Spinning Out - Review des Piloten

Eiskunstlauf hat mich schon seit jeher fasziniert. Aufgrund seiner Eleganz, aufgrund der Präzision jeder einzelnen Bewegung, aufgrund der Interpretation von Musikstücken und aufgrund des Bewusstseins, dass jede falsche Bewegung fatale Folgen haben kann. Dennoch ist mir immer auch bewusst gewesen, dass die Welt des Eiskunstlaufs definitiv keine heile ist. Der Sport reizt die Grenzen des menschlichen Körpers gnadenlos aus, unerbittliches Training und 100% Identifizierung sind notwendig. Unter den Sportlern besteht ein unerbittlicher Konkurrenzkampf und das Leben wird regelmäßig riskiert, um sich gegenseitig auszustechen und teilweise auch die physikalischen Möglichkeiten des menschlichen Körpers auszuhebeln. All diese Aspekte heben die Welt des Eiskunstlaufs weit weg vom paradiesischen Ponyhof, aber genau deswegen ist sie auch so ideal für eine Dramaserie, denn menschliche Abgründe können auf dem Silbertablett präsentiert werden.
"Spinning Out" ist eins der geplanten Projekte von Netflix gewesen, das schon mit seinem Castingprozess viel in den Medien war, so dass unweigerlich gewisse Erwartungen entstanden sind. Zunächst war Emma Roberts als Darstellerin der Hauptrolle Kat Baker vorgesehen, musste aber aufgrund von Terminkonflikten absagen. Stattdessen wird auf Kaya Scodelario gesetzt, die man aus "Skins - Hautnah" und "Maze Runner - Die Auserwählten im Labyrinth" kennt. Für mich ist sie von der ersten Minute an die ideale Besetzung gewesen, denn all die Eigenschaften, die ich im einleitenden Abschnitt erwähnt habe, Eleganz, Verbissenheit, Leidenschaft, die verkörpert sie mit jeder Faser. Zudem bemerkt man bei Scodelario die Bereitschaft, in die Tiefe ihres schauspielerischen Könnens einzusteigen. Mit January Jones als ihre Mutter Carol wurde ihr eine erfahrene Schauspielerin an die Seite gestellt, die sogar schon für die wichtigsten Preise des Filmgeschäfts für ihre Rolle in "Mad Men" nominiert gewesen ist. Die Bemühung um eine authentische Darstellung zeigt sich aber auch daran, dass man mit Johnny Weir als Gabe einen ehemaligen Eiskunstläufer für eine Hauptrolle gewinnen konnte und dass auch für die Stunt Doubles erfahrene Sportler genutzt wurden.
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Der vielversprechende Cast legt natürlich den Grundstein für eine überzeugende Serie und ich finde, dass das im Piloten auch schon gut ausgespielt worden ist. Der Auftakt ist sehr ruhig erzählt, mit vielen stillen Momenten, in denen wir Kat auf dem Eis begleiten, sei es bei ihrem verheerenden Unfall während einer Kür oder sei es in der Jetztzeit, wo sie gegen das Trauma antrainiert, einen bestimmten Sprung auszuführen. Man ist in diesen Momenten voll bei ihr und dadurch entsteht bereits eine solide Verbindung zu der Hauptfigur, was niemals schadet. Aber auch ansonsten ist sie ohne Frage die Sympathieträgerin. Ihre jüngere Schwester Serena (Willow Shield, "Die Tribute von Panem - The Hunger Games") leidet darunter, dass nur ihrer Schwester das herausragende Talent zugesprochen wird und mobbt sie öffentlich unerbittlich, während sie in den eigenen vier Wänden immer wieder unter dem harten Regiment ihrer Mutter Carol leidet, die aufgrund ihrer Schwangerschaften ihren olympischen Traum begraben musste und auch noch eine bipolare Störung hat, die sie unberechenbar macht. Hier ist Kat dann der Fels in der Brandung, die für Serena alles stehen und liegen lässt. Aber auch ansonsten merkt man ihr an, dass sie eine empathische Persönlichkeit ist, die - für eine ehrgeizige Sportlerin ungewöhnlich - auch das Wohl anderer stets im Blick hat. Und das ist bei mir durchaus bemerkenswert, da sie die psychische Erkrankung ihrer Mutter geerbt hat und unerbittlich dagegen ankämpfen muss.
Gerade diese Familiendynamik ist für mich das spannende Herzstück von "Spinning Out", denn hier steckt emotional so viel Potenzial, aber auch offene Fragen (Wer ist der Vater oder gibt es gar zwei? Wie sah es in der Familie vor dem Unfall aus?) drin, dass man gerne tiefer in die Geschichte eintauchen will. In den Nebenschauplätzen steckt ebenfalls viel Interessantes drin, aber diese werden zum Glück nur am Rande beleuchtet. Zum Glück sage ich an dieser Stelle, da diese eher klischeebeladen wirken. Stellenweise habe ich mich wie in einer The CW-Serie gefühlt, was ich nicht grundsätzlich verurteilen möchte, da diese schon seit Jahren zu meinem festen Programm gehören, aber somit wird es auch die große Herausforderung sein, die Balance zwischen echter Dramatik und Vorhersehbarkeit zu bewahren. Im Piloten gibt es gleich drei junge Männer, einer hübscher als der andere, die scheinbar Interesse an Kat haben. Auch ihre beste Freundin Jenn (Amanda Zhou) mischt da fleißig mit, so dass ich natürlich sofort gehofft habe, dass die Handlung nicht darin verkommt, wer mit wem? Auch die angedeutete körperliche Belästigung von Serena durch ihren neuen Trainer Mitch (Will Kemp, "Reign") gehört in diese Kategorie. Sie ist unfraglich ein authentisches Element eines solchen Sports, wenn man nur an den Skandal im US-amerikanischen Gymnastikteam denkt, aber trotzdem ist die Grenze zwischen Klischee und Echtheit oft sehr schmal.
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Fazit
"Spinning Out" hat mit Eiskunstlauf eine Thematik, die sich hervorragend für eine Dramaserie eignet und gerade im Piloten wurde durch eine ruhige Erzählweise mit vielen Szenen auf dem Eis und mit Blicken hinter die Kulissen angedeutet, was gehen kann, wenn diese auch genutzt wird. Dennoch gibt es auch Andeutungen für eher klischeebehaftete Handlungen, die nicht Überhand nehmen dürfen. Nach diesem Auftakt überwiegt aber die Hoffnung auf ein mitreißendes Binge-Erlebnis.
Lena Donth – myFanbase
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25.11.2025 19:51 von chili.vanilli
Malice: Malice
Hab die Serie jetzt beeendet und schon lange keinen so... mehr


28.11.2025 00:19 von Sonia
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Es wird immer abstruser... Jetzt sehe ich, dass die FBI... mehr