Bewertung

Review: #7.03 Die Gerechtigkeit der Königin

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Staz Nair & Peter Dinklage, Game of Thrones
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Dies war eine Episode voller wunderbarer, freudiger, überraschender, erschreckender und unvorhergesehener Begegnungen und ich muss sagen, dass mich jede einzelne davon zutiefst überzeugen konnte.

Drachenstein

Am sehnlichsten herbeigesehnt habe ich mir die Begegnung von Daenerys und Jon, die ganz anders ablief, als ich es mir vorgestellt habe, aber genau deshalb umso glaubwürdiger wirkte und umso mehr das zukünftige Geschehen der Staffel beeinflusst hat. Wie zuletzt erwähnt, hatte ich befürchtet, dass es der Weg sein wird, der für Jon ein Hindernis darstellt, was ich alles andere als gut gefunden hätte, da die letzten Episoden dieser wunderbaren Serie einfach zu wertvoll sind, um sie auf irgendeine Weise zu verschwenden. Wider meinen Erwartungen hat Jon Drachenstein allerdings bereits in dieser Episode erreicht, wodurch wieder einmal betont wird, was Staffel 7 bisher sehr deutlich gemacht hat: Zeit ist wertvoll. Daher gibt es keine langen Wege von einer Handlung zur nächsten und ich bin den Autoren umso dankbarer, dass sie uns, was Jon und Daenerys angeht, nicht länger auf die Folter spannen.

Während es nun also nicht der Weg war, der Jon Probleme bereitet hat, sind es eher die Themen Zusammenarbeit, Vertrauen, Prioritäten und Stolz, die hier das Hindernis darstellen. Daenerys und Jon sind wie Licht und Dunkelheit oder um es in der Sprache von "Game of Thrones" zu sagen: Feuer und Eis. Genau dieser Gegensatz hat sich in der verkrampften Unterhaltung der beiden widergespiegelt und dabei unheimlich treffend die Standpunkte der beiden untermauert, wodurch man sich unmöglich zu einer Seite hingezogen fühlen konnte. Ja, Daenerys hat Anspruch auf den Thron, sie hat Jon empfangen, um sich seine Unterstützung zu sichern und ihr Ziel ist es, die Sieben Königsland für sich zu gewinnen. Dies sind alles noble Absichten und betrachtet man die Zeit, die Daenerys darauf verwendet hat, so weit zu kommen, gönnt man es ihr, mit dem Norden einen weiteren Verbündeten zu finden. Man muss aber auch Jons Vorstellungen dies potentiellen Bündnisses zustimmen. Er ist nicht noch Drachenstein gereist, um Ruhm und Ehre im Krieg um die Königlande und den Thron zu gewinnen. Jon ist, wie jeder Zuschauer sicher von Herzen bekräftigen würde, ein Mann, dem es nicht fernen liegt, sich im Rampenlicht zu präsentieren. Viel mehr wirkt er schon allein bei dieser Vorstellung schüchtern und zurückhaltende, weshalb Kit Harringtons Darstellung bei diesem Zusammentreffen umso überzeugender war. Der nach unten geneigte Blick, der Unwillen, über ein so unwichtiges Thema wie das Niederknien vor der richtigen Königin zu diskutieren, die Unfähigkeit, eine so fantastische Geschichte wie den Angriff einer Armee lebender Toter glaubhaft einem logisch denkenden Menschen klar zu machen: all das macht Jon so sympathisch und so weiß man nicht, auf welche Seite man sich in dieser Diskussion eigentlich stellen so.

Die Rolle des Vermittlers hat Tyrion an dieser Stelle grandios übernommen und beiden Parteien klar gemacht, dass sie einen kleinen Schritt auf einander zu gehen müssen, um von der anderen Seite Verständnis und eine Gegenleistung zu erfahren.

Erinnert man sich zurück an die erste Begegnung von Tyrion und Jon in Staffel 1, so kann man kaum glauben, dass sich die beiden nun schon fast wie Freunde gegenüber stehen. In den vergangenen Jahren hat Tyrion gelernt, an das Unmögliche zu Glauben und so es ist wunderbar, dass er für Jon spricht und Daenerys darauf hinweist, dass Jons Geschichte nicht unter den Teppich gekehrt werden darf, nur weil sie unglaubwürdig klingt. Nicht weniger schwierig war das erste Treffen von Tyrion und Daenerys, weshalb es umso spannender ist, dass beide Charaktere nun darauf vertrauen, dass der Rat von Tyrion das Geschehen in die richtige Richtung lenken wird.

Schauspielerisch konnte in diesen Szenen nicht nur Kit Harrington von sich überzeugen, auch die abwechselnd glühenden und kalten Augen von Emilia Clarke waren fesselnd. Wo Jon das kalte Eis darstellt, das starr ist, sich nur wenig anzupassen weiß und auf den anderen einzugehen vermag, ist Daenerys das Feuer, das mal in die eine, dann wieder in die andere Richtung züngelt. Sie setzt so einiges daran, Jon auf ihre Seite zu bringen, weißt ihn darauf hin, weshalb er aus historischem Sinn das Knie vor ihr beugen soll, entschuldigt sich für die Taten ihres Vaters, stellt dar, welche unterschiedlichen Kulturen sie bereits von sich über zeugen konnte. Zum Schluss gesteht Daenerys Jon sogar das Drachenglas zu, ohne dass er einen Schritt in ihre Richtung gemacht hat, was erneut unterstreicht, dass das Feuer anpassungsfähiger ist als das Eis.

Als spannend empfinde ich auch die schnell Auffassungsgabe von Daenerys, denn sie hat jedes Wort, das Davos über Jon gesagt hat, um seinen aufrichtigen Charakter zu unterstreichen, in sich aufgesogen und fragt sich nun, was es mit den letzten Worten auf sich hatte, bei denen Davos von Jons Tod erzählen wollte. Ich bin gespannt, ob und wie der Tod von Jon Thema werden wird, besonders in Bezug auf die weißen Wanderer. Ist Jon vielleicht eine Spezialform von ihnen? Schließlich ist auch er von den Toten auferstanden. Könnte es ihm vorbestimmt sein, aufgrund dieser Tatsache einen wichtigen Part in dieser Geschichte zu übernehmen?

Winterfell

Während es in Drachenstein eine heiß ersehnte Begegnung gab, war das Treffen in Winterfell eher eine Überraschung. Als man Sansa zum Tor rief, rechnete ich eigentlich damit, dass sie nun gleich Arya gegenüberstehen wird, auch wenn ich nach der letzten Episode eher der Überzeugung war, dass Arya sich Königsmund zuwenden wird. Sansa und Bran mit einander zu sehen, war einerseits schön, andererseits aber auch etwas befremdlich. Denn nachdem in der letzten Staffel Sansa und Jon wieder zu einander gefunden haben und die Szene nur so überquoll von Wiedersehensfreude, von der wohl keiner der beiden wusste, dass sie in ihm schlummert, so war dieses Treffen dann doch eher still.

Dies lag besonders an Bran, denn in dem Moment, als Sansa ihrem Bruder um den Hals fiel, tat Bran nichts, um seiner Freude Ausdruck zu verleihen. Auch als die beiden kurz darauf im Götterhain saßen, waren von Brans Seite her keine Emotionen zu erkennen. In den letzten Jahren haben wir stets nur wenig von Bran gesehen und die meisten Szenen drehen sich, seitdem Bran die dreiäugige Krähe ist, dann auch weniger um Bran als Mensch, denn um die Szenen, die er in seinen Träumen besucht hat.

Bran hat somit eine große Distanziertheit zur Welt entwickelt und nicht einmal eine Wiedersehen mit seiner Schwester kann ein Lächeln aus ihm hervorkitzeln. Wie sehr er sich von dem kleinen Jungen unterscheidet, den Sansa hinter sich gelassen hat, als sie in Staffel 1 mit Eddard nach Königsmund aufgebrochen ist, zeigen auch Brans Worte an sie, als er auf Sansa an ihrem Hochzeitstag zu sprechen kommt. Wie Sophie Turner dem Zuschauer ohne Worte vermitteln kann, stellt dieser Tag eine ihrer dunkelsten Erinnerungen dar.

Noch während sich Sansa vor Brans Ankunft mit Kleinfinger unterhalten hat, habe ich mir die Frage gestellt, wie es Sansa möglich sein könnte, sich auf jede Eventualität vorzubereiten, um in ihrem Leben keine weiteren Überraschungen mehr erleben zu müssen. Es ist unglaublich clever gemacht, dass just in diesem Moment Bran Winterfell erreicht, der ja tatsächlich weiß, wer welche Entscheidung treffen wird und wie sich diese wiederum auf andere Menschen auswirken wird. Kleinfinger dachte sicher, dass er Sansa bei ihren Überlegungen, welche Entscheidungen zu treffen sind, eine Stütze sein kann, doch nun, da Bran an ihrer Seite steht und wahrhaft alles weiß, was vor sich geht, wirkt es so, als wäre Kleinfinger überflüssig. Zudem habe ich mir die Frage gestellt, ob Kleinfinger auch ein wenig von einer dreiäugigen Krähe an sich hat. Schließlich stand er bisher immer auf der richtigen Seite und musste nie Verluste einbüßen.

Königsmund

Nach der unerwarteten Begegnung in Winterfell wende ich mich nun der erschreckenden in Königsmund zu. Lange Spekulationen darüber, wer die Wasserschlacht der letzten Episode wohl überlebt hat, erspart uns die Serie und so erfahren wird gleich, dass sowohl Yara als auch Ellaria Sand und Tyene noch am Leben sind. Für mich gab es in Königsmund gleich mehrere Aspekte, die dieses Zusammentreffend so erschütternd gestaltet haben.

Zum einen haben wir da Euron Graufreund, der mit jeder Pore Selbstverliebtheit, Arroganz und Dreistigkeit versprüht. Wie er grinsend durch die Straßen von Königsmund geritten ist, sich vor dem eisernen Thron präsentiert hat und schließlich einen hochkarätigen Preis von Cersei forderte, machen ihn zu einem grandiosen Schurken, an dem die Autoren scheinbar kein gutes Haar lassen wollen. Sorgsam wählt Euron die Worte, die er Jaime zu raunt, wodurch es aussieht, als würden dem Bruder der Königin gleich die Augen aus dem Schädel springen. Es macht Spaß, den Aufstieg dieses Mannes zu sehen, dem ich keinerlei Sympathien entgegenbringe und der für mich eine neue Form von Ramsay darstellt, da man auch ihm einfach nichts Gutes gönnt. Denn wie "Game of Thrones" uns gelehrt hat, erhält irgendwann jeder seine gerechte Strafe.

Um gerechte Strafen ging es auch bei Cersei und Ellaria. In den vergangenen Jahren konnte Lena Headey schön häufig zeigen, wie gut sie Cerseis Denkweise zur Schau stellen und dem Zuschauer ihre Rachegelüste näher bringen kann. Ebenso einem schrecklich schönen Moment durften wir auch in dieser Episode beiwohnen und ich muss sagen, dass Cersei die Bestrafung von Ellaria für den Mord an Myrcella nicht treffender hätte wählen können. Beiden Frauen war anzusehen, wie tief eine solche Tat eine Mutter berührt und so konnte man sowohl Cerseis als auch Ellarias Schmerz bis ins Mark nachempfinden. Wahnsinnig ergreifend war auch der Hass in Lena Headeys Augen und die anschließende Genugtuung, als sie wusste, dass sie es der Mörderin ihrer Tochter endlich heimgezahlt hat.

Nachdem Cersei Rache geübt hat, wendete sie sich Jaime zu, was ich ein wenig grotesk fand. Einerseits sieht es so aus, als würde sie Euron einen Platz an ihrer Seite versprechen, dann legt sie sich zu ihrem Bruder, der Cersei immer noch von Herzen liebt, was ich nicht ganz nachvollziehen kann, denkt man daran zurück, dass sie Tommen mehr oder weniger auf dem Gewissen hat. Zudem sieht man mittlerweile ganz deutlich, wie viel Jaime seine Schwester bedeutet, während man in Cerseis Augen keinen Funken von Liebe erkennen kann. Hat sie es mit dieser gemeinsamen Nacht vielleicht nur darauf angelegt, vielleicht doch noch einmal schwanger zu werden und einen weiteren Erben zu zeugen? An sich kann ich es mir nicht recht vorstellen, schließlich wurden ihr nur drei Kinder prophezeit.

Casterlystein

Schon einige Male hat man sich in dieser Staffel bisher nicht eingesetzten Erzählmöglichkeiten bedient und genau das Gleiche tut man nun auch, als es darum geht, die Eroberung von Casterlystein zu beleuchten. Dass die Szenen von Tyrions Worten begleitet wurde, der Casterlystein kennt wie seine eigene Westentasche, hat zunächst den Anschein erweckt, als würde man verschiedenen Strategien durchsprechen, die aber alle nicht erfolgreich zu sein scheinen. Wenn man an die Vergangenheit denkt, muss man leider zugeben, dass Tyrion sich in Schlachten bisher nicht recht beweisen konnte. Er ist nun einmal ein Denker und kein Krieger, weshalb es kein Wunder ist, dass sein Plan in der Theorie ganz gut aussieht, in der Realität dann aber nicht durchsetzbar ist, beziehungsweise dass der Gegner ebenfalls zu einem Schlag ausholt, der weit verheerender ist als das, was Tyrion in der Hinterhand hat.

Die zweite Begegnung der Heere von Cersei und Daenerys war daher durchaus eine Überraschung, wenn man auch zugeben muss, dass diese mehr als logisch ist, da es einfach zu leicht gewesen wäre, hätte Daenerys Westeros einfach so erobern können.

Im Gegensatz zum Beginn der Staffel, bei dem Daenerys sehr mächtig wirkte und ein Sieg schon zum Greifen nahe war, schwinden nun mit jeder Episode ihre Chancen auf den Thron, da Cersei ihr bei jedem Schachzug einen Schritt voraus zu sein scheint. Wie Jon so schön sagte, spielen die beiden Frauen in seinen Augen ein Spiel und während Daenerys gerade erst dazu gestoßen ist, sitzt Cersei schon seit vielen Runden am Tisch und weiß, wie sie eine Runde nach der anderen für sich entscheiden kann.

Rosengarten

Zu guter Letzt haben wir da noch die Begegnung von Jaime und Olenna in Rosengarten, womit ich genau so wenig gerechnet habe, wie mit der Eroberung von Casterlystein in dieser Episode. Cersei rächt sich somit gleich an Zweien ihrer Kindesmörder, auch wenn es im Fall von Olenna eher eine unabsichtliche Rache ist.

Die gefasste Art, wie Olenna ihrem Tod entgegen blickte, passte sehr gut zu dieser zähen Frau und der Fall von Rosengarten stellt einen weiteren Nagel im Sarg von Daenerys' Thronanspruch dar.

Das abschließende Gespräch rund um den Tod von Joffrey war wohl etwas, womit Jaime keinesfalls rechnet hätte und man merkte ihm deutlich an, dass er sich wünschte, Olenna nun doch einen schmerzhaften Tod zu bereiten. Leichthin erklärt ihm die alte Frau, dass sie es war, die Joffrey das Gift untergejubelt hat und bestätigt damit ein gut gehütetes Geheimnis, um das allein die königliche Familie nicht wusste, da sie die Schuld stets bei Tyrion gesucht haben. Diese Erklärung mit der Ansage, Cersei über ihre letzten Worte in Kenntnis zu setzen, stellt einen würdigen Abgang für Olenna dar und ist ein ebenso gelungenes Episodenfinale, wie es die Seeschlacht war.

Randnotizen

  • Neben all den ernsten Themen schafft es "Game of Thrones" gleichzeitig, für etwas Auflockerung zu sorgen. So musste ich einfach lächeln, als Missandei die unzähligen Titel von Daenerys in den Raum geworfen hat und Davos nicht viel mehr einfiel als Jons Name und seine Stellung als König des Nordens.
  • Das große Thema dieser Episode sind Begegnungen, allein bei Sam und Jorah Mormont steht ein Abschied im Vordergrund. Ich bin gespannt auf die neuen Kapitel in den Geschichten der beiden. Sehen wir Jorah vielleicht schon nächste Woche in Westeros?
  • Die Geschichte rund um Sandor Clegane pausiert nun schon zum zweiten Mal und auch von Arya haben wir in dieser Episode nichts gesehen.
  • Melisandres Worten klangen so, als hätte sie Varys' Tod prophezeit, was jenen deutlich beunruhigt hat.
  • Jon auf Drachenstein zu begrüßen, indem er von den Drachen erschreckt wird, war genau das Richtige und hat ihm gezeigt, dass nicht nur im Norden Geschichten wahr werden können, an die sonst nur Kinder glauben.
  • Theon ist also am Leben und aus dem Wasser gezogen wurden. Erneut sieht man, dass er innerlich ein Wrack ist und mir fällt kein Weg ein, aus ihm wieder einen ganzen Mann zu machen.
  • Da Daenerys die Ressourcen fehlen, um einen erneuten Angriff gegen Cersei zu starten, könnte ich mir gut vorstellen, dass sie nun doch Jon nachgibt und mit ihm gen Norden reist.

Fazit

In meinen Augen hatte diese Episode alles, was man sich nur wünschen konnte, auch wenn nicht alle Handlungen fortgeführt wurden. Dafür gab man jedoch in jeder der erzählten Geschichten Vollgas, stieß uns von einer Überraschung in die nächste und bewies, dass das Spiel um den eisernen Thron gerade erst begonnen hat.

Marie Florschütz - myFanbase

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