Bewertung

Review: #6.13 Manipulationen

Gibt es auch immer wieder Passagen und Folgen, anfangs sogar mehr oder weniger eine ganze Staffel, die den Zuschauer glauben lassen, er habe es bei "Buffy" mit einer Teenie-Serie zu tun, so dürfte diese ebenso tief beeindruckende wie bewegende und definitiv nicht jugendfreie Folge, bewiesen haben, dass "Buffy" im Vergleich mit Teenie-Serien weit erhaben ist.

Do you trust me?

Die Beziehung zwischen Buffy und Spike steckt im ständigen Wandel. Begonnen haben sie als Todfeinde, aber in der vierten Staffel verlor Buffy zurecht jeglichen Respekt vor Spike, der mit dem Chip in seinem Kopf an einen harmlosen Schoßhund erinnerte. In der fünften Staffel gestand Spike sich und allen anderen seine Liebe zu Buffy ein, zeigte sich nach und nach als zuverlässiger, treuer Freund, der Buffy und Dawn beschützte und gewann so Buffys Respekt zurück. Es ging sogar soweit, dass er derjenige wurde, dem Buffy ihre intimsten Gedanken anvertrauen konnte. Sein Verhalten wurde langsam fordernder, denn absolut nachvollziehbar tat es dem verliebten Vampir zu weh, Buffy jederzeit zur Seite zu stehen, ihr aber dennoch nie nahe sein können. Durch die Tatsache, dass der Chip in Spikes Kopf ihm nicht mehr verbietet Buffy anzugreifen, hat Spike sein Selbstbewusstsein wiedererlangt. Dies hat das Level der beiden wieder etwas angeglichen und nicht zuletzt dazu geführt, dass Buffy sich auf eine sexuelle Beziehung mit Spike eingelassen hat.

Nach einer stürmischen Nacht fragt Spike Buffy, indem er ihr Handschellen zeigt und ein eindeutiges Angebot macht, ob sie ihm vertraut. Sie sagt zwar "Niemals", aber verschiedene Hinweise in der Folge lassen darauf schließen, dass Buffy Spike doch auf diese Weise vertraut und sich ihm hingegeben hat: Sie versteckt ihre Handgelenke vor Tara, reagiert ertappt auf Willow Kommentar "You were all tied up", der im übertragenen Sinne gemeint war, und gibt gegenüber Tara weinend zu, dass sie nicht versteht, was in ihr vorgeht und wieso sie sich in die Hände einer Person begibt, die sie töten könnte. Eine Parallele zu diesem Gedanken ist die Vision von dem Mädchen, das Buffy glaubt, getötet zu haben. Sie sieht sich selbst dem Mädchen, das in der Vision mit Handschellen gefesselt ist, die Frage stellen, ob sie ihr vertraut, kurz bevor sie sie tötet. Dabei blitzen immer wieder Bilder von Spike auf, nur in andersherum verteilten Rollen. Er ist in Handschellen und Buffy stößt mit einem Pflock zu. Buffy weiß, dass Spike ihr voll und ganz vertraut, obwohl es tödlich für ihn enden könnte, und sie ist erschrocken über sich selbst und will vor ihren Freunden geheim halten, dass sie ihm ebenso vertraut.

The barriers are selfmade

Buffy zieht es, so oft es irgendwie geht, zu Spike, obwohl sie weiß, dass er nicht der Richtige für sie sein kann. Er zieht sie in die Schattenwelt, hält sie von ihrem normalen Leben mit ihren Freunden ab. Die Szene, als sie in der oberen Etage des Bronze ein Stell-dich-ein miteinander haben, bei dem Spike Buffy dazu bringt, während dieses dunklen Vergnügens ihre Freunde zu beobachten, hat eine ungemein starke Wirkung. Man hält die Luft an und meint, die restliche Welt bewege sich in Zeitlupe. Spike möchte, dass Buffy sich ihrer inneren Dunkelheit öffnet, damit er sie ganz für sich haben kann. Es ist ihm nicht zu verdenken, er ist nunmal nicht so selbstlos wie Angel. Er war es über viele Jahrzehnte gewohnt, die Liebe zu seiner Drusilla frei ausleben zu können, und er sieht nichts schlechtes darin, wenn Buffy ebenso die Gefühle für ihn zulassen würde, von denen er glaubt, dass sie da sind.

Die unheimlich spannungsgeladene Szene als Buffy vor Spikes Grufttür steht und diese berührt, als würde sie einen Liebhaber berühren, während Spike das gleiche auf der anderen Seite der Tür tut, wird begleitet von einem Songtext, der besagt, dass diese Grenzen von einem selbst errichtet seien. Und es ist hier wirklich fraglich: Will Buffy sich die Geschichte mit Spike nur nicht erlauben, weil sie sich dann eingestehen müsste, dass sie etwas für ihn empfindet? Dass sie bereit ist, sich ihrer dunklen Seite zu öffnen? Buffy selbst kann es auf Taras Frage hin jedenfalls nicht beantworten. Tara allerdings versucht in einem sehr schönen, emotionalen Moment, Buffy klarzumachen, dass es ok wäre, wenn sie Spike liebe, ebenso wie es in Ordnung wäre, wenn sie ihn nicht liebe und nur einem momentanen Drang nachgebe.

You always hurt the ones you love

Spike ist selbst eine lange Zeit eine Gradwanderung zwischen Hass und Liebe zu Buffy gegangen, aber für ihn gibt es mittlerweile kein Halten mehr. Er liebt sie so sehr, wie er vielleicht nichtmals Drusilla geliebt hat. Er wird sicher niemals so aufopfernd sein wie Angel und auch nicht so romantisch, denn seine Sprüche in den intimen Momenten sind doch immer eher provozierend als liebevoll, aber anders wollen wir unseren Spike doch auch gar nicht haben. Er weiß genau, dass er vor allem eines nicht will, Buffy verlieren, indem sie bei der Polizei erklärt, sie habe das Mädchen getötet. Also versucht er sein Bestes sie aufzuhalten, und als er spürt, dass Buffy ihren inneren Konflikt herauslassen muss, lässt er es zu, dass sie ihn verprügelt, ohne sich zu wehren. Er steckt lieber ihre Schläge und den Wutausbruch ein, bei dem sie ihn anschreit, er habe keine Seele, sei innerlich tot und sie könne nie zu ihm gehören, als sie zu verlieren, denn er glaubt daran, dass sie ihn verletzen will, weil man immer diejenigen am meisten verletzt, die man liebt. Buffy erschrickt erneut, durch die Tragweite dieser Worte und, als sie sie kurz später gegenüber den Scoobies im Zusammenhang mit Warren wiederholt, wird klar, dass sie auch selbst an das glaubt, was Spike gesagt hat.

We got away with murder

Tick, Trick und Track aka Warren, Andrew und Jonathan scheinen also ernsthaft Big Bad der sechsten Staffel zu sein, entweder sie oder Buffys innerer Kampf selbst. Wie dem auch sei, ich kann den drei Jungs nichts abgewinnen und empfand ihre Szenen bisher als krassen Kontrast zu der mittlerweile sehr erwachsen gewordenen und äußerst komplexen Serie. Hier sehen wir allerdings eine Spaltung, Warren tötet seine Exfreundin und will dies Buffy in die Schuhe schieben. Andrew hat zunächst noch seine Probleme damit, findet sich aber im Laufe der Folge damit ab, während Jonathan noch am Ende völlig angewidert von der Entwicklung seiner Freunde ist.

Fazit

Die Gewichtung dieser Review lässt sicherlich den Schluss zu, dass ich unheimlich von der Verbindung Buffys und Spikes fasziniert bin und nicht genug von ihren gemeinsamen Szenen bekommen kann. Es ist gleichzeitig aber auch eine wahnsinnig spannende Entwicklung im Charakter Buffys, den diese Beziehung zu Tage fördert, die komplexeste, die ich je bei einem weiblichen Serienhauptcharakter gesehen habe.

Nicole Oebel - myFanbase

Die Serie "Buffy - Im Bann der Dämonen" ansehen:


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