Lucifer - Review, Staffel 5B

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Netflix hat ohne Frage mit dem Aufkauf von "Lucifer" von Fox einen riesigen Coup gelandet, da der Hype um die teuflische Serie mit dem Wechsel zum Streamingdienst sogar noch größer wurde. Auch Amazon Prime Video darf sich seit Jahren rühmen, sich die deutschen Ausstrahlungsrechte gesichert zu haben, denn auch beim deutschen Publikum ist "Lucifer" ein Garant. Dennoch hat man bei der weiteren Planung der Serie eine gewisse Willkür bemerkt, denn zunächst war die fünfte Staffel aufgestockt worden, um sie dann zweigeteilt anzukündigen. Dabei war Staffel 5B zunächst als Serienfinale vorgesehen, bis doch noch eine finale sechste Staffel bestätigt wurde. Auch wenn ich mich als Fan der Serie über die Nachricht sehr gefreut habe, so hat mich doch auch ein ungutes Gefühl beschlichen, ob die Serienproduktion nicht zu lange auf der Erfolgswelle surft und dabei das Geschehen unnötig in die Länge zieht. Deswegen soll das mein kritisches Hauptaugenmerkt bei der nun folgenden Nachbetrachtung werden.

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Foto: Lauren German & Tom Ellis, Lucifer - Copyright: 2020 Warner Bros. Entertainment Inc. All rights reserved; 2020 Netflix, Inc.; John P. Fleenor/Netflix
Lauren German & Tom Ellis, Lucifer
© 2020 Warner Bros. Entertainment Inc. All rights reserved; 2020 Netflix, Inc.; John P. Fleenor/Netflix

Da ich mich auch gerne abseits des eigentlichen inhaltlichen Geschehens zu Serien informiere, bin ich doch schnell auf die Nachricht gestoßen, dass die finale Szene von Staffel 5B als Teil des Serienfinales geplant gewesen ist. Das hat mich doch sehr überrascht, denn ich hätte mir vorstellen können, dass mit der Verlängerung um Staffel 6 die Planungen noch einmal angepasst worden wären. Dem war aber nicht so, weswegen die kommende – nun tatsächlich endgültig letzte – Staffel als Bonus gesehen wird. So überraschend das ist, so sehr erklärt es auch, warum ich mit der zweiten Hälfte von Staffel 5 nicht so glücklich bin, wie ich es gerne gewesen wäre. Man merkt dem Geschehen nämlich ein gewisses Ungleichgewicht an. Während man sonst "Lucifer" nie eine überstürzte Erzählweise vorwerfen konnte, so würde ich diesen Kritikpunkt aber dieses Mal anbringen wollen. Es ist nur logisch, dass mit dem zunächst angekündigten Ende nach Staffel 5 noch einiges passieren sollte und musste, da die Serienmacher eben eine klare letzte Szene vor Augen hatten. Aber warum konnte das mit der Verlängerung nicht anders ausgekostet werden? Kam die Nachricht von Netflix' Seite wirklich so knapp und wenn ja, sind solche spontanen Entscheidungen nicht genau das, was sehr guten Serien dann auch das Genick brechen kann? Wäre 5B jetzt wirklich das Ende gewesen, wäre ich sicherlich wohlgesonnter gewesen, aber so kann ich die Kritikpunkte, die ich habe, nicht einfach wegdrücken.

Was in dieser zweiten Staffelhälfte so im Argen liegt, kann man wohl am besten an der Darstellung der Beziehung von Lucifer (Tom Ellis) und Chloe (Lauren German) ablesen. Diese wurde über die verschiedenen Staffeln hinweg wirklich sehr langsam aufgebaut. Vieles wurde absichtlich hinausgezögert, was für mich als Zuschauerin auch wirklich hervorragend funktioniert hat, denn auf jeden minimalen Beziehungsschritt zwischen ihnen konnte man hinfiebern. Die letzte Staffelhälfte endete nun damit, dass Lucifer wegen familiärer Streitigkeiten vom Liebesgeständnis abgehalten wurde. Dennoch hätte ich nicht damit gerechnet, dass diesem entscheidenden Schritt noch ein weiterer Stein in den Weg gelegt würde. Ich fand Lucifers Begründung, warum er Chloe nicht seine Liebe gestehen konnte, dementsprechend hanebüchen, denn eigentlich besteht für jeden Zuschauer und jede Zuschauerin keinerlei Zweifel daran, dass er sie innig liebt. Diesen Bruch in der Liebesgeschichte kann ich auch nicht nur alleine so empfunden haben, denn die gesamte weitere Staffel war von dem besonderen Zauber zwischen den beiden Figuren nichts mehr zu spüren. Als sie mal eben beschlossen, dass sie trotz fehlender Liebeserklärung eine ganz normale Beziehung führen werden, konnte ich kaum hinsehen, denn so unbeholfen gingen sie miteinander um. Das hat mich wirklich sehr irritiert, weswegen ich die letzte Folge, als es dann wieder ganz anders war, nicht völlig unbefangen gucken konnte. Es ist schon absurd, dass die letzte Episode davon lebt, wie sehr Lucifer und Chloe einander lieben, aber dass davon ausgerechnet in Staffel 5B wenig von zu merken war.

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Foto: Lauren German, Lucifer - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Lauren German, Lucifer
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Ein weiterer Faktor für diesen Eindruck ist sicherlich auch, dass Chloe nur eine sehr untergeordnete Rolle in dieser Staffelhälfte spielt. Wenn sie dann wirklich mehrere Szenen hat, betrafen diese stets nur die Ermittlungen, den Umgang mit Lucifer sowie Dan (Kevin Alejandro) und Trixie (Scarlett Estevez). Aber dass sie auch Beziehungen zu den anderen Hauptfiguren hat, war nahezu kaum wahrzunehmen. Ist das jetzt nur fahrlässig oder war German aus welchen Gründen auch immer verhindert und konnte nicht das übliche Drehpensum leisten? Ich fand es jedenfalls auffällig, dass sie recht isoliert vom restlichen Geschehen war und dass sie nicht die Präsenz entfalten konnte, die man von Chloe sonst kennt. Aber auch bei den anderen Figuren hat nicht alles gepasst. Während Dan und Linda (Rachael Harris) quasi ihre Solo-Episoden bekommen haben, waren auch Amenadiel (D.B. Woodside) und Maze (Lesley-Ann Brandt) auffallend passiv diesmal. Beide haben immer wieder nur kleinere Handlungsbögen, die dann nicht mal überzeugend gestaltet sind. Bei Amenadiel war das Thema mit Baby Charlie nahezu unter dem Tisch geklärt und auch seine Überlegungen, der nächste Gott zu werden, wurden ausgebremst. Maze wiederum kommt wieder mit Eve (Inbar Lavi) in Kontakt, doch das Happy End wird unnötig ausgebremst und die wunderbare Chemie der beiden wird einfach vergeudet.

Nach diesem ganzen Gemecker will ich es aber nicht so aussehen lassen, als hätte ich mich nur durch die Staffel gequält, denn nur weil einiges nicht stattgefunden hat, heißt es ja nicht, dass das, was stattgefunden hat, nicht gut war. Extrem interessant fand ich nämlich, wie Gott (Dennis Haysbert) eingebunden worden ist. Während er mich bei dem intensiven Familiendinner zum Auftakt noch in den Wahnsinn getrieben hat mit seiner Wortkargheit, so wurde es anschließend immer besser. Denn spätestens, als er seine Fähigkeiten aufgegeben hat, um mal als Mensch zu leben, wurde es wirklich urkomisch. Da hat Haysbert ein echtes komödiantisches Talent beweisen dürfen und da er nahezu nur Interaktionen mit Ellis hat, der sein Talent nun schon seit fünf Staffeln immer wieder unter Beweis stellen darf, war das natürlich eine geniale Kombination. Mir hat in dem Zusammenhang auch gefallen, wie hier das Gottes-Bild angegangen wurde, denn es war wirklich experimentell, was man in einer solchen stilistischen Art wohl auch machen muss. Schon in den Staffeln zuvor wurde Gott ja schon im Off nicht unbedingt als sympathischer Kerl inszeniert. Er wurde regelrecht vermenschlicht, was nun auch in Persona umgesetzt wurde und das war in sich stimmig. Denn aus Glaubensperspektive wird man diese Serie sicherlich nicht sehen. Spätestens als dann klar wird, dass das Gottesamt weitergegeben werden kann, ist natürlich eh alles ad absurdum geführt, aber das passt zu dieser Serie wie die Faust aufs Auge.

Foto: Tom Ellis, Lucifer - Copyright: Warner Bros. Entertainment, Inc.
Tom Ellis, Lucifer
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Insgesamt sitzt der Humor wieder einwandfrei in dieser Staffel. Die ganzen Wortspiele, dazu der trockene Humor, das hat die Serie immer schon charakteristisch abgehoben und es immer wieder schön, dass trotz etwaiger Kritikpunkt wenigstens das immer eine Konstante bleibt. Zwar hat mich die schon früh angekündigte Musical-Episode nicht ganz so von den Socken gehauen wie erhofft, aber sie war mit Gottes Fähigkeiten wenigstens logisch erklärt, aber ansonsten war es immer wieder ein Highlight, die kleineren Spielereien zwischendurch zu beobachten. Vor allem im Finale wurde mit der Anspielung auf "Game of Thrones" und dem Singen von "Can't Touch This" noch mal der Vogel abgeschossen. Aber auch die Dan-zentrierte Episode war eine Aneinanderreihung von Absurditäten, die aber so wunderbar auf diesen Charakter gepasst hat, dass nur der Endeindruck bleiben kann, dass die Abteilung Humor immer gut aufgehoben ist.

Man hat wirklich in einigen Aspekten merken können, dass 5B mal als Hinleitung zum Serienfinale geplant war, denn es gibt wirklich sehr viele nostalgische Bezüge und es war schön viele alte Gesichter wie Penelope Decker (Rebecca De Mornay), John Decker (Chris Payne Gilbert), Azrael (Charlyne Yi) und Charlotte (Tricia Helfer), wenn auch hier als Frau Gottes auftretend, erneut zu sehen waren. Zudem wurde in der vorletzten Episode ein emotionaler Tiefschlag geboten, auf den ich nicht zu sehr eingehen will, aber er hat mich sehr mitgenommen. Auch das ist in finalen Staffeln nicht unüblich, denn es ist ein Einschlag kurz vor dem Ende, der zur sonstigen Atmosphäre der Serie im Kontrast steht und deswegen so erinnerungswürdig bleibt. Abschließend will ich noch mal zum Tempo in diesen acht Episoden kommen, denn gerade die Gottes-Thematik ist für mich überraschend aus der Taufe gehoben worden, um sie dann zum Staffelfinale durchzuprügeln. Deswegen fand ich die letzte Episode auch tatsächlich stellenweise übertrieben, zu pathetisch und auch absurd, denn mir fehlten einige Zwischenschritte. Ja, es war gewiss ein spektakuläres Staffelfinale, aber es lebte mehr von Extremen statt von Emotionalität. Das kenne ich von "Lucifer" sonst definitiv besser.

Fazit

"Lucifer" lässt mich mit Staffel 5B leider etwas enttäuscht zurück. Mit dem vermeintlichen Serienfinale vor Augen ist einiges übers Knie gebrochen worden, während anderes unerwartet auf der Strecke geblieben ist. Damit wirkte das Geschehen für mich nicht wirklich ausgewogen, was ich so deutlich in der Serie bislang nicht erlebt habe. Dennoch ist "Lucifer" eben "Lucifer", weswegen es natürlich trotzdem genug Highlights gibt. Alles in allem hadere ich dennoch, wie ich nun Staffel 6 entgegenblicken soll. Wird sie die Mängel wieder ausgleichen oder den Abwärtstrend fortsetzen?

Lena Donth - myFanbase

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