasi dazu zwingt, sich für seinen Freund einzusetzen, von ihren Untaten abgehalten werden. Nun muss natürlich die Handlung in Gang gebracht werden und die wesentlichen Charaktere müsssen eingeführt werden und da ist es unausweichlich, auch auf diejenigen zu stoßen, die unauffällig die Anschläge planen. Das kennt man zwar auch schon aus den anderen Staffeln (besonders Staffel 4), aber so ist das nunmal.

Interessant waren auch die Diskussionen im Weißen Haus. Präsident Palmer würde den Job gerne loswerden, weil ihm das über den Kopf wächst, und sein Berater Thomas faselt nur etwas von Sicherheit und will alle Moslems verwahren, was glücklicherweise auf Gegenwehr stößt. Karen musste aber ihre entschlossene Tonlage aufsetzen, damit der Gedanke erstmal wieder verworfen wird, doch Thomas plant zur Sicherheit schonmal weiter, damit man dann schnell reagieren kann. Die Überforderung ist anzumerken und so ist es fast logisch, dass man der Hoffnung der CTU vertraut, dass die Beseitigung eines Mannes alles wieder normal werden lässt. Ich halte das aber für sehr naiv und denke nicht, dass dies schon alle Probleme löst, aber nun ist das erstmal hinfällig, da man eh versucht, denjenigen zu töten, der eigentlich auch versucht, für Beruhigung im Land zu sorgen. Ob Jack ihn noch retten kann?

Politik

Warum die Bedrohung nun wieder von den Arabern ausgehen muss, ist natürlich eine zu diskutierende Frage und hat in den USA zu heftigen Unmutsäußerungen und Protesten geführt. Sollte man pauschalisierte Vermutungen aus der Realität einfach so unterstützen, indem man es auch in einer Serie so darstellt? Gibt es einfach kaum noch andere Bösewichte? Muss man diese Serie überhaupt derart politisieren? Man bewegt sich hier auf einem ganz schmalen Grat und es ist vielleicht am besten, diese Staffel auch einfach wieder als spannende TV-Serie zu betrachten und keine politische Hetze dahinter zu vermuten. Ich möchte jedenfalls auf solche politische Diskussionen in den Reviews verzichten, weil ich davon ausgehe, dass jeder weiß, dass diese Actionserie nicht jeden Islamisten als potenziellen Terroristen hinstellen will. Was nimmt man also noch aus dieser ersten Episode einer neuen Staffel einer preisgekrönten Serie mit? Bill und Karen haben geheiratet, wie schön, irgendwie passen die beiden zusammen, und Morris arbeitet noch bei der CTU, könnte auch noch interessant werden. Auch das Zwischenmenschliche gibt also wohl noch genügend Stoff für die Reviews.

Fazit

Jack ist back und auch wenn diese Phrase inzwischen längst abgedroschen ist, passt sie wie die Faust aufs Auge. Ob die Staffel wirklich so schlecht ist, wie viele Kritiker sagen, lässt sich an dieser ersten Folge jedenfalls nicht erkennen. Wenn es aber so spannend weiter geht, kann ich über inhaltliche Schwächen gerne hinwegsehen.

Emil Groth – myFanbase

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