Bewertung

Review: #2.09 Luther Braxton (Nr. 21) - Teil 1

Der große Block um Berlin und Tom Keen ist abgeschlossen, doch mit dem Tod von Alan Fitch, der Reddington auf eine quasi-Schatzsuche nach St. Petersburg geschickt hat, um dort ein mysteriöses Dokument zu finden, das ihm behilflich sein könnte, seine noch mystösere Gruppe im Zaum zu halten, bleibt die Spannung auch zu Beginn der zweiten Staffelhälfte hoch.

"Sadly there isn't a prison on earth where I don't know a few guys."

Ein wenig unvorbereitet wird der Zuschauer in eine neue Geschichte geworfen, in der Reddington ganz plötzlich gefangen genommen und in ein geheimes Gefängnis gebracht wird, in dem nicht nur die übelsten Verbrecher der Menschheit weggesperrt werden, sondern in dem sich auch noch ein wichtiger IT-Knotenpunkt der CIA befindet, von dem aus man sich Zugang zu allen möglichen Daten verschaffen kann.

Natürlich hat Reddington sich absichtlich schnappen lassen, um in das Gefängnis zu gelangen, denn er wusste, dass dort sein alter Bekannter, Luther Braxton, kurz davor ist, einen Gefängnisausbruch zu planen und durchzuführen. Zu diesem Zeitpunkt ist längst klar, dass Reddington eine persönliche Agenda haben muss. Keiner seiner Fälle, die er dem FBI zuschustert ist ohne Vorteil für ihn und auch dieses Mal geht es ihm um eine bestimmte Sache, denn er muss verhindern, dass Braxton sich Zugang zu einem Dokument namens "Fulcrum" verschafft.

Das Fulcrum wurde ja in der letzten Episode bereits angesprochen, doch noch immer ist nicht ersichtlich, um was es sich dabei eigentlich genau handelt. Die vage Erklärung, dass es für die Gruppe um Alan Fitch der Genickbruch sein könnte, hält die Spannung hier natürlich hoch, denn weder ist klar, was diese Gruppe eigentlich im Schilde führt, noch wer der Gruppe angehört und warum Reddington ein Interesse hat, sie überhaupt unter Druck zu setzen. Interessant ist jedoch auch, dass für Reddington selbst das Fulcrum anscheinend wertlos ist, wenn er nicht (und hier wird es interessant) Liz an seiner Seite hat.

Dachte man bisher immer, dass Reddington ein Interesse an der FBI-Agentin hat, weil er ihr Vater sein könnte, so wird Liz hier mit dem Fulcrum in Verbindung gebracht, für das sie unabdinglich ist. Braxton sinniert hier herrlich mysteriös mit Reddington darüber, dass er nur ein Interesse an Liz hat, weil sie zu dem Zeitpunkt des Feuers anwesend war und daher eine wichtige Spielfigur im Kampf von Reddington geworden ist. Das wirft nun natürlich wieder etliche Fragen auf und ich bin gespannt wie ein Flitzebogen, wie es an dieser Stelle weiter geht, denn diese Storyline rückt einmal mehr die Beziehung zwischen Reddington und Liz in den Mittelpunkt und spielt gekonnt mit den Erwartungen der Zuschauer, die noch immer damit rechnen, dass irgendwann heraus kommt, dass Elizabeth Keen in Wahrheit Reddingtons Tochter ist. Nach #2.09 Luther Braxton (No.21) ist diese Theorie jedoch ein gutes Stück unwahrscheinlicher geworden.

"A wise man can learn more from a foolish question than a fool can learn from a wise answer."

Die Jagd nach dem Fulcrum ist zu Beginn durchaus spannend inszeniert. Ron Perlman als Luther Braxton zu besetzen, ist ein genialer Schachzug. Er hat eine enorme körperliche Präsenz und strahlt in jeder Szene eine unheimliche Ruhe und Gelassenheit aus, die binnen Sekunden in ruchlose Brutalität umschlägt. Luther Braxton ist ein gefährlicher Mann und natürlich hat er eine persönliche Beziehung, wenn nich sogar eine persönliche Vendetta mit Raymond Reddington. Perlman schafft es in den wenigen Szenen mit dem stets dominanten James Spader diesem grandiose Paroli bieten kann und entwickelt eine enorme Sogkraft. Er ist keiner der typischen Nullachtfünfzehn-Verbrecher, die dem Zuschauer sonst vor die Nase gesetzt werden. Er ist jemand vom Typ her wie Anslo Gerrick. Jemand der eine persönliche Verbindung zu Red hat, der ihn kennt und weiß, wie er tickt. Jemand, der ihm gefährlich werden könnte. Und genau dies führt zu einer grandiosen, spannenden Ausgangssituation.

Wieder einmal gehören die Szenen rund um Reddington zu den stärksten der Episode, so dass es fast schon traurig ist, dass dem FBI rund um Samar Navabi und Donald Ressler keine weiter Rolle zukommt, als wieder einmal das Opfer eines psychopathischen Killers zu werden. Auch Harold Cooper hat herrlich wenig zu tun und vergisst dabei die größte Maxime der Amerikanischen Streitkräfte, nämlich die Vorschrift, niemals mit Terroristen zu verhandeln, selbst wenn diese unschuldige Geiseln nach dem Leben trachten. Dass er tatsächlich einen wichtigen Code so ohne weiteres heraus rückt, ist lachhaft. Natürlich ist noch lachhafter, dass man mit diesem einen Code Zugang zu sämtlichen brisanten Daten des FBI und der CIA gelangt.

Ein wenig ist man sich dieser Absurdität schon bewusst, denn man lässt Cooper schon etwas verwundert feststellen, wie es denn möglich ist, dass man so furchtbar pikante Daten ausgerechnet von einer Gefängnisinsel voller Verbrecher aus schützen will. Natürlich ist es für den Fortgang der Geschichte unabdinglich, aber das ein oder andere Augenrollen kann man sich hier einfach nicht verkneifen.

Fazit

Der Auftakt des Zweiteilers bietet spannende Momente, einen großartigen Gastdarsteller, einen gut aufgelegten James Spader und eine Geschichte, die es sich weiter zu ergründen lohnt. Wer gedacht hätte, dass es nach dem Tod von Berlin und dem Ender der Geschichte um Tom Keen langweilig werden würde, der hat sich getäuscht. "The Blacklist" ist zurück und stärker denn je.

Melanie Wolff - myFanbase

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