Review: #6.06 Blut von meinem Blut
Nach den letzten beiden beeindruckenden Episoden trumpft diese Folge nur an einigen Stellen mit fesselnden Geschichten auf und schaltet an den anderen Stellen erst einmal einen Gang zurück. Dadurch werden jedoch neue Steine ins Rollen gebracht, die andeuten, dass bald wieder großes geschehen wird.
"The dead don't rest."
Die Story beginnt dort, wo wir uns letzte Woche verabschiedet haben: Auf der Flucht von Meera und Bran. Nach dem tragischen Tod von Hodor scheint die Lage für die beiden ausweglos zu sein und ich habe mich sofort gefragt, warum sie nicht schon längst von den weißen Wanderern eingeholt wurden. Schnell verpuffen diese Gedanken jedoch, da man uns sofort das Aufeinandertreffen zeigt und uns außerdem mit einer unerwarteten Rückkehr überrascht. Dass Benjen Stark, der ja bereits in Staffel 1 für Tod erklärt wurde, da er nie von seinem Ausflug hinter die Mauer zurückgekehrt ist, auftaucht, um seinen Neffen zu retten, kommt wirklich unvorhergesehen. Das wäre damit schon die zweite Stark-Reunion in dieser Staffel und auch wenn wir Benjen nicht allzu gut kennen, kann ich dieser Begegnung viel abgewinnen. Es bringt den Zuschauer dazu, Hoffnung zu schöpfen, nachdem die vorherige Episode besonders bei der Geschichte von Bran sehr bedrückend endete. Wie sich die neue Gemeinschaft nun in die Handlung einfügt und ob sie weiterhin jenseits der Mauer bleiben oder gar nach Winterfell zurückkehren, steht allerdings noch in den Sternen.
"You didn't loose Riverrun. You let the Blackfish take it from you."
Es gibt in dieser Episode nicht nur ein unerwartetes Wiedersehen, die Autoren überraschen uns mit einem weiteren Gesicht aus der Vergangenheit, das viele von uns sicherlich bereits abgeschrieben hatten. Die Rede ist von Edmure Tully, dem unglücklichen Bräutigam der Roten Hochzeit, auf der unter anderem Catelyn und Robb ihr Leben lassen mussten. Da Edmure bis dahin nur eine untergeordnete Rolle spielte, habe ich ihm ehrlich gesagt nicht großartig nachgetrauert und habe seither auch keinen Gedanken an ihn verschwendet. Dass man ihn nun aus der Versenkung emporsteigen lässt, löst daher noch nicht viel in mir aus, es gibt dem sich anbahnenden Kampf zwischen den Starks und ihren Feinden jedoch noch eine entscheidende Wendung. Schon früher konnten wir uns davon überzeugen, dass Walder Frey den Tullys/ Starks alles andere als freundlich gesinnt ist. Dass er sich nun erneut gegen sie stellen wird, erscheint daher als gegeben. Damit gibt es einen Feind mehr auf der Liste der Starks, was sicherlich noch Probleme mit sich bringen wird, wenn Sansa und Jon in einiger Zeit Schnellwasser erreichen.
"He is a greater worrier than either of you will ever be."
Bereits vor einigen Episoden sind Sam und Gilly gen Hornberg aufgebrochen und nun erfahren wir mehr über Sams Familie. Viel überraschendes gab es hier nicht, da Sams Vater Randyll seinen Sohn genau so unterkühlt begrüßt hat, wie man sich es aufgrund seiner Erzählungen vorgestellt hat. Der Mann hat wahrlich kein gutes Haar an Sam gelassen, der zwar rein optisch kein Prachtexemplar von einem Mann sein mag, dafür aber ein umso besseres, größeres und aufgeschlosseneres Herz hat. Von Beginn an ahnte man daher, dass die Familienzusammenführung nicht gut enden kann, auch wenn sich Sams Mutter Melessa und Schwester Talla größte Mühe gaben, Gilly und das Baby bei sich willkommen zu heißen und in ihrem Kreis aufzunehmen. Schön war auch, dass sich die beiden Frauen nicht davor abschrecken ließen, dass Gilly eine Wildlingsfrau ist. Eine Familie mit so gegensätzlichen Charakteren kann in meinen Augen nicht funktionieren und man fragt sich natürlich, wie es Sams Mutter und seine Schwester unter der starren Fuchtel des Familienoberhauptes aushalten. Klar ist, dass Sams Vater nie oder nur selten kontra bekommt und dass er durch seine gefühlsarme Art dafür verantwortlich ist, dass Sam ein so geringes Selbstbewusstsein hat.
In den letzten Staffeln musste Sam viel einstecken und auch wenn er die direkte Konfrontation mit seinem Vater gescheut hat, beweist der Schritt, sich nicht auf die Hilfe seiner Familie zu verlassen, dass Sam um einiges charakterstärker ist, als er es noch zu Beginn der Serie war. Er ist einfach eine Figur, die man für seine liebeswerte und loyale Art mögen muss.
Ich könnte mir gut vorstellen, dass es zu einem späteren Zeitpunkt noch ein Wiedersehen mit Familie Tarly gibt, schließlich wird Sams Vater nicht ohne weiteres auf sein Schwert verzichten.
"Rich or poor. Nobel or common. If we sin, we must atone."
Neben der Storyline rund um Sam und Gilly ruhte zuletzt auch die Geschichte in Königsmund, die nun um einen entscheidenden Schritt vorangebracht wird. Seit Beginn der Staffel habe ich mich gefragt, wie sich Margaerys Buße gestalten wird und ich war mir sicher, dass man uns nicht noch einmal einen Gang durch die Stadt zeigen wird, wie es bei Cersei der Fall war. Diese Entwicklung hätte ich jedoch nicht erwartet. Dass Margaery Tommen dazu bringen kann, nach ihrer Pfeife zu tanzen, ist keine Überraschung, aber ich frage mich, ob sie tatsächlich von Selbsterkenntnis überwältigt wurde oder einfach nur alles tut, um sich schnellstmöglich wieder die Krone aufsetzen zu können. Zuletzt ermahnte sie ihren Bruder noch, sich vom Hohen Spatz und seinen Anhängern nicht klein kriegen zu lassen, doch nun scheint es, als hätte Margaery vor dem Geistlichen das Knie gebeugt. Diese Figur ist eine geschickte Mischung aus Gutherzigkeit und kalter Berechnung, weshalb man sich einfach nicht sicher sein kann, was in Margaerys gerissenem Köpfchen so vor sich geht. Sie hat es bisher geschafft, drei Mal die Frau an der Seite eines Königs zu sein und konnte sich bisher aus jeder misslichen Lage befreien, während Tommens Vorgänger Renly und Joffrey dabei ihr Leben gelassen haben. Wie sich die Geschichte weiterentwickelt und ob Margaery dafür sorgen wird, dass Tommen nun gänzlich mit seiner Familie bricht, empfinde ich als äußerst spannend, da sich ihre Figur noch in so viele Richtungen entwickeln könnte.
Der missglückte Versuch, Margaery zu befreien, lässt nicht nur Olenna und Mace Tyrell mit ihrer Armee alt aussehen, auch Jaime und Cersei haben diese Wendung augenscheinlich nicht kommen sehen und dass obwohl Cersei sicherlich dachte, dass Qyburns Vögelchen ihr so etwas mitteilen würden. Für Jaime sind die Folgen fatal, da er anschließend aus der Königsgarde entlassen wird. So eine Untat ist uns bereits bei Ser Barristan Selmy begegnet und jener fand es sicher nicht weniger schamhaft als Jaime.
Bisher hat sich Jaime immer geweigert, dass Erbe seiner Familie in Casterlystein anzutreten und ich frage mich, wie es nun für ihn weitergehen wird. An sich ist er von nun an der Lord des Familienbesitzes, doch ich kann mir gut vorstellen, dass Cersei (von der wir in letzter Zeit erstaunlich wenig gesehen haben) auf Dauer andere Pläne für ihn hat und dass die beiden Geschwister nicht allzu lange getrennt sein werden.
"I take what is mine."
Ebenso bedeutend war für mich die erneute Machtdemonstration von Daenerys, die wunderbar mit epischer Musik unterlegt war. Nachdem man uns bereits in Episode #6.04 Book of the Stranger mit einer tollen Daenerys-Szene beglückte, überrascht man uns mit dem Auftauchen von Drogon nun erneut. Ich hätte nicht gedacht, dass man es in zwei so dicht aufeinanderfolgenden Episoden schafft, so starke Szenen für Daenerys zu schreiben, doch ich bin sehr froh darüber, dass sie noch einmal ihre Kraft zur Schau stellen konnte. Indem sich Daenerys auf Drogon schwingt und die Dothraki ihr erneut zujubeln, festigt sich nicht nur das Band zwischen Khalessi und ihren Anhängern sondern auch zwischen der Mutter der Drachen und ihrem etwas vernachlässigten Schützling. Besonders gut gefallen hat mir dabei, dass Drogon nirgends zu sehen war und Daenerys dennoch wusste, dass er in der Nähe ist. Denn während des Gespräches mit Daario verändert sich plötzlich ihr Gesichtsausdruck und sie scheint zu spüren, dass eines ihrer Drachenkinder in der Nähe ist.
Nebenbei wirft man die Frage auf, wer auf den beiden Drachen neben Daenerys fliegen wird. Auch wenn sie alle Dothraki zu ihren Blutreitern ernennt, will man wissen, wer eines Tages an ihrer Seite fliegen wird. Die Fans der Serie und der Bücher machen sich darüber bereits seit Jahren Gedanken und eine Antwort scheint nun allmählich in greifbare Nähe zu rücken.
"Shame, the girl had many gifts."
Bereits zuvor war ich mir sicher, dass Arya sich mit dem Dasein als niemand nicht recht anfreunden kann oder will, was uns bei verschiedenen Gelegenheiten gezeigt wurde. Nun scheint sie sich endgültig gegen den vielgesichtigen Gott zu entscheiden, indem sie ihren Auftrag sabotiert und anschließend loszieht, um ihren geliebten Degen Nadel wieder in die Hände zu schließen. Erneut setzt man in dieser Storyline das Theaterstück als Mittel zum Zweck ein und zeigte Arya bereits zuvor durch den schmierig dargestellten Eddard Stark, dass sie ihre Familie und die Ungerechtigkeiten, die ihnen zugefügt wurden, nicht hinter sich lassen kann. Ich fände es gut, wenn Arya nun zu sich steht und nicht länger versucht, ihr altes Leben hinter sich zu lassen. Es ist natürlich verständlich, dass sie sich in das Leben als ein niemand flüchten wollte, um nicht länger tagtäglich daran erinnert zu werden, dass ein Großteil ihrer Familie ausgelöscht wurde, dennoch wurde uns Arya immer als sehr zielstrebig präsentiert, weshalb es einfach nicht zu ihr passt, den Kopf in den Sand zu stecken.
Fazit
"Game of Thrones" ist eine Serie, die immer zu überzeugen weiß, dennoch aber auch einmal sparsam mit bildgewaltigen Eindrücken umgeht. Dieses Mal nimmt man sich zwar ein wenig zurück, bringt aber dennoch eine Episode hervor, die viel verändern wird.
Marie Florschütz - myFanbase
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Diskussion zu dieser Episode
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Blood of My BloodErstausstrahlung (US): 29.05.2016
Erstausstrahlung (DE): 25.03.2017
Erstausstrahlung (Pay-TV): 30.05.2016
Regie: Jack Bender
Drehbuch: Bryan Cogman
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