Stargirl - Review Staffel 1

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In meiner Pilotreview zum neuen Mitglied im DC-Universum, "Stargirl", habe ich durchaus optimistische Töne angeschlagen, denn die Serie hat zum Auftakt schnell den Eindruck hinterlassen, dass sie stilistisch auf eigenen Beinen steht und trotz eines High-School-Settings mehr Komplexität versprochen hat, als ich zunächst gedacht hätte. Inzwischen bin ich mit der gesamten ersten Staffel durch und schildere euch nachfolgend meine Eindrücke, die in 13 Episoden zusammengekommen sind.

Foto: Hunter Sansone, Stargirl - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Hunter Sansone, Stargirl
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Glücklicherweise werden die durchaus guten Anzeichen aus dem Pilot über die gesamte erste Staffel hinweg bestätigt. Das liegt für mich vor allem an zwei zentralen Punkten. Zum einen bewältigt die Serie gut einen ganz schönen Spagat. Denn auf der einen Seite ist sie die Familienserie, die sich bereits abgezeichnet hat, aber auf der anderen Seite hat sie einen sehr erwachsenen Charakter, was wiederum bedeutet, dass inhaltlich keine Grenzen gesetzt sind. So brav wie manche Figuren wie Courtney (Brec Bassinger) und Beth (Anjelika Washington) zwischendurch wirken, so wenig sprechen sie für die Grundstimmung der Serie, denn es gibt auch eine Cindy (Meg DeLacy), die von Anfang an fies wirkt, deren gesamtes Ausmaß man gleichzeitig aber noch gar nicht ahnen konnte. Diese sehr erwachsene Note liegt natürlich auch daran, dass die Injustice Society of America (ISA), also die Antagonisten, nahezu nur aus erwachsenen Charakteren besteht. Hier hätte mit dem Ausmaß des Plans, der sich hinter der Idee der ISA verbirgt, auch eine ausschließlich naive und brave Art überhaupt nicht gepasst. Dieser Spagat sorgt auch dafür, dass sich rührende Szenen, Momente des Zusammenhalts, Momente der Innenhaltens mit Momenten des krassen Überraschungseffekts, Momenten des Entsetzens und Momenten der totalen Verblüffung abwechseln. Das macht "Stargirl" definitiv zu einer wilden Mischung, der so aber gar nicht die Chance gegeben wird, langweilig zu sein.

Der zweite Punkt ist, dass die Superheldenserie mit überraschend wenig Klischees auskommt. Die High School als Setting hat in meinem Kopf direkt einige Szenarien entstehen lassen: Viel Liebesdrama, Eifersucht, Neid, Mobbing und und und… Während Mobbing als Kernelement der Serie nicht zu leugnen ist, da sich die neue Justice League of Society (JSA) ausschließlich aus Außenseitern formiert, die alle schon Opfer von Mobbing waren, sucht man nach den anderen Themen, die oft mit einer Jugendserie verbunden sind, vergeblich. Einzelne Andeutungen wie das vermeintliche Liebesdreieck aus Yolanda (Yvette Monreal), Henry (Jake Austin Walker) und Cindy lösen sich im Verlauf der ersten Staffel auf überraschende Weise auf, so dass auch dieser Faktor zur Unberechenbarkeit von "Stargirl" beiträgt. Für mich sehr überraschend werden auch die angedeuteten Gefühle zwischen Courtney und Cameron (Hunter Sansone) nicht mit besonders viel Antrieb verfolgt. Die beiden haben eigentlich die klassische verbotene Liebesgeschichte, bei der ich sofort gedacht hätte, dass sie mehr in den Vordergrund gerückt würde, aber auch das bleibt aus. Das hat "Stargirl" zu keinem Zeitpunkt planbar gemacht, was definitiv zum Unterhaltungsfaktor beigetragen hat.

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Foto: Brec Bassinger, Amy Smart & Trae Romaro, Stargirl - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Brec Bassinger, Amy Smart & Trae Romaro, Stargirl
© Warner Bros. Entertainment Inc.

"Stargirl" ist zunächst für den Streamingdienst DC Universe konzipiert worden, aber relativ schnell wurde eine versetzte lineare Ausstrahlung bei The CW angekündigt. Die zweite Staffel wird ausschließlich bei The CW ausgestrahlt, was sicherlich mit Bezug auf den Stil der Serie sehr interessant werden wird. Denn die erste Staffel hat definitiv keinen typischen The CW-Charakter. Stattdessen passt sie hervorragend zu den DC-Serien "Titans" und "Doom Patrol", die inzwischen vom aufgelösten DC Universe zum Streamingdienst HBO Max gewechselt sind. Hätte "Stargirl" nicht dieses High-School-Setting, wäre sie dort wahrscheinlich auch besser aufgehoben, denn die Serie hat eine durch charakterorientierte Erzählweise kein besonders eiliges Tempo und hat dennoch ein ganz klares Ziel vor Augen, was unnötige Nebenschauplätze ausschließt. Während "The Flash" und Co bei ihren Staffeln immer auf über 20 Episoden kommen, was meiner Meinung nach zunehmend gegen den Trend der Serienjunkies spricht, hat "Stargirl" mit 13 Episoden definitiv keine Zeit für entspanntes Zurücklehnen. Zudem ist die Serie wirklich an der Grenze was Brutalität und Darstellung des Bösen angeht. Ein "Arrow" mag generell sehr düster gewesen sein, aber "Stargirl" versteckt hinter grellen Farben und einer gewissen quirligen Charakteristik tiefe Abgründe.

Die charakterzentrierte Art und Weise des Erzählens habe ich bereits angesprochen und diese hat schon "Titans" und "Doom Patrol" für mich zu starken Serien gemacht. Denn gemäß den Episodentiteln bemüht sich die Serie, immer eine Figur ins Zentrum zu stellen und von da aus die Geschichte voranzutreiben. Während es sonst oft der Fall ist, dass sich eine Haupt- mit zig Nebenhandlungen ergibt, ist hier für Nebenschauplätze nicht viel Geduld vorhanden. So kann es schon man sein, dass einige Figuren trotz Status 'Hauptcast' etwas in der Versenkung verschwinden. So eine Erzählweise hat natürlich ihre Vor- und Nachteile. Der Vorteil ist sicherlich, dass mit nur einer Episode eine konkrete Charakterisierung steht, die nicht viele Fragen offenlässt, außer die Serie will noch bewusst etwas verschleiern. Der Nachteil wiederum ist, dass sich der Eindruck einer Ensembleserie nicht übermäßig aufdrängt und das merkt man der neuen JSA durchaus an. Zwar erlebt man die vier Jugendlichen zum Ende der ersten Staffel hin immer mehr zusammen, aber ansonsten wirken sie zu oft wie Einzelkämpfer. Hier muss in der zweiten Staffel noch mehr an ihrem Zusammenhalt gearbeitet werden. Dass das eigentlich kein Problem werden dürfte, zeigt schließlich die Darstellung der Whitmore/Dugan-Familie, die das Herz dieser Serie darstellen. Besonders die Entwicklung der Beziehung von Courtney und Pat (Luke Wilson) kann eigentlich niemanden kalt lassen. Aber mir gefällt es auch, dass Mike (Trae Romano) und Barbara (Amy Smart) recht früh in die Geheimnisse eingeweiht werden, so dass aus der Familie heraus etwas Wichtiges entsteht.

Foto: Neil Jackson, Stargirl - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Neil Jackson, Stargirl
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Abschließend möchte ich auch noch Worte zu den Widersachern innerhalb der ISA verlieren. Denn auch das macht "Stargirl" entscheidend aus, dass bei der Charakterarbeit zwischen den 'Bösen' und den 'Guten' kaum ein Unterschied gemacht wird. Ein Jordan (Neil Jackson) alias Icicle und ein Henry Sr. (Christopher James Baker) alias Brainwave sind ausgiebig in den Fokus der Serie gerückt worden und es war unterhaltsam, in die Finsternis ihrer Seele zu blicken. Mit der ISA sind auch ganz entscheidend die Pläne hinter dem neuen American Dream verbunden. Lange bleibt es vage, was sich Jordan genau ausgedacht hat, aber am Ende ist es doch faszinierend, dass hinter vielen Ideen eigentlich etwas Gutes steckt. Das beschreibt für mich auch ganz gut die Widersprüchlichkeit der ISA. Denn ein Jordan ist so komplex, dass man ihn nicht einfach in eine Schublade mit 'Verbrecher' drauf stecken kann. Cindy wiederum ist auf einem ganz anderen Level, aber selbst bei ihr würde ich nicht abschreiben, dass sie nicht für immer verloren ist. Da "Stargirl" in der ersten Staffel mit Toden nicht geizig ist, wird es auch sehr spannend, wer sich in Staffel 2 als Widersacher formiert und ob so ein interessantes Gegeneinander wieder auf die Beine gestellt werden kann.

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Fazit

"Stargirl" erweist sich für mich in der ersten Staffel in vielen Punkten sehr überraschend, denn die Serie hat so viele Facetten zu bieten, dass sie unberechenbarer kaum sein könnte. Auf der einen Seite gibt sie sich den Deckmantel einer Familienserie, hintenrum könnten einige Sequenzen kaum brutaler sein. Aber diese Diskrepanzen wirken nicht befremdlich, sondern die Mischung stimmt. Insgesamt ist dabei eine sehr charakterorientierte Serie entstanden, die ihr Tempo dennoch findet und ein klares Ziel vor Augen hat. Dass man dabei zwischendurch das Interesse verlieren könnte, scheint mir völlig unmöglich.

Die Serie "Stargirl" ansehen:

Lena Donth - myFanbase

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