Bewertung

Review: #1.06 Frosch bleibt Frosch

Endlich gab es mal die volle Portion John Cage, auf die ich schon die ganze Zeit gewartet habe. Er ist einfach über die ganzen Jahre hinweg mein Liebling gewesen, dieser "komische, kleine Kauz", wie Elaine am Schluss so schön sagt. Erst seine genialen Verwirrungstaktiken vor Gericht, die einen immer wieder zum Schmunzeln bringen. Absolut großartig natürlich sein Plädoyer mit dem Abschluss: "Bei so viel Heuchelei muss ich immer inne halten ... Lassen Sie uns gemeinsam ein wenig inne halten." Herrlich! Auch schön war aber sein abschließendes Gespräch mit Ally, wo man erfährt, warum er immer anfängt, eine Melodie zu summen, wenn er nervös wird, und er Ally schließlich Mut macht. "Lass die Welt nicht gewinnen, Ally McBeal!" Sowas kann wirklich nur von John kommen.

Ansonsten war die Folge ganz nett. Die üblichen romantischen Parolen, die man schon kennt. Der Fall passte da ja wunderbar hinein, hat mich aber jetzt nicht umgehauen. Von dem zweiten wichtigen Element dieser Folge war ich jedoch etwas enttäuscht. Das betraf den Anwalt Harry Pipen und seine Verlobte Angela.

Einerseits begrüße ich es, dass die Serie von ihren überromantischen Pfaden abkommt und ein wenig die Wirklichkeit betrachtet. Doch zufrieden konnte ich mit dem Ausgang trotzdem nicht sein. Ist es wirklich so, dass man sich als übergewichtiger Mensch eben damit abfinden muss, was man bekommt, damit man nicht den Rest seines Lebens allein verbringt? Also, wenn dem wirklich so ist, muss ich leider erklären, dass ich dann doch lieber mein Leben lang allein bleiben möchte. Das finde ich eine sehr traurige Botschaft und eher niederschmetternd. Dann dürfen also nur dünne Menschen davon träumen, den Partner ihres Lebens zu finden und einmal den Mann/die Frau ihrer Träume zu heiraten?

Ich bin eigentlich weniger die romantische Person, aber das ist kein Ende, mit dem ich mich gut abfinden kann. Klar, Harry sagt, dass er Angela auch wirklich aufrichtig liebt. Und sie scheint sich auch so weit damit abgefunden zu haben. Aber ich persönlich finde, dass man es nicht nur sich selbst gegenüber schuldig ist, wie Ally es zunächst begründet, sondern vor allem seinem Gegenüber. Wie kann man einen anderen Menschen für den Rest seines Lebens glücklich machen, wenn man selbst beim Anblick seines Partners immer wieder denkt, ob man nicht jemand hätte finden können, der "das Herz zum Hüpfen bringen kann", wie es in dieser Folge formuliert wird?

Ich will jetzt nicht allzu pathetisch werden, aber das war für mich ein Punkt, der diese Folge trotz einer gelungenen Einführung nicht nur der Person, sondern erstmals wirklich des Anwaltes "John Cage", zu einer macht, die ich mir nicht unbedingt noch einmal ansehen möchte. Schade, aber das hätte man besser lösen können.

Nadine Watz - myFanbase

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