Bewertung

Review: #6.06 Hepatitis V

Die Serie "True Blood" erlebt momentan eine Hochphase, wie wir sie schon länger nicht mehr hatten. Genau wie die vorangegangene Episode überzeugt auch diese Folge durch Spannung, Dramatik und Charaktermomente. Die beiden Komponenten Blut und Sex, die uns Fans immer wieder mit makaberer Freude erfüllen, auch wenn wir es vielleicht nicht oft zugeben, werden reichlich geboten.

Hepatitis V

Eric und Pam überleben beide die "Gladiatorenarena", indem sie zusammenarbeiten und mehrere Wärter brutal töten. Das ist eine von diesen makaber-unterhaltsamen Szenen, von denen ich Eingangs sprach und die sich nicht viele TV-Serien trauen. Erics und Pams Sieg lehrt uns zweierlei Dinge. Erstens wissen wir nun, dass Pam schweben kann, was wir, soweit ich mich erinnere, bei ihr bis dato noch nicht gesehen haben, und Zweitens zeigt sich, dass zwischen Eric und Pam noch immer eine besondere Bindung besteht. Auch wenn Eric Pam freigegeben hat und es zwischen ihnen massive Spannungen gibt, sind die 100 Jahre, die sie nun schon ein Duo bilden, nicht einfach weggewischt. Sie können auch ohne Worte miteinander kommunizieren und wissen, was es heißt, gemeinsam zu kämpfen.

Das blutige Debakel ändert nichts an Truman Burrells Wunsch, sich möglichst grausam an Eric zu rächen. Statt Pam, mit der sich der Psychiater Finn noch etwas beschäftigen möchte, benutzt der Gouverneur nun Nora. Er infiziert sie vor Erics Augen mit einem neuen Hepatitis-Stamm, genannt Hepatitis V, der Vampire vernichten kann. Erics und Noras geschwisterliche Zuneigung zueinander wird einmal mehr sehr spürbar. Das wir so etwas jemals zwischen Pam und Willa sehen werden, erscheint mir sehr zweifelhaft. Nicht alle Vampirgeschwister stehen sich so nahe. Auch deshalb würde ich mich über Flashbacks, die uns zeigen, unter welchen Umständen Nora verwandelt wurde und wie Godric, Eric und sie als Familie funktioniert haben, sehr freuen.

Eric gelingt es, sich mit der Hilfe von Willa, die wiederum von Tara angeleitet wird, zu befreien. Vielleicht entwickelt sich ja zwischen Tara und Willa, die vampirverwandtschaftlich gesehen Nichte und Tante sind, eine engere Bindung. Eric will die sterbende Nora so schnell wie möglich aus dem Camp schaffen und entdeckt dabei, dass Burrell wieder True Blood im großen Stil produzieren lässt und warum er dies tut: sämtliche Flaschen des Blutersatzes werden mit Hepatitis V infiziert. Wenn diese Flaschen in den Handel kommen, würde dies zu einem Massensterben unter den Vampiren führen. Ein perfider Plan, der sich in die lange, menschliche Geschichte der biologischen Kriegsführung einreiht, die bereits in der Antike mit der bewussten Verbreitung von krankem Vieh im Feindesland begann und sich unter anderem im 18. Jahrhundert mit der Verteilung von pockenverseuchten Decken an die Amerikanischen Ureinwohner fortsetzte.

Burrell wirkt in den Szenen, in denen er mit Eric spricht, fast schon verrückt. Dass seine Tochter Willa verwandelt wurde, hat Burrells geistiger Gesundheit wirklich nicht gut getan. Die Ernte dessen, was er gesät hat, schmeckt ihm nicht. Bevor er allerdings vollkommen den Verstand verlieren kann, büßt er seinen Kopf ein.

Kopflos

Bill, der sich große Sorgen um Jessica macht, enthauptet Burrell mühelos. Das ist die zweite besonders makabere Szene dieser Folge. Burrells Tod wird das, was der Gouverneur losgetreten hat, aber nicht stoppen, eher im Gegenteil. Sarah Newlin wird, wenn sie von Burrells Tod erfährt, nur noch hasserfüllter agieren, bzw. sich noch mehr berufen fühlen, ihren heiligen Krieg gegen die Vampirrasse mit aller Gewalt zu führen. Nach dieser Folge kann man wohl festhalten, dass nicht Burrell, sondern Sarah der Hauptbösewicht dieser Staffel ist. Auf Sarahs Agenda steht neben der Auslöschung der Vampire inzwischen auch die Rache an Jason, der mehr Zuneigung zu einem Vampir empfindet als zu ihr und der sie in ihren Augen schändlich hintergangen und beschmutzt hat. Sarah kennt Jasons Schwachpunkte und wird diese gnadenlos ausnutzen. Einen ersten Schlag gegen Jason führt sie aus, indem sie Jessica für eine Sexstudie benutzen will. Jessicas erwählter Partner James erweist sich allerdings als Gentleman und weigert sich, Jessica zu vergewaltigen. James macht Eindruck auf Jessica und wirkt wie jemand, in den sie sich verlieben könnte, was mich argwöhnen lässt, dass dies genau das ist, was Sarah bezweckt. Wenn sich Jessica und James wirklich näher kommen, verletzt das Jason im Endeffekt vermutlich viel mehr.

Sookie & Warlow

Warlow rettet Sookie, bevor diese von ihrem eigenen Vater ertränkt wird. Damit Warlow danach nicht wieder zu Bill zurück muss, bringt Sookie ihn ins Zwischenreich der Elfen, wo die beiden letztlich blutigen, mit Bondage-Elementen versehenen, leuchtenden Sex haben. Damit wären wir beim dritten Highlight der makaberen Sorte.

Die Situation zwischen Sookie und Warlow ist hochinteressant. Sookie tritt in eine Phase der Resignation ein. Indem sie sich auf Warlow einlässt, tut sie genau das Gefährliche, was immer alle von ihr erwarten und das ihre Eltern mit Gewalt verhindern wollten. Sookie rebelliert damit gegen ihre Eltern, die bereit waren, sie zu töten. Warlow verkörpert derweil mehr als jeder andere Vampir, den wir bisher in der Serie kennen gelernt haben, den Konflikt zwischen Licht und Schatten. Er hat diese beiden Seiten in sich, die an ihm zerren.

Beide, Sookie und Warlow, tragen innere Kämpfe aus, weil sie hin - und hergerissen sind zwischen dem, was sie sind, was sie gerne wären und wofür sie gehalten werden bzw. wozu man sie machen will.

Adilyn-Braelyn-Charlaine-Danika Bellefleur

Andy gibt seiner einzigen überlebenden Tochter endlich einen Namen: Adilyn. Posthum benennt er auch die drei anderen Mädchen, deren Namen Adelyn ebenfalls trägt. Somit lautet ihr vollständiger Name Adilyn-Braelyn-Charlaine-Danika Bellefleur. Der Name Charlaine ist dabei natürlich eine Anspielung auf Charlaine Harris, der Autorin der Sookie-Stackhouse-Romanserie, auf die "True Blood" basiert.

Der bestellte Selbstmord

Terry ist tot. Zwar wollte er, nachdem ein Vampir seine Erinnerungen an den Krieg und an Patrick gelöscht hat, gar nicht mehr sterben, sondern war so unbeschwert glücklich wie seit Ewigkeiten nicht, doch er hatte seine Tötung bereits bestellt, woran er sich nach der Hypnose leider nicht mehr erinnern konnte. Das pure Drama. Terrys Tod ist tragisch und traurig, war aber offenbar unvermeidlich, da die Autoren nicht mehr so recht zu wissen schienen, wohin mit dieser Figur. Außerdem muss in einer Serie, in der Gewalt und Tod eine nicht unwesentliche Rolle spielen, hin und wieder ein Hauptcharakter sterben, sonst nimmt die Spannung ab.

Zu dieser Maßnahme, Terrys Erinnerungen durch einen Vampir ausradieren zu lassen, hätte sein Umfeld natürlich schon viel früher greifen können, aber die halbe Vergangenheit eines Menschen auszulöschen und damit seine Persönlichkeit zu beeinflussen, ist eine drastische Entscheidung, die man sicherlich nur dann trifft, wenn die Lage wirklich akut ist. Terrys engstes Umfeld besteht zudem hauptsächlich aus Personen, die eher misstrauisch Vampiren gegenüber sind und zum Teil ziemlich unangenehme Erfahrungen mit diesen gemacht haben. Darüber hinaus wäre es, wenn Terry weitergelebt hätte, definitiv noch schwierig geworden, seine Vergangenheit vor ihm zu verbergen. Erstens weiß fast ganz Bon Temps, dass er im Krieg war, zweitens hat er jede Menge ehemaliger Kameraden, die sich auch mal melden, und drittens dürfte er noch einige Erinnerungsstücke besitzen, zum Beispiel in diesem geheimen Schließfach, dessen Schlüssel er Lafayette gibt (und das vermutlich noch eine Rolle spielen wird). Das Löschen von so komplexen Erinnerungen ist eine heikle Sache, die schnell nach hinten losgehen kann. Bei Hoyt konnte es nur funktionieren, weil dieser sofort danach die Stadt Richtung Alaska verlassen hat.

Terrys Tod dürfte ein guter Grund für Sam sein, Alcides Warnungen in den Wind zu schlagen und doch nach Bon Temps zurückzukehren. Alcide ist momentan weit von einem Sympathieträger entfernt, so wie man es nach dem Staffelauftakt befürchten musste. Er verhält sich immer herrschsüchtiger und aggressiver und entfernt sich von allen Freunden, die er außerhalb des Rudels hat(te).

Maret Hosemann - myFanbase

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