Bewertung

Review: #2.06 Der Kosmonaut

Foto: Anna Torv, Fringe - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Anna Torv, Fringe
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Wow, nach mittlerweile 25 Episoden kommt "Fringe" tatsächlich mal auf die Idee, sich ein wenig auf die Figur des Philipp Broyles zu fokussieren, der im Prinzip bisher nichts Weiteres zu tun hatte als Olivia einen Fall aufzutragen, sie zu loben oder sie zur Sau zu machen. Prinzipiell war es auch eine wirklich schöne Idee, ein wenig auf Broyles’ Vergangenheit einzugehen. Nur wer jetzt erwartet, dass wir Zuschauer nach dieser Folge Broyles mit völlig anderen Augen ansehen und er eine recht spektakuläre Vergangenheit hat, der wird wohl etwas enttäuscht werden, denn dafür ist die Episode viel zu klischeegeladen.

Broyles’ Vergangenheit

Wie gesagt, die Idee war wirklich nicht schlecht, zumal wir eigentlich kaum etwas über Broyles wissen und der Charakter dennoch, oder gerade deswegen, ziemlich interessant ist. Und von interessanten Charakteren wimmelt es in "Fringe" nicht gerade besonders (Walter und den Beobachter natürlich ausgeschlossen). Demzufolge war ich, nachdem ich gelesen hatte, dass sich diese Folge hauptsächlich um Broyles dreht, recht gespannt darauf, was mich in dieser Folge erwartet.

Dabei war die erste Szene mit ihm auch schon die beste. Und das, obwohl sie noch nicht einmal direkt etwas mit der Story zu tun hatte. Doch wie Broyles in dem Restaurant sitzt und verspielt lächelnd den kleinen Jungen realisiert, der ihn nachahmt, war wirklich herrlich und das erste mal sah man in ihm so etwas wie einen sympathischen, familienliebenden Kerl. Allerdings verwandelte sich dieses Bild schnell wieder in das gewohnt ernste, als Broyles mit seiner tiefen Stimme (wirklich unglaublich, was für eine tiefe Stimme Lance Reddick in Original hat) an sein Handy geht und bereits zu seinem nächsten Fall gerufen wird.

Und da fangen die Klischees schon an: dass Broyles einen ähnlichen Fall in der Vergangenheit schon einmal hatte, ist zwar ebenfalls schon ein Klischee, aber noch verzeihlich. Richtig weh tut es dann erst, als wir erfahren, dass Broyles alles daran gesetzt hat, den Fall damals zu lösen, und seine Ehe dadurch so stark belastet wurde, dass zusammen mit seinem Aufstieg als FBI–Agent auch sein Abstieg als Ehemann begann und seine Frau sich von ihm hat scheiden lassen.

Wow, diese wahnsinnig innovative und originelle Story, dass die Familie zu Bruch geht, weil jemand nahezu besessen davon ist, seine Karriere anzukurbeln oder einen Fall zu lösen, gab es noch nie. Zumindest noch nie bei "Fringe", denn so eine ähnliche Story gab es schon in diversen anderen Crime-/Mystery-/Drama-/Familienserien. Manchmal frage ich mich wirklich, ob J.J. Abrams noch ein wenig die Arbeit der Drehbuchschreiber verfolgt. Denn ich glaube kaum, dass Abrams, der mit "Lost" die wohl komplexesten Charaktere der Serienwelt erschaffen hat, seine Charaktere in "Fringe" so billig wegkommen lässt. Na gut, "Lost" ist auch nicht immer frei von Klischees.

Großer Pluspunkt ist allerdings Lance Reddick, dem man wohl die unsinnigsten Storylines aufdrücken könnte, er sie aber dennoch so überzeugend spielen würde, dass man über die schwache Handlung hinwegsehen könnte.

Der Schattenmann geht um

Den Fall der Woche hingegen empfand ich als wirklich unterhaltsam und recht spannend. Ein alienartiges Wesen, dessen Wirt ein ehemaliger Astronaut ist und sich von der Radioaktivität der Menschen ernährt, was dazu führt, dass diese Menschen zu Asche verfallen. Ein Albtraum für alle Krematorien–Betreiber dieser Erde!

Doch auch hier bedienten sich die Macher der Serie an reichlichen Klischees, diesmal aus dem Genre "Horror", was sie bekanntlich gerne machen. Diesmal ist es kein Kornfeld mit einer gruseligen Vogelscheuche wie in #2.02 sondern der altbekannte Ausfall des TV–Bildes, zusammen mit den Lichtern, die urplötzlich erlischen. Und natürlich, wie soll es auch anders sein, neigen die netten Personen dazu auch noch genau nachzuschauen, was los ist. Zur Abwechslung werden sie zwar nicht brutal niedergemetzelt, überleben ihre Neugierde aber auch nicht. Immerhin können sich die Hinterbliebenen die Kosten für die Einäscherung sparen. Hey, man muss doch in allem das Beste sehen, oder?

Trotz dieser ganzen Klischees baute der Fall eine gewisse Atmosphäre auf, die wirklich bedrohlich wirkte, was nicht zuletzt an dem Wesen an sich lag. Den Namen "Schattenmann" hätte man sich sparen können. So offensichtlich müssen Klischees nun auch nicht angedeutet werden. Was noch mehr als überzeugt hat, waren die Effekte der Episode. Denn die "Einäscherung" beziehungsweise der Verfall der Opfer wurde wirklich toll in Szene gesetzt.

Natürlich löst Walter (von dem man in dieser Folge leider nicht so viel gesehen hat) den Fall ungewöhnlich schnell, aber dafür konnte der Schluss noch einmal überzeugen, indem Broyles durch einen gezielten und kaltherzigen Kopfschuss aus kürzester Entfernung dem Treiben des Schattenmannes ein Ende setzt, um einem kleinen Mädchen das Leben zu retten.

Fazit

Der Fall war unterhaltsam, allerdings war ich ein wenig enttäuscht darüber, dass aus Broyles Vergangenheit kein größeres Geheimnis gemacht und uns im Prinzip eine 08/15 Familiengeschichte à la Rosamunde Pilcher geliefert wurde. Einziger Vorteil war, dass Lance Reddick endlich mal ein wenig mehr Screentime hatte. Dennoch kann auch er nicht wettmachen, dass sich die Autoren anscheinend nicht wirklich viel Mühe gegeben haben, uns etwas Neues und Innovatives zu liefern. Und weil es so passt: Asche über deren Haupt!

Manuel H. - myFanbase

Die Serie "Fringe - Grenzfälle des FBI" ansehen:


Vorherige Review:
#2.05 Traumfänger
Alle ReviewsNächste Review:
#2.07 Kontrolle

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier oder in unserem Forum mit anderen Fans von "Fringe" über die Folge #2.06 Der Kosmonaut diskutieren.