The Umbrella Academy - Review des Piloten

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Nach zahlreichen Superheldenserien aus den Comicbuchhäusern Marvel und DC kommt mit "The Umbrella Academy" nun die Verfilmung einer Comicbuchreihe, die beim Label Dark Horse Comics erschienen und nun extra für den Serienstart bei Netflix beim deutschen Comicverlag Cross Cult in einer neuen Edition aufgelegt wurde. Interessant ist bei dem Stoff vor allem auch, dass er aus der Gedankenwelt von Gerard Way stammt, dem Frontsänger der inzwischen aufgelösten Rockgruppe My Chemical Romance, der sich von zahlreichen Comicreihen hat inspirieren lassen, nach eigenen Angaben vor allem von der DC-Reihe "Doom Patrol". Im Übrigen hat Way auch einige Cover-Versionen für den Soundtrack der Serie beigesteuert. Mit seiner Grundprämisse passt "The Umbrella Academy", auf jeden Fall alleine schon vom Papier her, perfekt in das Portfolio von Netflix.

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Foto: The Umbrella Academy - Copyright: Christos Kalohoridis/Netflix
The Umbrella Academy
© Christos Kalohoridis/Netflix

"The Umbrella Academy" beginnt mit einem mysteriösen Ereignis, als 43 Frauen auf der Welt zeitgleich ein Kind zur Welt bringen, obwohl sie am Morgen des Tages gar nicht schwanger waren. Der exzentrische Wissenschaftler Sir Reginald Hargreeves (Colm Feore, "Revolution") erkennt schnell ihre Besonderheit und es gelingt ihm, sieben von ihnen zu adoptieren. Mithilfe von Grace (Jordan Claire Robbins, "12 Monkeys"), einem Android, die er als die Mutter der Kinder instruiert hat, die aber nur die perfekte Hausfrau sein, nicht aber Gefühle zeigen kann, und dem Schimpansen-Butler Pogo (Adam Godley, "Breaking Bad") zieht er diese groß. Während Hargreeves jedoch nur an ihren Fähigkeiten interessiert ist, damit sie eine Superheldengruppe formieren können, und er ihnen deswegen nur Nummern als Name gibt, ist Pogo die väterliche Figur, die auf alles ein Auge hat. Nachdem die Gruppe aber zerbrochen ist, kommen sie Jahre später, als ihr Vater gestorben ist, wieder zusammen und vermuten, dass mehr dahinterstecken könnte.

Foto: Elliot Page & Adam Godley, The Umbrella Academy - Copyright: Courtesy of Netflix
Elliot Page & Adam Godley, The Umbrella Academy
© Courtesy of Netflix

Der Pilot ist sehr langsam erzählt, was sich bei dem großen Cast, aber auch der dargestellten Welt mehr als anbietet. So werden die ersten Sendeminuten genutzt, um zumindest von allen Aspekten einen kleinen Einblick zu gewähren. Alleine durch die mysteriösen Umstände der Schwangerschaften und dem Schimpansen, der als Butler (übrigens unheimlich echt aussehend!!!) fungiert, wird schnell klar, dass sich die Handlung in einer alternativen Realität abspielt. Es gibt einige Anzeichen für die Jetztzeit, gleichzeitig kann man sich auch nicht des Gefühls erwehren, dass gerade die dargebotene Technik in der Zeit stecken geblieben ist. Zudem ermöglicht auch die gewählte Hintergrundmusik keine eindeutige Schlussfolgerung, da sich Lieder aus den 80er und 90er finden lassen, aber auch viel zeitlose klassische Musik. Gerade die ältere Musik wurde aber wahrscheinlich gewählt, um so auch die Jugendzeit der Protagonisten einzufangen, da im Piloten mit zwei Zeitebenen gearbeitet wird.

Foto: Robert Sheehan & Aidan Gallagher, The Umbrella Academy - Copyright: Christos Kalohoridis/Netflix
Robert Sheehan & Aidan Gallagher, The Umbrella Academy
© Christos Kalohoridis/Netflix

Auch die Mitglieder der Umbrella Academy werden nach und nach eingeführt und auch im späteren Verlauf des Piloten wird jedem immer etwas Zeit gewidmet, so dass man für alle schon ein Gefühl bekommt. Nummer 1 / Luther / Spaceboy (Tom Hopper, "Game of Thrones") hat eine unheimliche Kraft und ist als Astronaut tätig. Nummer 2 / Diego / The Kraken (David Castaneda, "Switched at Birth") ist der rebellischste unter den Superhelden, er kann extrem lange die Luft anhalten und zeichnet sich durch exzellente Fähigkeiten am Messer aus. Nummer 3 / Allison / The Rumor (Emmy Raver-Lampman) ist eine gefeierte Filmschauspielerin, die bereits einmal geschieden ist und das Sorgerecht an ihrer Tochter verloren hat. Ihre Superkraft besteht darin, dass sie die Realität durch ihre Lügen verändern kann. Nummer 4 / Klaus / The Séance (Robert Sheehan, "Chroniken der Unterwelt - City of Bones") hat telekinetische Fähigkeiten und kann mit den Toten kommunizieren. Zudem ist er drogenabhängig. Nummer 5 / The Boy (Aidan Gallagher) galt jahrelang als verschwunden und kehrt in seiner jugendlichen Gestalt wieder. Er ist ein Zeitreisender und hat sich die ganze Zeit über in der Zukunft aufgehalten, über die er Schreckliches zu berichten hat. Nummer 6 / Ben ist verstorben, spielt aber noch eine Rolle, da Klaus ihn durch seine Fähigkeiten sehen kann. Abschließend gibt es noch Nummer 7 / Vanya / The White Violin (Ellen Page, "Juno"), die über keine übernatürlichen Kräfte verfügt, aber dafür eine begabte Violinistin ist. Seitdem sie auch noch eine Autobiographie geschrieben hat, ist sie unter ihren Geschwistern endgültig die Außenseiterin.

Alleine bei der Beschreibung der Hauptcharaktere fällt auf, dass es eine gesunde Mischung an unterschiedlichen Persönlichkeiten gibt. Aber alle haben gemein, dass sie als eigenständige Persönlichkeiten von ihrem Weg abgekommen sind und somit alle ein Päckchen zu tragen haben. Auch die Fähigkeiten grenzen sich gut voneinander ab, aber genau diese müssen im weiteren Verlauf der Serien noch weiter ausgearbeitet werden, da man bisher höchstens eine Ahnung bekommt, wie diese genau funktionieren und wie sie eingesetzt werden. Vielversprechend erweist sich auf jeden Fall der Cast, bei dem ja einige bekannte Namen dabei sind. Schauspielerinnen wie Mary J. Blige und Kate Walsh ("Private Practice") hatten ihre Auftritte z. B. noch gar nicht. Da die Serie bisher so ruhig erzählt ist, bietet sich geballte Schauspielerfahrung in jedem Fall an, da es viel um Emotionen geht, die es zu transportieren gilt. Dabei sticht für mich im Piloten definitiv Ellen Page heraus, die die Außenseiterin Vanya sehr echt und einnehmend darstellt.

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Foto: The Umbrella Academy - Copyright: Netflix, Inc.
The Umbrella Academy
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Die Atmosphäre im Piloten ist sehr zweigeteilt. Auf der einen Seite haben wir die Darstellung der Kindheit und Jugendzeit der Superhelden, die farbenfroh, enthusiastisch und humorvoll inszeniert wird. Der Arbeit der jungen Superhelden zuzusehen macht viel Freude. In der ganzen Art der Gestaltung erinnert mich diese Zeitebene doch an viele fantastische Jugendgeschichten wie "Die Chroniken von Narnia - Das Wunder von Narnia" oder "Harry Potter". Die erwachsenen Mitglieder der Umbrella Academy strahlen vor allem viel Düsternis und Niedergeschlagenheit aus, da sie alle mit ihrem Leben nicht glücklich sind. Auch wenn hier die Actionszenen noch rar sind, lassen sich doch hier am deutlichsten die Parallelen zu anderen Superheldenserien aufzeigen. Die Kontraste der beiden Zeitebenen sind wirklich groß, aber diese Ambivalenz hat durchaus ihre Reize, weil man nachvollziehen will, wie es soweit kommen konnte. Zudem reift in einem die Hoffnung, dass sie auch als Erwachsene wieder zusammenwachsen können. Grandios ist dabei die Szene, die bereits andeutet, wie es sein könnte. Vanya, Luther, Klaus, Diego und Allison halten sich jeweils separat in ihrem Elternhaus auf, bis Luther die Schallplatte zu "I Think We're Alone Now" von Tiffany auflegt und alle beginnen dazu zu tanzen. Man kann nur resultieren, dass dieses Lied wesentlich ihre Jugend geprägt hat und es beweist, wie viel sie trotz ihrer individuellen Lebenswege noch zusammenhält.

Fazit

"The Umbrella Academy" inszeniert sich im Piloten als eine komplexe Superheldenserie, für die sich viel Zeit genommen werden muss, um die dargestellte Realität und die Figuren nachzuvollziehen können. Dies gelingt über ein langsames Erzähltempo, da so durch viele kleine Details eine Faszination ausgelöst wird, die man gerne näher ergründen will. Zudem zeigt sich bei einigen angedeuteten Handlungsbögen, dass man Langeweile gewiss nicht fürchten muss, da es bestimmt genug Geschichten rund um die Mitglieder der Umbrella Academy zu erzählen gibt.

Lena Donth - myFanbase

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