Matlock - Review Staffel 1

Es gehört schon seit einigen Jahren zur Normalität, dass alte Klassiker einen neuen Anstrich bekommen. Eines der besten Beispiele ist für mich "Der Denver-Clan", was als Reboot zwischen 2018 und 2023 bei The CW zu sehen war und ikonische Rollen wie Blake oder Alexis Carrington und auch Kirby neu besetzt hat. Bereits in der Season 2023/2024 sollte bei CBS die Neuauflage von "Matlock" mit Kathy Bates in der Hauptrolle an den Start gehen. Durch den Doppelstreik in den USA hat man den Start in die nächste Season verschoben. Überhaupt ist es ein großes Glück, dass wir die Serie mit Bates in der Hauptrolle zu sehen bekommen. Die Schauspielerin wollte nämlich in den Ruhestand gehen. Allerdings kam dann das Drehbuch von "Matlock" in ihr Haus geflattert. Der Rest ist Geschichte.

Es war also das Drehbuch, was Kathy Bates dazu veranlasst hat, doch noch nicht in den Ruhestand zu gehen. Wenn man eine solch eigentlich endgültige Entscheidung wieder rückgängig macht, dann muss es ein wirklich tolles Drehbuch sein. So toll, dass der Sender die Serie nach gerade mal zwei ausgestrahlten Episoden in die Verlängerung geschickt hat. Ist die Geschichte um die aus dem Ruhestand zurückkehrende Madeline 'Matty' Matlock also wirklich so gut? Ja, ist sie. Sie ist so gut. Sie ist aber auch emotional, lustig, packend, spannend, verstrickt und hat Wendungen, die man das ein oder andere Mal nicht hat kommen sehen. Die Originalserie von "Matlock" wurde zwischen 1986 und 1995 ausgestrahlt und war mit einem Mann in der Titelrolle besetzt. Dass es nun eine Frau ist, unterstreicht in meinen Augen auch nochmal, wie sich die Serienwelt inzwischen verändert hat. CBS war allerdings so clever und hat es bei der Serienankündigung und der Prämisse nur so aussehen lassen, als würde es sich hier tatsächlich um ein Reboot handeln. Damit will ich nicht sagen, dass man vielleicht nicht doch ein paar Figuren oder Handlungen des Originals übernommen hat. Ich kenne das Original nicht, allerdings ist mir in der Pilotfolge schon aufgefallen, dass Mattys Zeitangabe, von wann bis wann das Original lief, falsch waren. Also ging ich schon davon aus, dass sich hinter "Matlock" mehr verbirgt, als es zunächst den Anschein hat.

Kathy Bates, Matlock
© 2024 CBS Broadcasting Inc. All Rights Reserved.; Sonja Flemming/CBS

Matty bewirbt sich in der Anwaltskanzlei Jacobson Moore um eine Stelle, weil ihr Ehemann gestorben ist und sie mit Schulden zurückgelassen hat. Dazu kommt aber noch, dass ihre Tochter bei einem Autounfall gestorben ist und sie ihren Enkel Alfie (Aaron Harris) alleine großziehen muss. Thematisch wird dabei die Altersarmut aufgegriffen, die sicherlich noch gravierender in den USA als hier ist. Dadurch hat Matty sofort Pluspunkte bei Senior (Beau Bridges) gesammelt und wird letztlich auch von dessen (Noch-)Schwiegertochter Olympia (Skye P. Marshall) eingestellt, erst einmal sehr zum Leidwesen der jüngeren Angestellten Billy (David Del Rio) und Sarah (Leah Lewis). Obwohl Matty vor 30 Jahren zuletzt als Anwältin gearbeitet hat, scheint sie nicht aus der Übung zu sein. Bereits zum Ende der ersten Episode wird enthüllt, dass Matty in manchen Dingen gelogen hat. Ihr Name ist eigentlich Madeline Kingston, eine reiche Rentnerin, die mit Edwin (Sam Anderson) verheiratet ist und gemeinsam mit ihrem Enkel Alfie in einem großen Haus wohnt. Es stimmt aber, dass ihre Tochter verstorben ist, allerdings nicht durch einen Autounfall. Sie starb an einer Überdosis und Matty will beweisen, dass die Kanzlei dafür gesorgt hat, dass Dokumente verschwunden sind, die aber ausgereicht hätten, damit Opioide vom Markt genommen werden. Wenn man nur mal an die beiden Miniserien "Painkiller" oder "Dopesick" denkt, die genau dieses Thema näher beleuchten, dann kann man sich auch im Ansatz vorstellen, was in Matty als Mutter vorgeht. Dass CBS so schnell eine zweite Staffel bestellt hat, ist für mich nachvollziehbar. Mit diesem Plot klebt man als Zuschauer*in förmlich am Bildschirm, wie es weitergehen wird.

Aaron D. Harris, Sam Anderson & Julie Hagerty, Matlock
© 2024 CBS Broadcasting Inc. All Rights Reserved.; Michael Yarish/CBS

Ja, ich habe förmlich am Bildschirm geklebt, wie es mit Matty weitergeht. Wie sie es schaffen will, Beweise zu finden, aber gleichzeitig auch ihre Identität zu wahren, damit ihr wahres Vorhaben nicht ans Licht kommt und zu ihren neuen Kollegen und Kolleginnen ein Vertrauensverhältnis aufzubauen. "Matlock" ist es wunderbar gelungen, diesen Spagat logisch und unterhaltsam über diese ganze erste Staffel beizubehalten. Es war für mich persönlich allerdings auch nicht von der Hand zu weisen, dass auf Matty und Olympia der Fokus liegt und sich die Beziehung der beiden wie ein roter Faden durch die ganzen Episoden gezogen hat. Vielleicht liegt es daran, dass Olympia selbst Mutter ist oder sie in Matty jemanden hat, der mütterlich wirkt. Ihre Beziehung war allerdings auch deshalb so interessant zu beobachten, weil sie erst nicht denkbar war. Immerhin war Olympia eine der Verdächtigen von Matty, die sie auf ihrem Mordboard hatte. Über die einzelnen Episoden hat sich die Stärke ihrer Beziehung allerdings auch verändert, genauso wie die, die Matty mit Billy und Sarah hat. Olympia ist für Matty eine Freundin geworden und mit der Tatsache, dass sie Olympias baldigen Exmann Julian (Jason Ritter) im Verdacht hat bzgl. der Dokumente, ist der verzwickt. Zum Ende der Staffel gibt es allerdings noch weitere Wendungen, die nicht nur die Freundschaft in Gefahr bringen, sondern auch andere Perspektiven und Facetten für die einzelnen Figuren aufzeigen.

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Auch in Mattys Privatleben gab es im Laufe der Staffel einige Wendungen, mit denen ich nicht gerechnet habe. Ein bisschen musste ich bei Matty, Edwin und Alfie an unser Trio von "Only Murders in the Building" denken. Wobei hier die beiden Senioren sehr viel mehr technisches Wissen haben und es deshalb interessanter ist, wie das die Ehe von Matty und Edwin beeinflusst. Vor allem wenn man sich manche Flashbacks genauer durch den Kopf gehen lässt. Ich habe lange überlegt, warum die Tochter eine Überdosis genommen hat, obwohl sie clean war. Was war der Auslöser dafür? Diesen fand ich ziemlich emotional, weil er zum einen noch einmal deutlich unterstrichen hat, wie groß Mattys Schuldgefühle sind. Zum anderen hat es auch gezeigt, wie belastend der Tod der Tochter für die Ehe mit Edwin gewesen ist, bei der ich manchmal geglaubt habe, dass sie diesen Ermittlungen nicht mehr Stand hält. Vielleicht war es daher auch clever, mit Bitsy (Julie Hagerty) Mattys Schwester auftauchen zu lassen, die schon das komplette Gegenteil ist, dennoch das Herz am rechten Fleck hat und bei den Ermittlungen ein kleiner, aber wichtiger Bestandteil war. Das Ende dieser Staffel hat allerdings auch den Grundstein dafür gelegt, dass sich das Privatleben von Matty in der zweiten Staffel extrem ändern könnte.

Überhaupt fand ich die Entwicklungen zum Ende hin sehr spannend. Gerade Julian und Olympia betreffend könnte ich mir vorstellen, dass sich die Führungspositionen in der Kanzlei ändern könnten, je nach dem, was Olympia für eine Entscheidung trifft. Und nachdem kürzlich die unschöne Meldung von Billy-Darsteller David Del Rio die Runde gemacht hat, wird es interessant sein, wie man damit in der Serie umgehen wird.

Fazit

Mit "Matlock" hat man in meinen Augen ein Juwel in die Fernsehlandschaft gebracht, den man nicht mehr missen möchte. Kathy Bates' Darstellung der Matty ist großartig, mit einem perfektem Timing für Emotionales, Lustiges, Ernsthaftes. Dank Spannung, Unterhaltung, Mitgefühl und Wendungen war die blitzschnelle Verlängerung um eine zweite Staffel absolut nachvollziehbar. Ebenso ist nun zu verstehen, warum Bates eben doch noch nicht in den Ruhestand gegangen ist.

Daniela S. - myFanbase

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