Ratched - Review

Ryan Murphy ist wohl einer der bekanntesten Produzenten der vergangenen Jahre. Er hat sich einen Namen mit "Nip/Tuck - Schönheit hat ihren Preis", "Glee", aber auch besonders durch "American Horror Story", "American Crime Story", "The Politician" und "Pose" gemacht. Mit "Ratched", das die Vorgeschichte des fiktiven Charakters Mildred Ratched aus dem Roman "Einer flog über das Kuckucksnest" von Ken Kesey erzählt, steht seine neueste Produktion seit dem 18. September 2020 bei Netflix zum Streamen bereit. Ob sein neuester Streich mit Berechtigung eine von Netflix' Top 10-Serien in Deutschland ist, erfahrt ihr jetzt.
Ich habe weder das Buch gelesen noch den Film "Einer flog über das Kuckucksnest" aus dem Jahr 1975 gesehen, demnach kann ich auch nicht beurteilen, wie nahe oder weit weg diese Serie davon ist. Warum ich mit "Ratched" angefangen habe? Es ist wohl eher der Tatsache geschuldet, dass es mich neugierig gemacht hat, was sich Murphy jetzt wieder ausgedacht hat, ob es in Richtung Genialität oder Abstrusität geht, und vor allem auch der Cast. Obwohl man mit Sarah Paulson und Finn Wittrock durchaus zwei Stammspieler Murphys hat, die man schon seit Jahren aus "American Horror Story" kennt, und ich darüber wenig verwundert war, waren für mich daher eher die Castings von Cynthia Nixon und natürlich Sharon Stone – zwei Damen, die bekannt sind, die man aber noch nie mit einer Produktion von Ryan Murphy in Verbindung gebracht hat – überraschend.
Zugegeben scheine ich ein bisschen 'vorbelastet' zu sein, da ich (fast) alle Staffeln von "American Horror Story" gesehen habe und dadurch viel schneller die Handschrift von Murphy erkenne und diese lässt auch in der Pilotfolge nicht lange auf sich warten. Direkt in den ersten Minuten werden vier Priester von einem gewissen Edmund Tolleson (Finn Wittrock) auf brutale Art und Weise ermordet, wodurch man erfährt, dass einer der Priester sein Vater ist, der aber so gar nichts von seinem Sohn wissen wollte und diesen in ein Waisenhaus geschickt hatte. Mit solch brutalen Szenen startet die achtteilige erste Staffel von "Ratched".
Wenn man auch nur einige Staffeln von "American Horror Story" gesehen hat, dann weiß man, dass Murphys Charaktere immer in irgendeiner überraschend-schockierenden Verbindung zueinander stehen und diese einen Plan verfolgen. Mit Mildred Ratched (Sarah Paulson) haben wir die Hauptfigur der Serie. Jene bewirbt sich in der führenden psychiatrischen Anstalt von Dr. Hanover (Jon Jon Briones) und ist sehr aufgeschlossen, was dessen teilweise qualvollen Methoden angeht. Gerade bei diesen Szenen, in denen den Patienten ins Hirn gebohrt oder das Auge ausgestochen wird, fühlte ich mich ziemlich an die dritte Staffel von "American Horror Story: Coven" erinnert, in der sich Paulsons Charakter Cordelia Foxx selbst die Augen ausgestochen hat. Ebenso fühlte ich mich an die zweite Staffel mit dem Titel Asylum erinnert, da man sehr brutal vorgeht, den Patienten die Homosexualität austreiben und ihnen weismachen will, dass mit ihnen etwas nicht stimmt.
Wie gesagt, wer Serien von Ryan Murphy kennt, der dürfte wenig überrascht sein, dass bestimmte Charaktere in Verbindung stehen. Somit ist auch Mildred nicht umsonst in die Anstalt gekommen, denn sie möchte ihren Bruder befreien und bei dem handelt es sich um niemand anderen als Edmund. In diesem Zusammenhang gefiel mir wirklich gut, dass die beiden als Geschwister zusammenhalten bzw. so eine Verbindung zueinander haben, dass sie immer wieder zusammenfinden. Hier finde ich es auch wirklich gut, dass, obwohl die beiden keine biologischen Geschwister sind, sie dennoch ein unsichtbares Band verbindet, welches offenbar nie getrennt wird. Im Verlauf der Staffel erlebt man auch, weshalb Edmund und Mildred so geworden sind, wie man sie kennt und dass dabei eben die Psyche eine enorme Rolle spielt und wieviel Einfluss sie auf Wesenszüge haben kann.
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In Bezug auf die Psyche schreckt man natürlich auch nicht davor zurück, den Menschen ihre Homosexualität auf sehr brutale Art und Weise mit der Hydrotherapie austreiben zu wollen und man darf dabei auch nicht vergessen, dass es 1947 eine völlig andere Zeit gewesen ist. Dennoch wird diese Thematik auch in dieser Serie aufgegriffen und zeigt verschiedene Umgangsformen dadurch. Zum einen ist da Mildred, die sich dessen gar nicht so sicher ist, ob sie tatsächlich auf Frauen steht und versucht sich mit Sex mit einem Mann vom Gegenteil zu überzeugen. Zum anderen ist da Gwendolyn Briggs (Cynthia Nixon), die zwar nicht offen ihre Sexualität auslebt, die aber selbst dazu steht und eher aus beruflichen Gründen eine Ehe mit einem Mann eingegangen ist.
Dass das Thema Homosexualität auch von der Seite beleuchtet wird, dass ein Paar zusammenkommt und zusammenbleibt, war mir persönlich spätestens dann klar, als bekannt wurde, dass Gwendolyn lesbisch und Mildred sich darüber noch nicht im Klaren ist. Ich fand die Paarkonstellation ziemlich interessant, gerade auch, weil sie Nixons Charakter noch einmal von einer anderen Seite gezeigt hat, dass sie dazu bereit ist, ihren Job beim Governor George Wilburn (Vincent D'Onofrio) für die Liebe aufzugeben. Letztlich hat es mich auch nicht überrascht, dass man Mildred, Gwendolyn und auch Betsy Bucket (Judy Davis) als Freundinnen vereint gesehen hat. Obwohl ich bei Betsy anfangs ein seltsames Gefühl hatte und sie alles dafür tat, dass sie Hanover für sich hat, ist es genau das, was Murphys Produktionen (zum größten Teil) so interessant macht, dass man immer wieder überrascht wird, wie sich das Blatt wendet, und gerade das die letzten Episoden betrifft, war durchaus fasziniert.
Mit der Einführung des Nebencharakters der Charlotte Wells (Sophie Okonedo) hat man in meinen Augen einen großartigen Clou gelandet. Eine Frau, die unter einer Persönlichkeitsstörung leidet und die Zeit von Adolf Hitler wohl nie ganz verwunden hat und dann komplett abdreht, dass man Okonedo für ihr großartiges Schauspiel feiern und eigentlich auch in den höchsten Tönen loben muss. Allein schon ihretwegen würde ich eine zweite Staffel schauen. Aber auch Sharon Stone in dieser Serie zu sehen war durchaus ein Genuss, auch wenn ihre Körpersprache und Outfit an die Kultszene aus "Basic Instinct" erinnern. Allerdings hat mir ihre Storyline mit ihrem Sohn Henry (Brandon Flynn) weniger gut gefallen. Nicht mal so sehr, weil sie teilweise ziemlich brutal war, sondern weil diese mich sehr an Szenen der vierten Staffel von "American Horror Story: Freak Show" erinnert hat und man somit nicht überrascht war, wie die Storyline weitergeführt und beendet wurde.
Fazit
Nach wie vor bin ich mir nicht sicher, ob "Ratched" sich berechtigt in den Top 10-Serien in Deutschland von Netflix befindet, was aber wohl eher daran liegt, dass mich persönlich einige Szenen zu sehr an verschiedene Staffeln von "American Horror Story" erinnern und dadurch nicht mehr neu oder aufregend sind. Trotzdem muss ich sagen, dass mich diese erste Staffel vor allem in den Konstellationen und in der Tiefgründigkeit oftmals fesseln und beeindrucken konnte.
Die Serie "Ratched" ansehen:
Daniela S. - myFanbase
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