Raising Dion - Review Staffel 1

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Foto: Ja'Siah Young, Raising Dion - Copyright: Netflix, Inc.
Ja'Siah Young, Raising Dion
© Netflix, Inc.

Zum Piloten der neuen Superheldenserie von Netflix, "Raising Dion", habe ich resultiert, dass es sich um eine potenzielle Familienserie handelt, da mit Dion (Ja'Siah Young) und seinen Schulfreunden etwas für ein jüngeres Publikum, gleichzeitig mit Nicole (Alisha Wainwright) und ihren Freunden aber auch etwas für ein erwachsenes Publikum geboten wird. Die Unterschiede in der schauspielerischen Qualität sind dort zwar riesig, da es sich bei den Kinderdarstellern um sehr unerfahrene Schauspieler handelt, wogegen Wainwright sie dann regelrecht an die Wand spielt, aber wenn man es eben vor dem Hintergrund betrachtet, dass die Zielgruppe sehr gemischt ist und zu gemeinsamen Fernsehabenden einlädt, dann sucht man auch nicht krampfhaft nach qualitativen Merkmalen und versieht das Gesehene mit dem Prädikat süß. Kann sich dieser erste Eindruck nun über die gesamte erste Staffel hinweg bestätigen?

Foto: Alisha Wainwright, Raising Dion - Copyright: Steve Dietl/Netflix
Alisha Wainwright, Raising Dion
© Steve Dietl/Netflix

Der Eindruck einer Familienserie bestätigt sich über 80% des Gesehenen hinweg, da die Balance an Gruppenszenen der Schulfreunde und an Erlebnissen von Nicole konstant gehalten wird. Gerade wenn es aber um das Mysterium des Sturms geht, der sich Menschen mit Superkräften einverleibt, entwickelt sich doch eine Komplexität und letztlich auch Explizitheit in der Darstellung, wo man schon wieder diskutieren könnte, ob das wirklich für ein eher kindliches Publikum geeignet ist, das durch Dion angesprochen wird. Gerade das Staffelfinale ist unheimlich spannend und stellenweise auch brutal inszeniert worden. All das wird aufgebrochen durch Heldenmomente der Kinder, die sehr an "Stranger Things" erinnern, aber dennoch würde ich in der Gesamtschau resümieren, dass die Serie stellenweise selbst nicht weiß, was sie eigentlich sein wollte. Nur gut, dass das für mich persönlich nichts am Unterhaltungswert der Serie geändert hat.

Das Herzstück dieser Serie bleibt für mich die Mutter-Sohn-Beziehung, die einfach goldig anzusehen ist. Dion wirkt oft mit sich selbst beschäftigt, dadurch sicherlich auch egoistisch, aber wenn es um seine Mutter geht, entwickelt sich eine Dynamik, in der beide füreinander alles tun würde. Nicole ist die typische Löwenmutter und in dieser Rolle agiert sie hervorragend. Für ihren Sohn setzt sie alles aufs Spiel, auch ihre Karriere und sie geht keiner Auseinandersetzung aus dem Weg, ist sie auch noch so unterlegen. In der Beziehung funktionieren dann sowohl die lustigen Momente, wenn sie durch die Wohnung tanzen oder wenn Dion Knabberzeug in sein Zimmer schweben lässt, aber eben auch die traurigen und die leisen Momente, wenn sie in ihrer Trauer um Vater Mark (Michael B. Jordan) gefangen sind oder wenn sie nicht mehr wissen, wie es weitergehen soll. Hier habe ich wirklich jede gemeinsame Szene genossen und ich würde sie zusammen als eine meiner liebsten Duos in diesem Jahr aus dem Serienbereich bezeichnen.

Foto: Jason Ritter, Raising Dion - Copyright: Netflix, Inc.
Jason Ritter, Raising Dion
© Netflix, Inc.

Positiv sehe ich auch, dass die Superkräfte nur auf einem durchschnittlichen Niveau behandelt werden. Im Rahmen der Serie hätte ich es jetzt als übertrieben empfunden, wenn es nur um reißerische Effekte und möglichst viel Action gegangen wäre. Dions Kräfte sind natürlich ein zentraler Aspekt, aber da es in einem Großteil der Serie darum geht, diese zu unterdrücken, damit er nicht auffällt, nehmen sie thematisch gar nicht so eine zentrale Rolle ein. Wenn sie dann aber verwendet werden, dann meist in einem amüsanten Rahmen. Nach und nach treten auch weitere Charaktere mit Superkräften auf, aber auch hier zeigt sich, dass der Umgang mit ihren Kräften so natürlich wirkt, dass sich eben der Eindruck bestätigt, dass "Raising Dion" zwar eine Superheldenthematik hat, aber sie ist genauso Dramaserie und das eigentlich sogar überzeugender. Dennoch merkt man der Handlung an, dass sie eine Hommage an die klassischen Superhelden ist. Hier kommt Dions Patenonkel Pat (Jason Ritter) ins Spiel, den ich im Piloten noch deplatziert fand. Durch seine Mentorenrolle (typisch für einen Superhelden) für Dion entsteht wirklich eine süße Beziehung, die ganz im Zeichen ihrer Liebe für Superhelden steht. Das war für mich als ebensolcher Fan von Superhelden sehr nett anzusehen.

Komme ich abschließend nun noch einmal auf das große inhaltliche Rätsel der Staffel zurück, wie Mark und andere bei einem Meteorschauer in Island zu ihren Superkräften gekommen sind und was nun genau der Sturm will. Ich hatte schon angedeutet, dass ich die Thematik sehr komplex fand, für Kinder schon grenzwertig. Dennoch wurde der Weg zur Auflösung konsequent gegangen, da immer mehr Hinweise gestreut wurden. Zudem gab es eine Episode mit Rückblenden, in der wir erleben, wie Mark und Pat in Island sind und wie sich Marks Leben anschließend gravierend verändert, weil er seine Kräfte entdeckt und diese vor seiner Familie verheimlicht. Diese war dramaturgisch gut gesetzt, da man so neue Verbindungen aufgezeigt bekommt und sich vor allem an Mark und seine Liebe für seine Frau und seinen Sohn binden kann. Die letztliche Auflösung kommt dann aber trotzdem mehr als überraschend. Wenn man den Inhalt hinterher noch einmal rekapituliert, dann wurden schon deutliche Hinweise gestreut, aber man wurde einfach geschickt getäuscht. Ganz am Ende der Episode gibt es sogar noch eine weitere Überraschung, die eine zweite Staffel unabdingbar machen. Für diese muss dann eben eine bessere thematische Balance gefunden werden, damit die ganze Familie unterhalten wird.

Die Serie "Raising Dion" ansehen:

Fazit

"Raising Dion" bietet eine gute erste Staffel, bei der das größte Manko wohl ist, dass die Serie oftmals selbst nicht genau weiß, was sie eigentlich sein will. Eine Unterhaltung für Kinder, für Erwachsene oder doch für beide? Neben dieser Unausgewogenheit habe ich mich aber überzeugen lassen von tollen schauspielerischen Leistungen, von innigen Beziehungen und von einem cleveren und überraschend gelösten Mysterium. In einer idealen Welt sehe ich nun eine benötigte zweite Staffel, nach der aber Schluss sein sollte.

Lena Donth - myFanbase

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