Bewertung

Review: #5.03 Gefahrenzulage

Foto: Aaron Paul, Breaking Bad - Copyright: 2013 Sony Pictures Television Inc. All Rights Reserved.
Aaron Paul, Breaking Bad
© 2013 Sony Pictures Television Inc. All Rights Reserved.

Die Spannung steigt. Noch brodelt es im Untergrund, doch lange wird es nicht mehr dauern, bis sich unterdrückte Gefühle, Hass, Stolz und Machtgier einen Weg nach oben bahnen und einen Prozess in Gang setzten, der alles zerstören könnte. Die dritte Folge der finalen Staffel "Breaking Bad" handelt von diesen im Untergrund brodelnden Gefühlen, von Konflikten aus der Tiefe, die nach oben drücken. Die finalen Gegenspieler werden in Stellung gebracht und sie heißen Mike und Walter. Zwei Individuen, die für verschiedene Philosophien stehen und mit Kompromissen schwer umgehen können. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die tickende Zeitbombe mit Namen Walter White hochgeht...

"I'll handle the business"

In der letzten Folge entschied sich Mike nach gründlicher Überlegung dazu, der Zusammenarbeit mit Jesse und Walter zuzustimmen. Das Thema der dritten Folge ist nun die Wiederaufnahme des Drogenhandels und die Suche nach einem geeigneten Herstellungsort. Zuvorderst wird aber zunächst die Arbeitsaufteilung besprochen, bei der Walter und Jesse alleinig für die chemische Herstellung und Mike für den gesamten Geschäftsabwicklungsprozess zuständig sind. Walter stimmt dieser Aufteilung zu, es ist aber jederzeit deutlich spürbar, dass es Walter wenig gefällt so viel Macht an den ihm so verhassten Mike abzugeben. Diese knisternde, unter der Oberfläche brodelnde Spannung zwischen Mike und Walter macht auch den Reiz dieser Folge aus und bildet ihren Kern. Richtig schön anzusehen ist weiterhin auch, welch zentrale Rolle Mike in der finalen fünften Staffel zugeteilt bekommt, und dass er nach und nach als zentraler Gegenspieler vom Antagonisten Walter etabliert wird. So rockt Mike in den Wortgefechten mit Walter und den geschäftsmäßigen Verhandlungen mit seinen Handlangern wieder jede Szene und wird auch aufgrund seines trockenen Humors und seiner stoisch-sympathischen Grundhaltung immer mehr zum absoluten Helden der Serie.

"They're ghosts"

Die Suche nach dem richtigen und sichersten Ort zum Kochen wurde auch überzeugend und mit viel Humor gestaltet. Wie die Vierergruppe um Saul, Mike, Jesse und Walter sich verschiedene potenzielle neue Laborräume anschaut und besonders Walter immer etwas auszusetzten hat, ist wirklich nett in Szene gesetzt. Die schlussendlich gefundene Lösung bietet dann natürlich auch noch extrem viel erzählerisches Potenzial, denn das nun in normalen Wohnhäusern gekocht wird, die von Insekten-Jägern unter Quarantäne gesetzt werden, ist schon eine ziemlich wahnwitzige Idee, die uns zudem mit der Insekten-Jäger-Truppe auch gleich noch weitere neue Charaktere bietet, bei denen vor allem der von Jesse Plemons gespielte Todd noch eine größere Rolle spielen dürfte. Die erste Kocheinheit der neuen Staffel wurde dann inszenatorisch auch wunderbar zelebriert und bot im Zusammenspiel mit der musikalischen Untermalung große audiovisuelle Fernsehkunst.

"Secrets create barriers between people"

Auch die Beziehung zwischen Jesse und Walter entwickelte sich in dieser Folge auf interessante und vielschichtige Art und Weise weiter. Die Stimmung zwischen den beiden wirkt auf den ersten Blick harmonisch, doch auch hier beginnt es wieder mächtig unter der Oberfläche zu brodeln, denn nach einem Gespräch mit Walter, bei dem es sich um Jesses Freundin Andrea und ihren Sohn Brock dreht, kündigt Jesse die für ihn emotional so stabilisierende Beziehung zu den beiden auf. Besonders Walters Aussagen bezüglich der belastenden Wirkung von Geheimnissen waren nicht nur dreist, sondern auch brutal heuchlerisch und extrem manipulativ. Walter weiß ganz genau, wie er Jesse nach seinem Willen manipulieren kann und hier gelingt es ihm auf subtile Art, indem er Jesse eine Freundschaft zu ihm vorgegaukelt, die nichts als Schein ist. Auf dem Papier wirkten die Männer-Freundschaftsszenen zwischen Jesse und Walter also ganz nett und innig, doch Walters Motive dahinter dienen wieder einmal nur der eigenen Macht-Stabilisation. Irgendwann wird aber auch Jesse hoffentlich die grausige Fratze des Walter White erkennen, die Mike schon lange erkannt hat.

"Shut the hell up"

Neben Jesse spielt Walter sein manipulatives und brutales Spiel auch mit seiner eigenen Familie und vor allem seiner schwer verstörten Frau munter weiter. Egal ob er seine kleine Tochter in den Armen hält oder sich mit seinem Sohn den Film "Scarface" (!) anschaut, hier wirkt gar nichts mehr idyllisch. Dass Skyler unter Walter schwer leidet und psychisch immer mehr verfällt, scheint dieser komplett zu ignorieren. Der Ausbruch von Skyler gegenüber Marie war dann auch die bisher intensivste Szene der ganzen bisherigen Staffel: Hier schreit eine Frau um ihr Leben, eine Frau, die Hilfe braucht, diese aber nicht bekommt. Skyler steuert immer mehr dem Abgrund entgegen und momentan ist schwer ersichtlich, wer sie vor dem endgültigen Aufprall noch bewahren soll. Walter manipuliert munter weiter und spielt auch Marie etwas vor und beißt danach noch genüsslich in einen frischen Apfel. Dieser Mann ist eiskalt.

"Just because you shot Jesse James, doesn't make you Jesse James"

Konsequent ziehen die Macher momentan die Spannungskurve fester und verhärten weiter die Fronten. Nach zwei verstörenden Schlussmomenten endet auch diese Folge mit einem starken Schlussakt. Die Aufteilung des Drogengeldes ist prototypisch für eine bis ins letzter Detail perfekt durchkomponierte Szene, die zeigt wie mit einfachsten Mitteln und überzeugenden Darstellern ein hoher Grad an Spannung erzeugt werden kann. Wie der Geldberg von Walter immer kleiner wird und Mike konsequent weiter Geld von Walter für die zu deckenden Nebenkosten abschöpft, ist brisant und humorvoll zugleich und heizt dazu die Spannung zwischen diesen beiden zusammenarbeitenden Konkurrenten weiter an. Wie Walter im Gespräch mit Jesse am Ende deutlich zu verstehen gibt, wird er sich das Verhalten von Mike nicht mehr lange gefallen lassen, denn Walter will viel mehr als Geld, er will die alleinige Macht und um diese zu bekommen, ist er bereits alles zu opfern.

Fazit

In typischer ruhiger "Breaking Bad"-Manier werden die Spannungsschrauben immer fester angezogen und die Fronten weiter verhärtet. Insgesamt besticht auch die dritte Folge wieder durch eine ungemein dichte Inszenierung, spannende Storyentwicklungen und gut ausgearbeitete Charaktermomente.

Moritz Stock - myFanbase

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