Bewertung

Review: #13.10 Verlorene Schwestern

Foto: Jared Padalecki, Supernatural - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Jared Padalecki, Supernatural
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Mit #13.10 Wayward Sisters wagt sich "Supernatural" erneut an einen möglichen Spin-Off. Nachdem der erste Versuch (#9.20 Blutlinien), bei dem es um verschiedene rivalisierende Monsterfamilien in Chicago ging, nur wenig Zuspruch bekommen hat und dementsprechend gefloppt ist, wurde der "Wayward Sisters"-Spin-Off bereits mit großer Spannung erwartet. Unterstützt wurde das Ganze natürlich davon, dass in Fankreisen schon lange der Wunsch laut wurde, die Frauen von "Supernatural" rund um Sheriff Jody Mills mehr ins Zentrum zu rücken. So wurde aus dieser Idee – nicht zuletzt auch durch das Engagement und den Enthusiasmus der Schauspielerinnen – in Staffel 13 nun tatsächlich Realität.

Aber wie ist "Wayward Sisters" denn nun? Hat die Backdoor-Pilotfolge das Potential, einen tatsächlichen Spin-Off loszutreten und nicht wieder im Nichts zu verschwinden wie der Vorgänger?

"I killed a monster." - "Welcome to the family."

Im Zentrum von "Wayward Sisters" stehen die Charaktere. Wie auch bei "Supernatural" geht es um die Bedeutung der Familie. Nur dass es in diesem Fall eben keine Blutsbande sind, die sie verbinden, sondern dass es sich um eine Gruppe von Frauen handelt, die durch übernatürliche Tragödien alles verloren und so zueinander gefunden haben. Dabei ist die Zusammensetzung der Wayward Sisters sehr interessant, denn jede von ihnen hat eine eigene Vorgeschichte und eine andere Beziehung zur übernatürlichen Welt. Praktischerweise kennen wir diese bereits aus früheren Folgen und können uns deswegen sofort in die Geschichte stürzen.

Zunächst einmal freue ich mich sehr über die positive Entwicklung, die Alex vollzogen hat. Als wir sie kennengelernt haben, hätte ich darauf gewettet, dass es in Zukunft noch schwierig mit ihr werden könnte und dabei ist sie es jetzt, die jedem mit Rat zur Seite steht und Konflikte löst. Sie ist es, die Claire dazu bringt, auch mal Jodys Perspektive zu sehen und einen Schritt auf sie zuzutun. Besonders hat mir aber ihr Gespräch mit Patience gefallen. Die ist noch ziemlich neu, sowohl bei Jody und Co. als auch in der übernatürlichen Welt allgemein. Es ist eine tolle Idee, so auch einen Charakter dabei zu haben, der eben nicht schon komplett abgebrüht ist und ganz routiniert Monster im Garten verscharrt. Und obwohl sie letztlich doch noch ein Monster tötet, könnte ich mir gut vorstellen, dass Patience – ähnlich wie Alex – eine eher passive Rolle bei der Jagd einnehmen wird. Dabei wird wohl ihre hellseherische Gabe besonders nützlich sein.

Doch am bedeutendsten war wohl die Beziehung zwischen Jody und Claire. Claire bekommt gleich am Anfang einen knallharten Jägereinstieg. Und trotz des bemüht coolen Auftretens, trotz ihres routinierten Umgangs mit Waffen und der typischen Jägerkluft, merkt man eben doch, dass sie vergleichsweise jung und unerfahren ist, wenn man hinter ihre Fassade blickt. Ob sie jetzt wehmütig dem kleinen Mädchen und deren Mutter hinterher schaut oder sich ganz teenagermäßig gegen Jody auflehnt. Claire war schon immer eine komplexe Persönlichkeit, die stark von den traumatischen Erlebnissen ihrer Kindheit geprägt wurde. Nachdem ihr Leben vom Übernatürlichen zerstört wurde, möchte sie nun dafür kämpfen, dass es anderen nicht auch so geht. Aber dennoch wurde sie eben nicht in das Jägerleben hineingeboren, wie es bei Sam und Dean der Fall war. Sie muss erst ihren Platz in dem Ganzen finden und die Folge hat das wirklich überzeugend dargestellt.

"If you go I'll go with you. Maybe together we can save them."

Es war schrecklich schade, dass man Kaia umgebracht hat. Einerseits hatte sie als Traumwandlerin wirkliches Potential, andererseits war da noch die tolle Chemie zwischen ihr und Claire, die praktisch sofort da war. Denn während sich Alex um Patience gekümmert hat, war es Claire, die auf Kaia zugeht und ihr Vertrauen gewinnt. Ihr gegenüber gibt Claire auch endlich zu, dass sie die Vision von Patience lange nicht so gelassen nimmt, wie sie immer tut. Trotzdem entschließt sie sich, gemeinsam mit Kaia Sam und Dean zu retten und die beiden schenken einander Mut. Nur dass der Plan nicht ganz aufgeht und Kaia dabei ums Leben kommt.

Die Szene danach, als Claire am Boden zerstört in Jodys Armen liegt, war wohl die eindrucksvollste der Episode. Jody hat kurz davor zu Donna gemeint, dass Claire für sie wie ein eigenes Kind ist, und genau das hat man in dieser Szene auch gemerkt. Sie weiß nur zu gut, wie Claire sich gerade fühlt und hätte wohl sicher alles getan, um ihr das alles zu ersparen. Immerhin etwas Gutes hat diese Erfahrung: Claire versteht nun besser, warum Jody sich solche Sorgen um sie macht. Es ist einfach unmöglich, eine Balance zwischen Sicherheit und Jagen zu finden. Trotzdem hat Jody gezeigt, dass sie durchaus bereit dazu ist, Claire ihre eigenen Entscheidungen treffen zu lassen, als sie ihr erlaubt hat, alleine in die Parallelwelt zu gehen. Claire hat durch dieses Erlebnis etwas über sich gelernt. Sie ist zwar durchaus in der Lage, weiter für sich alleine zu jagen, aber sie möchte es gar nicht mehr. Sie wählt die Familie und ihren Rückhalt über die Einsamkeit. Und so beendet man die Folge mit einer Dinnerszene, in der alle Wayward Sisters zusammen sind.

Eine kleine Einschätzung

Grundsätzlich sind die Ähnlichkeiten zu "Supernatural" natürlich offensichtlich. Doch das war auch zu erwarten, denn allzu viel Spielraum hat man ja eigentlich nicht. Das "Supernatural"-Universum teilt sich nun mal in Jäger und Monster. Nachdem die Monster-Variante beim letzten Spin-Off nicht funktioniert hat, kommt man mit Jody, Claire und Co. nun eben wieder in Jäger-Territorium. Aber ist das denn wirklich ein Problem? Schließlich sind die Mythologie und die Familie die beiden Grundsäulen, die die Serie so erfolgreich gemacht haben und genau das scheint auch "Wayward Sisters" zu haben.

Ein weiterer großer Vorteil am Spin-Off ist, dass man die Hauptcharaktere bereits kennt. So wird man nicht – wie es bei neuen Serien sonst meistens der Fall ist – von einem Haufen neuer Gesichter überwältigt, über die man noch nichts weiß. Man konnte sich also die Anfangsphase sparen, in der die Charaktere erst einmal vorsichtig eingeführt und vorgestellt werden. Denn wir kennen Jody, Claire, Alex und Donna schon seit Jahren, auch wenn sie teilweise nur in wenigen Folgen zu sehen waren. Man kennt ihre Vorgeschichte, hat sie liebgewonnen und fiebert deswegen automatisch mit ihnen mit. Dabei hilft es natürlich, dass man deutlich merkt, dass auch der Cast schon aufeinander eingestimmt ist und alle eine tolle Chemie miteinander haben. Es muss gar nicht extra erwähnt werden, dass sie eine Familie sind, denn das schwingt in jeder Szene mit.

Herz und Seele hat die Serie auf jeden Fall schon mal. Über die große Storyline kann man bis jetzt hauptsächlich Vermutungen anstellen, nachdem in dieser Folge ja die Rettung der Winchesters im Vordergrund stand. Doch so wie die Folge geendet hat, kann ich mir da zwei Richtungen vorstellen: Entweder ist die alternative Version von Kaia so etwas wie ein Azazel-Pendant, das als große Rahmenhandlung im Verlauf der Staffel gejagt wird. Oder (und das fände ich um einiges interessanter) man verlässt die klassische "Supernatural"-Mythologie und erkundet weiter die Paralleluniversen und ihre Monster. Das wäre auch gleich eine wunderbare Möglichkeit, sich noch weiter von der Mutterserie abzugrenzen.

Randnotizen:

  • Das Voice-Over von Claire hat mich ein bisschen an das typische "Arrow"-Intro erinnert, gemixt mit dem Tagebuchschreiben aus "Vampire Diaries". Ich bin ja mal gespannt, ob das beibehalten wird, oder ob es nur ein kleiner kreativer Kniff für den Piloten war.
  • "They were on a hunting trip and I haven't heard from them in a few days." - wie genial war das denn bitte?
  • Etwas enttäuscht bin ich von dem Bad Place ja schon. Keine Dinosaurier (was um Himmels willen war das überhaupt?!), kein zweites Fegefeuer, sondern nur die Brüder, die ganz entspannt Echsen grillen, anstatt nach einem Ausgang zu suchen. Will man uns echt weißmachen, dass Dean sich damals problemlos durchs Fegefeuer gekämpft hat, es jetzt aber nicht fertig bringt, das Portal wiederzufinden? Noch dazu, nachdem Claire und Kaia sie ohne Probleme aufgespürt haben.
  • Apropos Sam und Dean: Denen bleibt jetzt wohl nichts anderes übrig als abzuwarten, ob es Jack auch alleine gelingt Mary zu retten.

Fazit

Auch wenn "Wayward Sisters" vom Aufbau her Ähnlichkeiten mit der Mutterserie hat, kann der Pilot vor allem mit seinen vielschichtigen und unterschiedlichen Charakteren und ihren tollen Beziehungen untereinander überzeugen. Es wird großer Wert auf den familiären Aspekt gelegt und der profitiert ganz klar davon, dass die Schauspielerinnen wunderbar miteinander harmonieren. Über den Aufbau der Serie kann man bisher nur Vermutungen anstellen, aber falls man sich tatsächlich mehr auf die Mythologie der Parallelwelten konzentriert, wäre das eine gute Möglichkeit, sich noch ein bisschen mehr von der Hauptserie zu unterscheiden. Jetzt bleibt erst einmal abzuwarten, ob sich aus dem Backdoor-Piloten auch wirklich eine Serie entwickelt. Meiner Meinung nach hat "Wayward Sisters" durchaus das Potential, ein Erfolg zu werden. Nicht zuletzt, weil gerade auch das Fantasy-Genre eine Serie mit einem komplett weiblichen Hauptcast gut gebrauchen kann.

Denise D. - myFanbase

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