Soundtrack - Review Staffel 1

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Foto: Jenna Dewan, Soundtrack - Copyright: Parrish Lewis/Netflix
Jenna Dewan, Soundtrack
© Parrish Lewis/Netflix

Im Vorfeld habe ich mich mit der neuen Netflix- Serie "Soundtrack" nicht beschäftigt. Ich wusste nur von Jenna Dewans Casting und da diese bekanntermaßen ausgebildete Tänzerin ist, habe ich mit Bezug auf den Serientitel resultiert, dass es sich möglicherweise um eine musikalische Serie mit tänzerischen Elementen handelt. Mit dieser Vermutung lag ich im Endeffekt zwar nicht falsch, den Kern der Serie trifft es aber auch nicht. Erfahrt hier warum.

Foto: Paul James & Callie Hernandez, Soundtrack - Copyright: Parrish Lewis/Netflix
Paul James & Callie Hernandez, Soundtrack
© Parrish Lewis/Netflix

Nach dem Piloten von "Soundtrack" konnte ich eine gewisse Verwirrung nicht verhehlen. Diese Auftaktepisode war so gar nicht das, was ich erwartet hatte. Zum einen hat sich die Serie ganz eindeutig dem Genre Drama zuordnen lassen, vor allem durch den Kniff am Ende, dass Nellie (Callie Hernandez) die verstorbene Frau von Sam (Paul James) und damit auch die Mutter von Barry (Isaiah Givens) ist. Dies hat sehr an "This Is Us" erinnert, der Vorreiter schlechthin in den letzten Jahren im Bereich der Dramaserien. Dennoch konnte man spätestens nach der zweiten Episode sämtliche Vergleiche abschütteln, denn "Soundtrack" hat ganz eindeutig ein eigenes geschärftes Profil und wäre definitiv in einem Wust aus Serie schnell zu identifizieren. Dies liegt an dem zweiten Element, das sich mich so verwirrt hat. Entsprechend des Serientitels geht es um den Soundtrack des Lebens und hierfür hat sich Serienschöpfer Joshua Safran bekannte Lieder ausgesucht, deren Inhalt nahezu perfekt auf die einzelnen Handlungen der Serie passen. Diese Songs laufen jedoch nicht nur als Hintergrundmusik, sondern sie werden durch Lip sync in die jeweiligen Episoden eingebaut. Als Nellie in der ersten Folge plötzlich zu SIAs "Elastic Heart" zu tanzen und ihre Lippen zu bewegen beginnt, dann kann man schon mal verwirrt aus der Wäsche gucken. Denn in die dramatische Situation der Trennung hinein, erfolgt ein Bruch, durch den die musikalische Umsetzung fast schon lächerlich erscheint.

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Diese Art der Umsetzung behält "Soundtrack" über die gesamte erste Staffel bei. Zusätzliche Struktur wird geschaffen mithilfe einer jeweiligen Zweiteilung der Episoden, durch die das Geschehen durch zwei Perspektiven beleuchtet wird, aber immer anhand unterschiedlicher Charaktere. Das ist meiner Meinung nach auch der große Unterschied zu "This Is Us". Dort wird nach Zeitebenen unterschieden, bei "Soundtrack" eben nach Perspektiven, wobei dann zwischen den Zeitebenen munter hin- und hergesprungen wird. Das ermöglicht ein fokussierteres Erzählen in der Sache an sich, sorgt aber manchmal auch dafür, dass die interessantesten Handlungen ausgebremst werden. Wenn Nellie einen schweren Unfall hat, ist es schon irritierend, dass die Perspektive von ihr wegführt. Dennoch muss ich eingestehen, dass so Charakterstudien sehr intensiv gelingen. Der Cast der Serie ist nicht groß, das ist der eine Vorteil, der andere ist eben, dass man nach nur zehn Episoden das Gefühl hat, jede Figur wie seine Westentasche zu kennen. Auf die Spitze getrieben wird dies durch die achte Episode, die sich Gigi/Jean (Megan Ferguson) widmet. Es ist eine Stand-alone Episode, die nichts Entscheidendes zur Handlung beiträgt, aber man bekommt eindrücklich vor Augen geführt, wie sehr sich die junge Frau zwischen ihren Identitäten als Gigi und Jean hin- und hergerissen fühlt.

Foto: Soundtrack - Copyright: Parrish Lewis/Netflix
Soundtrack
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Die klassischen Elemente einer Dramaserie werden auf gutem Niveau ausgespielt. Vor allem die Geschichte von Sam, der mit Nellie nun wirklich keine einfache Liebesgeschichte hat und dann in der Gegenwart berührend um das Wohlergehen seines Sohnes kämpft, oder die von Margot (Madeleine Stowe), die ihre große Filmkarriere hinter sich hat und nach dem Tod ihrer Tochter in ein tiefes Loch gefallen ist, was sie nun ausfüllen will. Das kann einen als Zuschauer tief berühren. Gewöhnungsbedürftig bleibt aber bis zum Schluss die Einbindung der Lieder durch Lip sync. Diese spezielle Note bräuchte die Serie qualitativ gar nicht, aber ich kann natürlich trotzdem nicht leugnen, dass irgendwann jeder Episode von dem Rätsel geprägt war, welche bekannten Songs nun inszeniert werden. Es wurde dabei eine gute Mischung an alten und neuen Liedern, aber auch an Genres geboten. Manchmal hat es jedoch eine Auswahl von Liedern gegeben, die null auf die Figuren gepasst haben. Wenn man eine klassische Frauenstimme hört und dabei einen Mann seine Lippen bewegen sieht, dann irritiert mich das mehr als es mich unterhält. Auf der anderen Seite gab es auch perfekte Beispiele, wie Marianne Jean-Baptiste, die ihre Lippen zu Whitney Houstons "I Will Always Love You" bewegen darf. Vielleicht sollte an anderer Stelle bewusst mit den Konventionen gebrochen werden, aber das hat für mich dann kein Sehvergnügen dargestellt.

Foto: Callie Hernandez & Paul James, Soundtrack - Copyright: Eddy Chen/Netflix
Callie Hernandez & Paul James, Soundtrack
© Eddy Chen/Netflix

Ich habe diese erste Staffel wirklich zügig durchgesehen, da sie eine Faszination auf mich ausgeübt hat, die durchaus auch bis zum Ende gestillt wurde. Am Ende der Staffel wird ein Bogen zu den ersten Minuten der Serie geschlagen und es ist durchaus so, dass "Soundtrack" an dieser Stelle enden könnte, denn genug Geschichten wurden erzählt. Aber es gibt auch genug weitere Geschichten, die hier erzählt werden könnten und das sicherlich erneut sehr berührend, von daher plädiere ich für eine zweite Staffel. Vielleicht gewöhnt man sich dann mehr an die Lip sync-Einbindungen.

Fazit

"Soundtrack" hat durch die Einbindung von bekannten Liedern per Lip sync ein recht einmaliges Profil, dennoch lässt sich eine gewisse Irritation bis zum Ende nicht gänzlich abschütteln. Als Dramaserie ist sie aber stark, denn durch einen guten Cast konnten mitreißende Geschichten erzählt werden, in denen vor allem die intensive Beleuchtung der Figuren als Pluspunkt zu nennen wäre.

Lena Donth – myFanbase

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