Bewertung

Review: #1.10 Mögen die Spiele beginnen

Foto: Mike Vogel, Under the Dome - Copyright: Paramount Pictures
Mike Vogel, Under the Dome
© Paramount Pictures

Nach der netten Entdeckung, dass man bei der Minikuppel für irgendetwas geheimnisvolles neben Angies, Joes und Norries eine vierte Hand braucht, beginnt nun die Suche nach der fehlenden Person, was im Vorfeld als guter Spannungsgarant gelten sollte. Doch was kurzzeitig interessant wirkt, schwächelt gleich wieder und auch die Story um den neuen Charakter Maxine unterstreicht negativ die Andersartigkeit dieser Episode im Vergleich zu den vorangegangenen.

Das Propan

Die Geschichte um das Propan begann schon in der ersten Episode und wurde damals durch Mrs. Grinnells Bedenken eingeführt, wobei mit Duke, Coggins und Big Jim auch die Schurken hinter dem Ganzen mehr oder weniger offenbart wurden. Nachdem hier über die Episoden hinweg langsam ein Fakt nach dem anderen ans Licht gebracht wurde, setzen sich die einzelnen Teile nun durch Linda Esquivel, als tragende Rolle in diesem Geheimnis, zusammen. Der Schritt für Schritt aufgebaute Spannungsanstieg, wobei in nahezu jeder Episode ein wenig mehr verraten wurde, ist den Autoren gut gelungen. Das Linda dabei wie der Detektiv in einem Kriminalroman wirkt, wurde sehr gut kreiert, da eine einfache Aufdeckung durch ein Gespräch zwischen Big Jim und Coggins viel uninteressanter gewirkt hätte. Durch die emotionale Komponente, die Linda mit Duke und jenen wiederum mit seinem Sohn verbindet, wodurch der Handel ja erst entstanden ist, empfindet man die illegalen Geschäfte nicht nur als eine Nebensächlichkeit und ist wirklich gespannt, wie Linda nun in der nächsten Episode mit Big Jim umgehen wird.

Maxine und die Männer

Mit dem Auftauchen von Maxine hat man uns einen neuen Halunken gegeben, dessen Geschichte nun etabliert werden soll. Nach ihrer abrupten Einführung wird nun auch gleich ein großer Schwerpunkt auf ihre Taten der vergangenen Tage gelegt und uns damit vorgegaukelt, dass sie super darin ist, unbemerkt im Untergrund zu arbeiten. Auf mich wirkt es jedoch, als habe man die Figur nachträglich hinzugedichtet, um einen Weg zu finden, damit Barbie seiner Julia nun vom Mord an Peter berichten muss. Diese Vorbehalte mal außer Acht gelassen, wirken Maxines permanente Drohungen von wegen "Wenn ihr nicht tut, was ich sage, erzähle ich allen in der Stadt eure intimsten Geheimnisse" nicht nur immer nerviger, sondern auch langsam gegenstandslos, wodurch der Charakter nicht sonderlich ernst genommen werden kann. Besonders Maxines Spielchen mit Barbie, der wie Wachs in ihrer Hand ist (einen Charakterzug, den man von ihm ja nun gar nicht gewohnt ist), wirken in keiner Weise authentisch. Sein Umdenken, sich nach dem absichtlich verlorenen Boxkampf nun doch gegen sie zu stellen, scheint daher halb fehl am Platz, halb wie der alte Barbie. Man möchte ihm zwar kurzzeitig applaudieren, in der gleichen Sekunde weiß man allerdings, dass, sollte der Charakter Maxine nicht vollkommen nichtssagend rüberkommen, Maxine als nächstes zu Julia rennt, um dieser die Wahrheit mehr oder weniger verdreht an den Kopf zu werfen. Man hat dadurch im Fall Maxine eine so ausgelutschte und vorhersehbare Geschichte in die Handlung hineingedichtet, dass der bisher gute Eindruck der Storyline vollkommen in den Sand gesetzt wird.

Ein weiterer Schwachpunkt wird uns durch Barbies halbherzige Ehrlichkeit präsentiert. Mutigerweise scheint er zunächst bereit, Julia die Wahrheit zu erzählen, doch als Julia ihm dann einen Rettungsanker bietet, indem sie die Lebensversicherung gerade im rechten Moment findet, bricht der sonst so bodenständige Charakter (abgesehen vom Zusammenspiel mit Maxine) weiter ein. Ein Sinneswandel muss an sich nicht negativ behaftet sein, doch eine solch gewaltige Veränderung des bisherigen Verhaltens auf einen Sprung einzuführen, hat nichts Authentisches an sich. Die Vorahnung, dass Maxine die Beziehung von Barbie und Julia in der nächsten Episode überrollen wird, sorgt zusätzlich für einen Muss-das-sein-Gedanken. Barbie, den bisher nichts aus der Bahn werfen konnte, erscheint nun weniger als ganzer Kerl, der er bisher war, sondern nur noch als ein Männlein. Woher und warum den Autoren diese Idee kam, ist mir ein Rätsel.

Wenigstens auf Big Jim ist Verlass, als er Maxines Einkaufsliste bei Seite schiebt, um sich ausführlicher über sie zu erkundigen. Da Maxine die ganze Zeit unentdeckt blieb, ist es an dieser Stelle nicht weiter verwunderlich, dass dies auch ihrer Mutter Agatha geglückt ist. Um diesen Fakt etwas abzumildern, wird uns gezeigt, dass die beiden sich im Haus auf einer etwas abgelegenen Insel befanden. Zu erfahren, dass wenigstens die Rückversicherung Maxines so etwas Banales wie das Einweihen ihrer Mutter beinhaltet, wirkt solide, da der Zuschauer eine weitere abstrakte Überlegenheit Maxines nicht als glaubhaft hingenommen hätte. Anders als bei Barbie wird bei Big Jim auf das gewohnte Verhalten gesetzt, als er Agatha im Wasser ihrem Schicksal überlässt. Dean Norris spielte hier zwar eigenartig emotionsarm, doch wenigstens wurde die in seinen Charakteraufbau gesteckte Arbeit nicht zerstört.

Die vierte Hand

Zuvor wurde enthüllt, dass man vier passende Hände braucht, damit die Minikuppel in Gang setzen wird. An sich eine nette Idee, wodurch auch vollkommen verständlich ist, dass Angie, Joe und Norrie nun in dieser Episode nach der fehlenden Hand suchen müssen. Diese Entwicklung hätte sich gut geeignet, um der Geschichte mal wieder ein wenig Pfeffer zu geben. Was die Geheimniskrämerei, vor allem vor Julia, soll, bleibt leider schleierhaft. Schließlich kommt es, wie es kommen muss und bei der fehlenden Person, die rein zufällig Anfälle hatte, was bisher nur nicht angesprochen wurde, handelt es sich um Junior. Die Tatsache, dass Angie vergessen hat, dass Junior ebenfalls einen Anfall hatte, ist dabei ja noch zu entschuldigen, aber schon diese überaus plumpe Einführung ihres Anfalls und nun auch noch die Erkenntnis, dass zufällig Junior das gleiche Schicksal ereilte, wirken einfach nur schlecht konstruiert.

Aufgrund des Spannungsbogens ist es nachvollziehbar, dass nicht gleich zu Beginn enthüllt werden konnte, dass diese Vier etwas mit der Minikuppel zu tun haben, aber es auf so eine lieblose Weise zu gestalten, empfinde ich als unverständlich. Auch Joes kurzzeitiges Aufbrausen, als Angie ihm und Norrie von ihrer Gefangenschaft durch Junior erzählt, ist wenig ausgearbeitet. In einer Minute hasst er Junior, dann kann er sich aber gleich wieder beruhigen, da sie vier ja nun durch etwas ganz fantastisches miteinander verbunden sind. Da hätte man Angies Offenbarung lieber außen vor lassen sollen, als sie nur kurzzeitig anzuschneiden, damit die Sache abgehakt ist.

Hinzu kommt das plötzliche Auftauchen der Raupe unter der Kuppel, die sich natürlich in einen Monarchfalter verwandeln wird. Als sich die Raupe dann am Ende des Tages verpuppt, könnte die Bildsprache, dass uns eine Veränderung bevor steht, gar nicht deutlicher sein. Man wird aber viel zu sehr mit der Nase darauf gestoßen, als dass man es als spannend empfinden könnte. Die Krönung des Ganzen ist dann die Reaktion der Minikuppel, als sie von allen Vieren gleichzeitig berührt wird. Es passiert nämlich: nichts. Ein paar glitzernde Sterne und der außerordentliche intelligente Kommentar von Junior: "Aber was hat es zu bedeuten?" Nachdem man sich in dieser Folge ein ums andere Mal die Frage stellte, ob die Autoren sich, als sie dieses Drehbuch schrieben, im Halbschlaf befanden, wird man zusätzlich mit der finalen Szene der Episode wahnsinnig enttäuscht.

Fazit

Schon die Vorfolge kündigte an, dass sich das gewohnte Niveau auf dem Sinkflug befindet, was uns hier leider bestätigt wurde. Man verändert nicht nur Charaktere grundlegend oder dichtet undurchsichtige Handlungsstränge hinzu, sondern lässt auch die Geschichte, die das größte Kapital der Serie ausmacht, nämlich das Geheimnis um die Minikuppel, halb durchdacht zurück. Das stetige Stolpern von einer unausgereiften Erzählung in die nächste weckt Unzufriedenheit, wobei einzig Lindas Anteil an der Folge positiv in Erinnerung bleibt. Damit gilt diese Episode für mich als bisher schwächste der Staffel.

Marie Florschütz - myFanbase

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