Die enttäuschendsten Staffeln 2009/2010
Platz 6: Entourage

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Wenn uns "Entourage" in der vergangenen TV-Season eines bewiesen hat, dann ist es die Tatsache, dass Langlebigkeit in der Serienwelt nicht unbedingt erstrebenswert ist. Im mittlerweile sechsten Jahr der Ausstrahlung machten sich bei der einstmals so unterhaltsamen HBO-Serie gravierende Abnutzungserscheinungen bemerkbar, was dazu führte, dass beim Zuschauer die gewohnten Lacher größtenteils gelangweiltem Gähnen und/oder frustriertem Kopfschütteln wichen. Kein Wunder also, dass die Geschichte rund um den aufstrebenden Hollywood-Schauspieler Vincent Chase heuer schon zum dritten Mal in einer unserer Flop-Listen auftaucht.

Die unerträgliche Langeweile des Seins

Während die meisten anderen Kandidaten den Sprung auf die Liste der enttäuschendsten Serien schafften, weil sie uns mit ihren überwiegend schlechten Storylines auf die Nerven gingen, verdankt "Entourage" seine Nennung einem schlichtweg nicht existenten Plot. Nicht nur innerhalb der einzelnen Folgen scheiterten die Autoren daran, das Interesse der Zuschauer zu wecken oder gar Spannung aufkommen zu lassen. Nein, auch episodenübergreifend suchte man so etwas wie einen vernünftigen Staffelhandlungsbogen vergebens. Unter dem Motto "Lasst uns doch einen dreimonatigen Einblick in das Leben unseres Protagonisten abseits seiner eigentlichen Hauptbeschäftigung, dem Filmdreh, gewähren!" wollte man offensichtlich einmal eine neue Richtung einschlagen, wogegen grundsätzlich auch nichts einzuwenden wäre. Wenn das Resultat dann aber in etwa so interessant ist, wie jede Woche eine halbe Stunde lang seine Nachbarn vom Fenster aus zu beobachten, sieht die Sache schon ganz anders aus.

Über das hohe Nervpotential des untätigen Hauptdarstellers Vincent Chase wurde zuvor bereits alles gesagt, ebenso wie über die Albtraumbeziehung seines besten Freundes und Managers Eric mit der penetranten Stalkerin Ashley. Bedauerlicherweise waren dies nicht die einzigen Aspekte, die der 6. Staffel von "Entourage" negativ angerechnet werden müssen. Man erinnere sich beispielsweise an das unnötige Theater rund um den Möchtegern-Agenten Lloyd oder das verschenkte Potential bei der Beziehungskiste von Turtle und Jamie-Lynn Siegler. Auch das eigentliche Charakter-Highlight der Serie, Agent Ari Gold, blieb lange Zeit hinter seinen Möglichkeiten zurück und lief erst rechtzeitig zum Finale dank einer äußerst amüsanten Paintball-Attacke zur gewohnten Höchstform auf. Einzig Johnny "Drama" Chase schaffte es mit seinen bemitleidenswert schlechten Versuchen, als Schauspieler in Hollywood Fuß zu fassen, dem Zuschauer hin und wieder ein Lächeln zu entlocken.

Manch einer wird sich angesichts all dieser Kritikpunkte vielleicht wundern, dass die Serie letztlich "nur" auf dem sechsten Platz gelandet ist. Nun ja, fairerweise muss an dieser Stelle darauf hingewiesen werden, dass ab und an doch wieder die alten Stärken von "Entourage" durchschimmerten, wenn auch nur ansatzweise. So weckten der "red carpet"-Moment (#6.02), das Benefiz-Golfturnier (#6.05) und der legendäre Ausraster von Furie Marlo (#6.08) durchaus Erinnerungen an frühere Glanzzeiten. Darüber hinaus kann man aus musikalischer Sicht einer Staffel, die mit Santigolds famosem "You'll Find A Way" eingeläutet und einem Ohrwurm wie "Lisztomania" von Phoenix verabschiedet wurde, keine wirklichen Vorwürfe machen. Selbiges gilt für die gewohnt imposante Liste an Gaststars, angefangen von Jay Leno und David Schwimmer über Aaron Sorkin und William Fichtner bis hin zu Bono und Matt Damon. Unterm Strich reichte dieses stimmige Beiwerk jedoch nicht annähernd aus, um über die eigentlichen Schwächen hinwegzutrösten.

In Hinblick auf die Zukunft von "Entourage" bleibt zu hoffen, dass die Verantwortlichen nun, wo endlich ein definitiver Endzeitpunkt für die Serie festgelegt worden ist, inhaltlich mit Vollgas auf einen würdigen Abschluss hinarbeiten. Das in der 6. Staffel dargebotene Debakel lässt sich dadurch zwar nicht mehr ungeschehen machen, aber wenigstens behielte man Vince & Co. dann insgesamt in guter Erinnerung. Momentan überwiegt nämlich ganz klar ein fader Beigeschmack.

Willi S. - myFanbase

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