Bewertung

Review: #7.03 Bigfoot und die Spencersons

Foto: James Roday, Psych - Copyright: 2015 Universal Pictures
James Roday, Psych
© 2015 Universal Pictures

Steve Franks und James Roday sind noch nie davor zurückgeschreckt, die abstrusesten Film- und Fernsehprdokutionen aus den Archiven hervor zu zerren und sie in einer Episode von "Psych" zu verarbeiten. Und als die beiden sich zusammen setzten und überlegten, in welche Richtung sich Staffel Sieben, dachten sie sich, dass es vielleicht eine ganz interessante Idee wäre, sich mal dem Phänomen "Blair Witch Project" widmete. 14 Jahre nach der Veröffentlichung dieses "Found Footage"-Films gab es bereits zahlreiche Filme, die "Blair Witch Project" durch den Kakao zogen, parodierten oder einfach nur imitierten. Warum gerade jetzt dieses ganze Zeug nochmal aufgewärmt werden muss, bleibt mir ein Rätsel.

"What is more interesting than a documentary about finding Bigfoot? A documentary about finding Bigfoot that fails."

Shawn surft im Internet und stolpert über eine Seite zweier Filmstudenten, die von ihrem Vorhaben erzählen, eine Dokumentation über Bigfoot zu drehen. Und aus irgendeinem Grund glaubt er, es wäre spannend, eine Gegendokumentation zu drehen, schreibt Gus in einem Kurs an der Filmhochschule ein und lockt ihn dann unter einem fadenscheinigen Vorwand in den Wald. Und dann geht es auch schon los, mit dem „Bigfoot Project“.

Shawn will die beiden Studenten bloßstellen und beweisen, dass sie die ganze Sache mit der Sichtung von Bigfoot nur inszeniert haben und zunächst scheint es so, als hätte Shawn tatsächlich recht. Die ganze Situation im Wald wirkt unglaublich konstruiert. Die Studenten haben Köder mit Transmittern ausgelegt und ihr gesamtes Lager mit Kameras versehen, in der Hoffnung, dass sich das große, böse Ungetüm hierher verirren wird.

Die beide Filmemacher sind dabei unglaublich stereotyp gezeichnet, was Shawn und Gus nicht müde werden, den Zuschauern unter die Nase zu reiben. So machen sie sich darüber lustig, dass Chavo wohl verdammt dazu ist, zurück zu fallen und gegessen zu werden, während die gutaussehende Kate keine Situation auslässt, um mit ihren Reizen zu spielen. Sie biedert sich Gus regelrecht an, verschwindet dann jedoch mit Chavo im Gebüsch, um dort über ihn herzufallen.

Während nicht ganz klar wird, ob Kate und Chavo tatsächlich davon überzeugt sind, dass Bigfoot existiert, setzt Shawn alles daran, um schnellstmöglich zu beweisen, dass die beiden nichts anderes als Schwindler sind, die ihr Projekt für die Uni etwas aufpeppen wollen. Trotz dieser recht dürftigen Ausgangslage macht die Episode dann doch zu Beginn unglaublich viel Spaß. Die vier stolpern mit ihrer Kamera durch die Gegend, machen sich übereinander lustig, zitieren wie die Weltmeister und sehen dann ganz plötzlich doch noch Bigfoot. Und von hier an gibt es zwanzig Minuten beste Unterhaltung, denn logischerweise packt die Gruppe die Panik und sie fliehen vor der haarigen Gestalt, die in eine Höhle zu flüchten versucht. Dabei stolpert Gus in eine Grube voller Leichen, was dem ganzen Projekt schlagartig ein Ende zu setzen droht.

Glücklicherweise tauchen kurze Zeit später schon Lassiter und Juliet auf. Was die beiden mitten in der Wildnis suchen? Ein besorgter Wanderer hat sie wohl angerufen, weil mitten im Wald ein einsames blaues Auto stand, das sich als Gus' Auto herausgestellt hat. Zufälle gibt es manchmal...

"I'm sorry, Marlowe. Sorry I wasn't strong enough."

Sobald Lassiter und Juliet zur Gruppe hinzustoßen, überschlagen sich die Ereignisse regelrecht. Natürlich glauben die beiden nicht an die Theorie von Bigfoot, doch als plötzlich die Leichen, über die Gus gestolpert ist, verschwinden und es den Anschein hat, als seien sie weg gezerrt worden, begeben sich die sechs auf die Suche nach Spuren für eine logische Erklärung. Allen voran Lassiter glaubt nicht an eine übernatürliche Gestalt, die hier ihr Unwesen treibt und zetert in einer Tour. Und dann, aus heiterem Himmel, tritt Lassiter in eine Bärenfalle, verletzt sich ernsthaft am Fuß und stolpert in den Fluss. Erst durch Juliets beherztes Eingreifen kann er gerettet werden, doch da er nicht laufen kann, bleibt ihnen allen wohl oder übel nichts anderes übrig, als ein Nachtlager mitten im Wald aufzumachen.

Diese actiongeladene Sequenz ist wirklich ungemein spannend und witzig zugleich. Und um dann etwas Ruhe in die Episode zu bringen, setzen sich Chavo, Kate, Gus und Shawn zusammen ans Lagerfeuer und singen eine herrliche Version von „Eternal Flame“, während Lassiter geschwächt vom Blutverlust anfängt, eine Nachricht für Marlowe, seine Mutter und auch für Juliet aufzunehmen. Diese Szene gehört mit zu den stärksten der Episode, gerade weil sie eine so offensichtliche von "The Blair Witch Project" abgekupfert ist.

James Roday macht seine Sache als Regisseur bis dahin eigentlich ganz gut. Es gibt die üblichen Witze über die Kameras und ob es wirklich notwendig ist, diese andauernd laufen zu lassen und absolut alles zu filmen. Und diese Witze garniert man mit den üblichen Kommentaren wie "Die Menschheit muss wissen, was passiert!"-Sprüchen. Es gibt Action und Witz und Spannung. Und nach dem ersten Twist sogar noch einen zweiten großen Twist, denn Bigfoot taucht auf und zerrt den vor Schmerz bewusstlos gewordenen Lassiter plötzlich davon. Ein toller Schachzug ist dann auch, dass sich Bigfoot als ganz normaler Aussteiger herausstellt, der seit Jahren im Tarnanzug durch die Wälder streift, weil er die Menschheit satt hat.

"So some cold-blooded Serbians are coming to kill us?" "Has the Student Academy Award ever been won posthumously?"

Leider beginnt die Episode hier eine unglaubliche Abwärtsspirale. Natürlich verdächtigt man zunächst Ed Dixon, der Killer zu sein und als Shawn durch seine Hütte schnüffelt, scheint sich der Verdacht zu erhärten. Doch plötzlich, wie aus dem nichts, gibt es einen finalen Twist, der den Bogen dann leider gewaltig überspannt. Denn es stellt sich heraus, dass der Wald, insbesondere aber die Gegend, in der Chavo und Kate filmen wollten, der Ort ist, an dem die serbische Mafia ihre Opfer verbuddelt. Es dauert nicht lange, da sind die bösen Jungs auch schon zur Stelle. Es fliegen Äxte und Kugeln durch die Luft und bis auf Shawn, Gus und Juliet wird fast jeder Charakter angeschossen oder irgendwie anderweitig verletzt.

Das Finale ist fast wie das Ende eines typischen Horrorfilms, in dem die letzten verbliebenen Charaktere um ihr Überleben kämpfen. Angesichts der vielen Verletzungen und der wirklich lebensgefährlichen Situation wirkt Shawn und Gus' Geplänkel unglaublich deplatziert. Und auch die Tatsache, dass sich niemand um den schwer verletzten Ed Dixon kümmert, dem eine Axt im Rücken steckt, ist fast schon ein wenig geschmacklos.

Dann ist der Spuk glücklicherweise vorbei und unsere Helden sitzen allesamt heil und unverletzt in der Polizeiwache und sehen sich den von Shawn zusammengeschnittenen Film an, der niemals das Tageslicht sehen wird, weil er als Beweismittel deklariert wurde. Naja. Schade ist es darum am Ende wohl nicht. Ein wenig nervig ist, dass letztendlich wieder Juliet als absoluter Badass die Welt gerettet hat und nun von allen Seiten Schulterklopfen erntet, während sich Kate aus unerfindlichen Gründen an Shawns Vater heranmacht und Woody mal wieder Karen auf die Nerven geht. Was für ein dämliches Ende dieser Episode.

Fazit

"Lassie Jerky" ist am Ende trotz der guten Einlagen eine ideenlose Geschichte, der es vor allem gegen Ende hin an Substanz und an Glaubwürdigkeit fehlt. Nicht einmal die hin und wieder wirklich hervorragend eingestreuten Witze können die Episode am Ende retten. Sicherlich war nicht alles schlecht und es gab viele kleine Dinge, die wirklich Spaß gemacht haben, aber es gab definitiv Episoden, die eine Hommage besser in Szene gesetzt haben als "Lassie Jerky".

Melanie Wolff - myFanbase

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