Die besten Storylines 2008/2009
Die Zeitsprünge (Lost, Staffel 5)

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In einer Zeit, in der "Die Supernanny", C-Promis im "Dschungelcamp" und diverse gehirnzellentötende Teensoaps die TV-Landschaft überfluten, setzt "Lost" auf die intelligenten Zuschauer. Mitdenken statt nur konsumieren, lautet die Devise. Anstatt sinnentleerte Storylines zu liefern, bietet diese Serie seit fünf Jahren Unterhaltung allererster Klasse. Tatsächlich haben Damon Lindelof und Carlton Cuse die Serienwelt mit "Lost" revolutioniert, das Wort "Unterhaltung" hat durch sie eine völlig neue Bedeutung erlangt. Denn "Lost" ist einzigartig in seiner Konzeption und vermag es selbst nach fünf Staffeln, den Zuschauer immer wieder zu überraschen, zu schockieren und – genau – zu unterhalten. Auch im fünften Jahr wurden die Erwartungen mal wieder übertroffen, denn mit einer ganz besonderen Storyline wagte man es, die Serie in ihren Grundfesten zu erschüttern.

"Think of the Island like a record spinning on a turntable... only now, that record is skipping."

Mit dem Drehen des ominösen Rads hat Ben im Finale der vierten Staffel die auf der Insel übrig gebliebenen Losties aus dem Zeitkontinuum gelöst und sie auf eine Reise geschickt, die sie durch sämtliche Epochen der Insel führt. Willkommen in der Welt der Zeitsprünge. Flashbacks und Flashforwards sind relativ geworden, die Zeit ist relativ geworden – stattdessen springen Sawyer, Juliet, Locke, Jin, Daniel, Miles und Charlotte von einem Zeitpunkt zum nächsten und ermöglichen es uns Zuschauern damit, einen einzigartigen Blick in die Geschichte der Insel zu werfen, auf den wir lange warten mussten.

Obwohl die Logik und Regeln der Zeitsprünge weitestgehend ungeklärt blieben, bot diese neue Komponente eine unglaubliche Spannung: Stets war der Zuschauer gespannt, wo der nächste Sprung hingehen würde und welche Konsequenzen diese Sprünge für die Gesundheit der Losties haben würden. Mit jeder neuen Situation ging das Rätselraten von vorne los: Wo sind sie? In welcher Zeit sind sie? Was wird passieren? Wann geschieht der nächste Sprung? Die Dynamik und das Tempo, das man vorlegte, waren unwahrscheinlich fesselnd. Vor allem aber ermöglichten die Zeitsprünge es, endlich tiefer in die Historie der Insel einzutauchen, die bereits in den ersten vier Staffeln so detailgetreu und komplex aufgebaut wurde.

Was für ein Ausmaß an Komplexität das "Lost"-Universum besitzt, wurde wohl nie so deutlich wie in Staffel 5. Insgesamt 14 Zeitsprünge wurden uns in den ersten sieben Episoden geboten und klärten viele bis dato ungeklärte Fragen über die Vergangenheit. So erfuhren wir, dass die US Army eine Atombombe auf der Insel deponierte (#5.03 Die Bombe), dass Charles Widmore und Eloise Hawking zu den Hostiles gehörten, und dass Danielle ihren Verlobten tatsächlich umbrachte (#5.05 Dieser Ort ist der Tod). Außerdem führte man uns aus früheren Staffeln bekannte Szenen erneut aus anderen Blickwinkeln vor Augen, so etwa Lockes verzweifelte Situation über der Luke (#1.19 Deus Ex Machina) oder Aarons Geburt (#1.20 Schade nicht) – pure Gänsehautmomente, die nicht nur an die fantastische erste Staffel zurückerinnerten, sondern auch das Gefühl eines jeden Fans verstärkten, dass es einen Großen Plan gibt, der nur darauf wartet, in der sechsten Staffel zu seiner vollen Entfaltung zu kommen. Das bestätigte auch das unerwartete Auftauchen der vierzehigen Statue, die man kurz in ihrer vollen Größe bewundern durfte (#5.08 LaFleur).

Doch was die größte Anerkennung verdient, ist die Tatsache, dass man sich trotz des in sich verflochtenen und komplizierten Zeitkonstrukts nie verzettelt hat. Die Kohärenz und Sicherheit, mit der Lindelof und Cuse diese heikle Storyline ausgearbeitet haben, ist einfach nur brillant; und die Umsetzung durch Cast und Crew war schlichtweg perfekt. So ist die Goldmedaille für die beste Storyline in der TV-Season 2008/2009 eindeutig an "Lost" zu vergeben, eine Serie, die exemplarisch zeigt, wie intelligent, emotional und mitreißend Fernsehen sein kann.

Maria Gruber - myFanbase

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