The Last of Us - Review
#2.07 Konvergenz

Die komplette Folge habe ich es gehasst, zu wissen, was passiert. So irrational es scheinen mag, ich hoffe doch immer, vielleicht passiert es ja doch ganz anders. Wahrscheinlich schnürt sich jedem Spieler bereits die Kehle zu, wenn jemand das Aquarium in Zusammenhang mit "The Last of Us Part II" erwähnt. Jetzt können auch alle Zuschauenden verstehen, warum. Ich hatte es in der letzten Review bereits erwähnt, aber der Drang einfach abzuhauen, alle zu packen und zurück nach Jackson zu gehen war an dieser Stelle im Spiel so groß, dass man Ellie (Bella Ramsey) nur sehr widerwillig Richtung Aquarium bewegt. Doch eins nach dem anderen.

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Im Spiel ziehen wir mit einem deutlich weniger wütenden Jessie ebenfalls los, um Tommy (Gabriel Luna) zu holen und schnellstmöglich aus Seattle zu verschwinden, dabei hat Ellie aber von Nora bereits die Gewissheit, dass Abby (Kaitlyn Dever) sich im Aquarium befindet. Sie zittert nach ihrer Rückkehr aus dem Krankenhaus ins Theater so sehr, dass sie die Stadtkarte kaum halten kann. So zeigt das Spiel meiner Meinung nach noch deutlicher, was Ellies Taten mit ihr machen. Dass dieser Rachezug einen extrem hohen Preis hat. Es gibt dabei übrigens noch einen kleinen liebevollen Moment zwischen ihr und Dina, in dem Ellie immer noch geschockt zugibt: "Ich habe sie dazu gebracht, zu reden" und sagt, dass sie Dina (Isabela Merced) nicht verlieren will. Wieder sehr schade, dass das an dieser Stelle gestrichen wurde.
Eine Sache, die mir aber in der Serie gut gefallen hat, aber am Ende noch mehr weh tut: Den Dialog zwischen Jessie (Young Mazino) und Ellie in der Buchhandlung. Den gibt es in der Spielevorlage nicht, gibt ihm als Charakter aber nochmal mehr Tiefe und wir verstehen etwas besser, warum er so handelt, wie er es tut. Der Rest verläuft dabei recht ähnlich, allerdings treffen wir im Spiel natürlich deutlich häufiger auf Gegner, meist den Wolves, aber auch auf Seraphiten.
Damit kommen wir zur größten Änderung zur Vorlage für diese Episode, nämlich Ellies direktes Aufeinandertreffen mit den Seraphiten. Im Spiel gibt es zwar einige Begegnungen mit ihnen, und wir werden von dem ein oder anderen Pfeil in die Schulter getroffen, aber zur Szene aus der Serie kommt es dabei nie.
Ich kann dabei noch nicht ganz bewerten, ob mir diese Änderung gefällt oder nicht, da kommt es möglicherweise auch ein bisschen auf den Verlauf von Staffel 3 an. Aktuell würde ich die Szene als etwas unnötig bezeichnen. Auch wenn Halley Gross, eine der Autorinnen der Folge und der Vorlage, im offiziellen Podcast zur Serie erzählt, dass es sich hierbei sozusagen um eine Deleted Scene handelt, die sie für das Spiel streichen mussten. Was dabei aber glasklar ist, ist Ellies wahrhafte Besessenheit mit Ihrem Rachefeldzug. Sie ertrinkt beinahe, entkommt nur knapp den Seraphiten und entschließt sich trotzdem, weiterzufahren, Richtung Aquarium.

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Als wir mit Ellie in der Vorlage schließlich dort ankommen, läuft der Einstieg durch einen auf uns einstürmenden Hund direkt etwas turbulenter ab, was das ganze nur noch ein bisschen schlimmer macht. Auch die Szene danach mit Mel (Ariela Barer) und Owen (Spencer Lord) läuft dabei etwas anders ab und es gibt auch keinen Dialog mehr mit Mel, Ellie entdeckt lediglich ihren Bauch und ist geschockt. Das ist der finale Punkt, jetzt reicht es endgültig, oder? Alleine das Aquarium zu sehen fand ich persönlich schon richtig schlimm, mir kroch der Schauer bis ins Mark. Allerspätestens jetzt ist von dem Hass auf Abby aber mal so gar nichts mehr übrig. Wir müssen hier weg, und zwar schnell.
Der Rest verläuft dann leider fast genauso wie im Original. Ich kann mich noch ganz genau daran erinnern, wie es damals war, das zu spielen. Der erste Schuss, wir rennen zu Tommy, ein zweiter Schuss und Jessie fällt. Ich war absolut und vollkommen sprachlos und musste erst einmal das Spiel pausieren. Es ging alles so schnell, ich konnte es gar nicht richtig verarbeiten und schon stehe ich mit Abby in einem Stadion. An Seattle Tag 1.
Fazit
Folge #2.07 bietet ein gelungenes Staffelfinale, das wieder unter die Haut geht, auch wenn sie mich nicht ganz so erwischt hat wie die vergangene Folge. Ich hatte durchgehend Herzklopfen und wollte nicht wahrhaben, was passiert oder passieren wird, und ich wünschte auch hier, ich hätte es aufhalten können. Die Episode führt Ellie und damit auch uns endgültig vor Augen, dass Rache, Hass und Gewalt nur noch zu mehr davon führen. Und, dass der flammende Hass gegenüber Abby verpufft im Vergleich zur Angst um Dina, Tommy, Jessie und natürlich auch Ellie selbst. Nichts in dieser Welt ist das wert. Genau wie im Spiel, ist die Serie schonungslos brutal und lässt uns davor zusammenzucken. Zum letzten Mal für diese Staffel muss ich sie aber dennoch erwähnen, die Immersion. Als Abby das Theater erreicht, haben wir uns mit Ellie in der Vorlage bereits um die 15 Stunden durch Seattle gekämpft und das meine ich mehr als wörtlich. Es war schwer und anstrengend. Und wir haben bei Nora auf das Knöpfchen gedrückt. Wir haben scharenweise Wolves und auch Seraphiten umgelegt. So werden wir als Spieler in gewisser Weise zum Mittäter und alles trifft uns so noch ein bisschen härter. Wir haben nicht zugeschaut, wie gewisse Dinge passiert sind, wir haben dafür gesorgt, dass sie passiert sind. Und wir wissen immer noch nicht wirklich, wer Abby eigentlich ist und warum sie so handelte. Auch wenn die Serie einen unglaublich guten Job dabei macht, dieses Feeling zu vermitteln, so kommt für mich doch nichts an das Gefühl heran, dass ich mit dem Controller in den Händen hatte.
Ich möchte damit die Serie keinesfalls schlecht reden, sondern herausheben, was Entwicklerstudio Naughty Dog für ein erzählerisches Meisterwerk geschaffen hat. Dabei hätten wir uns wahrscheinlich kaum eine bessere Umsetzung mit einem besseren Cast wünschen können, aber ich möchte auch reinen Serien-Fans mitgeben, was das Spiel damals bei mir und Millionen von Spielern und Spielerinnen ausgelöst hat.
"The Last of Us" wirft, egal ob in Spiel oder Serie, immer wieder die Fragen auf: Welches Leben ist wichtiger als das andere? Und, wer hat recht bzw. wer hat das Recht, dem jeweils anderen das anzutun? Es gibt dabei kein schwarz und weiß. Kein Charakter ist nur gut und keiner nur böse. Was aber in den letzten Folgen immer mehr herauskommt, in Seattle sind die Monster nicht die Infizierten. Und vielleicht müssen wir uns schon bald für eine Seite entscheiden und ich bin mir sicher, Staffel 3 wird diese Entscheidung noch einmal deutlich schwerer machen. Nach diesem Cliffhanger müssen wir uns dafür aber wohl noch deutlich länger gedulden als die guten 10 Stunden des Originals. Ich habe aber irgendwie das Gefühl, dass sich jede Minute davon lohnen wird.
Weitere Reviews zu Staffel 2 von "The Last of Us":
#2.01 | #2.02 | #2.03 | #2.04 | #2.05 | #2.06 | #2.07
Die Serie "The Last of Us" ansehen:
Sophie F. - myFanbase
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30.05.2025 21:54 von Emil
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Es wieder sehr spannend, die Sicht auf die Serie durch... mehr
05.06.2025 17:42 von Chili Vanilli
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