Bewertung

Review: #2.10 Luther Braxton (Nr. 21) - Teil 2

Hätte es das Ende nicht gegeben, ich wäre ein klein wenig enttäuscht von der Episode. Nicht, dass sie nicht spannend gewesen wäre, aber eine fast schon klare Beantwortung der Frage, ob Reddington doch Elizabeth Keens Vater ist, hätte der Serie ein Mysterium genommen, das für den Fortlauf der Geschichte fast schon essentiell ist. Und so bin ich froh, dass am Ende noch immer nicht klar ist, welche Rolle Reddington in Keens Rolle spielt.

"Call my bluff. Please. Call my bluff"

Braxton gelingt es, den Einschlag der Raketen zu nutzen, um Keen in seine Gewalt zu bringen. Es ist relativ schnell klar, dass er keinerlei Interesse daran hat, an Informationen des Fulcrums zu kommen, sondern für die mysteriöse Vereinigung agiert, für die auch Alan Fitch einst tätig war. Am Ende ist genau das der größte Schwachpunkt der Episode. Braxton ist nämlich nur Mittel zum Zweck. Er ist kein übermächtiger oder besonders gefährlicher Gegner für Reddington, wie es Berlin zuvor gewesen ist. Vielmehr ist er am Ende einfach nur ein Dieb, der eine kleine persönliche Vendetta mit Reddington laufen hatte, aber das unterscheidet ihn nicht von den anderen Leuten auf Reddingtons schwarzer Liste.

Ich hätte gerne mehr von Ron Perlman gesehen, denn ich finde nachwievor, dass er eine unheimliche Leinwandpräsenz hat, die mit der eines James Spader durchaus mithalten kann. Leider gibt es zwischen den beiden keine nennenswerte, spannende Szene, in der sich die Frage stellt, wer die Oberhand behält. Reddington ist Braxton überlegen, auch wenn er dafür einige Fäden ziehen muss und es ein klein wenig dauert, ihn in die Schranken zu weisen.

Letztendlich geht es ja aber auch gar nicht um Luther Braxton. Es geht um das, was er für die Vereinigung beschaffen sollte, das Fulcrum. Noch immer ist nicht klar, um was es sich dabei handeln könnte und es ist faszinierend, mit welch einer Überzeugungskraft Reddington sich am Ende gegen den, nennen wir ihn einfach mal Boss der Vereinigung, stellt und ihm ohne auch nur einmal mit der Wimper zu zucken ins Gesicht lügt, als sei selbst davon überzeugt, dass er tatsächlich im Besitz des Fulcrum ist. Ein wenig mehr als einfach nur vage Drohungen auf beiden Seiten wäre mittlerweile schon interessant, da auch nach eineinhalb Staffel nicht klar wird, was diese Vereinigung überhaupt im Schilde führt und welches Interesse Reddington daran hat, sie im Zaum zu halten. Hier dürfte durchaus der Schleier endlich einmal gelüftet werden und wenigstens angedeutet werden, was sich hier am Horizont zusammenbraut.

"You were there."

Viel spannender im Moment ist allerdings noch immer die Suche nach dem Grund der Verbindung zwischen Reddington und Keen. Die Idee, Liz in ihre Kindheit zurück zu versetzen, um die tragische Nacht, in der sie ihre Eltern durch ein verheerendes Feuer verlor, zu rekonstruieren, ist durchaus interessant, wenngleich in Detail schon ein wenig hahnebüchen. Da wird sie nach stundenlanger Folter auf einen Stuhl gefesselt, mit allerhand Drogen vollgepumpt und dann mit Hilfe einer Psychologin durch Kindheitserinnerungen geführt. Ein wenig hab ich mich da dann schon an "Fringe" erinnert gefühlt. Und das funktioniert dann auch noch ohne Probleme, auch wenn die Psychologin die Methode noch nie angewendet hat, geschweige denn über das notwendige Equipement verfügt, um die Sicherheit ihres Schützlings zu gewährleisten. Da man jedoch auf ein einigermaßen plausibles Verfahren zurückgreifen muss, um Liz in die Vergangenheit zurück zu versetzen, muss man sich hier ein durchaus gerechtfertigtes Augenrollen wohl verkneifen.

Die Erinnerungsfragmente führen am Ende dazu, dass Liz erkennt, dass Reddington an dem besagten Abend des Feuers anwesend war. Sie schließt daraus, dass er bereits damals nur hinter dem Fulcrum her war, das in den Händen ihrer Eltern gewesen zu sein schien, was ihrer romantische Idee von einer tiefgehenden Verbindung zu Reddington natürlich ein jähes Ende setzt. Doch war Red damals wirklich nur Teil eines Trupps, der das Fulcrum sicher stellen sollte oder irrt hier die Erinnerung der vierjährigen Liz Keen, so wie es die Psychologin am Ende andeutete? Es wäre zu einfach, wenn Reddington sich nur an Elizabeths Fersen geheftet hat, in der Hoffnung, sie würde ihn irgendwann zu dem Fulcrum führen. Wie wir mittlerweile mehrfach gesehen haben, hat er seine Mittel und Wege um an Dinge zu gelangen, ein kleines Mädchen jedoch über zwanzig Jahre zu beobachten, das halte ich für schlicht unrealistisch. Er muss eine tiefere Verbindung zu ihr haben. Wenn er nicht ihr Vater ist (und auch diese Theorie ist noch nicht vollends vom Tisch), dann muss etwas geschehen sein, dass ihn auf einer persönlichen Ebene getroffen hat, so dass er sich jetzt Liz verpflichtet fühlt. Bis wir das jedoch letztendlich herausfinden, wird noch einige Zeit ins Land gehen. Spannend für die nächsten Episoden wird nun erst einmal sein, was Liz mit dem Fulcrum anstellen wird, das ihr am Ende zufällig in die Hände gefallen ist.

Randnotizen

  • Harold Cooper und sein Gesundheitszustand werden am Ende der Folge erneut thematisiert. Bereits zu Beginn von Staffel zwei wurde angedeutet, dass etwas mit ihm nicht stimmt und in der Endmontage wird dies wieder aufgegriffen, ohne jedoch zu beantworten, was genau mit ihm lost ist.
  • Ressler ist in dieser Episode so überflüssig wie ein Kropf. Aber ganz ehrlich, war er jemals für die Serie von Belang?
  • Bahnt sich da eine Liebesgeschichte zwischen Aram und Navabi an? Die Umarmung von ihm spricht Bände und wie die beiden am Ende zusammen saßen, ehe sie von Ressler unterbrochen wurden, deutet doch sehr stark darauf hin, dass die beiden mehr als nur Kollegen sind. Ob Navabi seine Zuneigung erwidert? Vielleicht finden wir es ja noch heraus.
  • Dembe hat ja nicht wirklich viel zu tun in der Serie, aber ganz ehrlich – wäre Reddington auch nur halb so erfolgreich, wenn er seinen starken Bodyguard nicht an seiner Seite hätte?

Fazit

Nicht ganz so spannend wie der Staffelauftakt, aber in Grundzügen doch unglaublich spannend, kommt der zweite Teil der Doppelfolge daher. Es werden interessante Weichen für die Zukunft gestellt und es dürfte interessant werden, wie sich die Beziehung zwischen Reddington und Liz im Laufe der nächsten Folgen entwickelt.

Melanie Wolff - myFanbase

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