Bewertung

Review: #2.05 Extreme Maßnahmen

Manchmal tun Menschen seltsame Dinge, weil sie nur das Beste wollen. Diese extremen Maßnahmen sorgen dann aber auch dafür, dass man sich dabei selbst vergisst oder andere zu Unrecht beschuldigt. Mit solchen Fällen müssen sich die Ärzte des Krankenhauses diesmal in der fünften Episode der zweiten Staffel von "Chicago Med" auseinandersetzen.

Sein Leben hing am seidenen Faden

Fangen wir mal mit dem Fall an, bei dem ich noch immer nicht genau weiß, wie ich ihn bewerten soll. Als bei dem von April und ihrem Bruder Noah Sexton ärztlich betreuten Marathonlauf ein Mann durch einen Unfall schwer verletzt wird, zählt jede Minute, um ihm das Leben zu retten. Dabei traten aber gleich mehrere Probleme auf: Zum einen die schlechteren Bedingungen ärztlicher Versorgung, denn den beiden steht nur ein Erste-Hilfe-Kasten zur Verfügung. Zum anderen ist April eine Krankenschwester und Noah ein angehender Arzt und beide dürfen keine medizinischen Eingriffe durchführen, die aber unumgänglich sind, um dem Patienten das Leben zu retten. Das allein sorgt schon dafür, zu erahnen, dass mit Sicherheit irgendetwas schief gehen wird.

Dass es ausgerechnet Noah ist, der eine Thorax-Drainage durchführt, ist überraschend. Wenn wir uns mal an die erste Staffel zurückerinnern, fällt mir wieder ein, wie unzuverlässig er gewesen ist. Und hatte ihm April damals nicht auch mit einer Meldung gedroht, da ihm ein schwerwiegender Fehler unterlaufen ist? Doch das scheint in Vergessenheit geraten zu sein und nach den Ereignissen in dieser Folge sehe ich Noah mit anderen Augen. Der unzuverlässige Medizinstudent beweist bei dem unbefugten Eingriff sehr viel Courage, was ihn ein bisschen zu einem Helden macht. Ohne ihn würde Ignacio wahrscheinlich nicht mehr am Leben sein. Somit sehe ich gute Chancen, dass aus Noah doch noch ein guter Arzt werden wird und vielleicht hat das auch Will Halstead erkannt.

Im Gegensatz zu Noah hätte er nämlich Ignacios Tod in Kauf genommen, wäre Nina Shore nicht so hartnäckig gewesen und hätte ihn von einem Eingriff unter diesen Bedingungen überzeugt. Manchmal fällt es mir sehr schwer, für Will großartige Sympathie zu empfinden. Das mag vielleicht auch zum Teil an seiner arroganten Art liegen, die er ab und zu an den Tag legt. Doch das alleine war diesmal nicht der Grund, warum er mich eher genervt hat. Vielmehr war es sein Widerspruch. Bei einem vergangenen Gespräch mit Natalie Manning erklärte er dieser lang und breit, dass er Arzt geworden ist, um anderen Menschen zu helfen und er es nicht versteht, wenn jemand einen Eingriff verweigert, weil ihm seine Leidenschaft wichtiger ist. Und jetzt weigert er sich Ignacio zu helfen, weil ihm die gegeben Umstände nicht perfekt für eine Behandlung erscheinen?! Auf der einen Seite kann ich ihn schon verstehen, was seine Beweggründe dafür gewesen sind, und dass er Ignacios Lebensqualität nicht beeinträchtigen wollte, wäre der Eingriff und der Einsatz des mobilen Bypass schief gegangen. Aber die Alternative wäre wahrscheinlich der Tod gewesen, für den er sich vielleicht noch hätte verantworten müsste, wegen unterlassener Hilfeleistung. So gesehen bin ich eigentlich auch sehr froh, dass Noah die Thorax-Drainage durchgeführt hat.

Jetzt möchte ich Will aber auch nicht ganz und gar schlecht machen. Ich glaube nämlich, hinter seiner (neuen) Einstellung steckt noch immer die Anklage von Familie Baker gegen ihn, durch die er gelernt hat. Doch besondere Situationen erfordern einfach besondere und manchmal auch extreme Maßnahmen, die dann die Regeln außer Kraft setzen und genau darum ging es meiner Meinung auch bei diesem Fall.

strafbare Mutterliebe

Der Fall von Natalie, der kleinen Phoebe und deren Mutter ging mir irgendwie an die Nieren. Die kleine Phoebe wird von ihrer Mutter ins Krankenhaus gebracht, nachdem diese über Taubheit klagt. So gesehen, erschien der Fall erst einmal als wenig bedeutend, dies änderte sich, als man erfuhr, was tatsächlich hinter der Taubheit steckte.

Nachdem Natalie erfahren hat, dass Phoebes Vater tot ist und sie noch immer von ihrer Mutter darüber im Unklaren gelassen wird, hat Natalie die richtige Entscheidung getroffen und Daniel Charles und Sarah Reese dem Fall hinzugezogen, die dann auf die richtige Spur kamen. Durch das seltsame Verhalten der Mutter und deren Antworten auf die gestellten Fragen war ich dann letztlich nicht überrascht, dass herauskam, dass es sich um eine Entführung handelte. Allerdings war ich über den Grund dafür erstaunt.

Durch die Untersuchungen kam heraus, dass Phoebe in der letzten Zeit einige Brüche im Kopfinneren hatte und diese zur Taubheit geführt haben. Es war dabei schon vorhersehbar, dass sofort die Mutter im Verdacht steht, die es aber nicht gewesen ist, sondern der Vater, weswegen das Mädchen von ihrer Mutter entführt wurde und die Wahrheit nicht erfährt. Ich hätte mir gewünscht, dass damit die Storyline geendet hätte. Denn was danach kam, fand ich ehrlich gesagt eher grausam. Denn Phoebe wurde gar nicht misshandelt, sondern leidet an einer Krankheit, die zum Teil Knochenbrüche und Taubheit auslöst. Im Umkehrschluss bedeutet das allerdings auch, dass sich die Mutter noch strafbarer gemacht hat.

Mir ist durchaus klar, dass man sich an Gesetze halten muss und auch für seine Taten bestraft werden muss. Allerdings liegt der Fall für mich hier anders. Denn Phoebes Mutter hat im Sinne der Gesundheit ihres Kindes gehandelt und wollte es beschützen. Natürlich hat auch Natalie Recht, dass die Mutter Phoebe hätte vorher untersuchen lassen können, aber wahrscheinlich hat sie in dem Moment nicht rational gehandelt, sondern wollte ihr Kind in Sicherheit wissen. Ich hoffe für sie, dass sie mit einer milden Strafe davon kommt.

Aber so tragisch dieser Fall auch gewesen ist, ein Gutes hatte er dennoch: Sarah hat sich bei ihrer Mutter für den Scheck bedankt. Ich bin gespannt, ob wir in dieser Staffel Sarahs Mutter einmal zu Gesicht bekommen. Mich würde sehr interessieren, was passiert, wenn die beiden aufeinander treffen. Nach ihren Erzählungen zu urteilen, scheint ihre Mutter nicht unbedingt der gefühlvolle Typ zu sein, was sich Sarah allerdings gewünscht hätte.

Zu viel Stolz macht krank

Dass zu viel Stolz krank machen kann, zeigt der Fall von Ethan Choi: Eine alte Dame namens Mrs. Barlow wird ins Krankenhaus eingeliefert, die nicht nur ein Problem mit der Hitze hat, sondern auch ihre Medikamente sehr unregelmäßig zu nehmen scheint. Durchaus verständlich, dass Ethan dabei sofort an eine Depression denkt, die beiden älteren Menschen leider typisch ist. Doch der wahre Grund, warum Mrs. Barlow sich schlecht ernährt und ihre Tabletten nicht in die Toilette gefallen sind, ist viel schlimmer. Denn dabei geht es um Stolz und die Tatsache, dass Menschen in nichts nachstehen wollen.

Einen ersten Hinweis lieferte Daniel, der erkannt hat, was die Dame ist und ihre Tabletten verkauft. Doch auch er kam der Wahrheit noch halb auf die Spur und glaubte an eine Altersarmut, die aber keinen Bestand hat, sondern es tatsächlich der Stolz gewesen ist, genauso schöne und teure Dinge zu besitzen, wie ihre Nachbarin und Freundin Ruth. Dabei habe ich mich gefragt, wie eng die Freundschaft der beiden ist, wenn es eher um materielle Dinge geht. Allerdings setzte Ruth ihre Freundin auch nicht darüber in Kenntnis, dass sie sich selbst auch nicht die teuren Dinge leisten kann, sondern diese von ihrem Sohn bekommt. Aber zum Glück wurde die Sache aufgeklärt und ich denke, die beiden haben von nun an eine sehr viel engere und vertrautere Freundschaft.

Neuer Lebensabschnitt und Zweifel

Sharon Goodwin litt sehr unter der Trennung von ihrem Mann. Zwar ging sie wie gewohnt ihrer Arbeit nach, doch man merkte ihr an, wie schwer es ihr fiel, gute Miene vorzutäuschen. Somit finde ich es eigentlich gut, dass sie nun einen endgültigen Schlussstrich gezogen und die Scheidung von Burt eingereicht hat. Ich denke den ausschlaggebenden Punkt dafür gab ihr Daniel. Ich finde es toll, dass er sie gefragt hab, ob es für sie in Ordnung sei, wenn er sich weiterhin mit Burt trifft. Das zeigt, dass die beiden eine sehr gute und vor allem respektvolle Freundschaft zueinander haben.

Neben den Freundschaften zu Daniel und Maggie Lockwood könnte sich aber auch eine weitere mit Connor Rhodes entwickeln. Bereits in den letzten Folgen dieser Staffel hatten die beiden schon schöne und vertraute Szenen miteinander, die mir gut gefallen haben. Ich kann mir vorstellen, dass wir noch weitere solche erleben werden und für Sharon damit ein neuer Lebensabschnitt beginnen kann.

Durch sein Medizinstudium begann vor kurzem auch ein neuer Lebensabschnitt für Jeff Clarke, der allerdings mit Zweifeln behaftet ist. In meinen Augen hatte Jeff schon durch Will keinen leichten Einstand und ich werde das Gefühl einfach nicht los, dass Ethan Jeff seine kürzliche Auseinandersetzung mit Will, nachdem er unbefugt einen Eingriff durchgeführt hat, noch immer nachträgt. Das würde zumindest erklären, warum er ihn so hart angegangen ist, nachdem er bei Mrs. Barlow zunächst eine falsche Diagnose gestellt hat. Sicherlich darf das nicht vorkommen, doch Jeff befindet sich noch immer im Studium, sodass ihm gewisse Dinge noch beigebracht werden müssen. Ich kann ihn sehr gut verstehen, dass er sich schlecht vorkommt, wenn er eher als Laufbursche abgetan wird. Ich hoffe, dass er diese Krise überwinden kann, denn meiner Meinung nach passt er sehr gut ins Chicago Med.

Randnotizen

  • Schön, dass Connor und Sharon sich bei den Cocktails noch einmal an David Downey erinnert haben, der ein großer Fan dieser Bar und Hawaii gewesen ist.
  • Durch seinen mutigen Einsatz bei Ignacio ist Noah in Aprils Gust gestiegen. Mir hat die ausgelassene Szene zwischen den Geschwistern sehr gut gefallen. Bitte mehr davon!

Fazit

Mit sehr besonderen und emotionalen Fällen kann #2.05 Extreme Maßnahmen überzeugen und völlig neue Seiten an Noah hervorbringen, die ihn einem sehr sympathisch erscheinen lassen. Dennoch gab es auch ein paar Dinge, die Folge nicht ganz so rund machen. Wills Verhalten und der Umgang mit Jeff hat mich ein wenig enttäuscht und ich hoffe, dass man diese in der nächsten Folge wieder wett machen wird.

Daniela S. - myFanbase

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