Bewertung

Review: #7.21 Drei Wünsche

Foto: Gillian Anderson & David Duchovny, Akte X - Copyright: 2000 Fox Broadcasting Company; Larry Watson/FOX
Gillian Anderson & David Duchovny, Akte X
© 2000 Fox Broadcasting Company; Larry Watson/FOX

Vor dem großen Finale der siebten Staffel entführen uns die Macher von "Akte X" noch einmal ins Reich der Mythen und des Morgenlandes. Dabei geht es nicht nur um Dschinns und Jenn, sondern auch um die Wohlgeformtheit der Sprache im Hinblick auf die Kommunikation.

Dschinn & Jenn

Auch wenn Jenn alias Paula Sorge recht sympathisch und unschuldig anmutet, so hat sie es dennoch faustdick hinter den Ohren. Denn im Gegensatz zu Filmen oder Serien, in denen Dschinns als gut dargestellt werden, so erhält Jenn in "Akte X" den Wert, der ihr auch zusteht. Dschinns sind nämlich nach einhelliger Überlieferung mythische Wesen, die ähnlich wie Geister, Dämonen oder Engel die Welt bevölkern und dem Luft- oder Feuer-Prinzip zugehörig sind. Dabei spielen sie mit den Menschen gerne Streiche. Im Glauben, dass der Dschinn dem Menschen für drei Wünsche gehöre, manipuliert dieser den Anwender und erfüllt diesem wenn nur vergiftete Wünsche, die den Anwender früher oder später traurig machen oder sogar töten. Hierzu gibt es auch andere Inspirationen wie "Teuflisch" mit Brendan Fraser und Elizabeth Hurley. Kurzum: Der Dschinn ist eine Art Teufel, der den Menschen verführt, dessen Schattenseiten nährt und ihm langfristig Unglück bringt. Denn alle Anwender von Jenn oder auch anderen Dschinns starben im Laufe ihrer drei Wünsche. Drum prüfe und überlege jeder gut, ehe er an einer Lampe reibt oder einen orientalischen Teppich ausrollt - die Wünsche können und werden langfristig nach hinten losgehen müssen.

Dass die Wünsche nach hinten los gehen, erfährt auch Mulder, als er sich Frieden auf Erden wünscht - im Glauben Altruismus würde ihn retten -, im Endeffekt Jenn allerdings einfach alle Menschen verschwinden lässt. Mit diesem Trick Mulders - wahrer Altruismus gibt es de facto nicht, da ja auch Mulder als Sekundärbefriedigung zum einen aus der Nummer rauskommen und sich mit einem scheinbar altruistischen Wunsch selbst moralisch aufwerten wollte - lässt sich Jenn also auch nicht austricksen. Steht Jenn für den Archetyp des Verführers, der dem Menschen den Spiegel vorhält und ihn von seinem Urquell abzieht, so wie Mephisto in Goethes Faust? Jedenfalls erkennt Mulder auf seine unnachahmliche Art, wie er nicht nur sich, sondern auch Jenn retten kann: Indem er sich Jenns Freiheit wünscht. Insofern stellen die Endszenen zwischen Mulder und Scully, aber auch von Jenn im Cafe einen gelungenen Abschluss dieser tiefgründigen Folge dar, die nicht nur tiefgründig ist, sondern uns durch die überspitzt humorvollen Elemente ganz subtil den Spiegel in Bezug auf unser Verhalten, unserer Wünsche und unserer Bedürfnisse vorhält. In Sachen Humor wissen vor allem die Szenen mit Scully im Obduktionssaal und die Szenen mit den Stokes-Brüdern zu gefallen.

Wohlgeformtheit der Sprache

Mal abgesehen von dem Humor und dem Tiefgang bietet die Episode auch etwas für Freunde der Kognition, der Spitzfindigkeit und der Winkeladvokaten. Denn in der Tat funktionieren die Wünsche der Menschen unabhängig vom schelmenhaften Verhalten der Dschinns auch deshalb nicht, weil die Sprache unsauber ist, sprich die Wünsche sprachlich nicht wohlgeformt formuliert sind. Im Prinzip sollte man Wünsche formulieren wie einen Gesetzestext, der

alle Eventualitäten mit einbezieht und sämtliche Faktoren berücksichtigt. Denn auch, wenn sich Mulder oder die Stokes-Bruder veralbert fühlen, so hat Jenn in dem Punkt Recht, dass alle ihre Wünsche nicht genau definiert waren und das letztendliche Resultat den Wünschen auch entsprach. Was man daraus lernen kann?

In Bezug auf die zwischenmenschliche Kommunikation kann man daraus lernen, dass der Gegenüber nicht zwangsläufig weiß, was man ausdrücken möchte und man vor allem unter demselben Sachverhalt unterschiedliche Dinge verstehen kann. Danke an "Akte X" für diese kleine Fortbildung im Bereich der Kommunikation und der Wohlgeformtheit der Sprache!

Insider & Hintergründe

  • Der englische Originaltitel der Episode lautet französisch "Je souhaite...", was so viel heißt wie "Ich wünsche...". "Je souhaite" ist der Anfang des ersten Wunsches von Jenn.
  • Der deutsche Titel der Folge "Drei Wünsche" nimmt Bezug auf die Anzahl der Wünsche, die derjenige bekommt, der den Teppich ausrollt und Jenn befreit.
  • Brett Bell, der den Leichenschauhaus-Mitarbeiter verkörpert, fungiert ansonsten als David Duchovnys Stunt-Double.
  • Die Episode spielt inhaltlich in Missouri, da nach dem Umzug der Produktion von Vancouver nach Kalifornien ab Staffel 6 schon sehr viele Folgen in Kalifornien gespielt haben und für Abwechslung gesorgt werden durfte.
  • Parallelen zu der Fernsehserie "Bezaubernde Jeannie" ("I Dream of Jeannie") mit Barbara Eden und Larry Hagman sind auf Grund der vielen Anspielungen innerhalb der Episode nicht zu übersehen und zu überhören.

Fazit

Vor dem großen Finale der siebten Staffel entführen uns die Macher von "Akte X" noch einmal ins Reich der Mythen und des Morgenlandes. Trotz aller Umstände endet die Episode für alle Beteiligte gelungen. Jetzt kann das große Staffelfinale kommen.

Alexander L. - myFanbase

Die Serie "Akte X - Die unheimlichen Fälle des FBI" ansehen:


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