Single Drunk Female - Review Staffel 1

Als Freeform bekannt gab, dass eine 20-minütige Dramedy namens "Single Drunk Female" produziert, war ich erstmal nicht weiter dran interessiert und zugegeben, den Plot habe ich auch nicht so wahrgenommen. Je mehr darüber aber berichtet wurde, desto mehr weckte es dann doch mein Interesse und ich beschloss, irgendwann mal reinzuschauen, wenn sie bei Disney+ verfügbar ist. Irgendwann ist dann jetzt und ob sich die Serie lohnt, das erfahrt ihr jetzt.
Ich liebe Comedyserien und solche, die im Dramabereich angesiedelt sind. Somit hatte "Single Drunk Female" gute Chancen, Gefallen bei mir zu finden. Jetzt hat man mit Alkoholismus ein Thema als Plot genommen, was ich schon sehr gewagt finde und bisher kannte ich solche gewagten Themen nur von Marc Cherry und Chuck Lorre, die schon in Richtung derbe gegangen sind. Mit Simone Finch hat man aber eine weibliche Serienmacherin, die in Sachen Humor den Fokus ganz anders legt, was ich nicht schlimm fand. Viel mehr war ich drauf gespannt, aber auch, wie man das Thema verarbeitet. Und allzu lange zögert man dabei eben auch nicht. Mit Sam (Sofia Black-D'Elia) hat man eine 28-jährige Autorin, die in New York arbeitet, ständig zu spät kommt und betrunken ist und das nicht zu knapp – natürlich hat das Konsequenzen und ihr wird gekündigt. Interessant fand ich hier, wie Sam das aufgenommen hat und dass die Verletzung bei ihrem Chef (Jon Glaser) eigentlich ein Versehen gewesen und sie vor Gericht gelandet ist. Ein bisschen schade fand ich dann auch, dass man den 30-tägigen Entzug nicht mitbekommen hat. Auf der anderen Seite ist natürlich auch klar, dass man die Pilotfolge erst einmal dazu genommen hat, alle wichtigen Charaktere vorzustellen, auch wenn ich im Nachhinein sagen kann, dass nach und nach völlig ausgereicht hätte, weil das die Handlung nicht uninteressanter gemacht hätte.

© 2022 Disney and its related entities; Freeform/Elizabeth Sisson
Für 20 Minuten hat man für mich den Plot durchaus gut und nachvollziehbar erzählt. Zwar hat man teilweise nur an der Oberfläche gekratzt, aber zum einen erwarte ich das auch von einem solchen Format. Zum anderen ist Alkoholismus auch ein Thema, bei dem man so oder so sehr vorsichtig mit umgehen sollte, eben auch weil es verschiedene Typen von Alkoholiker*innen gibt. Und mal ganz vom Titel abgesehen, sollte Sam im Zentrum stehen und das hat man erfüllt. Eben weil sie hauptsächlich im Zentrum stand, hat man eben auch am meisten von ihr und über sie erfahren und andere waren sozusagen Sidekicks, was gar nicht böse gemeint ist, sondern eher, dass sie als eine Art Rahmen für Sams Leben fungieren, was manchmal auch nötig war. Denn nach einem Entzug und den jeweiligen Meetings bei den Anonymen Alkoholikern gibt es das 12-Schritte-Programm, was auch Sam durchlaufen musste. Das habe ich aber gar nicht so wahrgenommen. Vielmehr habe ich wahrgenommen, wie Sam im Alltag damit zurecht gekommen ist oder kommen musste, wirklich nüchtern zu bleiben, was mit der Pilotfolge schon mal misslungen ist. Aber auch das fand ich interessant, da die Entzugsklinik eben wie ein sicherer Ort war, wo alle dasselbe Problem haben. Aber in Sams (bisherigen) Leben ist das eben nicht so und ich hatte auch anfangs bei Felicia (Lily Mae Harrington) nicht das Gefühl, dass sie das wirklich ernst nimmt, wie schwer es ihre Freundin hat. Jedoch muss ich sagen, dass mir Felicia tatsächlichen am sympathischsten ist, was wohl auch daran liegt, dass sie so selbstbewusst auftritt, Spaß am Leben (Trinken und Kiffen) hat, aber eben auch über die Staffel eine gewisse Sensibilität entwickelt hat. Die hat zwar auch Sams Mutter Carol (Ally Sheedy) entwickelt, aber dennoch denke ich, dass es zwischen ihr und ihrer Tochter noch genügend Klärungsbedarf gibt.

© 2022 Disney and its related entities; Freeform/Daniel Delgado
Gerade auch weil Sams Vater und Carols Ehemann an Leukämie starb und seine Tochter da schon Alkoholikerin und nicht für die Familie da war. Hierbei wurde auch die Frage in den Raum geworfen, ob Alkoholismus von den meisten in der Gesellschaft wirklich als Krankheit angesehen und anerkannt wird. Bei Carol wiegt natürlich noch schwer, dass sie mit ihrer Trauer vollkommen alleine gelassen wurde und sich auch so fühlte, wie man dann im weiteren Verlauf auch in ihrem Buchclub erkennt. Ich denke, bei Carol wurden somit auch Versagensängste bzw. Versagensgefühle angedeutet, die wahrscheinlich so ziemlich jeder Elternteil in solch einer Situation hat. Sie hat sich einfach ganz lange was verboten: Den Schmerz rauszulassen. Mit Bob (Ian Gomez) hat man ihr tatsächlich jemand Tolles an die Seite gestellt, der als Vermittler zwischen Mutter und Tochter fungiert, der genug außenstehende Person ist, der aber auch genug Einfühlungsvermögen hat, um – wenn man es so will – beiden Parteien gerecht zu werden. Es ist durchaus noch ein weiter und steiniger Weg zwischen Sam und Carol, der sicherlich auch ein paar Rückschläge parat hält, wie zum Beispiel, dass Bob einzieht und Ian Gomez in der zweiten Staffel zum Hauptcast gehört, aber ich bin gespannt, wie man das lösen wird.
Interessant dürfte es auch bei James (Garrick Bernard), Brit (Sasha Compère) und Olivia (Rebecca Henderson) werden. Bei Letzterer verstehe ich irgendwie noch nicht so ganz, warum man sie für die zweite Staffel in den Nebencast zurückgestuft hat, zumal ihre Geschichte als Sponsorin, die sich für ihre Schützlinge extrem aufopfert, selbst seit zehn Jahren trocken ist, Probleme mit ihrer Ehefrau Stephanie (Madeline Wise) hat und dann für sie beide schwanger werden will, interessant ist. Ich frage mich also, ob man dem mit Nebendarstellerstatus noch gerecht werden kann, gerade weil es eben auch wichtige Aspekte hat und auch passt zu zeigen, dass es auch noch nach x Jahren verschiedene Trigger geben kann. Ähnlich wie bei James. Um den sorge ich mich ja schon. Mit der Flashback-Episode hat man durchaus gesehen, dass er Sam schon kannte, aber dass er noch viel labiler als sie gewesen ist und mit dem Staffelfinale einen Rückfall hatte, der sicher in der zweiten Staffel näher beleuchtet wird. Mit Brit konnte ich leider am wenigsten anfangen und hätte sie auch nicht in der Serie gebraucht. Sie war mit Sam befreundet, hat sich dann deren Exfrau Joel (Charlie Hall) geangelt und hat ihn dann auch noch geheiratet. Im Staffelfinale sah es dann aber so aus, als hätte sie ein schlechtes Gewissen und auch, dass sie die Hochzeit absagen würde. Ich bin mehr oder weniger gespannt, was man aus der Figur und der 'Freundschaft' mit Sam noch machen wird.
Fazit
"Single Drunk Female" ist sicherlich kein Must-See und es ist auch keine Serie, bei der man förmlich über den Humor stolpert. Das muss es aber auch gar nicht. Vielmehr hatte ich den Eindruck, dass sich ein gewisser Humor oder Schmunzeleffekt erst nach dem Schauen der kompletten Staffel einstellt und man das Gesehene erst einmal eine Weile sacken lassen muss oder sollte.
Die Serie "Single Drunk Female" ansehen:
Daniela S. - myFanbase
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