Review: #7.05 Ostwacht
An der letzten Episode habe ich kritisiert, dass einige Geschichte schon zu lange brach liegen, weshalb es mich umso mehr freut, dass diese nun wieder aufgegriffen werden. Dadurch ändert sich allerdings das Gesamtbild der Episode, da man gleichzeitig in jedem Handlungsstrang einen Schritt nach vorn macht, dabei aber auf eine große dramatische Schlussszene verzichtet. Alles in allem merkt man "Game of Thrones" in dieser Episode stark an, dass man unter großem Zeitdruck steht und viel in fast schon zu knapper Zeit erzählen muss.
Fire and blood
Es ist schwer, mit der Rekapitulation der Geschichte zu beginnen, da mittlerweile alle Handlungen sehr eng mit einander verflochten sind und somit eins zum anderen führt. Daher versuche ich einfach mal, mit dem Beginn der Episode zu starten, in dem man den Cliffhanger der letzten Woche auflöst. Natürlich mögen viele behaupten, dass Jaimes Leben niemals wirklich in Gefahr war und damit Recht haben, dennoch fand ich seinen Beinahe-Tod sehr gut inszeniert und dass er nun überlebt hat, freut mich, da Jaime eine der Figuren ist, die sich mit Verlauf der Serie sehr gewandelt haben und somit zum Ende hin bestimmt etwas tun wird, das man zu Beginn nie hätte kommen sehen. Ich war überrascht, dass Jaime und Bronn nicht zu Daenerys' Gefangenen gehörten, da sie schließlich deutlich gesehen hat, dass Jaime zum Angriff auf sie ansetzte. Wie wir später erfahren, weiß Tyrion, dass Jaime die Attacke überlebt hat, weshalb es umso fragwürdiger ist, wie er und Bronn davon kommen konnten.
Viel passender wirkte dagegen die Ansprache von Daenerys an die Tarlys und ihre Männer. Wie schon einige Male zuvor lies es Daenerys ihrem Gegenüber frei, sich ihr anzuschließen, doch in diesem Fall war das Gefühl dabei ein anderes. Als Daenerys Astapor einnahm, indem sie die Sklavenhändler hinterging und ihre Drachen mit Feuer auf sie los lies, fühlte sich sicher kleiner schlecht und niemand glaubte, dass Daenerys jemanden ungerecht behandeln würde. Ähnlich war es auch, als sie in Meeren freudig von den Sklaven als Mutter empfangen wurde oder als sie Vaes Dothrak einnahm. Es ist eigenartig, dass man mit zweierlei Maß misst, doch ich muss gestehen, dass mir die Tarlys sehr Leid taten und dass ich es grausam fand, wie Daenerys sie bei lebendigem Leib verbrennen lies und das nicht etwa, weil ich Randyll Tarly vermissen werde, weil er ein herzensguter Mensch war oder weil er für Sam ein liebender Vater gewesen ist. Die Autoren schaffen es auf sehr feinfühlige Weise, uns durch den zweifelnden Blick von Tyrion und auch sein Gespräch mit Varys darauf hinzuweisen, dass der irre König seine Gegner ebenfalls gern mit Feuer quälte und auch wenn sich Daenerys stets als gute Anführerin bewiesen hat, stellt man nun doch in Frage, ob sie einige der Züge ihres kranken Vaters geerbt haben könnte. Während des Schauens der Szene fühlte ich mich daher vollkommen hin und her gerissen, da Daenerys nicht anders verfahren ist als üblich und man ihr daher keinen Vorwurf machen kann, durch die Taktik der Autoren stellt man nun aber doch diesen schrecklichen Mord in Frage.
Es macht Spaß, Daenerys mit anderen Augen zu betrachten und sich zu fragen, ob eine dunkle Seite an ihr auftauchen wird, die wir so noch nicht kannten, ähnlich wie bei Jaime oder Tyrion im Verlauf der Zeit gute Seiten erkennbar wurden. Denn obwohl man Daenerys für den Tod der Tarlys ein wenig verurteilt, scheint sie noch immer die Gleiche zu sein wie früher und hatte nach ihrer Rückkehr nach Drachenstein gleich noch einen intensiven Moment mit Jon, als jener die Hand nach Drogon ausstreckte und den Drachen streichelte. Die Serienmacher lassen hier von Daenerys' Seite her durchaus einige Funken fliegen, während von Jon dann doch nicht allzu viel zu kommen scheint. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob eine Romanze zwischen den beiden wirklich funktionieren würde, als Freunde und Verbündete sehe ich sie allerdings sehr gern.
Die Szene zwischen den beiden wurde leider durch die Ankunft von Jorah Mormont unterbrochen, womit wir bei der ersten Figur sind, deren Geschichte nun wieder aufgenommen wurde. Aus den Augen von Daenerys und Jorah sprach die pure Freude, als sie sich in den Arm nahmen und man fühlt sich an alte Zeiten zurückerinnert, in denen Jorah stets ihr treuesten Berater war. Lange bleibt die Gruppe jedoch nicht versammelt, da Bran einen Blick hinter die Mauer werfen konnte und nun das gesamte Reich darüber informiert wird, dass die Armee der weißen Wanderer näher rückt, womit ein zweiter Punkt auf der Checkliste, der lange nicht gezeigten Handlungsstränge, erledigt ist.
Es gefällt mir gut, dass Daenerys Jon ziehen lässt, auch wenn zwischen den beiden noch immer nicht recht geklärt ist, ob sie sich gegenseitig als Herrscher anerkennen. Klar ist jedoch, dass sie einander zu respektieren gelernt haben und wissen, dass auf das Wort des anderen Verlass ist.
Der Plan allerdings, einen lebenden Toten hinter die Mauer zu holen, um auch Cersei von deren Existenz überzeugen zu können, erschließt sich mir nicht ganz. Schon einmal brachte man einen Teil eines Wiedergängers nach Königsmund und erntete dort nur Spott und Hohn, was durchaus verständlich ist. Cersei könnte nichts ferner liegen, als eine Armee an der Mauer zu bekämpfen, wenn sie eigentlich Daenerys loswerden will, weshalb klar ist, dass Cersei zu allen möglichen hinterlistigen Mitteln und Betrügereien greifen wird, um ihren Thronanspruch zu sichern.
Hear me roar
Zum Thema Thronanspruch muss man natürlich auch die Schwangerschaft erwähnen, über die Cersei Jaime informiert. Ich hatte ja schon nach der gemeinsamen Nacht der beiden mit der Überlegung gespielt, ob Cersei tatsächlich schwanger werden will. Damals glaubte ich nicht, dass sie und Jaime ein weiteres Kind bekommen würden, da ihr schließlich nur drei Kinder prophezeit wurden. Auch jetzt bin ich noch unschlüssig, wie ich diese Entwicklung aufnehmen soll und ob Cersei überhaupt die Wahrheit spricht. Die Entwicklung hat mich dann doch etwas kalt überrascht, da ich nicht denke, dass man die Prophezeiung nun außer Kraft setzen sollte. Andererseits verändert es wiederum die Dynamik zwischen Cersei und Jaime. Durch ein weiteres Kind verstärkt sich das Band zwischen ihnen, das ab und an arg in Mitleidenschaft gezogen wurde. Es wird daher spannend sein, wie Jaime sich gegenüber Cersei verhalten wird und was das Königsreich zu dieser Inzestschwangerschaft zu sagen hat. Zudem könnte ich mir gut vorstellen, dass auch die Autoren nicht mit der Prophezeiung brechen wollen, weshalb das Kind nicht lebend das Licht der Welt erblicken wird.
Für Jaime war dies nicht nur eine bewegende Episode, da er erfahren hat, dass er Vater wird und zum ersten Mal auch als Vater für dieses Kind da sein darf. Das überraschende Treffen mit Tyrion war für beide Brüder sehr emotional und hat mir gut gefallen, da sie sich genau so distanziert begegnet sind, wie es in der letzten Episode bei Sansa und Arya der Fall war. Anders als die beiden Schwestern gibt es zwischen den Brüdern aber eine noch größere Kluft, auch wenn Jaime jetzt weiß, dass Tyrion nicht für den Tod von Joffrey verantwortlich ist. Denn trotz allem hat Tyrion Tywin auf dem Gewissen und hat sich ganz offen gegen seine Familie gestellt, indem er Daenerys als Hand dient. Dass sich die Brüder so kurz nach dem Beschluss auf Drachenstein bereits gegenüber standen, erschien mir etwas holprig und auch die Begegnung selbst war viel zu kurz, um sie wirklich genießen zu können. Das Fanherz hatte gar keine Zeit, sich wirklich über dieses Wiedersehen zu freuen, da das Treffen dann gleich wieder vorbei war.
Neben dieser ersten Situation sorgte wieder einmal Davos für Auflockerung, denn genau wie in der letzten Woche hatte er auch dieses Mal die Lacher auf seiner Seite. Zudem war es schön und überraschend zugleich, mit Gendry ein altbekanntes Gesicht wiederzusehen. Ihn zudem mit einem Streithammer zu sehen, wie Robert ihn geschwungen hat, als er den eisernen Thron an sich brachte, macht einen gleich ein wenig stolz. Zudem ist es interessant, Gendry nun inmitten einer ihm fremden Gruppe zu sehen, obwohl er doch eigentlich über ein paar Ecken bereits mit ihnen in Kontakt getreten ist. So war Gendry, als wir ihn kennenlernten, lange Zeit mit Jons Schwester Arya unterwegs, lernte Tyrions Vater in Harrenhall kennen und wurde von der Bruderschaft ohne Banner an Melisandre verkauft.
Winter is coming
Auch mit der Bruderschaft ohne Banner gibt es in dieser Episode ein Wiedersehen, das dann doch für Überraschung sorgte. Ich hätte nicht gedacht, dass Sandor Clegane, Beric Dondarrion und Thoros von Myr sich nach Sandors Blick ins Feuer sogleich auf den Weg zur Mauer machen, doch so und nicht anders ist es gekommen. Was sich die drei davon versprechen und weshalb sie so schutzlos gegen die weißen Wanderer ziehen wollen, ist eine interessante Frage und ich hoffe, dass die drei sowie Jon, Jorah, Gendry und Tormund dieses Thema auf dem Weg nach Norden vertiefen werden.
Unterwegs nach Norden ist in dieser Episode auch Sam, der es satt hat, in Altsass nichts erreichen zu können. Man kann ihn durchaus verstehen, allerdings hätte ich es Sam gegönnt, wenn er irgendwann als fertig ausgebildeter Maester zu seinen Freunden zurückgekehrt wäre. Viel spannender als die Abreise von Sam war jedoch das, was Gilly aus dem Buch vorgelesen hat. Darin war von einer Ehe-Annullierung und anschließender Wiederverheiratung von Rhaegar Targaryen die Rede, was natürlich sofort neue Gerüchte in Bezug auf den Drachenprinzen und Lyanna Stark schürte. Wie viele andere wahrscheinlich auch hätte ich eher gedacht, dass Bran hier einen neuen Hinweis geben wird. Da es in dieser Staffel aber noch keine große Vision gab, die wir gemeinsam mit Bran durchleben durften, hoffe ich, dass es in einer der letzten beiden Episoden der Staffel noch dazu kommen wird.
Zuletzt gilt es noch die Geschehnisse in Winterfell auszuwerten. Dort wird nun immer offensichtlicher, was Kleinfingers Plan ist, denn die von ihm mitgebrachten Lords wollen sich vom nicht anwesenden Jon abwenden und würden lieber Sansa als Herrscherin über den Norden sehen. Während klar war, dass von Kleinfinger ein Hinterhalt zu erwarten war, hätte ich gehofft, dass Sansa etwas anders mit der Situation umgehen würde, denn Aryas Kritik an ihrer Schwester ist nur allzu verständlich, da Sansa wenig tut, um Jon den Rücken zu stärken. Man kann sich nun nicht mehr sicher sein, ob Sansa bereit wäre, sich in Kleinfingers Plan zu fügen, auch wenn man sich wünscht, dass sie Rückgrat beweist und ihrem Halbbruder genau die Treue hält, wie es einer Frau aus den Häusern Tully und Stark gebührt.
Dass Kleinfinger mit allen Wassern gewaschen ist, zeigt sich wieder einmal, denn er weiß, dass Arya ihm nicht traut und ihm nachspioniert. Es bleibt also die Frage, ob Kleinfinger damit Erfolg hat, durch den Brief, den Sansa kurz vor dem Tod von Eddard an Robb schrieb, Arya davon zu überzeugen, dass Sansa nicht zu trauen ist und die Schwestern gegen einander aufzubringen.
Randnotizen
- Da man so viele Gesichter unterbringen musste, wurde nicht weiter auf die Rückkehr von Theon eingegangen. Auch wie es Yara bei Euron ergeht, wüsste ich gern.
- Ob Tyene noch am Leben ist? Auch von ihr und Ellaria Sand haben wir nichts weiter gehört.
Fazit
In dieser Episode tauchten fast alle Figuren auf, dennoch drosselte man das Tempo nicht, weshalb einige Aspekte und schöne Wiedersehen etwas zu knapp wirkten. Zu schnell sprang man schon zum nächsten Thema, weshalb man sich ab und an etwas gehetzt fühlte. Alles in allem war dies eine wunderbare Episode, doch man hätte mehr Zeit gebraucht, um jeder Figur und jedem Wiedersehen wirklich gerecht zu werden.
Marie Florschütz - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: EastwatchErstausstrahlung (US): 13.08.2017
Erstausstrahlung (DE): 24.02.2018
Erstausstrahlung (Pay-TV): 14.08.2017
Regie: Matt Shakman
Drehbuch: Dave Hill
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