Review: #1.08 Dicker als Wasser

Auch diesmal wallen die Emotionen auf und ab, als ein erneuter Kampf um das Wasser ausbricht. Außerdem wird die Beziehung zwischen Big Jim und Junior erneut strapaziert, was schlussendlich einen weiteren Toten in Chester's Mill zurück lässt.

"You are no son of mine."

Das ohnehin schon angespannte Verhältnis zwischen Big Jim und Junior wird in dieser Folge noch mehr zerrüttet. Dabei drängt sich die Frage auf, warum Big Jim seinem Sohn nicht helfend zur Seite steht. An dieser Stelle hatte ich zunächst die Theorie, dass Junior die Schuld am Tod seiner Mutter trägt, was sich allerdings nicht bestätigt. Also warum hasst Jim seinen Sohn dann so sehr? Diese offene Frage wirkt etwas störend, denn die Handlung wird auf dem kaputten Verhältnis der beiden aufgebaut, wobei Junior sogar zu Big Jims jahrelangen Gegner Ollie Dinsmore überläuft, wobei er sich durchaus darüber im Klaren zu sein scheint, dass er seinem Vater damit hart trifft.

Auch die Ursache des Zwists zwischen Ollie und Jim wurde noch nicht ausführlich erklärt, bis auf den Hinweis, dass es mit Jims früherem Wirken als Stadtrat zu tun hat. Durch diese Unklarheiten wirkt der Konflikt nicht sehr überzeugend und spannend, wie er mit ein paar Hinweisen oder angedeuteten Geheimnissen hätte sein können. Klar ist jedoch, dass Juniors Hemmschwelle auch in dieser Folge weiter sinkt, als er Ollie ohne wenn und aber eine Kugel in den Leib jagt, nachdem sein Vater ihm vom Selbstmord seiner Mutter berichtete. Der Junge, der in der ersten Episode noch ein recht liebevolles Verhältnis zu Angie pflegte, wirkt wie ausgetauscht und man stellt sich jedes Mal wieder die Frage, was der Grund seines aggressiven Verhaltens ist, der bisher leider noch in keiner Weise thematisiert wurde, was einen als Zuschauer schon etwas verwirrt zurück lässt.

"We found this egg. Totally black with it’s own little dome around it."

In der Folge zuvor fanden Joe und Norrie das Ei unter der kleinen Kuppel, von dem nun auch Julia Wind bekommt. Ihre angedeutete Frage Barbie gegenüber, dass es seltsam ist, dass Alice so kurz nach der Geburt von Harriets Tochter gestorben ist und ob die beiden Dinge miteinander zu tun haben könnten, ist allerdings sehr interessant. Uns wurde bisher schon das ein oder andere Mal gezeigt, dass sowohl Julia als auch Dodee sich anscheinend auf alles einen Reim machen können, von daher ist es schade, dass sie ihre Theorie nicht weiter ausführt.

Mich selbst erinnert das Leben unter der Kuppel inzwischen ein wenig an "Die Tribute von Panem", da die Bewohner von Chester's Mill ein wenig wie Spielfiguren wirken, die manchmal von der Kuppel/dem Grund für die Kuppel belohnt werden (mit dem Regen) oder auch bestraft werden (die Kuppel an sich, der verseuchte See oder der Tod von Alice). Man beginnt vermehrt, sich Gedanken über dieses Wechselspiel zu machen.

Auch was es mit dem seltsamen schwarzen Ei, das jetzt auch noch pinke Funken sprüht, auf sich hat, bleibt weiterhin ein sehr spannendes Rätsel. Ob es sich hierbei um die pinken Sterne handelt, von denen Joe und Norrie während ihrer Anfälle sprachen? Fest steht jedenfalls, dass es eine Verbindung zu Joe zu hat, da es vom Wind freigelegt wird, als Joe eine Zeichnung von der Kuppel über den Boden rollen lässt. Dieser Anreiz ist sehr gut geeignet, um den Zuschauer weiterhin bei der Stange zu halten. Auch das Auftauchen der Halluzination Julias in Form von Joe ist als kleiner Nervenkitzel passend, zumal man hier mit den Worten "The monarch will be crowned" ein weiteres Rätsel geboten bekommt, was wieder auf eine Verbindung zwischen Joe und der Kuppel hindeutet, da die Halluzination seine Gestalt annahm.

"You think the dome is gonna be here for ever?"

Mit diesen Worten wird uns verdeutlicht, dass Angie die Lage noch nicht vollkommen erfasst zu haben scheint. Bis auf ihre Auseinandersetzung mit Junior wurde uns von ihr noch nicht viel gezeigt und so baute man zu dem Charakter zwar Sympathie durch das entgegengebrachte Mitgefühl auf, wurde aber bisher enttäuscht, wenn es darum ging, einen tieferen Einblick in ihre Emotionen zu bekommen. Mit diesem Nachholbedarf wird jetzt allerdings begonnen. In der letzten Folge wurde ihre Freundschaft zu Rose verdeutlicht und nun baut sie langsam eine Bindung zu Norrie auf, die in dieser Episode mit dem Tod ihrer Mutter zu kämpfen hat, wobei die Phasen der Trauer sehr gut geschildert werden. Die beiden scheinen sich in ihren Charaktereigenschaften recht ähnlich zu sein, da Norrie in das gleiche Erziehungslager geschickt werden soll, dass auch Angie sehr vertraut ist. Die sich hier entwickelnde Freundschaft ist sehr schön anzusehen und ein guter Kontrast zu dem Machtkampf, den die restliche Stadt ausfechtet.

"Because of me there is no more theirs and ours." - "Because of you five people died."

Der dramaturgische Höhepunkt der Episode war natürlich der Kampf um das Wasser. Nachdem "Under the Dome" zunächst recht gemächlich startete und die Bewohner von Chester's Mill eher ruhig vor sich hin lebten, bekommen wir nun Folge um Folge ein Ringen um die unter der Kuppel knapper werdenden Ressourcen geboten. Diese Mal lässt sich Big Jim nicht von Ollie abspeisen und geht aufs Ganze, als er nach dem ersten gescheiterten Versuch der Übernahme treue Gefolgsleute hinter sich versammelt und Ollie mit Gewalt zum Einlenken bringen will. Der große Knall, als der Brunnen durch Barbies Bombe explodiert, hätte allerdings noch ein wenig ausgeschmückt werden können und die Schießerei an sich hätte auch mit einer weniger wackligen Kameraführung genug Action gebracht.

Big Jim, der mit dieser Aktion von Barbie sehr unzufrieden war, scheint sich immer deutlicher als "Bösewicht" abzuzeichnen, der die Stadt unter seine Kontrolle bringen will. Das wird besonders nach seiner Unterredung mit Barbie klar, dem aufgegangen ist, das Big Jim nicht nur den Brunnen aus Ollies Händen befreien, sondern ihn sich selbst unter den Nagel reißen wollte. Nach dem Tod von Ollie hat Big Jim nun anscheinend einen neuen Gegenspieler: Barbie. Ob er sich in den nächsten Folgen gegenüber Jim behaupten kann, wird sicherlich sehr spannend anzusehen, da er, anders als Big Jim, keine jahrelangen Freunde in seinem Rücken weiß.

Fazit

Durch die Entdeckung der zweiten Kuppel mit dem Ei in der letzten Episode wurde uns dieses Mal viel Raum zu Mutmaßungen geboten, wodurch sich während des Zusehens Spaß an den potentiellen Auflösungen bezüglich des Eis und der Kuppel ergibt. Die Episode bot außerdem ein gutes Gleichgewicht an Emotionen durch Norries Trauer und Juniors Entdeckungen über den Tod seiner Mutter, aber auch Spannung mit der Schlacht um den Brunnen, der Frage, zu wem Junior nun steht und dem Geheimnis um das Ei. Durch die kleine Romanze zwischen Norrie und Joe kommt auch das Herz nicht zu kurz, wo hingegen die Beziehung zwischen Julia und Barbie immer noch gestellt und wenig tiefgründig wirkt.

Marie Florschütz - myFanbase

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