Bewertung
Wes Ball

Maze Runner - Die Auserwählten im Labyrinth

Never stop running. Always be alert. Bring back hope.

Foto: Copyright: 2014 Twentieth Century Fox
© 2014 Twentieth Century Fox

Inhalt

Thomas (Dylan O'Brien) wacht in einem Käfig auf, der ihn in rasender Geschwindigkeit nach oben katapultiert. Oben angekommen wird er auf einer Lichtung von einer Gruppe von Jungen erwartet, die weder von seiner Ankunft überrascht sind, noch darüber, dass er über keinerlei Erinnerungen verfügt. Thomas wird in die Regeln für das Zusammenleben der Jungen auf der Lichtung eingewiesen, welches vor allem von den meterhohen Mauern des Labyrinths, das die Lichtung einschließt, geprägt ist. Für Thomas steht augenblicklich fest, dass er nicht auf der Lichtung gefangen bleiben kann. Er muss das Labyrinth erforschen und nach einem Ausgang suchen.

Kritik

Wie verhält man sich, wenn man ohne Altlasten wie Erinnerungen, festgefahrene Verhaltensmuster, Erwartungshaltung der Familie und Gesellschaft, nur mit seinen natürlichen Eigenschaften ausgestattet in eine einengende, lebensbedrohliche Situation hineingeworfen wird, in der man die Wahl hat, dem Alltagstrott zu folgen oder das Risiko einzugehen und für seine Ziele zu kämpfen? Diese Frage stellt man sich als Zuschauer zusammen mit Dylan O'Briens Figur des Thomas, der auf der Lichtung zu der bestehenden Gemeinschaft der Jungen stößt, die sich über drei Jahre – Monat für Monat wird ein neuer Junge auf die Lichtung katapultiert – angesammelt und formiert hat. Die Jungen haben sich unter der Leitung des Anführers Alby (Aml Ameen) dafür entschieden, Überleben und Zusammenarbeit an die oberste Stelle zu setzen, was zunächst überraschend ist. Nicht das Recht des Stärkeren herrscht in dieser Gesellschaft, sondern die Vernunft. Im Gegensatz zu "Herr der Fliegen", der die angeborene Gewaltbereitschaft der (jungen) Menschen thematisiert, richtet "Maze Runner" das Augenmerk auf intuitive Hilfsbereitschaft. Die Jungen sorgen gemeinsam für ihre Nahrung, Freundschaften entstehen und sie leben nach festen Regeln, die keine Brutalität untereinander erlaubt. Das Labyrinth, das sie umgibt, ist der gemeinsame Feind, die Erforschung dessen jedoch scheint eine untergeordnetere Rolle zu spielen, da die Erfahrung die Läufer (diejenigen, die das Labyrinth erforschen) gelehrt hat, wie gefährlich das Labyrinth ist. Nachts verschieben sich nämlich die Mauern und die Gänge werden von mechanischen Wesen, den Griewern, bewacht, die auf das Töten der Jungen programmiert sind.

Für Thomas stehen Neugier, Tatendrang und Ausbruch an oberster Stelle, unterordnen und den Status Quo akzeptieren kommt für ihn nicht in Frage, und so wird die Geschichte vor allem von den Fragen angetrieben, die sowohl Thomas als auch den Zuschauer auf Trab halten. Warum sind die Jungen auf der Lichtung? Wer hat das Labyrinth gebaut? Was liegt hinter den Mauern des Labyrinths? Was geschieht, wenn jemand es schafft, einen Ausweg zu finden? Diese Fragen und Thomas' Drang, Antworten zu finden, bringen den Film auf ein hohes Tempo, das einen vor Spannung nicht selten das Atmen vergessen lässt, aber nicht von Vorteil für die Charakterzeichnung ist. Diese bleibt nämlich leider nicht nur bei den Nebenfiguren auf der Strecke. Dadurch dass die Figuren keine Erinnerungen haben, fehlt auch dem Zuschauer die Dimension des Hintergrundes. So haben wir wenig überraschende Stereotypen wie den neugierigen Helden Thomas, der sich von seiner Angst nicht aufhalten lässt, beizeiten jedoch ziemlich kompromisslos agiert, was ihn nicht uneingeschränkt sympathisch wirken lässt. Dann sind da der gewissenhafte Anführer, der selbstzufriedene Quertreiber, der schlaue Vermittler, der zuverlässige Läufer und der dickliche kleine Bruder, durch den Thomas überhaupt ein wenig emotionale Tiefe bekommt.

Der überaus interessante Teil des Films, die Entwicklung der Gemeinschaft, der Freundschaften untereinander und vor allem auch die Auswirkungen des Auftauchens des ersten Mädchens auf der Lichtung, Teresa (Kaya Scodelario), leidet darunter, dass die Filmhandlung nur wenige Tage umfasst, so dass es schwerfällt nachzuvollziehen, wieso Thomas bereits nach kürzester Zeit bereit ist, sein Leben für Halbfremde aufs Spiel zu setzen, während es ihm doch das Wichtigste ist, den Ausgang aus dem Labyrinth zu finden. Gleichzeitig ist es jedoch der beeindruckenden Ausstrahlung des Dylan O'Brien zu verdanken, dass er in jeder von Thomas' Dialogszenen mit den Figuren wie Gally, Alby, Newt, Minho, Chuck und Teresa ein Maximum an Chemie aufzubauen vermag, wodurch ein so starkes Gefühl von Freundschaft vermittelt wird, dass das Mitfiebern trotz Logiklöcher unausweichlich ist.

Als persönliche Anmerkung bleibt noch zu erwähnen, dass ich weder in der Welt der Science Fiction noch in der Welt der Computerspiele zuhause bin. Beide sind wohl eine Grundlage für den "Maze Runner", denn die Griewer haben vage Ähnlichkeit mit den "Aliens" und das veränderliche Labyrinth erinnert an verschiedene Computerpiele, die ich nicht namentlich nennen könnte. Die Spezialeffekte sehen jedoch ziemlich beeindruckend aus und die Inszenierung der Actionszenen ist so spannend und mitreißend, dass mir angesichts von Mut und Opferbereitschaft der Jugendlichen glatt auch mal die Tränen kamen. Zehn Minuten weniger Griewergemetzel wären dem Film jedoch durchaus gut bekommen, sind das Mysterium des Labyrinths und der Wettlauf gegen die wie von Geisterhand betriebenen Schleusen ohnehin spannender. Der Heldenepos-Soundtrack tut zudem das Seine, Spannung und Emotionen eindrucksvoll zu untermauern.

Und dann gibt es noch das Ende des Films. Das Ende, das dem Zuschauer klarmacht: Sie wissen, dass Sie nichts wissen! Zuschauer, die den Film als eigenständiges Werk betrachten, werden mit einem unbefriedigten Gefühl das Kino verlassen, denn aus den Antworten entstehen nur weitere Fragen. Serienfans hingegen bekommen einen Cliffhanger vom Feinsten serviert, der sie der Fortsetzung "In der Brandwüste" bereits jetzt schon entgegenfiebern lässt.

Fazit

Als Kinoerlebnis macht "Maze Runner" mit Tempo, Spannung, Action, tollen Bildern und guten Darstellern viel Spaß, die Charaktere bleiben jedoch leider, besonders für Nicht-Kenner der Buchvorlage, erstaunlich flach. Dylan-O'Brien-Fans kommen auf ihre Kosten, allerdings vor allem in dem Wissen, dass der talentierte Jungschauspieler hier zwar eine relativ neue Seite von sich zeigen kann, aber an anderer Stelle schon bewiesen hat, dass er noch sehr viel mehr drauf hat.

Zum großen "Maze Runner"-Special auf myFanbase

Technische Details

Bildformat: 16:9, 2.40:1
Audio (Tonformat): Englisch (Dolby Digital 5.1), Französisch (Dolby Digital 5.1), Deutsch (Dolby Digital 5.1), u.a.
Untertitel: Englisch, Deutsch, Französisch, Türkisch, u.a.
Zusatzmaterial: Entfallene Szenen, Audiokommentar von Wes Ball und T.S. Nowlin, Bildergalerie, Trailer

Nicole Oebel - myFanbase
07.10.2014

Diskussion zu diesem Film