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Review: #5.22 Grenzen verschwimmen

Foto: Peter Jacobson, Dr. House - Copyright: 2008 Fox Broadcasting Co.; Joseph Viles/FOX
Peter Jacobson, Dr. House
© 2008 Fox Broadcasting Co.; Joseph Viles/FOX

Eine Wahnsinnsfolge. Im allerwahrsten Sinne des Wortes. House wird von Amber verfolgt, die natürlich kein blonder Poltergeist im Arztkittel ist, was auch niemand ernsthaft befürchtet hat, sondern sich als eine Verkörperung von Houses eigenem Unterbewusstsein erweist. Nach dem ersten Schock beginnt House sogar zeitweise, die Situation zu genießen. Schließlich hat er über "Amber" eine Hochgeschwindigkeitsdirektleitung in sein Innenleben. Er muss nicht mehr mühevoll in seinen tief verschütteten Erinnerungen und beiseite geschobenen Gedanken kramen, sondern kann "Amber" direkt fragen. Houses Unterbewusstsein besitzt nun eine eigene Stimme.

Unglücklicherweise verbirgt sich jedoch in einem menschlichen Unterbewusstsein sehr Vieles, das besser stumm bleiben sollte. Nicht ohne Grund verdrängen wir gewisse Gedanken und lassen sie nicht an uns heran. "Amber" schweigt jedoch nicht und befördert Houses unterdrückte Ideen, Ängste, Schwächen und Neigungen in sein Leben. Dies kostet Chase fast das Selbige.

Zu Anfang ist es wirklich unterhaltsam, House und "Amber" zusammen zu erleben, so dass man Houses kurzzeitigen Wunsch, diesen Zustand beizubehalten, fast verstehen kann. Mal spricht House gegenüber seinen Kollegen genau das Selbe aus, was im gleichen Moment auch "Amber" sagt, hält dann also mit seinen tiefsten Gedanken nicht hinterm Berg, und mal sagt House in einer Situation etwas ganz anderes als "Amber", spricht also nicht genau das aus, was in seinem Innersten vorgeht. So sagt House zu Wilson, dass es ihm nichts ausmachen würde, wenn dieser nicht zu Chases Jungesellenabschied käme, während "Amber" äußert, dass es nicht in Ordnung sei. House spricht also nicht seine wahre Empfindung aus. Er will seinen besten Freund auf jeden Fall dabei haben – und zeigt dies letztlich auf gewohnt verquere Weise, indem er die Party einfach ohne Wilsons vorheriges Wissen und Einwilligung in dessen Wohnung veranstaltet, so dass es scheint, als habe House seinem Freund in erster Linie einen Streich gespielt.

Der Sprung von unterhaltsam zu erschreckend vollzieht sich endgültig, als deutlich wird, dass "Amber" House dazu gebracht hat, eine Stripperin zu engagieren, die eine Erdbeer-Körperbutter verwendet, auf die Chase allergisch reagiert. Tief in seinem Innersten will House Chase töten, da er es nicht ertragen kann, dass dieser und Cameron glücklich sind, während er es nicht ist. Normalerweise weiß House solche Empfindungen – wie die meisten Menschen – zu unterdrücken und in seinem Unterbewusstsein einzuschließen, doch nun kommuniziert sein Unterbewusstsein ja mit ihm und lässt sich nicht zum Schweigen bringen.

Doch der Beinahe-Mord an Chase ist noch nicht alles, auch bei seinem Patienten versagt House aus erklärlichen Gründen. House braucht, um seine diagnostische Brillanz entfalten zu können, ein Team mit dem er diskutieren kann, dass ihn auf neue Gedanken bringt und ihm andere Wege aufzeigt. Das wissen wir schon länger. In dieser Episode aber berät House sich fast ausschließlich mit "Amber" – er hält also nur Zwiesprache mit sich selbst und blendet die äußeren Anregungen aus. House und "Amber" amüsieren sich ja sogar darüber, dass das Team nichts zur Diagnose beigetragen hat und nur Dekoration war. Im nächsten Moment erhält House die Nachricht, dass die Diagnose falsch war. Ihm wird klar, dass "Amber" sein Leben nicht erleichtert, sondern es außer Kontrolle geraten lässt. Wie gesagt, eine Wahnsinnsfolge.

Maret Hosemann - myFanbase

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