Bewertung

Review: #2.06 Alternativmedizin

Wow! Ich habe schon vor einiger Zeit angemerkt, dass sich "Chicago Med" sehr intensiv auf die Charaktere und die Emotionen konzentriert. Und wie gut das gelingt, zeigt #2.06 Alternativmedizin deutlich. Bereits vergangene Fälle werden wieder aufgerollt, ebenso wie die Vergangenheit mancher Ärzte und Neues wird dazu gelernt, was es fast perfekt macht.

Gib niemals die Hoffnung auf

Als Arzt hat man es ohnehin nicht leicht, sich mit dem Schicksal der Patienten auseinanderzusetzen. Doch wenn man sich auf die Pädiatrie spezialisiert hat, ist man noch einer viel größeren emotionalen Belastung ausgesetzt. Natalie Manning hatte schon mehrere Patientenfälle die sie emotional gefordert haben, doch ich glaube, Hayleys Schicksal steht nochmals auf einer ganz anderen Stufe. Zum einen liegt das sicher daran, weil sie die Kleine schon so lange behandelt hat und eine emotionale Verbundenheit dadurch nicht zu vermeiden ist. Zum anderen hat es sie wahrscheinlich auch deshalb so sehr mitgenommen, da Hayley erst kürzlich eine Infektion überstanden hat, die ein Endoskop verursacht hat und sie schon zu diesem Zeitpunkt mit einem möglichen Tod gerechnet hat.

Ich muss zugeben, dass mich der Tod des Mädchens auch sehr getroffen hat, weil ich doch noch die Hoffnung hatte, dass sie auch das übersteht. Doch leider überkam mich bereits ein schreckliches Gefühl, als die Eltern Natalie gefragt haben, wie es um ihre Tochter steht und sie sehr verhaltend auf die Fragen reagiert hat. In diesem Zuge kann ich auch verstehen, dass sich Natalie Vorwürfe macht, weil sie die Eltern nicht auf das Schlimmste vorbereitet hat. Die Frage dabei ist allerdings, ob die Eltern dies auch hätten hören wollen. In diesem Punkt hat Daniel Charles durchaus recht, dass Hoffnung gerade bei so einem emotionalen Fall richtig und vielleicht auch wichtig ist, dennoch taten mir alle Beteiligten entsetzlich leid.

Ich glaube, für Natalie war es sehr wichtig, dass sie durch Ethan Choi und dessen Patientin einen neuen Hoffnungsschimmer gefunden hat. Zwar wird es sicher noch einige Jahre dauern, bis man diese miese Krankheit (und alle weiteren) heilen kann, doch es ist gut, dass es solche Kinder wie Shannon gibt, die in ihren eignen Laboren forschen und ich glaube genau diese Erkenntnis und die Erinnerungen an ihre eigenen Forschungen haben auch Natalie ihre Hoffnung zurückgegeben, die sie nach dem schweren Verlust dringend nötig hatte. Somit kann man auch Shannons Mutter keinerlei Vorwürfe machen, dass sie sich von ihrer Tochter erpressen ließ. Denn vielleicht hat sie schon längst erkannt, dass Shannon mit ihren Experimenten die Welt verbessern kann.

Ein neues Leben

Ich gebe zu: Ich werde immer mehr zum Fan von Sarah Reese! Es ist der Wahnsinn, welche Entwicklung sie durchlebt hat. Von ihrer Schüchternheit und Unselbstständigkeit ist nichts mehr zu merken. Ich hatte ja ein bisschen Angst, dass sie der Arbeit und der Anforderung in der Psychiatrie nicht gewachsen ist und es über kurz oder lang hinschmeißen wird. Ich bin ja so froh, dass ich mich getäuscht habe. Sie macht ihre Sache wahnsinnig gut und das hat auch Daniel erkannt. Wobei man ihm zugute halten muss, dass er a) ihr Potenzial für seine Fachrichtung schon vor einiger Zeit erkannt hat und b) seinen Fehler eingesehen und ihr grünes Licht zu dem Fall gegeben hat.

In einer der letzten Folgen musste Sarah selbst erkennen, dass die Psychiatrie und die dort behandelten Persönlichkeitsstörungen auf sie übergriffen haben. Doch diesmal war sie sich sicher, dass sie sich nichts einbildet und tatsächlich verfolgt wird. Anfangs dachte ich, man erlaubt sich mit ihr einen Scherz und verfolgt sie aus Spaß. Doch hinter der Verfolgung steckt sehr vielmehr, was ich sehr interessant fand. Bereits in #2.04 Offenes Geheimnis lernten wir Danny Jones kennen und seine Geschichte fand ich schockierend. Danny ist nicht nur eine männliche Prostituierte, sondern ihm wurde auch ein Chip eingepflanzt, mit dem er von den Zuhältern schnell gefunden wird.

Mir gefällt es gut, dass die Handlung doch noch nicht abgeschlossen ist und Sarah erneut die Chance bekommt, ihrem Schützling zu helfen. In diesem Zusammenhang fand ich es auch gut, wie selbstbewusst sie gegenüber Daniel gewesen ist und ich hatte fast die Vermutung, dass Sarah nach seinem Verbot auf eigene Faust handeln und Danny dennoch helfen würde. In Anbetracht der Tatsache, dass es sich bei diesem Fall um Zuhälterei handelt, war es aber doch klüger, auf Daniel zu hören.

Dass Danny Sarah anfangs letztlich nur aus dem Grund aufgesucht hat, um ihr mitzuteilen, dass er sterben will, hat mich schockiert, auch wenn ich seine Entscheidung durchaus verstehen kann. Dannys Entscheidung hat mich an Nick Calhoun und Sheldon Wallace aus "Private Practice" erinnert. Bei den beiden ging es zwar um Kindesmissbrauch, doch auch Nick wollte sich das Leben nehmen und teilte es Sheldon mit, der erkannt hat, dass sein Patient letztlich nur Hilfe sucht, um diesen grausamen Schritt eben nicht tun zu müssen. Schön, dass Sarah sich an Daniel gewandt hat und Erin Lindsay mit ins Boot geholt hat.

In einer Folge von "Chicago Fire" bzw. "Chicago P.D." erfuhren die Zuschauer, dass Erins Bruder ebenfalls von Zuhältern zur Prostitution gezwungen wurde. Ich finde es gut, dass man ihre Vergangenheit mit dem aktuellen Fall verbunden hat, denn wenn sich jemand hineinversetzen kann, dann am besten sie selbst. Auch wenn es momentan so aussieht, als wären Danny und Sarah nicht mehr auf Hilfe angewiesen, so gehe ich doch mal stark davon aus, dass wir Erin nicht zum letzten Mal den Fall betreffend gesehen haben.

Ehrlich gesagt habe ich nicht erwartet, dass Danny versucht hat, sich den Chip aus seinem Körper zu schneiden, obwohl das eigentlich logisch und am einfachsten ist. Allerdings glaube ich wie gesagt nicht, dass mit der Entfernung des Chips alles vorbei ist. Vielmehr denke ich, dass das Schrecklichste noch kommen wird und es sehr emotional wird.

Man lernt nie aus

Zunächst hatte ich den Fällen von Connor Rhodes und Will Halstead eher wenig Beachtung geschenkt, da ich annahm, sie dienen mehr als Lückenfüller und die Autoren wollen mal wieder die Rivalität, die es zum Serienstart gegeben hat, aufleben lassen. Doch auch hinter diesem Handlungsstrang steckte letztlich vielmehr.

Der gemeinsame Fall von Dr. Isidore Latham und Connor war eigentlich nur Mittel zum Zweck. Die beiden haben einen Mann am Herzen operiert und bei der Nachuntersuchung stellt Dr. Latham ein Herzgeräusch fest, Connor jedoch nicht. Ich hatte zunächst ein bisschen die Befürchtung, er wollte Connor nur vorführen und ihm damit zu verstehen geben, dass er nicht sein Wunschkandidat ist. Allerdings hat das zu den Ereignissen aus den vergangenen Folgen nicht ins Bild gepasst. Ich bin aber froh, dass Connor sich nicht davon einschüchtern ließ und vielleicht an seinen Fähigkeiten als Arzt gezweifelt hat, sondern sein neues Wissen sofort bei Wills Fall angewendet und sich später sogar noch hingesetzt hat, damit er irgendwann genauso gut diagnostizieren kann wie sein Mentor. Connors Handlung in dieser Folge unterstreicht auch nochmals Sharon Goodwins Glauben in Connor, ein aufgehender Stern als Arzt zu sein.

Connors Entwicklung hat er allerdings auch Will und seiner Beharrlichkeit zu verdanken. Insgeheim habe ich mir gewünscht, er möge unrecht mit seinem Verdacht haben. Ich bin aber sehr froh, dass ich im Unrecht war und Will mit seinem Verhalten aus der letzten Folge nicht nur etwas wieder gut machen konnte, sondern wir auch etwas von seiner Studienzeit erfahren durften. Ich denke, nicht nur Connor ist ein aufgehender Stern, sondern auch Will. Immerhin hat er nicht auf die (eigentlich ausgereifte) Technik vertraut, sondern auf seine Hände und die Fähigkeit seiner ehemaligen Mentorin.

Es war schön, Will mal mit jemanden außerhalb des Krankenhauses zu sehen, der nicht dort arbeitet. Man hat deutlich gemerkt, wie viel ihm noch immer an seiner Mentorin liegt, die er anscheinend öfter mal im Heim besucht und sich ihr gegenüber völlig normal verhält, dadurch hat er sich bei mir wieder ein paar Sympathiepunkte verdient.

Randnotizen

  • Ich finde es immer wieder toll, wie tough Maggie Lockwood an Dinge herangeht, die sie verändern will. Mir ist zwar klar, dass Alternativmedizin noch immer ein wenig belächelt wird, allerdings ist mittlerweile auch klar, dass eine positive Einstellung vieles bewirken kann und ich denke, genau das wollte sie mit der 'Reinigung' des Zimmers erreichen.
  • Ich finde es schön, dass Daniel sich auch mal jemandem anvertraut hat, was ihn nach so vielen Jahren noch immer belastet. Ich glaube, für einen Psychiater ist es sehr schwer, wenn sich ein Patient trotz Hilfe das Leben nimmt. Gut, dass er dann doch noch erkannt hat, dass es seine eigenen Erfahrungen gewesen sind und nicht die von Sarah. Zumal ich sowieso glaube, dass die beiden Fälle völlig anders liegen bzw. lagen.

Fazit

"Chicago Med" hält auch diesmal das Niveau problemlos und rollt vergangene Fälle wieder auf, die noch einiges an Spannung zu bieten haben. Aber auch Natalies emotionale Betroffenheit wie auch Daniels und Wills Vergangenheit können punkten. Meinetwegen darf es ruhig so weitergehen. Mir macht die Staffel bisher großen Spaß.

Daniela S. - myFanbase

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