Bewertung

Review: #4.16 Teuflischer Engel

Es gibt Momente im Leben eines "Supernatural"-Fans, in denen man sich fragt, warum Jensen Ackles nicht längst weltberühmt ist und ein bis zwei Oscars© im Regal stehen hat. Während #4.16 On the Head of a Pin dauert dieser Moment beinahe eine dreiviertel Stunde und wird nur selten durch die Frage unterbrochen, warum man Misha Collins nicht schon früher engagiert hat...

Des Meisters bester Schüler

Castiel und Uriel haben bekanntlich Alastair gefangen genommen und wollen ihn jetzt verhören. Dass sie kein Sterbenswörtchen aus ihm herausbekommen und Dean an diesem Zustand etwas ändern soll, schien mir zwar ein wenig weit hergeholt, aber nun gut. Wenn der Schüler des teuflischen Folterknechts der Einzige sein soll, der diesen zum Reden bringen kann, dann soll es mir Recht sein, vor allem, wenn diese Prozedur den älteren Winchester in beinahe allen Facetten zeigt, die man gerne sieht: Von Resignation während der Autofahrt von Pamelas Beerdigung ins Hotel, Wut gegenüber den Engeln, die nahezu Unerträgliches verlangt haben und jetzt Unmögliches fordern, an Verzweiflung grenzendes Widerstreben gegen den Auftrag, Alastair gegenüberzutreten, Angst vor ebendieser Situation und seiner eigenen Reaktion, Rachsucht und Genuss während der Folter und schließlich stumme Hoffnungslosigkeit, nachdem er erfährt, dass er es war, der Luzifer den Weg geebnet hat und damit nicht nur die Welt der Apokalypse preisgegeben hat, sondern auch das Vermächtnis seines Vaters in den Schmutz zog. Dass er es war, der das erste Siegel gebrochen hat, war für mich übrigens die größte Überraschung dieser Staffel überhaupt und sehr klug durchdacht von den Machern der Serie. Die Spannung steigt und man merkt, dass langsam alles auf das Staffelfinale hinaus läuft.

Zwar gefällt auch mir Deans Entwicklung in dieser Staffel ebenso wenig wie vielen anderen, aber ich muss gestehen, dass ich dieser Entwicklung doch erstaunlich gerne zusehe. Sams großer Bruder zeigt bei Weitem mehr von sich als in den ersten beiden Staffeln, und so kann auch Jensen Ackles beweisen, wie gut er als Schauspieler wirklich ist. Stichwort guter Schauspieler: Ich habe kurzfristig daran gezweifelt, ob Christopher Heyerdahl der "richtige" Alastair sein kann. Das tut mir leid. "Picasso with a razor", wie in Ruby einst so schön nannte, hat sich Dank der genialen Darstellung mit einem Knall verabschiedet. Exzentrischer, boshafter und härter kann man einen Dämon kaum mehr spielen und "Cheek to Cheek" wird ab jetzt in meinen Ohren wohl immer anders klingen. Genial, genial, genial und sehr schade um den gelungenen Bösewicht.

Castiel und sein böser, böser Teddybär

Uriel war mir schon immer ein wenig unheimlich. Dass er aber Engel ermordet, um Luzifer zu befreien, weil er den Kummer der armen vernachlässigten Himmelsbewohner so gut versteht, war selbst für mich eine Überraschung. Zwar hat mich der Streit zwischen Cas und seinem Teddy ein bisschen zu sehr an "Dogma" und "Constantine" erinnert, was aber wegen der guten Umsetzung leicht zu verzeihen ist. Jetzt ist Uriel also tot und ich werde ihn irgendwie auch vermissen, allein schon, weil mir die streitenden Blicke zwischen ihm und Castiel immer sehr gefallen haben.

Aber Ersatz ist ja schnell gefunden – Anna ist zurück, Gott sei Dank. Es spricht für ihren Charakter, dass sie Castiel versucht davon abzuhalten, Dean weiterhin mit Alastair alleine zu lassen. Hinter der Beziehung zwischen ihr und Castiel scheint allerdings ebenfalls mehr zu stecken als sich erahnen lässt, und als Cas Anna schließlich fragt, was er tun soll und sie ihm erwidert, dass es an der Zeit sei, für sich selbst zu denken, tat mir der sonst so sicher wirkende Castiel beinahe leid. Rührende Situation, die Lust auf mehr macht.

Rührend ist im Übrigen auch, dass Castiel degradiert wurde, weil ihm die Beziehung zu Dean zu nah und zu wichtig geworden ist. Das bestätigt nur, was ich die ganze Zeit gehofft habe – Cas ist weniger ein gefühlloser Himmelsbote als vielmehr ein himmlischer Freund, selbst wenn er das sehr gut zu verbergen weiß. Und jetzt, wo er "Ungehorsam in Betracht zieht", wie er es so herrlich formulierte, könnte die Geschichte rund um ihn und seinen irdischen Schützling noch um einiges interessanter werden.

Bloody Ruby

Dean wird also zum Alkoholiker und Sam zum Drogen-Junkie. Die Droge heißt Blut und sie fließt direkt aus Rubys Adern. Langsam wird auch klar, warum die beiden sich so nahe stehen und weshalb Sam immer stärker wird. Beides scheint allerdings den Engeln noch weniger zu gefallen als ich gedacht hätte. Castiels Blick während der "Ermordung" Alastairs spricht Bände. Und offensichtlich färben sich Sams Augen ja von dem ganzen Dämonenblut schon schwarz, was nur ein weiteres Zeichen für eine ziemlich gefährliche Entwicklung ist. Es bleibt abzuwarten, wie lange der kleine Bruder, der früher einmal ganz brav Recht studiert hat, noch die Kontrolle behält, bevor schließlich auch sein Bewusstsein auf teuflisch und dämonisch umschaltet.

Fazit

Die Folge war voll von Überraschungen und Wendungen und wie immer einem ganzen Haufen voller Antworten, die nur noch mehr Fragen aufwerfen. Langsam aber sicher spitzt sich alles in Richtung Staffelfinale zu. Als Zuschauer sitzt man nur da und fragt sich, was nächste Woche passieren könnte und das ist, denke ich mir, das größte Kompliment, das man einer Serie überhaupt machen kann.

Eva K. - myFanbase

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