Bewertung
Robert Schwentke

Bestimmung, Die - Insurgent

One choice can destroy you!

Foto: Copyright: 2015 Concorde Filmverleih GmbH
© 2015 Concorde Filmverleih GmbH

Inhalt

Nachdem es Tris (Shailene Woodley) und Four (Theo James) gelungen ist, die Simulation zu stoppen, die die Ferox dazu brachte, die Altruan zu töten, flüchten sie zu den Amite. Doch Jeanine Matthews (Kate Winslet) ist es gelungen, eine mysteriöse Box sicherzustellen, auf der sich die Symbole aller Fraktionen befinden. Um diese zu öffnen, braucht sie den stärksten aller Unbestimmten und sie schickt ihre Lakaien Eric (Jai Courtney) und Max (Mekhi Phifer) los, um diese Person zu finden. Schnell befinden sich Tris und Four wieder auf der Flucht vor den verräterischen Ferox, die sich auf die Seite des Bösen gestellt haben. Sie finden Unterschlupf bei den Fraktionslosen, doch der Frieden währt nicht lange, denn Jeanine tut alles in ihrer Macht stehende, um die Box öffnen zu können und so an jene geheime Informationen zu kommen, für die die Altruan gestorben sind.

Kritik

Ein Jahr ist es nun her, dass die Verfilmung des ersten Teils der Bestseller-Reihe die Menschen weltweit beeindruckte. Nun ist es endlich soweit und die Geschichte rund um Tris und Four geht in die zweite Runde. Gerade für Fans der Bücher ist es oftmals schwer, sich auf die Adaption zu konzentrieren und sie nicht beim Schauen mit den Büchern zu vergleichen. Allerdings bleibt einem bei "Die Bestimmung – Insurgent" keine andere Wahl, da die beiden Medien bis auf den Titel und das Grundgerüst der Handlung eigentlich nichts gemeinsam haben. Die Idee, den Fokus des Geschehens auf eine mysteriöse Box zu legen, die nur durch einen starken Unbestimmten geöffnet werden kann, ist gar nicht mal so schlecht. Man fragt sich, welche geheimen Informationen sich in dieser wohl verbergen. Woran es allerdings hapert, ist die Umsetzung des Ganzen. So sehr ich diesen Film auch lieben möchte, es geht einfach nicht, da er wieder nicht mehr als durchschnittlich ist.

Doch beginnen wir mit den positiven Aspekten. Es ist schön zu sehen, dass den Zuschauern nun Einblicke in alle Fraktionen gewährt werden. Der Film beginnt bei den Amite, die freundlichen Bauern, die ihr Quartier außerhalb des Zaunes haben. Sie tragen alle helle Farben, die die Natur widerspiegeln und leben in Frieden und Harmonie. Kein Wunder, dass Tris sich dort nicht sonderlich wohl zu fühlen scheint, da sie viel zu impulsiv für ein solches Volk ist. Die Candor haben ein beeindruckendes Hauptgebäude, in dem alles in schwarz und weiß gehalten ist. Sie lieben die Ehrlichkeit und sehen alle aus wie Anwälte. Auch sieht man, wie die Fraktionslosen leben, was wohl komplett anders ist, als man sich dies vorgestellt hätte. Sie leben nicht ganz so isoliert und haben Berge von Vorräten von allem, was das Herz begehrt.

Des Weiteren muss positiv angemerkt werden, dass Shailene Woodley erneut in der Rolle der Tris glänzt. Sie ist eine willensstarke Frau, die unter dem Tod ihrer Eltern und ihres Freundes Will leidet. Sie wird von Albträumen geplagt und doch lässt sie ihr Ziel niemals aus den Augen. Ihr Freund Four steht in jeder Lebenslage zu ihr, auch wenn er manche ihrer Entscheidungen nicht akzeptieren kann. Theo James muss allerdings noch an seiner Mimik arbeiten, denn an dieser ändert sich nicht wirklich viel. Entweder er guckt böse oder runzelt die Stirn. Viel mehr Abwechslung bringt er in seine Rolle leider nicht. Schade ist hingegen, dass sich Tris und Four beide kaum entwickeln und ihre Beziehung zueinander viel zu perfekt dargestellt wird. Manchmal bekommt man das Gefühl, dass sie vergessen, in was für einer kaputten Gesellschaft sie eigentlich leben. Dafür kann Miles Teller als Peter deutlich mehr überzeugen als im Vorgängerfilm. Er ist ein egoistischer Mensch, dem nur sein eigenes Leben etwas bedeutet. Ob er andere mit seinem Handeln in Gefahr bringt, ist ihm egal, Hauptsache ihm geht es gut. Allerdings durchlebt er im Laufe der 119 Minuten eine interessante Wandlung, die Teller authentisch herüberbringt.

Was diesen Film allerdings in der Mittelmäßigkeit versinken lässt, sind all die Logiklöcher und fehlenden Erklärungen. Ohne zu viel verraten zu wollen, habe ich hier einige Beispiele: Caleb hat kein Problem damit, jemanden mit einem Rohr totzuschlagen, als es um sein eigenes Leben geht, aber als seine Schwester vor seinen Augen fast umgebracht wird, steht er einfach daneben und guckt zu. Man sollte meinen, dass mehr Altruan in ihm steckt. Als nächstes sagt Caleb zu Tris und Four, dass er nicht mit ihnen gehen wird, sondern zu den Altruan – die ja komplett weggebombt wurden –, um dort seine Hilfe anzubieten und niemand wird bei seiner Aussage auch nur ein bisschen skeptisch. Wieso ist Tris nicht immun gegen das Wahrheitsserum bei den Candor, wenn sie doch eine Unbestimmte ist und gegen alles andere auch immun ist? Wo ist Marcus auf einmal hin? Am Anfang des Films taucht er kurz auf und ist dann spurlos verschwunden und ward nie wieder gesehen. Wie kann Tris bitte innerhalb ihres Glaskastens alleine eine Simulation starten, wenn die Technik dafür außerhalb ist? Hat sie auf einmal irgendwelche neuen Kräfte, von denen man nichts weiß? Und wieso kann irgendein x-beliebiger Niemand bei den technikaffinen Ken einfach die Sicherheitsvorkehrungen ändern? Das ergibt nicht wirklich Sinn. Dann ist da noch das sehr seltsame Ende, zu dem ich an dieser Stelle allerdings nichts sagen werde. Das sind alles so Dinge, die einem auffallen und die zum allgemeinen Verständnis besser hätten beleuchtet werden müssen. Die 20 Minuten, die in im ersten Teil "Divergent" hätten rausgeschnitten werden können, hätten diesem Film wiederum gut getan.

Auch ist es schade, dass die Nebencharaktere wieder viel zu kurz kommen. Bis auf Peter wird niemand genauer beleuchtet, obwohl die Nebenfiguren auch einen wichtigen Teil zur Handlung beisteuern. Wie soll man mit ihnen mitfühlen, wenn man sie nicht kennt? Gerade bei Marcus ist es schade, dass er plötzlich verschwindet und auch würde ich mir wünschen, dass man einige der treuen Ferox ein bisschen besser kennenlernen würde, beispielsweise Uriah und Lynn, die allerdings nur zwei Mal kurz auftauchen und einen Satz sagen. Klar, der Fokus liegt auf Tris, aber in anderen Filmen gelingt es schließlich auch, die anderen Charaktere mit einzubinden, sodass sie ihren festen Platz im Geschehen haben.

Die Effekte in "Die Bestimmung – Insurgent" sind dafür super und gerade in den Simulationen zahlt sich das 3D wirklich aus, vor allem bei Explosionen, fliegenden Glassplittern und spritzendem Blut (ja, hier spritzt es ab und zu ordentlich, ganz im Stil von "300"!). Auch die Filmmusik ist wieder einmal sehr passend und die düstere und zugleich mysteriöse Atmosphäre wird durch diese hervorragend untermalt. Dennoch kann man nicht über die vielen Schwächen des Drehbuchs hinwegsehen – leider.

Fazit

Die Grundidee von "Die Bestimmung – Insurgent" ist sehr interessant und hätte mit ein paar Änderungen im Drehbuch sicherlich sehr spannend werden können. So ist leider nur ein mittelmäßiger Sci-Fi-Film daraus geworden mit wenig Tiefgang, oberflächlichen Charakteren und einigen Logiklöchern. Wer sich daran nicht stört, der sollte sich diesen Film in 3D im Kino anschauen, für alle anderen wird er auf DVD sicherlich ausreichen.

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Sanny Binder - myFanbase
18.03.2015

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