Bewertung

Review: #7.04 Kriegsbeute

Foto: Emilia Clarke, Game of Thrones - Copyright: 2017 Home Box Office, Inc. All rights reserved. HBO® and all related programs are the property of Home Box Office, Inc.
Emilia Clarke, Game of Thrones
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Auch mit dieser Episode schafft "Game of Thrones" es, das hohe Niveau zu halten. Allerdings nicht durch eine kontinuierlich gleiche Leistung, denn ich muss zugeben, dass mir in der ersten Episodenhälfte dann doch etwas fehlte. Zum Ende hin spitzte sich die Lage dann allerdings immer mehr zu und es war für mich eine weitere spannungsgeladenen Schlacht, die der Folge dann doch das gewisse Etwas verlieh.

Abstellgleis

Im Staffelauftakt schaffte man es noch, alle Handlungsstränge parallel zu erzählen und nahm sich durch eine lange Episodenlaufzeit auch viel Raum, um jede Geschichte ein wenig voran zu bringen und in die angestrebte Richtung zu lenken. Mittlerweile fokussiert sich die Handlung jedoch immer mehr auf einen kleinen Kreis von Personen. So haben wir seit dem Auftakt nichts mehr von Sandor Clegane gesehen, Sams Geschichte wurde nicht weitererzählt und auch welchen Weg Jorah eingeschlagen hat, haben wir in dieser Folge nicht erfahren. Ich glaube, dass es genau daran liegt, dass mir in der ersten Hälfte der Folge etwas gefehlt hat. Zwar wurden die Geschichten, die man uns zeigte, mit viel Liebe erzählt und brachten erneut neue und unerwartete Wendungen mit sich, die sehr gut gelungen waren, allerdings ist nun schon die halbe Staffel vorbei, weshalb es schade ist, dass zum Beispiel die Handlung rund um den Bluthund nun brach liegt, da man hier noch nicht mal eine Ahnung hat, in welche Richtung sich das Ganze entwickeln wird. Auch die Bedrohung der weißen Wanderer aus dem Norden wandert ein klein wenig in Vergessenheit, denn obwohl Jon auch in dieser Folge wieder einen Schritt voran kommt, schwindet die Angst vor ihnen, wenn man die bedrohliche Armee nicht ab und an einmal zu Gesicht bekommt.

"How did you get back to Winterfell?" - It's a long story. I imagine yours is, too." – "Yes. Not a very pleasant one." – "Mine neither. But our stories aren't over yet." – "No, they're not."

Abgesehen davon, konnte "Game of Thrones" auch dieses Mal wieder glänzen und das fing mit einer Begegnung an, von der ich nicht glaubte, dass sie sich ereignen würde. Nachdem Arya zuletzt auf Nymeria getroffen ist, bin ich davon ausgegangen, dass sie sich genau wie der Wolf von der Heimat abwendet, um ihre Liste abzuarbeiten und nach Königsmund zu reisen. Dass Arya sich nun gegen ihren ursprüngliche Plan entschieden hat, beweist, dass sie noch immer durch und durch eine Stark ist, auch wenn man ihr dieses Gefühl in der letzten Staffel unbedingt austreiben wollte.

Das Wiedersehen mit Sansa wurde sehr gut umgesetzt und spiegelte die Umstände wieder, unter denen sich die Schwestern zuletzt gesehen haben. Schon immer waren Sansa und Arya recht verschieden und mit jedem Schritt, mit dem sich die beiden in Staffel 1 von Winterfell entfernten, entfremdeten sie sich. Sansa konnte das Leben in Königsmund damals kaum erwarten, während Arya nichts davon hielt, sich an das höfische Benehmen anpassen zu müssen. Ein tiefer Keil entstand zwischen den beiden, als sich Sansa damals nicht auf Aryas Seite schlug, obwohl sie angesehen hatte, was sich mit Joffrey wirklich zugetragen hatte. Das letzte Mal befanden sich die beiden am gleich Ort, als Arya aus der Ferne die Ermordung von Eddard mit ansehen musste, während Sansa neben Joffrey stand. Es war daher klar, dass die Begegnung ebenso wie die Beziehung der Schwestern etwas vorbelastet ist, was sich in der angespannten Stimmung wiederspiegelte, die wir zu Beginn in der Gruft der Starks erleben konnte. Schnell gerieten alle Zwistigkeiten jedoch in Vergessenheit und man konnte sich als Zuschauer wirklich freuen, dass es ein weiterer Stark zurück nach Winterfell geschafft hat.

"Bran..." – "I'm not really. Not anymore. I remember what it felt like to be Brandon Stark, but I remember so much else now." – "You dies in that cave."

Das Aufeinandertreffen mit Bran verlief ähnlich schräg, wie es bei ihm und Sansa der Fall war. In dem jungen Mann steckt nicht mehr viel von dem fröhlichen kleinen Jungen aus der Pilotfolge, was besonders deutlich wurde, als sich Bran ohne viele Worte und vor allem Emotionen von Meera verabschiedete. In ihrem Gesicht konnte man sofort die Enttäuschung über Brans Distanziertheit ablesen und man schlug sich als Zuschauer auf Meeras Seite, da es einfach nicht Recht ist, dass Bran sie so sang- und klanglos verabschiedet, nachdem sie mit ihm so viel Schlimmes erlebt hat und fast ihr Leben für ihn opfern musste.

Während einen der Abschied von Bran und Meera traurig gestimmt hat, war der Übungskampf zwischen Arya und Brienne ein Moment, in dem man nicht euphorischer hätte sein können. Diese beiden Frauen, die mit dem Schwert weit besser umgehen können als mit Worten, schenken einander nichts und sehen sehr befriedigt aus, als sie in der jeweils anderen einen würdigen Gegner erkennen. Nicht weniger lächeln muss man über die Gesichter von Sansa und Kleinfinger, denn keiner der beiden hätte damit gerechnet, dass Arya sich zu einer solch guten Kämpferin entwickelt hat. Vielleicht kann Arya ihre Schwester ja in Zukunft vor den Machenschaften von Kleinfinger beschützen.

"They were here together, the children and the first men." – "Doing what? Fighting each other? – They fought together against their common enemy. Despite their differences, despite their suspicions. Together. We need to do the same if we're going to survive. Because the enemy is real. It's always been real."

Neben Winterfell war der zweite Schauplatz dieser Episode Drachenstein. Dort kommt es zu einem sehr ergreifenden Moment zwischen Jon und Daenerys, als jener ihr die Höhle zeigt, in der er bald das Drachenglas abbauen will. Es ist jedoch nicht allein das Drachenglas, das die beiden fasziniert, es sind die Wandzeichnungen, die ihnen eine Geschichte über die Kinder des Waldes, die ersten Menschen und die weißen Wanderer erzählen. Es klingt fast wie in einem Märchen, dass die Kinder des Waldes die weißen Wanderer schufen, um sich gegen die ersten Menschen zur Wehr zu setzen und dass die weißen Wanderer dann allerdings außer Kontrolle gerieten und sich die Kinder des Waldes stattdessen mit den ersten Menschen zusammentun musste, um ihre eigenen Kreaturen in die Flucht zu schlagen. Dies kann man ein wenig auf die gegenwärtige Situation übertragen. Denn nun ist es Jon mit seinen Nordmannen, der sich mit Daenerys zusammenschließen muss, um den Feind im Norden zu bekämpfen und das, obwohl sich die beiden nicht gerade grün sind. Zudem beweisen diese Wandmalereien Daenerys, dass Jons Geschichte, so unglaublich sie auch klingen mag, wahr zu sein scheint. Das Bündnis zwischen den beiden wirkt dadurch gefestigt, auch wenn uns nicht gezeigt wurde, ob Jon tatsächlich das Knie vor Daenerys gebeugt hat.

Ebenso wie der Moment zwischen Daenerys und Jon in der Höhle hat mir auch der zwischen Missandei und Davos sehr gut gefallen. Die ehemalige Sklavin hat eine sehr eindringliche Art an sich und konnte Davos mit simplen Worten vermitteln, dass sie und der Rest von Daenerys' Gefolge hinter ihrer Königin stehen, weil sie sie aus freien Stücken zu ihrer Anführerin gewählt haben. Ähnlich sieht dies mit Jon im Norden aus, weshalb die beiden mehr gemeinsam haben, als es für Davos auf den ersten Blick den Anschein hatte.

"Dracarys!"

Der wohl wichtigste Teil der Episode hat sich allerdings weder in Winterfell noch in Drachenstein zugetragen. Stattdessen war es die Kolonne, die von Rosengarten zurück nach Königsmund reist und dabei alle Schätze und Lebensmittel mit sich führt, die sie den besiegten Tyrells, deren Familie nun vollkommen ausgelöscht zu sein scheint, entwenden konnten. Bereits als man zu Beginn zeigte, wie sich die Prozedur langsam Richtung Hauptstadt bewegte, war klar, dass sich hier noch etwas zutragen muss, da es zu einfach gewesen wäre, wenn sich die Kolonie ungehindert hätte zurückziehen können.

Bisher gab es in Staffel 7 nicht eine unblutige Episode und so bleibt man sich diesem Motto treu. Zuerst war es Aryas Mord an den Freys, wo Gift die entscheidende Rolle spielte, dann die Schlacht der Greyjoys, bei der sich das Gemetzel auf dem Wasser zutrug und zuletzt die Angriffe auf Rosengarten und Casterlystein, wobei beide Parteien wichtige Burgen für sich beanspruchen konnten. Dieses Mal trägt sich der Krieg auf dem offenen Land zu und das Mittel der Wahl ist das Feuer. Es überkam einen schon ein ganz kribbeliges Gefühl, als man das Hufgetrappel der Dothraki hörte, das so laut war wie ein Donnergrollen. Schnell wurde Jaime und Bronn klar, dass sich ihnen etwas viel Bedrohlicheres als ein Gewitter nähert und wieder einmal bewiesen die Regisseure, dass sie ein untrügliches Gespür für fabelhafte Kinematographie besitzen. Sie zeigten uns den nächsten Teil der Schlacht Lannister vs. Targaryen erneut aus beeindruckenden Blickwinkeln und mit viel Liebe zum Detail wenn es darum geht, uns das schauerliche Kriegsgeschehen, die sterbenden Kämpfen und die überall aufflammende Panik näher zu bringen. Am Besten war dabei natürlich der Anblick von Daenerys und Drogon sowie das Wort "Dracarys", das einem seit Episode #3.04 Und jetzt ist seine Wache zu Ende sofort in Aufruhr versetzen kann. Wie schon damals war es auch in dieser Folge ein schrecklich schöner Genuss, mit anzusehen, wie Daenerys sich als Mutter der Drachen bewies und die Situation zu ihren Gunsten beeinflussen konnte. Der feuerspeiende Drogon, der die Armee der Lannisters ein uns andere Mal grillt, woraufhin die Männer zu Asche zerfielen, war ein beeindruckender Anblick und so wurde einem umso banger, als man sah, dass Bronn sich an der riesigen Armbrust zu schaffen machte, mit der er Drogon vom Himmel holen wollte. Diese Szenen waren auch Dramaturgisch genial und als Bronn in seinem zweiten Versuch dann tatsächlich einen Treffen landen konnte, dachte ich schon, nun sei es um Drogon geschehen, da es für einen Moment so aussah, als würde ihm der Spieß direkt ins Maul fliegen, als Drogen zu einem weiteren Feuerangriff ansetzte. Die Spannung sank dann jedoch nicht ab und die Autoren erschufen sogleich ein weiteres Highlight, als Daenerys Drogen von dem Spieß befreien wollte und Jaime gleichzeitig einen Angriff auf sie startete. Da man für beide Figuren unheimlich viel Sympathie empfindet, wusste man nun nicht, auf wessen Seite man eigentlich steht. Ein Gefühl, das die Autoren meisterlich nutzten! Als Jaime Daenerys dann immer näher kam und Drogen gleichzeitig das Maul öffnete, um den Angreifer mit seinen Flammen abzuwehren, gab es wohl niemanden, der nicht den Atem angehalten hat. Die Auflösung der letzten Szene, in der Jaime durch Bronn von den Flammen gerettet wird, dann aber mit seiner schweren Rüstung immer tiefer ins Wasser sinkt, hätte man nicht besser wählen können. Dies ist ein sehr gelungener Cliffhanger, da man sich einerseits sicher ist, dass Jaime die Sache schon unbeschadet überleben wird, andererseits kann man sich bei "Game of Thrones" aber dann doch nie ganz sicher sein, weshalb es bis zur nächsten Episode immer wieder ein Körnchen Zweifel geben wird.

Randnotizen

Dies war nicht nur das erste Mal, dass Arya ihre Geschwister wiedergesehen hat, auch Tyrion hat in dieser Episode seinen Bruder wiedersehen dürfen.

Ich kann verstehen, dass Daenerys sich gegen ihre Berater gestellt hat und mit Drogon in den Kampf zog, auch wenn sie nie vorhatte, Angst und Schrecken zu verbreiten. Die Niederlagen, die sie bisher einstecken musste, haben sie jedoch in Zugzwang versetzt.

Theon ist nun also nach Drachenstein zurückgekehrt. Ich bin gespannt, wie sich die Stimmung dort wandeln wird.

Bran konnte in dieser Folge gleich mehrmals unter Beweis stellen, dass er das dritte Auge hat und somit Arya und Kleinfinger sprachlos machen.

Davos sorgte in dieser Folge gleich für mehrere Lacher:

  • Jon: "I think she has a good heart. " - Davos: "A good heart? I've notices you starring at her good heart."
  • Missandei: "All of us came with her from Essos, we believe in her. She's not our queen because she's the daughter of some king we never knew. She's the queen we chose." - Davos: "Will you forgive me if I switch sides?"

Fazit

Es ist das Ende der Episode, das einem lange in Erinnerung bleiben wird, denn wie Daenerys auf Drogons Rücken in die Schlacht zieht, ist ein atemberaubender Anblick. Durch diesen Handlungsstrang sieht man es der Folge nach, dass sie sehr ruhig anlief und die Geschichten einiger Charaktere nicht weiterverfolgt wurden.

Marie Florschütz - myFanbase

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