Bewertung

Review: #6.21 Die Erinnerung

Foto: Jensen Ackles, AECON 2 - Copyright: myFanbase/Nicole Oebel
Jensen Ackles, AECON 2
© myFanbase/Nicole Oebel

Nach #6.14 Mannequin 3: The Reckoning war ich der festen Überzeugung, Lisa und Ben nie wiederzusehen. Umso passender ist es jetzt allerdings kurz vor Ende der Staffel diese Storyline doch wieder aufzugreifen, ist sie doch für Deans Entwicklung wichtig. Durch Crowleys und Castiels Mitwirken machte ihr Auftauchen keinen erzwungenen Anschein und fügte sich in das Gesamtgeschehen gut ein.

You can't hide from the past

Für Dean gehörte der panische Anruf von Ben bestimmt zu den schlimmsten Ängsten, die er hatte, nachdem er Lisa und Ben verließ. Die Hauptursache für sein Fortgehen war die Befürchtung, diese zwei Menschen mit seiner Anwesenheit in Gefahr zu bringen. Doch genau das traf ein, und Crowley spielte förmlich mit Deans Schuldgefühlen, die ihn zu allem fähig machen. Er wird beinahe unberechenbar und schreckt nicht davor zurück, Dämonen zu foltern. Das Mitleid mit ihm steigt wie gewöhnlich ins Unermessliche und man weiß von vorneherein, dass Dean da nicht ohne einen weiteren Knacks herauskommt.

Castiel arbeitet weiterhin mit Crowley zusammen, doch da wird es noch eine entscheidende Wendung geben. Solange beide dasselbe Ziel verfolgen, werden sie sich gegenseitig ausnutzen. Dennoch wird Crowley, sobald er seine Chance wittert, natürlich sein eigenes Interesse verfolgen und Castiel ein Messer in den Rücken stechen. Beide misstrauen sich und Cas versucht ja auch die ganze Zeit, nebenher noch Sam und Dean vor Crowley zu beschützen. Seinen innerlichen Zwiespalt merkt man ihm dabei sehr stark an.

Die Situation mit Castiel belastet Dean noch zusätzlich und man spürt, wie sehr er Castiel vertrauen möchte, es jedoch einfach nicht schafft. Hilfesuchend wenden sich die Winchesters an Balthazar, der von Castiels Plan bisher nichts wusste und von diesem nicht viel hält. Der Zuschauer erfährt sogleich auch wieso, denn die Welt steht auf dem Spiel, wenn Castiel die Macht der gesammelten Seelen, die er in sich aufnehmen will, nicht kontrollieren kann. Daher hilft Balthazar den Brüdern und war einem noch nie so sympathisch wie jetzt. Ich bin gespannt, welche Rolle er im Finale einnehmen wird.

Die Befreiungsszenen im Lagerhaus waren, bis auf das Gespräch mit der von einem Dämon besessenen Lisa, eher enttäuschend. Die Inszenierung wusste so gar nicht zu überzeugen. Alles wirkte hektisch und es entstand kein guter Gesamteindruck, wodurch die Folge an Gefallen eingebüßt hat. Besonders furchtbar waren die Kampfgeräusche. Es war so, als hätte man diese von einem alten Bruce Lee-Film geklaut. Nicholas Elias Darstellung konnte leider auch nicht die Angst vermitteln, die man von Ben in so einer Situation erwartet hätte. Zur seiner Verteidigung muss gesagt werden, dass er noch sehr jung ist und die Kameraführung zudem vieles kaputt gemacht hat.

Das Ende war wieder typisch "Supernatural", weil es einem auf den Magen schlug und man das dringende Bedürfnis hat, Dean zu sagen, dass alles gut wird, obwohl das nur eine billige Floskel ist. Die Szenen im Lagerhaus lassen sich nicht ansatzweise mit den darauffolgenden im Krankenhaus vergleichen. Das Gespräch zwischen Dean und Castiel markiert einen emotionalen Höhepunkt, wissen beide, dass es nie mehr so werden wird wie früher. Das hält Cas allerdings nicht davon ab, Lisas Leben zu retten. Die momentane Situation ist so unglaublich traurig, weil die beiden eigentlich ihre gegenseitige Unterstützung brauchen.

Die Chemie zwischen Jensen Ackles und Misha Collins ist dabei überragend. In #6.20 The Man Who Would Be King hat Misha mich für sich eingenommen, gegen die starke Präsens von Jensen kommt er in dieser Episode zwar nicht an, doch schauspieltechnisch läuft er weiterhin auf Hochtouren. Für mich ist ein großartiger Schauspieler jener, der überzeugend weinen kann. Dabei meine ich nicht, dass man sich ein wenig Wasser ins Gesicht spritzt und das Gesicht verzieht, sondern wenn es keinen Szenenwechsel gibt und man sieht, wie sich Tränen in den Augen des Schauspielers sammeln. Genau das ist Jensens Meisterdisziplin, die einen sprachlos zurücklässt. Worte sind überflüssig, um zu zeigen, welches Leid er empfindet, nachdem Castiel seinen Wunsch erfüllt und Lisas und Bens Gedächtnis löscht.

Es ist schwer zu sagen, ob das die richtige Entscheidung war, da man von Lisa nicht weiß, ob sie diesen Abschnitt ihres Leben wirklich bereut. Dean kann man keinen Vowurf machen, wird er doch von Schuldgefühlen gefressen. Die Szene mit Sam im Auto erinnert stark an frühere Staffeln, wo Sam immer mit Dean reden wollte, dieser aber abblockt und gleichzeitig zeigt, wie sehr ihm das alles zu schaffen macht. Genauso wie der Zuschauer bringt auch Sam anschließend kein Wort mehr heraus. Sams bedingungloser Beistand und solche Gespräche gehören zu den Dingen, die ich seit längerem vermisse. Durch die - für "Supernatural" Verhältnisse - vielen Charaktere rückt die zwischenmenschliche Beziehung der Brüder ein wenig in den Hintergrund.

Fazit

Bobby hat keinen eigenen Abschnitt bekommen, da seine Storyline einfach nebenher lief, obwohl sie einige Dinge ins Rollen brachte. Ich hätte mir eine bessere Inszenierung gewünscht, doch durch Mishas und vor allem Jensens schauspielerische Leistung, wurde die Folge aufgewertet. Dem Finale stehe ich mit gemischten Gefühlen gegenüber, und ich weiß noch nicht so recht, was ich überhaupt erwarten soll.

Lukas Ostrowski - myFanbase

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