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Review: #1.06 Kalte Erde

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Natürlich steht diese Episode ganz im Zeichen von Adeles gewaltsamem Tod, der verschiedene Entwicklungen forciert: Sookie wendet sich von ihrem Bruder Jason ab und schläft mit Bill, während Tara und Sam sich erneut gegenseitig trösten. Zudem lernen wir Adeles Bruder Bartlett kennen, mit dem die Familie aus irgendwelchen Gründen gebrochen hat. Sookie ist jedenfalls gar nicht glücklich darüber, ihren Großonkel auf der Beerdigung zu sehen, und zeigt ihm dies auch deutlich. Er hat also ganz sicher nicht nur das Tafelsilber der Familie gestohlen oder auf der Hochzeit einer Verwandten in die Rosenbüsche gekotzt. Da muss schon Gravierendes vorgefallen sein.

Für Sookie ist die Beerdigung im Ganzen ein wahrer Alptraum. Sie wird mit den anklagenden, makaberen und ätzenden Gedanken der Trauergäste konfrontiert. Dass Bon Temps nicht unbedingt Amerikas sympathischste Stadt ist, dürfte nun auch der letzte Zuschauer kapiert haben. Oftmals haben eben gerade diese kleinen Gemeinden, in denen jeder fast jeden kennt, ganz besonders große Gerüchteküchen, in denen die Vorurteile so richtig brodeln. Ausgerechnet eine der kaputtesten Einwohnerinnen von Bon Temps, Taras alkoholabhängige Mutter Lettie Mae, rafft sich auf, etwas Nettes über Adele zu sagen und dieser dafür zu danken, dass sie sich immer so gut um Tara gekümmert hat. Auch wenn kein Zweifel daran besteht, dass Lettie Mae nach wie vor ein Wrack ist, verdeutlichen sowohl ihre Rede als auch die Gedanken der anderen Trauergäste, dass die Leute, die sich als Stützen der Gesellschaft definieren, durchaus ihre dunklen Seiten besitzen und die Menschen, deren Leben ein einziges Chaos ist, ihre hellen Momente haben. Das ganze Ausmaß der parabelhaften Absurdität dieses kleinen Ortes namens Bon Temps offenbart sich, als eine von Adeles Freundinnen der Afroamerikanerin Lettie Mae eine Mitgliedschaft bei den Nachfahren der glorreichen Toten anbietet, jenem Verein, der die Soldaten ehrt, welche im Bürgerkrieg unter anderem für den Erhalt der Sklaverei gekämpft haben.

Mit ihrer robusten, aggressiven Art schirmt Tara die trauernde Sookie in dieser Episode so gut es eben geht von den neugierigen, feindseligen Nachbarn ab, was Tara sehr sympathisch macht, denn wer hätte an Sookies Stelle nicht auch gerne eine Freundin, deren Schulter nicht nur gut zum Ausweinen ist, sondern auch noch Unangenehmes beiseite schieben kann. Gleichzeitig enthüllt Tara aber auch ihre verletzliche Seite und kehrt wieder zu ihrer Mutter zurück, obwohl dies eigentlich nur in Schmerz enden kann. Damit zieht Tara sich nach der abermaligen Intimität auch wieder von Sam zurück, der deutliche Signale gesendet hat, dass er an mehr als nur Trostsex interessiert ist. Er scheint zwar noch nicht wirklich Willens, Sookie endgültig aufzugeben, aber er ist nicht blind für Alternativen, die mindestens genauso kompliziert sind.

Die Gefühle Trauer und Schmerz sind die Leitmotive dieser sechsten Folge. Die Szene, in der Sookie weinend den letzten Kuchen, den ihre Großmutter vor ihrem Tod gebacken hat, isst, wirkt sowohl grotesk, was nicht zuletzt durch die vielen Nahaufnahmen auf das Gebäck erreicht wird, als auch bewegend. Es ist eine intensive Szene, in der Anna Paquin mehr von ihrem Schauspieltalent beweisen kann als bisher.

Maret Hosemann – myFanbase

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