Bewertung

Review: #3.02 In der Todeszone

Foto: Eddie Izzard, Good Wife - Copyright: Paramount Pictures
Eddie Izzard, Good Wife
© Paramount Pictures

Die Tatsache, dass eine Episode wie #3.02 The Death Zone, die sich in ihrem aktuellen Gerichtsfall mit der unvermeidbaren Diskrepanz zwischen der subjektiven Wahrnehmung und den objektiven Fakten innerhalb der Todeszone beim Extrembergsteigen beschäftigt, in all ihren Nuancen ähnliche klaffende Lücken zwischen Erscheinung und Wahrheit aufweist, macht "Good Wife" wieder einmal fantastisch in allen Belangen. Das man in gleichem Atemzuge aber die hier ausgespielten Unterschiede zwischen US-Amerikanern und Briten dann nicht nur durch den Fall für sich sprechen lässt, sondern doch einmal zu oft im Dialog per Holzhammer einbaut, schmälert den Effekt dann doch leider wieder.

Insgesamt fährt man in der zweiten Wochen der aktuellen Staffel den Fokus auf Alicia wieder etwas zurück, oder rückt zumindest die anderen Protagonisten etwas weiter in den Vordergrund. Die leichten Andeutungen auf Ärger zwischen ihr und Will aus der Vorwoche werden hier mit keiner Silbe erwähnt, was doch etwas enttäuschend ist, andererseits gelingt es weiterhin beeindruckend, mit den geringsten Mitteln, den Mythos und vor allem das Prickeln zwischen ihnen aufrecht zu erhalten. Diesmal spielt sich der Sex zwischen ihnen nur in ihrer und unserer Phantasie ab, aber das macht diesen ebenso heiß wie ihr geheimes Schäferstündchen von letzter Woche.

Die Frage ist, wie lange sie ihre Beziehung noch geheim halten können und noch wichtiger, wann die Trennung von Peter und Alicia öffentlich wird. Denn Peter nutzt nun seine neue Machtposition und tastet sich vor, inwieweit er aus der Ferne auf Alicia Einfluss ausüben kann. Wie immer bleibt man dabei über Peters wirkliche Motive im Unklaren, wenn er von Lockhart/Gardner die vollkommene Offenlegung ihrer Geschäftszahlen unter fadenscheiniger Begründung verlangt. Aber klar ist, dass Diane ohne das gesamte Bild zu kennen im Nachteil ist und in ihrer Entscheidung diesbezüglich gehandicapt. Man findet für diese Woche eine Lösung, in dem Alicia ihr zu verstehen gibt, was sie an ihrer Stelle tun würde. Eine Situation, die uns als zusätzlichen Bonus das erste Aufeinandertreffen von Alicia und Diane im privaten Umfeld beschert. Aber es wird immer klarer, dass die Geheimnisse rund um Alicias Privatleben nicht ewig aufrecht erhalten werden können.

In seinem Kern ist diese Folge aber hauptsächlich auf ihren Justizfall der Woche ausgerichtet. Dabei schickt man Lockhart/Gardner zum allgemeinen Amüsement vor ein britisches Gericht und stellt ihnen einen typischen englischen Anwalt, dargestellt von Eddie Izzard gegenüber. Leider hat man in diesem Teil der Geschichte das Potential an den wichtigen Stellen etwas verschenkt, während man an anderen Punkten zu dick aufgetragen hat. Wie bereits in der Einleitung erwähnt, waren mir die vielen Bemerkungen zu den Unterschieden zwischen England und den Staaten doch zu offensichtlich, da hätte ich es mir mehr gewünscht, man hätte diese einfach ohne viel Drumherum vor Gericht zum Ausspielen gebracht. Auch Eddie Izzard wurde leider etwas unter Wert verkauft und sein Wortgefecht mit Will, zu allem Überfluss auch noch im dramatischen Halbdunkeln inszeniert, war einfach nur albern und aufgesetzt, das wirkte fasst ein wenig wie der letzte Einfall, um das Kaliber von Izzard dann doch noch mal demonstrieren zu müssen. Allerdings muss ich doch zugeben, dass Josh Charles innerhalb dieses Wortwechselns den besten Spruch der Episode anbringen konnte: " When you want to intimidate someone, don't use so many words. Intimidation isn't a sonnet.

Auch der Abschluss des Problems im Zuge der Gerichtsverhandlung, mit dem spontanen Geständnis ging mir etwas zu schnell und wurde in der Vergangenheit von der Serie oftmals schon viel cleverer präsentiert. Auch das durchaus interessante und zwiespältige Thema des Extrembergsteigens und dessen zwiespältige Moral wurde für meiine Begriffe zu oberflächlich und ohne die gewohnte Vielschichtigkeit abgehandelt. Einzig die vielen kleinen, feinen Unterschiede der beiden Rechtssysteme haben mir im Zuge dessen ohne Abstriche gefallen. Ich habe keine Ahnung wie nah an der Realität diese sind (was wahrscheinlich, wie in den meisten dieser Fachserien, auch bestimmt besser so ist), aber man hat diese doch amüsant und spannungssteigernd eingesetzt, so wie ich es von meiner liebsten Anwaltsserie erwarte.

Im anderen Teil von Lockhart/Gardner kommt es derweilen zur ersten richtigen Begegnung der beiden Kultcharaktere Kalinda Sharma und Eli Gold. Eli heuert Kalinda als Ermittlerin an, um einen wichtigen Account an Land zu ziehen, was sich als Problem mit diversen Haken entpuppt. Dabei kann Kalinda natürlich ihre außerordentlichen Lösungsfindungsfähigkeiten unter Beweis stellen und ein ideales Paar wird geboren. Da ich bekennender Eli-Anhänger bin und eine Episode nie genügend Szenen mit dem schlagfertigen Kampagnenmanger haben kann, ist es natürlich wenig überraschend, dass ich diesen Subplot auch sehr genossen habe. Da aber Kalinda hier auch in ihrer, meiner Meinung nach vollkommen besten Inkarnation involviert ist, wurde der Spaß mindestens verdoppelt. Denn im Gegensatz zu meinem Verhältnis zu Eli, ist das zu Kalinda von meiner Seite immer ein zweischneidiges Schwert. Stellt man ihre beruflichen Fähigkeiten, ihre phänomenale Menschenkenntnis und ihr verborgenes Einfühlungsvermögen (wie bis dato meist im Zusammenhang mit Alicia) in den Vordergrund, gehört sie für mich zu den faszinierendsten Figuren der Serie. Driftet man aber wieder einmal in die "Kalinda kann alles was sich bewegt flachlegen"-Gefilden ab, bin ich doch etwas genervt davon. Dies kulminierte letzte Staffel im Subplot um Blake Calamar und ist seither glücklicherweise wieder etwas zur Ruhe gekommen.

Aber die Aussicht, auf Kalinda involviert in Elis politischen Ränkespielchen verspricht eine Menge Spaß. Nun bleibt nur noch abzuwarten, ob dessen nebensächliche Bemerkung, ob er sie vielleicht irgendwoher kennt, nur eine Phrase war, oder ob da noch dunkle Schatten in der Vergangenheit lauern.

Unterm Strich ist diese Episode also eine kurzweilige, aber unspektakuläre Übergangsfolge. In vielen Aspekten werden offensichtlich zukünftige Handlungselemente vorbereitet, wie Peters Intrigen gegen Lockhart/Gardner, Wills verzwickte Position zwischen allen Stühlen aufgrund seines Verhältnisses zu Alicia, Dianes Versuche die Kanzlei aus den privaten Machtkämpfen herauszuhalten und Elis neue Aufgaben, bis Peter die Karriereleiter weiter hinaufsteigen will. Das macht alles soweit Spaß und verspricht eine unterhaltsame Staffel zu werden.

Cindy Scholz - myFanbase

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