Bewertung

Review: #5.12 Tollwütiger Hund

Von Folge zu Folge spitzt sich die Lage immer weiter und weiter zu. Spielchen werden gespielt. Neue Allianzen werden aufgebaut und wieder abgebaut. Im kompromisslosen Duell zwischen Hank und Walt gerät dabei in dieser Folge endgültig Jesse zwischen alle Fronten und hat schließlich nur noch eine Person, die wirklich zu ihm steht: Der Teufel Walter White höchstpersönlich.

"Please just tell the truth"

Die Folge setzt für die grundsätzliche Konzeption der Serie etwas ungewöhnlich direkt nach dem Cliffhanger der vergangenen Folge ein und zeigt einen Walt, welcher mit einer Waffe bewaffnet in das eigene Haus stürmt, um sich dort Jesse entgegenzustellen, der sich aber überhaupt nicht mehr im Haus befindet. Die Intensität dieser Szene ist extrem hoch, auch wenn man sich als Zuschauer zu diesem Zeitpunkt sicher sein kann, dass Walt Jesse nichts antun wird und auch das Jesse das Haus nicht abfackelt, war nach der Vorausschau aus der neunten Folge bereits ersichtlich. Trotzdem war diese Szene ein starker Einstieg in die aktuelle Folge, die von der Struktur ganz clever aufbaut war. Nachdem Walt realisiert hat, dass Jesse schon längst aus dem Haus verschwunden ist, muss er sich irgendwie um die Beseitigung des Benzins kümmern und dafür sorgen, dass seine Familie von dem Vorfall nichts erfährt, was schlussendlich nicht wirklich gelingt, verstrickt sich Walt doch in eine abenteuerliche Lügengeschichte, die ihm schlussendlich nicht mal Wallt Jr. wirklich abkauft. Diese Geschichte um einen defekten Tankschlauch war dermaßen abstrus und sorgte gerade deswegen auch für den mehr humorvollen Teil der Folge. Selbst der Meister der Lügen Walter White stößt hier an seine Grenzen und verstrickt und verzettelt sich selbst in seinem riesigen Netz von Lügen. Sein Geheimnis vor Walter Jr. bewahren kann er schließlich aber trotzdem und es ist schon fast rührend, wie sehr sich Walter Jr. immer um seinen Vater sorgt, ohne dabei zu wissen, was für ein teuflischer Soziopath wirklich in diesem steckt. Doch das Walt seine menschliche Seite nicht gänzlich verloren hat und immer noch Gefühle für bestimmte Mitmenschen in seiner näheren Umgebung hat, zeigen die weiteren Entwicklungen dieser Folge, die nach und nach immer mehr an Fahrt gewann.

"We've come this far. For us. What's one more?"

Im Zentrum dieser Folge stand zweifelsohne Jesse, der zwischen alle Fronten geriet. Walt versuchte erneut mit väterlicher Vernunft auf Jesse einzureden und ihn um ein Treffen zu bitten, doch nach der Realisierung Jesses, was wirklich damals mit der Vergiftung von Brock abgelaufen ist, sinnt dieser nur noch nach Rache und begibt sich deshalb direkt auf die Seite Hanks. Dabei und das ist die bittere Erkenntnis dieser Folge ist es einzig und allein Walt, der Jesse wirklich noch als Menschen betrachtet, der Emotionen für ihn zeigt und ihn als einziger von allen verschiedenen Parteien nicht umbringen will. In einer aberwitzig-bitteren Dialogsequenz schlägt zunächst Saul mit Hilfe einer abstrusen, aber treffsicheren Metapher, die auch für den Titel dieser Episode dient die Exekutierung von Jesse vor, was für Walt aber überhaupt nicht in Frage kommt. Später macht dann auch noch Skyler in einer beängstigenden Sequenz überdeutlich, dass Walt im Grunde nur noch der Mord an Jesse bleibt, um wirklich sicher zu sein. Diese Szene ist auch deshalb so angsteinflößend, weil es plötzlich Skyler ist, die einen Mord vorschlägt und für die ein Menschenleben in dieser Situation unter diesen Umständen nicht mehr viel wert ist. Walt hingegen agiert hier als Stimme der Vernunft und auch hier wird erneut deutlich, wie viel Jesse Walt eigentlich immer noch bedeutet. Im Grunde ist Jesse seine Achillessehne, sein wunder Punkt, der ihn schließlich stürzen könnte, denn im Gegensatz zu allen anderen Person kämpft er für Jesse und betrachtet ihn nicht nur als kleine Fliege, die im Weg herumschwirrt und deshalb zerdrückt werden muss. Walt tut alles dafür, dass Jesse am Leben bleibt, nur leider sieht Jesse gerade diese eine und einzige Person, welche noch was für ihn empfindet als seinen allergrößten Feind und den Teufel höchstpersönlich an.

"You wanna burn him down? Let's do it together."

Die Folgenstruktur war recht elegant gewählt, sah man im ersten Teil der Folge alle Ereignisse aus der Sicht von Walt, um dann zurückzuspringen und zu sehen, was mit Jesse passiert ist, nachdem wir ihn in der letzten Folge verlassen hatten. Der Grund, warum er Walts Haus schließlich doch nicht niedergebrannt hat, war Hank, welcher Jesse schon seit längerem verfolgt hat und ihn deshalb davon abhalten konnte das Feuer in Gang zu setzten. Hank überzeugt Jesse schließlich dann dazu mit ihm zu kooperieren und nach einem kleinen Verhör in Hanks Wohnzimmer, bei dem Jesse Hank die ganze Geschichte seine Zusammenarbeit mit Walt von Anfang an erzählt, überzeugt ihn Hank schließlich dazu Walt eine Falle zu stellen. Die bittere Ironie steigert sich hier immer weiter und weiter, wird doch schnell deutlich, dass Hank auch dazu bereit ist Jesse zu opfern, um dadurch schließlich Walt endgültig zu vernichten. Auch Hank spielt nun nicht mehr nach den normalen Regeln, sein moralischer Kompass ist nicht mehr intakt und so sieht auch er Jesse nur als Puppe an, die das zu machen hat, was seinen Zielen dienlich ist. In der finalen Fast-Konfrontation zwischen Walt und Jesse kommt es dann aber doch nicht dazu, da Jesse das Gefühl hat, dass Walt ihn nur in eine Falle lockt, um ihn dann auszuschalten. Jesse bemerkt aber nicht, dass Walt die einzige Person ist, die gerade dies nicht vorhatte. Ein bitteres Ende das nur noch dadurch gesteigert wird, dass auch Walt schlussendlich die Geduld mit Jesse verliert und sich dazu entschließt Todd anzurufen. Jesse ist nun im Grunde ganz allein zwischen allen Fronten, die einzige wirklich nach gewissen moralischen Standards agierende Figur scheint schließlich an der eignen Menschlichkeit zu Grunde zu gehen. Die Zukunft für Jesse sieht mehr als düster aus.

Fazit

Mit jeder Folge spitzt sich die Lage mehr und mehr zu. Es gibt hier eigentlich nicht mehr viel zu sagen, als dass die Serie weiterhin abliefert und die Spannung ins fast Unermessliche steigert.

Moritz Stock - myFanbase

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