The Bear: King of the Kitchen - Review Staffel 4

Schon vor dem ersten Preisregen war "The Bear: King of the Kitchen" von FX, bei uns auf Disney+ zu streamen, eine Serie, die immer in aller Munde war. 2021 im Sommerloch als echte Überraschung gestartet, hat die Serie seitdem mit berühmten Gastauftritten, 'Chef' hier, 'Chef' da jeden weiteren Sommer bestückt. In der Hauptsache gibt es aber zwei Themen, die immer wiederkehren. Drama oder Comedy oder einfach Dramedy? Und wann wird diese Serie ihr Ende finden? Ich selbst habe vom bald erreichten Zenit gesprochen und dennoch wurde Staffel 4 nicht als final angekündigt. Geht das noch weiterhin gut?
Obwohl wir deutsche Fans diesmal unmittelbar selbst in den Genuss von Staffel 4 gekommen sind und nicht erst einige Wochen warten mussten, habe ich einige Bewertungen direkt aufgesogen und fast alle waren weitaus positiver als noch beim Vorgänger. Dem Eindruck kann ich mich nur anschließen, denn ein Wort verkörpert für mich genau das, was dringend wieder nötig war: Bewegung. Es gab inhaltlich und charakterlich Bewegung. Es gab extrem viele Aspekte, die einen Bogen zu einem der drei Staffel zuvor schlagen. So gesehen wirkt die vierte Staffel in vielen Bereichen so, als wäre schon 2021 eingeplant gewesen, dass sie einmal so konkret aussehen wird. Das ist natürlich in einem vollständigen Gedanken Quatsch, aber es zeigt, wie erzählerisch raffiniert diesmal endlich wieder agiert wurde.
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Ich fange dennoch erstmal mit einem Kritikpunkt an. "The Bear" ist für mich eine Ensembleserie, aber ähnlich wie ich es bei "9-1-1: Lone Star" immer kritisiert habe, tun sich Christopher Storer und sein Team schwer damit, die Handlung etwas gerechter aufzuteilen. Bestes Beispiel: Liza Colón-Zayas hat bei den vergangenen Emmys als beste Nebendarstellerin abräumen dürfen, weil ihre Tina eine ganz eigene Episode bekommen hat. Dafür ist sie für mich in dieser Staffel 4 ziemlich untergetaucht. Auch wenn Carmy (Jeremy Allen White), Richie (Ebon Moss-Bachrach) und Sydney (Ayo Edebiri) immer schon mehr herausgestochen haben, aber bei insgesamt vier Staffeln hat man genug Anschaumaterial, wer wie viel bekommt, wo es sinnig ist, wo es einfach nur Makulatur ist. Tina ist da wirklich eine offene Wunde. Umgekehrt fand ich es aber mega cool, dass Ebraheim (Edwin Lee Gibson) und Sweeps (Corey Hendrix) ihre ganz eigenen Momente haben, die für mich insgesamt unterstrichen haben, wie alle daran gearbeitet haben, dass The Bear weiterhin ihre Heimat bleiben kann. Man sieht also, es ist in jedem Fall ein Spagat, nur manchmal ist es echt schade, wenn es zulasten von einzelnen Figuren geht, die man ebenfalls weiterhin Schritte nach vorne gehen sehen will.

© 2025 FX Productions, LLC. All rights reserved.; Courtesy of FX Networks and Hulu
Hätte ich sonst die ersten drei Staffeln in der Tendenz als Carmy-Staffeln bezeichnet, so bekommen wir diesmal eine pure Sydney-Staffel. Edebiri ist im Vergleich zu White auch einfach ein Multitalent, weil sie ihren Durchbruch als Autorin hatte und auch schon im Regiestuhl Platz genommen hat. Dieses Jahr hatte sie nun unheimlich viel Material für Sydney und hat das großartig gemacht. Zudem hat sie mit Marcus-Darsteller Lionel Boyce auch noch gleich das Drehbuch für die zentrale Episode geschrieben, in der Sydney damit hadert, ob sie dem Bear erhalten bleiben soll oder zu Adam (Adam Shapiro) wechselt. Ohne Frage, ihre Staffel. Nachdem "The Bear" dank "Hacks" für Staffel 3 nicht mehr so viel abgrasen konnte, so könnte ich mir vorstellen, dass Edebiri sich wieder ganz weit nach vorne katapultiert hat. Inhaltlich gesehen haben wir Sydney in der vergangenen Staffel mit der großen Frage zu ihrer Zukunft zurückgelassen. Das hat die aktuelle Staffel auch sehr dominiert, aber zusätzlich sind noch zig weitere Stolpersteine aufgetaucht. Zum einen die Gesundheit ihres Vaters Emmanuel (Robert Townsend), aber auch dass sie immer mehr in der erweiterten Bear-Familie integriert wurde. Als Sydney ihrer Großnichte TJ (Arion King) mit einer Metapher ihre unmögliche Entscheidung erklärt hat, da wurde deutlich, wie viel Herz an ihrem aktuellen Job hängt, aber wie bewusst sie sich ist, dass alles implodieren könnte und dann hätte sie nichts mehr. Herz oder Verstand?

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Auch wenn ich zuvor schrieb, dass es mehr eine Sydney- als Carmy-Staffel ist, so ist es dennoch die Darstellung von Carmy die das Gelingen des Ganzen maßgeblich beeinflusst hat. Ganz einfach, weil er diesmal extrem in sich geruht hat. Er hat sich endlich seiner Vergangenheit, seinen Fehler und seinen Beziehungen gewidmet und aufgeräumt. Dadurch war er sofort eine ganz andere Präsenz. Auch wenn es mit Richie kompliziert bleibt, auch wenn Sydney dem Braten lange nicht traut, aber wir erleben eindeutig einen veränderten Carmy. Es gibt weiterhin intensive Diskussionen, aber da er die Figur war, der mit seiner Art vieles befeuert hat, so war die gesamte Handlung deutlich weniger stressinduzierend. Wichtig für Carmy waren dabei vor allem die Gespräche mit Claire (Molly Gordon), seiner Mutter Donna (Jamie Lee Curtis) und dem Gefühl, sich nicht zum Erfolg peitschen zu müssen. Dementsprechend war es echt etwas fürs Herz, wie er als eigentlicher Küchenchef wieder richtig seine Mitarbeiter gesehen hat, wie er ihr Potenzial schätzt und das Vertrauen hat, sie einfach machen zu lassen. Natürlich kann man Erfolg erzwingen, oft genug erreicht man aber genau das Gegenteil und das war die zentrale Lektion für Carmy. Ein schönes Sinnbild war dafür auch seine Nichte Sophie. Nachdem Natalie (Abby Elliott) sie zur Welt gebracht hat, hat Carmy die beiden gemieden/blockiert, wie man es auch immer bezeichnen soll. Aber als seine Schwester mit dem Baby dann einfach in der Küche auftauchte, da hat man das ganz langsame Annähern gemerkt, bis er seine Nichte dann endlich in den Armen hatte und auch das hat sofort gezeigt, wie was in ihm aufging.

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Da Carmy nicht mehr alleine gegen die Windmühlen kämpft, passte es gut, dass Jimmy (Oliver Platt) enthüllt hat, wie es um die finanzielle Situation des Bear steht. Nachdem die Serie ohnehin immer schon viel mit Zeitdruck gearbeitet hat und 'Every Second Counts' zum Motto auserkoren wurde, war die Uhr, die den finanziellen Rettungsschirm abzählte, gut in der Metaphorik. Die Uhr läuft die Staffel über unerbittlich runter, aber ich fand es wie gesagt nicht so stressig, weil man mit jeder Episode mehr gemerkt hat, wie viel besser das gesamte Team inzwischen aufgestellt und aufeinander eingespielt ist. Alle wollen das Fiasko verhindern, alle wollen ihren Anteil am Erfolg haben und das hat dem erneut doch oft schweren Inhalt eine gewisse Leichtigkeit mitgegeben. Hier spielt letztlich auch rein, dass ich zuvor davon gesprochen habe, wie alles von den Staffeln zuvor ineinander gespielt hat. Claire als Rückkehrerin war wichtig, sie ist aber außerhalb der Küche angesiedelt. Noch genialer waren aber Jessica (Sarah Ramos), Luca (Will Poulter), Rene (Rene Gube) und Garrett (Andrew Lopez), die in den verschiedenen Staffeln schon eine Rolle gespielt haben, wenn Carmy, Richie und Co. ihre Ausflüge gemacht haben. Nun all das gute Personal zusammenzuholen, obwohl sie natürlich alle völlig unterbezahlt sein müssen, das war genau meins. Die Bear-Familie wird abermals erweitert und alles geht auf und stellt einen echten Gewinn dar.
Aber es geht auch weiterhin viel um den ursprünglichen Kern, die Berzattos und die, die wir alle als Cousins kennengelernt haben. Während die restlichen neun Episoden von der Laufzeit her ungefähr gleich sind, sprengt #4.07 mit einer Laufzeit von über einer Stunde alles. Es ist aber eine Ergänzung zu der einstigen Weihnachtsepisode in Staffel 2, die die Vergangenheit gezeigt hat. Hier sind wir im Jetzt und schauen uns an, wie es inzwischen bei den meisten aussieht. Auch hier hat man extrem den Unterschied alleine in der Atmosphäre gesehen. Während einst nahezu ständig alles explodiert ist, ist diesmal nur von Anspannung zu reden. Richie steht vor der Qual, dass seine Ex Tiffany (Gillian Jacobs) erneut heiratet und dann Frank (Josh Hartnett) auch noch echt ein netter Kerl ist, der ihn trotzdem in der Vaterrolle von Eva (Annabelle Toomey) immer mehr ersetzen könnte. Carmy trifft auf Donna, Natalie hat ein Hühnchen mit Francie (Brie Larson) zu rupfen, Jimmy will mal nicht ans Geld denken und dennoch gab es ein wunderschönes, friedliches Ende. Ich musste sehr an "Seattle Firefighters - Die jungen Helden" denken, wo sich regelmäßig in Gruppenszenen alle zusammengefunden und einfach beieinander waren, um füreinander da zu sein. Als dann nach und nach alle unter den großen Tisch kamen, wo sich Eva versteckt hat, großartig! Dazu das Gespräch über die individuellen Ängste; es hat gezeigt, dass es auch einfach mal gut tut, ehrlich miteinander zu reden und nicht mit jedem Satz eine neue Anschuldigung zu verbinden.
Das Finale trägt im englischen Original den Titel 'Goodbye'. Das hat viele Spekulationen ausgelöst, ob das still und heimlich das Ende war. Im Deutschen wurde sich für 'Auf Wiedersehen' entschieden und das hat sich bewahrheitet: Es wird ein Wiedersehen in Staffel 5 geben, die ganz frisch zum Julibeginn verkündet wurde. Hätte man "The Bear" nach der vierten Staffel gehen lassen können? Auf jeden Fall! Es gibt noch offene Fragen, klar, aber gerade der ganze Handlungsbogen rund um Carmy und zu welchen Erkenntnissen er gekommen ist, das war rund. Er ist der Bear, er ist das Sinnbild des Restaurants und dementsprechend hätte es mit seinen Überlegungen gepasst, den Abschied zu akzeptieren. Aber das Finale hat wieder vieles so extrem richtig gemacht und dabei eine Wahrheit ausgesprochen, wer der wahre Bear ist, sodass es wohl doch die ganze Zeit in der Luft lag, dass da noch mehr unerzählt ist. Und ich bin extrem erleichtert, dass ich nach dieser stark verbesserten vierten Staffel das auch mitgehe und mich sogar freue. So reißt man das Steuer um!
Fazit
"The Bear" hatte kein einfaches Jahr 2024/2025. Die dritte Staffel kam nicht mehr so gut an, die Preise regneten nicht mehr so ergiebig wie zuvor. Da hätte man den Kopf in den Sand stecken können, aber es wäre Unsinn gewesen. Bei dem Potenzial im Cast, im ganzen Produktionsteam und in der Ästhetik musste man sich einfach nur mal schütteln. Und es hat geklappt: Es geht zurück zu den Wurzeln. Es wird endlich vieles angegangen, es gibt runde Entwicklungen, es gibt viel Emotionales. Vielleicht sind ein paar Figuren wieder untergegangen, was ärgerlich ist, aber insgesamt war das wieder richtig stark!
Die Serie "The Bear: King of the Kitchen" ansehen:
Lena Donth - myFanbase
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