Superman & Lois - Review Staffel 2

Diese Review lässt sich am besten mit einer entscheidenden Szene aus der finalen Episode von Staffel 2 von "Superman & Lois" einleiten, denn dort wird durch eine Ansprache von Sam Lane (Dylan Walsh) offenbart, dass die Serie nicht im üblichen "Arrowverse"-Universum spielt. Das ist sicherlich eine Reaktion darauf, dass bei The CW in den letzten zwei Jahren eine DC-Serie nach der nächsten die Segel streichen musste, weil der Sender sich wegen einer Übernahme durch andere Finanziers anders aufstellen muss. Jedoch ist wahrlich nicht zu behaupten, dass die Serie von Anfang an so ausgelegt worden ist, wenn ich nur daran denke, dass beispielsweise mit Tegan (Kayla Heller) deutliche Hinweise zu Central City gestreut wurden. Zudem hat es in dieser Staffel den nächsten Gastauftritt von John Diggle (David Ramsey) gegeben, nur um jetzt verkauft zu bekommen, dass er nur ein Doppelgänger ist und definitiv nicht die "Arrow"-Version, weswegen wir die hier vorgestellten Superman (Tyler Hoechlin) und Lois (Elizabeth Tulloch)-Versionen definitiv nicht schon längst durch die großen Crossover kennengelernt haben. Das ist schon ein derber Dämpfer für das Fanherz, auch weil Crossover – zumindest so wie man sie sich vorstellt – immer unwahrscheinlicher werden, denn wie attraktiv sind dann Doppelgänger-Auftritte? Die Unsicherheit bei The CW und was wie zusammenhängt, ich habe leider den Eindruck, dass das Auswirkungen auf die Qualität der zweiten Staffel hatte. Ich sprach in meiner Review zur ersten Staffel von Potenzial, das noch mehr ausgeschöpft werden muss, aber es wäre gelogen, würde ich behaupten, dass das mit Staffel 2 erfüllt wurde.
Obwohl die Staffel natürlich zahlreiche Handlungsbögen hatte, so gab es einen, der sich konsequent durch die ganze Staffel zog, aber dabei zunächst eher versteckt behandelt wurde, so dass erst nach und nach alle Fäden zusammenkamen, was wiederum zur Folge hatte, dass die Staffel sich mit einem neuen Big Bad zunächst etwas schwer getan hat. Natürlich gab es von Anfang an Mitch Anderson (Ian Bohen), der seinen Job gänzlich anders als Sam vor ihm versteht und dennoch war schnell klar, dass er innerhalb der Staffel eher ein kleiner Spieler sein würde. Letztlich führten die Spuren aber zur Inverse Society unter der Führung von Ally Alston (Rya Kihlstedt), die an eine Vereinigung mit einer anderen Welt glaubt, was in ihrer Familie schon Tradition hat und sie will nun endlich diejenige sein, die das erfolgreich praktiziert bekommt. Ja, und was soll ich sagen? Mir hat dieser Handlungsbogen einfach überhaupt nicht gefallen… Zum einen fand ich Ally als Figur wirklich furchtbar, denn gerade in aktuellen Zeiten ist das Thema Fanatismus und Anführen von kultähnlichen Bewegungen, die ihre Anhänger*innen mit falschen Versprechungen in die Katastrophe locken, ein wirklich sensibles Thema, weswegen ich einfach gemerkt habe, dass mir das so zäh erzählt nicht zugesagt hat. Aber bei Ally ist auch das Problem, dass sie als Antagonistin irgendwie unscheinbar bleibt. Sie hat mich nicht das Fürchten gelernt, sondern mich einfach nur genervt. Sie hat zwar Kräfte entwickelt, die einem Superman als Gegner würdig war, aber dafür, dass sie die letzten Episoden fast nur noch schwebend in der Luft verbrachte, war mir das einfach zu wenig.
Das Einzige, was ich als ansprechend mitnehmen konnte, war sicherlich die Episode, die durch einen Ausflug von Superman komplett in der anderen Welt spielte, wodurch wir die ganzen Doppelgänger kennenlernen durfte. Besonders durften dabei Jon-El (Jordan Elsass) und Lana Rho (Emmanuelle Chriqui) in Erscheinung treten, die deutlich sichtbar Spaß hatten, andere Ichs zu spielen. Aber das war nach dem einen Ausflug eigentlich genug, aber leider sind wir das Thema einfach nicht losgeworden. Zudem ist es am Ende auf eine völlig übertriebene Art und Weise gelöst worden. Denn klar, wenn Superman seine Kräfte verliert, was machen wir dann wohl? In der Sonne aufladen lassen, was auch sonst?! Dafür dass mir die Staffel insgesamt inhaltlich zu brav war, so hat hier das Ausmaß an Absurdität dann wiederum nicht gepasst. Zudem sah es so mit der Rettung am Ende total einfach aus und man fragt sich, wenn es so leicht war, warum dann nicht einfach früher dran gedacht wurde? Ich stimme zwar zu, dass im jeweiligen Finale einer Staffel die meisten Höhepunkte geboten werden sollten, aber der Authentizität entsprechend sollten die Auflösungen definitiv früher eingeläutet werden.
In Staffel 1 war für mich die Familiendynamik der Kents sehr entscheidend, die aber ebenfalls in dieser zweiten Staffel etwas schwächelt. Das was bei ihnen fehlt, wird aber durch die Cushings und durch die Irons zum Glück aufgefangen. Die Cushings haben sehr stringente Handlungsbögen, die für mich einen guten roten Faden hatten und dabei wurden auch neue Seiten entdeckt, weswegen ich ihnen wirklich gerne zugesehen habe. Dass Lana (Chriqui) als Bürgermeisterin kandidiert hat, war nur logisch und hebt sie auch endlich dorthin, wo sie intellektuell hingehört. Lana hat in der ersten Staffel oft damit gehadert, in ihrer Heimatstadt eine solche Nebenfigur zu sein, aber sie hat auch einfach nicht nach mehr gestrebt, obwohl ihre Heimattreue sie eben genau zu der genialen Anführerin macht. Lana musste die Lektion erst lernen und es ist dabei schön, dass ihr in der ersten Staffel doch oft als Macho dargestellte Ehemann Kyle (Erik Valdez) ebenfalls eine wichtige Entwicklung durchlebt hat. Denn er ist zu ihrem größten Fan geworden und hat ihr dadurch den Mut gegeben, ihr Potenzial gegenüber George Dean (Eric Keenleyside) voll auszuschöpfen. Leider ist dann nur die Vergangenheit ihnen als Paar und Familie in die Quere gekommen, weil durch den Wahlkampf seine vergangene Affäre aufgeflogen ist. Es hat definitiv zu dem alten Kyle gepasst, weswegen ich es sinnig fand, diese Wahrheit auch aufzudecken, denn mit dem Rückschlag kann er noch mehr beweisen, dass er sich wirklich geändert hat. Er versucht es bei Lana wirklich hartnäckig, aber ich verstehe auch, dass sie das in ihrem Tempo bewerten muss. Jedenfalls weiß sie ihn dann auch als ernannte Bürgermeisterin immer in ihrer Ecke und ich gehe schwer davon aus, dass sie das zu schätzen weiß. Aber auch die Vater-Tochter-Beziehung mit Sarah (Inde Navarrette) wird schön weiterentwickelt. Sie war schon in Staffel 1 eher ein Papakind. Zwar hat sich das Verhältnis zu ihrer Mutter deutlich gewandelt, aber es ist immer deutlich zu merken, dass die beiden einen speziellen Draht zueinander haben und es war schön, dass er sie mit ihrem Singer-Songwriting so intensiv gefördert hat.
John Henry (Wolé Parks) ist schon in Staffel 1 zu meinem Liebling geworden und das darf als Aussage für Staffel 2 gerne bestehen bleiben, denn er ist als Vater und als Freund für die Kents wirklich von besonderem Wert. Das Auftauchen von Natalie (Tayler Buck) war der große Cliffhanger von Staffel 1 und sie ist definitiv eine tolle Ergänzung von den Hauptcast. Sie erweitert die jugendliche Riege und wird auf allen Ebenen sinnig eingebunden. Zunächst wird mit ihr verarbeitet, wie es ist, wenn sie auf einmal physisch ihre Mutter vor sich hat, aber begreifen muss, dass die Lois nicht ihre Mutter Lois ist. Dieser schwere innere Prozess wurde gut umgesetzt, sowohl für sie als Jugendliche, die noch Orientierung im Leben sucht, aber auch für Lois, die beinahe eine Tochter namens Natalie hatte und einen Verlust einer ganz anderen Art verspürt. Natalie findet sich aber schließlich sozial ein und ich fand es schön, dass es mit Sarah, Jordan (Alex Garfin) und Jonathan (Elsass) so natürlich gelaufen ist. Die vier passen einfach zueinander, ohne dass aber durch eine Liebesgeschichte gleich etwas erzwungen werden muss für Natalie, denn in dieser Staffel geht es vor allem um sie selbst. Denn ihre Leidenschaft für Technik und Ingenieurswissenschaften, die gipfelt in ihrem eigenen Superheldenanzug und ich fand es toll, dass es jetzt so schnell weibliche Verstärkung für das Team gibt. Natürlich ist das für John eine väterliche Herausforderung, weil er Natalie ungerne in diesen Gefahren sieht, aber er erkennt letztlich ja, dass er ihr das nicht nehmen kann, obwohl er seinen Beschützerinstinkt für sie niemals verlieren wird. Insgesamt ist schon echt auffällig, wie gut diese Serie vor allem die Vater-Tochter-Beziehungen drauf hat.
Kommen wir abschließend zu den Kents, die ich mehr im Fokus erwarten würde, was sie vielleicht auch sind, aber inhaltlich sticht das leider nicht hervor, weil es auch viel Stillstand gibt. Bestes Beispiel: Jonathan. Es ist sinnig, dass weiter daran gearbeitet wurde, dass er als einstiger Überflieger der Brüder damit zu kämpfen hat, dass er der ohne Fähigkeiten ist, aber diese Sache mit den 'Drogen' war einfach nur lahm. Gerade bei Jugendlichen ist es eine oft genutzte Storyline, dass sie irgendwann zu Konsumenten oder gar Dealern werden, aber es hat speziell in diese Serie nicht gepasst. Dann wurde es auch noch sehr in die Länge gezogen. Alle waren so mit sich selbst beschäftigt, dass es nicht aufgefallen ist, aber anschließend dann auch mehrere Folgen lang Standpauken ohne Ende, obwohl sich alle an die Nase hätten packen müssen. Zudem wurde seine Liebesgeschichte zu Tegan einfach fallen gelassen (vermutlich wegen dein oben genannten Gründen), stattdessen ist Candice (Samantha Di Francesco) aus dem Hut gezaubert worden, die ihn mit den Drogen in Kontakt bringt. Hier gibt es keinen wirklichen Anfang, dafür sind sie auf einmal unwahrscheinlich glücklich und soll als Fan nachvollziehen, warum er für sie über alle Maße hinaus lügt, um sie zu schützen. So geht eine schön erzählte Liebesgeschichte definitiv nicht. Das lässt für Jonathan insgesamt leider echt wenig für diese Staffel übrig. Dabei hat er auch wie Natalie ein gutes technisches Verständnis, weswegen ich mir die beiden als geniale und ergänzende Entwickler sehr gut hätte vorstellen können. Leider erstmal verschenkt.
Bei Jordan wurde sich bekanntlich in der ersten Staffel schon viel Mühe mit seiner Liebesgeschichte zu Sarah gegeben und das wird auch beibehalten, auch wenn sie in dieser Staffel von vielen dunklen Wolken umgeben ist, was aber auch sinnig ist. Denn gerade in der zweiten Staffelhälfte wird Jordan endlich immer mehr mit seinen Kräften einbezogen, trainiert und gebraucht, was aber gleichzeitig natürlich auch die Geheimniskrämerei gegenüber Sarah herausfordernder macht. Die Trennung der beiden war also nur folgerichtig. Insgesamt war ein durchgängiger roter Faden dieser Staffel die Diskussion um das Einweihen von Außenstehenden und es wurde mehr als deutlich, dass es dabei kein richtig oder falsch gibt, mal ist es so, mal wiederum anders besser. Aber Jordan hatte insgesamt von den Brüdern definitiv die bessere Staffel und ich mochte die Episoden, wo er herausgefordert oder mit seinem Vater trainiert hat, echt gerne. Lois wiederum hat vor allem mit ihrer Schwester Lucy (Jenna Dewan) zu kämpfen. Dewan war optisch definitiv hervorragend besetzt, aber sie war durch die Verbindung zu Ally als Charakter für mich leider auch eher nervig. Zumal sie ihrer Schwester und ihrem Vater immer dieselben Vorwürfe gemacht hat, ohne aber mal anzuerkennen, wie intensiv sie sich um sie bemüht haben. Lois' Potenzial war da leider oft verschenkt und ich hatte auch den Eindruck, dass sie weder als Journalistin noch als Mutter wirklich überzeugend glänzend durfte. Deswegen ist es insgesamt auch schade, dass ausgerechnet die ohne Kräfte diesmal zu kämpfen haben.
Clarke hat wie üblich die insgesamt größten Herausforderungen und es war bei seiner nimmermüden großherzigen Art und Weise schon auch mal eine nette Abwechslung, wie er gerade Jonathan eine Standpauke gehalten hat, denn den stoisch in sich ruhenden Mann kann man auf Dauer sonst nicht ertragen. Hilfreich ist dabei auch Tal-Rho (Adam Rayner) weiterhin erhalten bleiben durfte als Nebendarsteller, denn er ist ein guter Gegenpol, der Superman immer wieder herausfordert. Tal-Rhos Entwicklung ist definitiv auch einer der spannenderen Aspekte der zweiten Staffel, denn er hat sich definitiv vom Antagonisten zum Scene-Stealer gemausert, das ist tatsächlich fürs Fanherz ein beachtlicher Karrieresprung. Die beiden sind ein ungewöhnliches Brüderpaar und Tal-Rho wird niemals die Verlässlichkeit in Person sein, aber gerade das macht alles so reizvoll. Aber abseits davon muss Clarke sich auch vielen Fragen zu sich selbst stellen, denn er will für alle lieber die Privatperson sein, aber wer ist er dann überhaupt? Spätestens als er nicht über seine Kräfte verfügt, ist das eine ganz wichtige Frage und ich könnte mir vorstellen, dass sowas auch weiterhin ein Thema sein könnte.
Fazit
"Superman & Lois" hat leider keinen überzeugenden zweiten Durchlauf. Die eindeutige Loslösung vom uns bekannten "Arrowverse" mag unterschwellig ein Problem gewesen sein, aber auch so liegt auf der Hand, dass die große Geschichte der Staffel keine Strahlkraft hatte und dass gerade bei den Kents oft nicht überzeugend charakterlich gearbeitet wurde, was bei der Familie im Zentrum unweigerlich ins Auge fällt. Auf den vermeintlichen Nebenschauplätzen läuft es zum Glück besser und gerade bei Natalie sowie den Cushings hatte ich viele Highlightmomente, für die ich angesichts der genannten Schwächen gleich doppelt dankbar ist. Natürlich kann man "Superman & Lois" weiterhin gut gucken und doch hätte ich nicht gedacht, so viele Kritikpunkte überhaupt empfinden zu können. Hoffentlich liegt für Staffel 3 wieder ein stärkeres Konzept vor, denn die Basis ist definitiv mehr als überzeugend vorhanden.
"Superman & Lois" ansehen:
Lena Donth - myFanbase
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