Shameless (US) - Review des Piloten

Es ist ein Trend der Season 2010/2011, besonders was die Kabelsender angeht: US-Remakes erfolgreicher britischer Serien. SyFy schickt seine Version von "Being Human" ins Rennen und neben der Comedy-Serie "Episodes", die sich vor allem inhaltlich mit diesem Phänomen auseinandersetzt, hat Showtime auch noch "Shameless" neu im Programm. Hier hat neben "Emergency Room"-Schöpfer John Wells, der die Serie über den großen Teich holte, sogar der Originalserienmacher Paul Abbott den Piloten für die US-Variante selber gedreht. Kenner der UK-Version meinen darüber, dass besonders die erste Episode fast eins zu eins übernommen und lediglich mit den neuen Darstellern noch einmal aufgelegt wurde. Ich persönlich kenne die Originalserie nicht und kann dies nun dementsprechend nicht einschätzen. Und ich würde mal sagen, das ist sicher für den Anfang ein Vorteil. Generell bin ich der Meinung, wenn man schon ein Remake macht, dann sollte man dieses nicht nur als erneutes Abdrehen der bekannten Szenen behandeln, sondern ab einem gewissen Punkt als eigenständiges Original betrachten.
Die Serie hat definitiv Potential. Die Geschichte rund um die Gallaghers, deren Vater die meiste Zeit sturzbetrunken und halbtot in der Gegend herumliegt und die Kinder weitesgehend sich selbst überlässt, so dass sich die Älteste, Fiona, um alles kümmern muss, ist eine herzhafte Erfrischung vom US-Fernsehen der weißen Oberschicht. Denn die Gallaghers sind nun wirklich am anderen Ende des sozialen Spektrums angesiedelt, als was man sonst so von seiner TV-Unterhaltung gewöhnt ist (was übrigens in Großbritannien durchaus Tradition hat, in den Staaten aber seit "Roseanne" nicht wirklich stattfindet). Aber auch wenn die Situation in der Familie, zumindest wie es bisher angedeutet wurde, durchaus Ernst genommen wird, ist die Serie doch vor allem energieladene Unterhaltung voller Humor und skuriller Situationen.
Es muss sich im Laufe der Zeit zeigen, wie man nun mit dieser Grundlage umgeht. Der Pilot stellt vor allem die Mitglieder der Familie vor, erzählt, wie Fiona in einer Disco Steve kennenlernt, der von nun an inoffizielles Mitglied der Familie wird, wie Ians Homosexualität ans Licht kommt und Lips damit umgeht. Soweit so gut, alle diese Geschichten fand ich für eine erste Folge durchaus interessant und aufschlussreich und sie haben mir die Charaktere zunächst einmal näher gebracht. Wenn man also in Zukunft auf diesen Grundlagen gut aufbaut und ein gutes Mittelmaß findet, wie man die gute Grundstimmung trotz des düsteren Themas aufrecht erhält, aber dennoch die dramatischen Untertöne nicht vernachlässigt, könnte da durchaus etwas daraus werden.
Eine wirkliche Stärke ist auf jeden Fall der tolle Cast, besonders die Darsteller der Teenager machen ihre Sache ausgesprochen gut, allen voran Emmy Rossum. Der größte Name in dieser Serie ist aber William H. Macy, seineszeichens oscarnominiert und hier als verantwortungsloser Familienvater Frank zu sehen. Ich weiß noch nicht wirklich, ob mir Frank zusagt und ob er das überhaupt soll. Bisher wirkt er noch wie aus einer anderen Welt, beziehungsweise wie ein weiterer Stolperstein im Leben der Kids. Auch Joan Cusack als durchgeknallte Hausfrau ist wie immer überzeugend, auch wenn ich noch keine Ahnung habe, wozu sie überhaupt da ist. Aber warten wir es ab, nach nur einer Episode muss ja auch noch nicht alles bereits klar auf dem Tisch liegen, schon gar nicht bei solch einer Serie, die sicherlich weniger plotgetrieben ist, sondern vielmehr aus Schnappschüssen des Lebens der Gallaghers bestehen wird.
Was mich im Moment noch ein wenig stört, ist, dass man ja ach so freizügig und offenherzig sein muss, schließlich handelt es sich um eine Kabelserie. Da werden die Sex-Szenen gleich noch mal bildlicher, die Menge an Brüsten und Schwänzen allein in dieser Episode ist durchaus auch beachtlich und die Wortwahl der Protagonisten sowieso. Schafft man es dann im Laufe der Zeit noch, aus den Möglichkeiten der Freizügigkeit mehr als nur ein Lippenbekenntnisse zu machen, so dass die ihre Daseinsberechtigung aus der Story und den Charakteren und nicht bloß aus dem reinen Gedanken "Hey, wir können es machen, also machen wir es auch" entsteht, dann will ich mich auch nicht mehr daran stören.
Fazit
Alles in allem ist "Shameless" eine wirklich vielversprechende Show. Es kommt nach dem gelungenen Piloten nun darauf an, wie man die Geschichten und die Charaktere entwickelt und ob man die Serie ihre eigene Identität entwickeln lässt. Die Grundvorrausetzungen mit einem zumindest im US-Fernsehen einzigartigen Setting und interessanten und sympathischen Charakteren stimmen, darauf lässt es sich schon einmal gut aufbauen.
Cindy Scholz - myFanbase
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