Bewertung

Review: #6.01 Walküre

Foto: Nathan Fillion & Stana Katic, Castle - Copyright: 2013 ABC Studios; ABC/Bob D'Amico
Nathan Fillion & Stana Katic, Castle
© 2013 ABC Studios; ABC/Bob D'Amico

Zum Staffelauftakt der sechsten Staffel startet die Serie "Castle" mit einer Doppelfolge und mit der Szene, auf welche die Fans die ganze Pause über gewartet haben. Zum Glück also, dass die Autoren genau an der Stelle ansetzen, an der sie auch aufgehört haben.

"It's that the case?" – "Castle is classified."

Zum ersten Mal seit langem arbeiten Beckett und Castle nicht zusammen, denn Beckett hat sich entschieden das NYPD zu verlassen und zum FBI zu gehen. Hier arbeitet sie nun mit einer neuen Partnerin und mit einem neuen Team. Ein Team, in dem Castle keinen Platz hat und mit Fällen, die geheim sind und zu denen Castle keinen Zugang hat. Natürlich mischt er sich trotzdem in den Fall ein, sonst wäre er ja nicht Richard Castle, wie wir ihn kennen. Und auch wenn dieser Part etwas nervig war, da ich mir eigentlich gewünscht hätte, dass Beckett mit ihrem neuen Job wenigstens eine Episode lang im Fokus steht, war er natürlich irgendwie auch notwendig, denn die Serie handelt davon, dass Beckett und Castle zusammen Fälle lösen und auch wenn Beckett jetzt beim FBI ist, kann man das Grundlegende der Serie ja deswegen nicht ändern. Also sehe ich da einfach drüber weg und nehme es so wie es ist. Nämlich, dass sich Castle auch in diesen Fall einmischt und auch wenn der wohl erst in der zweiten Folge aufgelöst wird, bin ich mir fast sicher, dass er auch den Entscheidenden Denkanstoss bietet, der den Fall dann zu Ende bringen wird.

Der Fall als solches war für meinen Geschmack eher uninteressant und auch der Cliffhanger am Schluss war jetzt nicht einer, der mich umgehauen hat und die Spannung für die nächste Episode extrem steigern konnte. Denn das Castle überleben und ein Gegengift gefunden wird, ist ja wohl klar, schließlich ist er ja der Hauptcharakter und ohne ihn gäbe es kein "Castle" mehr. Solche Cliffhanger funktionieren also nur gegen Ende einer Staffel, wenn die Verlängerung noch nicht sicher ist. Sonst war mir der Fall einfach zu sprunghaft und Castle und McCord fahren von einem Verdächtigen bzw. Tatort zum nächsten. Hier besteht also nur Hoffnung, dass dies der zweite Teil der Doppelfolge etwas besser macht und so diesen Fall noch retten und etwas Spannung hereinbringen kann.

"How is the jelly? Don't feel bad, everyone screws at it." – "I should see it." –"It's better to die in training than in field." – "It's better not to die at all."

Was mir an der Folge dagegen sehr gut gefallen hat, war die Einführung von Becketts neuem Arbeitsplatz und wie sie sich darin zurechtfindet. Die Autoren haben es meiner Meinung genau richtig gemacht, indem sie Beckett beim FBI nicht als "Star" dastehen lassen, sondern sie mit Anfangsschwierigkeiten zu kämpfen hat. So zeigt sich einerseits, dass beim FBI einige Sachen anders gehandhabt werden, als beim FBI und andererseits, dass Beckett beim NYPD auf ein ihr bekanntes Team zählen kann, dass sie kennt, sie unterstützt, ihr oft den Rücken freihält und nicht ganz unschuldig daran ist, dass Beckett in ihrem Job so gut ist.

Auch sehr gut gewählt war die Darstellerin Lisa Edelstein als Agent McCord und Becketts neue Partnerin beim FBI. Erstens fand ich es positiv, dass man hier einen weiblichen Partner gewählt hat, um den Unterschied zu Becketts vorherigen Arbeitsstelle noch etwas stärker zu betonen und zweitens fand ich es auch schön, dass sich die zwei Frauen gut verstehen und hier nicht irgendein Zickenkrieg entbrannt ist. Denn das hätte überhaupt nicht zu "Castle" gepasst. Dass McCord aber eine fast genauso gute Partnerin ist, wie Castle, Esposito oder Ryan und Kate sogar Rückendeckung im Bezug auf das Einmischen von Castle gibt, ist sehr positiv zu werten, denn somit gibt es diese "Ausrede" um zum NYPD zurückzugehen schon mal nicht. Hier muss ich vielleicht noch anfügen, dass ich mir sicher bin, dass Beckett über kurz oder lang wieder nach New York zurückgehen wird, denn sonst wird die Serie ja nicht mehr so funktionieren wie sie war und das wäre schließlich sehr schade. Also müssen sich die Autoren einen guten Grund überlegen, wieso Beckett ihren Traumjob hinschmeißt. Denn das Castle auch noch zum FBI geht, wäre dann für meinen Geschmack gerade etwas zu viel Kitsch und würde auch nicht zum Konzept der Serie passen.

Ein dritter positiver Punkt, der noch zu erwähnen ist, ist dass die Autoren den Schritt, dass Beckett das Stellenangebot beim FBI überhaupt annimmt, gewagt und zugelassen haben. Ich habe mich nämlich während der Sommerpause immer wieder gefragt, ob sie das Stellenangebot beim FBI zugunsten von Castle vielleicht doch ausschlagen wird. So jedoch ist Beckett ihrem Charakter treu geblieben und hat ihre Arbeit, die sie so viele Jahre lang ausgemacht hat, an die erste Stelle gesetzt und ihren Traum, trotz der Beziehung zu Castle, verwirklicht. Ob dieser Traum auch durch realistische Gründe wieder beendet wird, wird sich in einer der nächsten Episoden zeigen.

"Dad - Pi, Pi – Dad" – "Hey Mister C., awesome to meet you."

Was ich von dem Handlungsstrang rund um Pi halten soll, weiß ich ehrlich gesagt noch nicht. Wahrscheinlich sollte er diese Folge etwas auflockern und auch in zukünftigen sollte wohl die Beziehung Pi – Castle wenigstens teilweise für den Fun-Faktor der Serie verantwortlich sein. Ob dies gelingt, wird sich zeigen, bis jetzt bin ich da eher noch skeptisch, denn das ganze ist doch einfach viel zu vorhersehbar. Castle, der sowieso schon skeptisch gegenüber allen neuen Freunden von Alexis ist, begegnet Pi natürlich mit Vorbehalten und dann stellt sich auch noch heraus, dass der Neue ein wirklich gewöhnungsbedürftiger Mensch, mit sehr eigenen Ansichten und Vorlieben ist. Außerdem zieht er gleich im Hause Castle ein und nennt Richard Mr. C. Klar wird da die Abneigung von Castle grösser, er darf sie aber sicherlich zu Anfang noch nicht so offen zeigen, da er Alexis nicht verletzen will und daraus sollten sich dann wohl lustige Szenen ergeben. Solche Konstellationen gab es schon oft in der Fernseh- und Filmwelt und ich bin mir nicht sicher, ob ich das nun auch noch bei "Castle" sehen will. Schließlich hat die Serie durch Richard, der mit seiner Vorliebe fürs Mystische, für Verschwörungen und alles Übersinnliche immer wieder für Lacher sorgt, doch genügend Stoff für den Fun-Faktorteil.

"So that's a yes?" – "No wait." – "No'" – "No, no, no not no" – "So yes?" – "Im..." – "Not yes?" – "No, not not yes" – "You do know how this works right?"

Wie oben schon kurz erwähnt, fand ich es sehr positiv, dass Beckett nicht wegen Castle auf das Jobangebot verzichtet hat und die zwei einen Weg gefunden haben, ihre Verlobung und das FBI unter einen Hut zu bringen. Auch, dass Castle so kurz nach dem Antrag auf Buchpromotiontour ging, hat mir sehr gut gefallen, man sieht so, dass die beiden auch mit ihrem eigenen Leben fortfahren und ihre einzelnen Karrieren nicht zu Gunsten der Beziehung aufs Spiel setzen oder vernachlässigen. Denn dafür haben beide zu viel in ihre Karrieren investiert und sind schon zu verankert in ihren jeweiligen Berufen. Durch diese beiden Schritte wurden sowohl Beckett und Castle als Individuen, als auch ihre Beziehung sehr realistisch dargestellt. Dass Castle dann unverhofft in DC auftaucht und Beckett damit überrascht, fand ich total süß und typisch für Richard. Auch, dass er sich versucht in den Fall einzumischen und sich auch durch Becketts wiederholtes nein nicht abschütteln lässt, war wenn man seinen Charakter kennt, unumgänglich. Dass Beckett dann ausgerechnet ein Foto aus ihrer Akte zu Boden fällt und Castle herausfindet in welchem Fall das FBI ermittelt, war meiner Meinung nach etwas zu viel Zufall, aber irgendwie musste man ja Castle in den Fall involvieren, obwohl es mir persönlich auch gefallen hätte, wenn er für eine Folge lang zum Zuschauer verbannt geworden wäre und Beckett ihre Arbeit alleine, beziehungsweise mit ihrer neuen Partnerin gemacht hätte. So hätte sich die Folge noch etwas mehr auf Kate konzentriert und sie im Bezug auf ihren Beruf alleine in den Fokus gerückt.

Dadurch, dass mir der Anfang der Folge und die Antwort von Kate auf Castles Heiratsantrag, beziehungsweise die Konsequenzen daraus, so sehr gefallen haben, hat mich wohl Kates Verhalten während der Folge etwas enttäuscht. Da mischt sich Richard trotz mehrmaligen Ermahnungen in den Fall ein, Kate weiß, dass dies sie den Job, von dem sie jahrelang geträumt hat, kosten kann und trotzdem ist sie nicht irgendwie sauer auf Castle, sondern bleibt auch noch nach der vierten Ermahnung nett und anständig ihm gegenüber. Sie hätte hier nicht einen Streit vom Zaun brechen müssen, aber ich hätte mir schon gewünscht, dass sie ihrer Bitte, dass er dem Fall fern bleibt beim dritten oder vierten Mal etwas mehr Nachdruck verleiht.

Fazit

Die Folge konnte mich leider nicht in allen Bereichen überzeugen. Während ich die Einführung von Beckett in ihrer neuen Arbeitsstelle, dem FBI sehr gut fand, war mir der Fall als solches zu langweilig, zu sprunghaft und der Cliffhanger für einen Staffelauftakt einfach zu lahm, da es vorhersehbar ist, dass Castle sowieso überleben wird. Auch die Beziehung von Castle und Beckett hatte ihre Schattenseiten. So fand ich die Antwort von Beckett auf Castles Antrag, sowie die Folgen daraus sehr gut gelöst, doch dann während der Episode weißt Becketts Verhalten gegenüber Castle genau das Gegenteil auf. Anstatt ihrer Bitte, dass er sich aus dem Fall heraushält etwas Nachdruck zu verleihen, lässt sie es immer wieder zu, dass er sich trotzdem einmischt. Ich bin nun gespannt wie die Autoren die zweite Episode dieser Doppelfolge meistern. Meiner Ansicht nach, kann es fast nur noch besser werden.

Maria Schoch - myFanbase

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