Review: #9.16 Die positive Negativreaktion

Mit einer kleinen Schnitzeljagd verrät Bernadette Howard gleich zu Beginn der Episode #9.16 das, was das Zuschauer bereits am Ende der letzten Folge wissen durfte. Das angekündigte Baby bestimmt dann folgerichtig die gesamte Episode.

"And then there's this nose. I mean, what if he looks like me. Or worse. What if she looks like me?"

Aufgeregte Panik ist ein Stück weit verständlich, weil zwischen Wunsch um Umsetzung ein riesiger Unterschied besteht und da es ja nicht direkt geplant war, sondern ausgerechnet eine spontane Aktion in Sheldons Bett zur Schwangerschaft geführt haben soll (sonst wurde offenbar immer verhütet), ist das schon erst mal ein kleiner Schock. Die Sprüche bezüglich des Aussehens, Sheldons Sorgen wegen diversen Aktionen und vieles mehr waren dadurch witzig und angemessen. Leider kippt die Diskussion dann aber in eine Richtung, die mir ganz und gar missfallen hat. Das Thema Finanzen spielt für baldige Eltern natürlich eine große Rolle, weil Kinder nun mal Anschaffungen erfordern und auch die laufenden Kosten erhöhen. Dass sich aber Howard jetzt so viele Sorgen macht, dass er zwanghaft versucht, schnell eine Erfindung zu kreieren, um auszusorgen, finde ich in Anbetracht der Umstände schon verhöhnend für alle Menschen, die wirklich Geldsorgen haben. Ich kenne nicht alle Umstände in den USA, vor allem nicht die Gehälter, aber als Ingenieur wird Howard schon ganz gut verdienen und Bernadette ist schließlich auch Akademikerin und in einem Pharmazieunternehmen angestellt. Sie haben ein Haus, gerade erst renoviert, sich einen Whirlpool gekauft und in acht Jahren "Big Bang Theory" noch nie besorgt über Geld gesprochen. Sie gehen oft essen und setzen auch sonst jede Idee um, die sie haben. Ob Laser-Tag, Comic Con oder oder oder, immer war es selbstverständlich, dass sie das machen konnten. Penny war immer diejenige, die Geldsorgen hatte, Raj hatte nach der Einstellung der Zahlungen seiner Eltern kurz Probleme, aber auch er hat einen enorm hohen Lebensstandard mit so ziemlich jeder iPhone-Ausgabe. Daher ist es wirklich peinlich, hier das Geldthema so groß an die Glocke zu hängen. Das mag für viele Menschen ein Thema sein, wenn sie ein Kind erwarten, aber Howard kann man das nicht abnehmen. Ich hoffe sehr, dass man dieses Thema in dieser Panikform nicht mehr anbringt oder aber man schafft echte Tatsachen, die das gut begründen.

"You get to buy toys and little clothes." - "I kind of already do that for Howie."

Ansonsten war die Episode natürlich geprägt von den einzelnen Gruppen, die sich über die Nachricht freuen, mögliche Konsequenzen diskutieren (Sheldon hat natürlich wieder Panik, dass sich alles ändern könnte, was ein alter Schuh ist und ihm bisher eigentlich nie Nachteile gebracht hatte) und dabei kleinere Gags einbauen. Bei den Mädels ging es dann in erster Linie um das Aussehen und das neue Essverhalten, was viel besser als die Finanzdiskussion passte. Zu unterhalten wusste dann also Bernadettes ansteigende Trauer über den Verzicht auf einige Dinge (Sushi, Alkohol, Whirlpool), Pennys Lockerheit, nicht alles mitmachen zu müssen und nur zu hören, was sie will, sowie Amys Stolz, zu den Erwachsenen zu hören. Die Mädels hatten wirklich Charme in ihren Szenen.

Bei Penny hatte ich mir tatsächlich eigentlich gewünscht, dass sie mehr Interesse am Thema Schwangerschaft hat, weil es für sie auch bald ein Thema sein könnte. Immerhin wurde dieser Gedanke am Ende der Episode auch noch mal aufgegriffen, brachte aber eher ein ernüchterndes Ergebnis. Hier zeigt sich wieder das derzeitige Bild der Gesellschaft. Mit 30 Jahren in einer festen Partnerschaft zu sein und dann zu erklären, dass man mit dem Thema Kind keine Eile habe, kann ich nicht wirklich gutheißen. Für die Serie mag es vielleicht gerade zu viel auf ein Mal zu sein, aber als Zeichen nach außen finde ich das nicht gut. Dann sollte man vielleicht lieber mal darüber nachdenken, ob man nicht vielleicht auch etwas dramatischer wird und mal so etwas wie unerfüllten Kinderwunsch thematisiert. Das ist aber vielleicht zu heikel für eine insgesamt eher seichte Comedyshow.

"I'm being musically encouraged to bust a move."

Kleines Highlight war dann das get together aller Freunde in der Karaoke-Bar. Leonard und Raj haben gleich für Unterhaltung gesorgt und Sheldon war auch sehr witzig. Penny und Amy bzw. Howard hingegen waren etwas nahe dran am Fremdschämen, denn an Bernadettes Stelle hätte ich nicht so gerne als Mittelpunkt der Songs herhalten wollen. Howard hat immerhin die Ausrede, dass es ein sehr emotionaler Tag für ihn war. Insgesamt ist Karaoke immer eine spaßige Angelegenheit und irgendwie auch eine sichere Bank in einer Comedyserie. Auch dieses Mal ist es gutgegangen und sorgt dafür, dass ich das Geldthema zum Ende nicht mehr so präsent im Kopf habe und der letzte Eindruck damit noch mal einen Pluspunkt hervorbringen konnte.

Fazit

Diese Episode macht viel richtig, vor allem, weil sie die Offenbarung von Bernadette aus der letzten Woche zielstrebig nutzt und zentral weiterführt. Mir persönlich gefallen aber nicht alle Aspekte der Umsetzung, wodurch es, obwohl ich mir schon lange wünsche, dass wir uns endlich mit dem Thema Kind beschäftigen können, nur sieben Punkte vergeben kann.

Emil Groth – myFanbase

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