FedCon XX - Samstag, 30. April 2011

Sean Maher

Foto: Sean Maher, FedCon XX - Copyright: myFanbase/Nicole Oebel
Sean Maher, FedCon XX
© myFanbase/Nicole Oebel

Besonders interessant bei Besuchen einer Convention ist es immer, zu erleben, wie die einzelnen Schauspieler sich in den Frage-Antwort-Panels geben. Einige von ihnen sind echte Entertainer, manche sogar talentierte Alleinunterhalter, die das Publikum und ihren Auftritt auf der Bühne absolut im Griff haben. Sean Maher ist dagegen eher ein Mann für die leisen Töne. Ähnlich wie sein "Firefly"-Charakter Simon Tam wirkt er der Welt ein wenig entrückt und erfrischend ungeübt in jeglicher Selbstdarstellung. Der erste Eindruck, den man von Sean bei der Opening Ceremony und in seinem Freitagspanel gewinnen konnte, dass er ein eher schüchterner, abwartender Mensch ist, der lieber auf das Publikum reagiert, als vor ihm zu agieren, hielt sich auch bei seinem Panel im großen Saal am Samstag. Durch die Panels der meisten anderen Stargäste waren die Besucher im Grunde gewöhnt, dass die jeweiligen Schauspieler zunächst mehr oder weniger von sich erzählen, bevor sie dazu übergehen, Fragen zu beantworten.

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Sean Maher, FedCon XX
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Aus Sean Mahers erstem Panel wusste man allerdings, dass er sich bei seinen Bühnenauftritten ganz auf die Fans verlässt, sich über jede Frage ausgesprochen freut und sie ausführlich beantwortet, um aus dem ganzen eher eine gemütliche Unterhaltung zu machen, bei der er ebenso gemütlich auf seinem Stuhl sitzt wie die Fans im Publikum. Aus seiner Selbstdarstellung eine Show machen zu müssen, schien tatsächlich seine größte Sorge zu sein, denn auch am Samstag gab es mal ein bis zwei Momente, in denen der Fragenfluß ein wenig nachließ und auch hier fragte er wieder, ob er nun singen und tanzen müsse. Dass er dazu durchaus in der Lage gewesen wäre, liegt auf der Hand, da er bereits in Musicals mitgespielt hat, hier allerdings gab er offen zu, dass er sich unwohl dabei fühlen würde, wenn er plötzlich damit loslegen müsse – verständlich im Rahmen einer Sci Fi-Convention.

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Sean Maher, FedCon XX
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Sean Maher strahlt ein Gefühl von Ruhe und Zufriedenheit aus, und wenn man ihn an einem solchen Wochenende ein wenig kennenlernt, weiß man auch warum. Er ist glücklicher Vater zweier kleiner Kinder und er liebt es, von "Firefly" zu sprechen, da es eine unheimlich schöne Zeit am Set gewesen sein muss, bei der sich tiefe, echte Freundschaften entwickelt haben. Diese ruhige Atmosphäre übertrug sich im Freitagspanel allerdings auch auf einen Teil der Menge im Saal und brachte mit sich, dass selten lauthals über Seans Humor gelacht wurde. Dem Gefühl, sein Humor sei nicht wirklich verstanden worden, wirkte Sean am Samstag entsprechend entgegen, indem er den Ratschlag einer myFanbase-Autorin befolgte und wie Leonard in "The Big Bang Theory" ein Schild mit der erklärenden Aufschrift "Sarkasmus" hochhielt. Der Effekt blieb nicht aus, weshalb das Samstagspanel definitiv lebhafter verlief.

"Am I famous?"

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Sean Maher, FedCon XX
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Trotz der sicherlich vorhandenen Schüchternheit zeigte Sean sich aber dennoch sehr aufgeschlossen. Auf die Frage, wie er die Interaktion mit Fans empfindet, antwortete er, dass er gerade am Abend zuvor durch ein Geschenk eines Fans sehr inspiriert wurde und sich anschließend lange mit dieser Person unterhalten habe, so dass man nun eher von Freunden als von Fans sprechen könne. Auch freue es ihn ungemein, wenn er auf der Straße erkannt und angesprochen werde, denn das geschehe nicht allzu oft. Zum Beispiel habe er derzeit die Handwerker im Haus, von denen einer nach Wochen erzählte, er sei Fan von "Firefly", aber erst als Sean erklärte, er habe darin den Doktor gespielt, kam die Antwort: "Ich wusste doch, dass ich dich irgendwoher kenne!"

Auf die Frage nach Simon Tams schockiertem Gesichtsausdruck, als er die Jayne-Statue in der Episode #1.07 Jaynestown sieht, erzählte Sean, dass es auf jeden Fall eine Aufnahme gab, bei der seine tatsächliche Reaktion zu sehen war, da er die Statue vor dem Dreh noch nicht gesehen hatte und wirklich angesichts der Absurdität dieses Anblicks schockiert war. Die Fragestellerin erwähnte, Joss Whedon habe mal gesagt, Simons Reaktion auf diese Statue sei das Beste gewesen, und Sean bekräftigte, in dieser Folge sehr gut gewesen zu sein. Anschließend hob er das "Sarkasmus"-Schild. Die nächste Frage drehte sich um das Verhältnis von Simon zu den anderen Jungs an Bord der Serenity, worauf Sean antwortete, dass Mal (Nathan Fillion) immer auf Simon aufgepasst habe, so wie es im Grunde auch unter den Schauspielern war. Joss Whedon schrieb die Charaktere weiter, während sich die Darsteller besser kennenlernten, und einiges vom Text der Charaktere stammt aus tatsächlichen Gesprächen zwischen den Darstellern am Set.

"I thought that was God."

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Sean Maher, FedCon XX
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Zwischendurch wurde Sean dadurch abgelenkt, dass jemand aus der Regie ihm über den Bühnenmonitor schrieb, er solle mehr Sarkasmus unterbringen. Kurz darauf stürzte Zeremonienmeister Garrett Wang aus dem Stargate, lachte laut und verschwand wieder, woraufhin Sean sich fragte, ob Garrett es gewesen sei, der diese Kommentare geschrieben hat, er dachte, Gott würde da auf direktem Wege mit ihm kommunizieren. Im nächsten Moment erschien auf dem Monitor die Nachricht "I actually am God!"

Obwohl die Dreharbeiten zu "Firefly" nicht so lange dauerten, da die Serie leider schon nach 14 Folgen plus anschließendem Kinofilm beendet wurde und auch schon Jahre zurückliegt, so hört man aus jedem Kommentar heraus, dass besonders seine Kolleginnen Jewel Staite und Morena Baccarin noch immer fest zu Seans Leben gehören. So verwundert es auch nicht, dass die Antwort auf die Frage unserer Redakteurin Annika, wen er für ein Filmprojekt engagieren würde, lautete: Nathan Fillion, Jewel Staite, Morena Baccarin, Summer Glau, Adam Baldwin, Alan Tudyk und Gina Torres. Das brachte ihn gleich auf eine kleine Anekdote, bei er die Stimme eines Ansagers für Kinofilme imitierte, der alle Namen falsch aussprach, wobei Fillion nach "sea lion" klang, Gina mit -ei- statt -i- für Gelächter sorgte und sein eigener Name wie "scene mayor" klang. Dabei war übrigens nicht nur der Vorname falsch ausgesprochen, der Nachname wird tatsächlich "Ma-her", so als lese man den Namen auf deutsch.

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Sean Maher, FedCon XX
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Von Joss Whedon sprach Sean auch ausgesprochen bewundernd. Vom ersten Moment an, als sie das erste Mal miteinander sprachen, fand Sean ihn umwerfend. Er sei warm, umgänglich und gebe einem das Gefühl, man sei die einzige Person, auf die er sich konzentriert, was im Show Business eine Rarität sei. Als Regisseur sei Joss äußerst effizient und im Gegensatz zu allen anderen Piloten, an denen Sean bislang mitgearbeitet hat, war Joss Whedon beim Dreh des "Firefly"-Piloten der einzige anwesende ausführende Produzent, und seine Ideen seien rundum großartig gewesen.

Sehr ehrlich antwortete er auch auf die Frage, ob er schonmal Eifersucht empfinde, wenn seine Kollegin bessere Rollen bekommen als er. Er meinte, es sei sicherlich schwer, wenn man eine Rolle wirklich gerne haben wollte, diese dann nicht zu bekommen, er aber glaube, dass alles seinen Sinn hat. Richtig eifersüchtig sei er nicht. Zum Beispiel hatte er sich für "Dexter" beworben, missgönnt Michael C. Hall die Rolle aber keineswegs. Ganz im Gegenteil, er bewundere und studiere Michaels Arbeit und das, was er aus der Rolle gemacht hat.

Foto: Sean Maher, FedCon XX - Copyright: myFanbase/Annika Leichner
Sean Maher, FedCon XX
© myFanbase/Annika Leichner

Die Frage nach seiner Motivation zu twittern durfte natürlich nicht fehlen, da er ja bereits während der Opening Ceremony sein Foto vom Publikum tweetete, und er erzählte, dass er nie viel Ahnung von Computern hatte und Jewel Staite diejenige war, die ihn dazu gebracht hat, sich bei Twitter anzumelden. Er konnte dann auch nicht umhin, sich über die Reaktionen und vielen Follower zu freuen, und fand Gefallen an dieser Form des Austauschs. Zum einen mag er es, mit Leuten, die er kennt, darüber in Kontakt zu treten, mindestens genauso aber auch, Meinungen von seinen Fans dort zu lesen. Außerdem erfüllt es ihn mit Freude, sich darüber für gute Zwecke engagieren zu können und zu sehen, wenn seine Follower dabei tatsächlich seinem Beispiel folgen.

Sean Maher ist ein ausgesprochen hinreißender Mann, bei dem man zu keiner Zeit das Gefühl hat, dass er etwas vorspielt oder unnahbar ist. Und was man aus diesem Panel und Seans Besuch bei der FedCon überhaupt als "Firefly"-Fan wirklich glücklich mitnehmen kann, ist die Gewissheit, dass den Darstellern ebenso viel an der Serie liegt wie den Fans und sie untereinander genauso eng miteinander verbunden sind, wie es nach außen den Anschein hat.

Nicole Oebel - myFanbase