Bewertung

Review: #1.12 Nackte Tatsachen

Die erste Staffel von "Taras Welten" endet so, wie ich es über den Verlauf der letzten Episoden vermutet habe. Aber die Art und Weise, wie wir zu diesem Punkt gelangen, hat mich auch ohne einen großen A-ha-Effekt zu erzeugen, vollkommen zufrieden gestellt. Es konnte eigentlich nur so kommen, dass die Konfrontation mit Trip Johanson und die Wahrheit über den Vorfall in der Privatschule nicht die erhoffte Erkenntnis über den Auslöser für Taras DIS bringt. Wenn man es ganz zynisch formuliert, natürlich weil die Serie auf Taras Krankheit als Daseinsberechtigung angewiesen ist und es auch ganz ohne Zynismus verschwendetes Potential wäre, bereits nach so kurzer Zeit den Dingen zu 100% auf den Grund zu gehen.

Aber auch abgesehen davon, hängt die DIS in den allermeisten Fällen mit schwertraumatischen Erlebnissen zusammen, die die Betroffenen im frühesten Kindesalter erlebt haben und da passt der Sexvorfall mit Trip einfach nicht ins Muster hinein. Nun spinnt natürlich meine Vorstellungskraft diverse Szenarien, warum es nun bei Tara die ganze Zeit auf dieses Ereignis zurückgeführt wurde. Wussten ihre Eltern vielleicht davon und haben dieses nur vorgeschoben? Oder war die Störung zwar vorher schon ausgeprägt, aber für niemanden als solche ersichtlich, und die Tatsache, dass Tara nach dem Abend mit Trip und dessen Mitbewohner für sechs Monate sich selbst völlig verloren hatte, war das erste Mal, dass ihre Probleme für die Außenwelt völlig ersichtlich war? Es gibt noch viel zu klären über Taras Vergangenheit und ich finde es durchaus realistisch und gut, dass man sich in der Serie dafür die nötige Zeit nimmt.

Was mich aber dennoch überrascht hat, war das es T war, die damals mit Trip und dessen Freund zugange war. Eigentlich ist es wirklich nahe liegend, aber der Gedanke ist mir vorher noch nie gekommen. Und auch wenn ich noch nicht wirklich weiß, wie man den ganzen Vorfall nun unter dem neuen Lichte einordnen muss, finde ich doch auch Trips Verhalten, dass er hier nun an den Tag legt, wirklich mutig und bewundernswert. Ich frage mich nun, ob es wirklich eine Vergewaltigung war (schließlich war Tara hinterher in einem äußerst schlechten Zustand, wie es die Mitbewohnerin beschrieben hat) oder durchaus in Ts Einvernehmen geschah? Ob vielleicht Tara damals, wie ja heute auch wieder besonders bei T als Alter Ego, an die Oberfläche gekommen ist und miterlebte, was mit ihr geschieht, und deshalb ein Trauma ausgelöst wurde, oder ob noch etwas ganz anderes vorgefallen ist, ist immer noch nicht klar. Aber die Gregsons sind nun doch der Tiefe von Taras Problem ein paar Schritte näher auf die Spur gekommen.

Was ich besonders bewundernswert an dieser Episode fand, war, wie man hier Taras Persönlichkeiten genutzt hat, um die bitteren Aspekte der Geschichte zu erzählen und wie viel man damit offenbart hat. Es war so viel leichter für uns, die Geschichte aus dem Munde Ts zu hören, in deren vulgären Worten es gleich nicht mehr wie Missbrauch eines jungen Mädchens klingt, auch wenn sie den Sex sicherlich blumiger umschreibt, als es Trip getan hätte. Und die Tatsache, dass Alice direkt darauf auftaucht und versucht die Kontrolle zu übernehmen, nicht nur über T sondern auch über Tara, wobei es besonders erschreckend ist, wie sehr Alice auf Tara hinabblickt. Es wurde bisher nur angedeutet, aber im Machtstreben Alices liegt sicher auch noch einiges an Potential für weitere Geschichten. Und dann letztendlich kommt Tara wieder, beim Blick auf ihren Max, der zu ihr durchdringen kann. Ich will nun wirklich nicht schmalzig klingen, aber dieser Moment ist mir wirklich ans Herz gegangen und hat mir wieder einmal vor Augen geführt, wie sehr ich den beiden doch wünsche, dass sie es trotz aller Probleme schaffen, weiterhin füreinander da zu bleiben.

Auch die Nebenhandlungen der Episode konnten mich hier voll überzeugen. Vor allem natürlich Marshall, der bereit ist, seiner Mutter zu vergeben, und ihr zu ihr in die Klinik eilt, so dass er im richtigen Moment dabei ist, um ihr beizustehen. Ich bin zwar immer noch nicht ganz von der Logik hinter Ts Tat überzeugt, beziehungsweise dass die wirklich nur in dessen Sinne gehandelt hat, aber aufgrund der völlig abgefahrenen Situation, in der sich die Familie befindet, ist es doch ein guter Weg, um mit den Ereignissen abzuschließen. Auch Marshalls und Charmaines Annäherung und deren gemeinsames Warten auf Tara war toll. Die beiden geben ein gutes Gespann ab und haben mit ihren Dialogen für die typische Auflockerung in der Episode gesorgt. Mal schauen, in welche Richtung sich Charmaines Liebesleben entwickeln wird, sie ist ja nun deutlich hin und her gerissen zwischen den beiden ungleichen Männern in ihrem Leben.

Und Kates Ende mit Gene war wieder einmal typisch für den ganzen Handlungsstrang, eine Mischung aus einfach nur total creepy von Seiten Genes und so abgedreht, dass es schon wieder komisch war. Als Gene Kates Verhalten da so interpretiert, dass sie damit seine Nähe erlangen will, musste ich schon lauthals lachen, auch wenn es definitiv ein Lachen war, dass einem mit der Zeit im Halse stecken bleibt.

Absolutes Highlight dieser Episode war dann aber das Ende, wie die Gregsons erst kläglich daran scheitern, nicht über ihre Probleme zu reden und dann das leicht deprimierende (normale) Essen mit einem netten Familien-Bowling-Abend beenden. Das hat ein hoffnungsvolles Gefühl vermittelt, auch wenn durch die Einblendung von Taras alternativen Persönlichkeiten klar war, dass die Familie weit von jeglicher Normalität entfernt ist. Ein passendes Schlussbild für eine mehr als überzeugende Staffel.

Cindy Scholz - myFanbase

Die Serie "Taras Welten" ansehen:


Vorherige Review:
#1.11 Schnee von gestern
Alle ReviewsNächste Review:
#2.01 Zu neuen Ufern

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier oder in unserem Forum mit anderen Fans von "Taras Welten" über die Folge #1.12 Nackte Tatsachen diskutieren.