Family Guy - Review

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Ein Vergleich zwischen "Family Guy" und den "Simpsons", der Mutter aller Comedy-Zeichentrickserien, die den Nachfolgern erst den Weg geebnet hat, liegt natürlich nahe. Wie bei den Simpsons ist das Familienoberhaupt der Griffins ein dicker und dümmlicher Mann aus der Mittelschicht, der seine Familie mit seinen idiotischen und selbstsüchtigen Handlungen immer wieder ins Chaos stürzt. Auch die Ehefrauen beider Familien gleichen sich darin, dass sie ihren Männern in Aussehen, Vernunft und Intelligenz weit überlegen sind. Die Anzahl der Kinder, nämlich drei, stimmt ebenfalls überein, aber da hören die Gemeinsamkeiten auch schon auf.

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Family Guy
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"Family Guy" bietet eine andere Art von Humor, beschäftigt sich mit anderen Themen und ist in vielerlei Hinsicht erwachsener und provokativer als "Die Simpsons". In "Family Guy" werden zahlreiche Elemente der Gesellschaft, wie Medien, Politik und das Bildungswesen, sehr zynisch auf die Schippe genommen. So gibt es unter anderem eine Szene, in der Brian erzählt, dass er als einziger in der Lage war, nach dem Hurrikan Katrina den dringend benötigten US-Präsidenten Bush aufzuspüren, der sich in einem Baumhaus versteckt hat und nicht rauskommen wollte.

Sehr häufig wird in "Family Guy" das Stilmittel der Erinnerungsszenen eingesetzt. Immer wieder kommentieren die Charaktere eine Situation mit Sätzen wie "Das ist schlimmer als damals, als ich ...", woraufhin eine zumeist sehr abegdrehte Sequenz folgt. Dieses immer wiederkehrende Schema habe ich zu Anfang als ein wenig lästig empfunden, doch wenn man sich daran gewöhnt und es auch als Running Gag akzeptiert, funktioniert es ganz gut.

Die Auswahl an Serien, Filmen und Showbusiness-Persönlichkeiten, die in "Family Guy" parodiert werden, ist sehr groß. Unter anderem sehen sich die Charaktere einmal "Gilmore Girls" an, wobei die Zeichentrick-Varianten von Lorelai und Rory einen sehr schnell gesprochenen Dialog führen, dem man nur schwer folgen kann, und danach beginnen, miteinander rumzuknutschen. Na ja, zu den besseren Gags gehört diese Szene meiner Ansicht nach nicht. Ein anderes Mal wird über die Serie "Die himmlische Joan" gelästert, die sich nur scheinheilige, ängstliche und übergewichtige Leute ansehen würden.

Zu meinen persönlichen Favoriten zählt eine Szene, in der Peter über Alyssa Milano lästert und wir gleich darauf eine Real-Szene sehen, in der die echte Alyssa Milano "Family Guy" im Fernsehen sieht und die Show verklagen will. Ein netter kleiner Cameo-Aufritt des Serienstars.

Unter den Charakteren von "Family Guy" kann man Stewie als heimlichen Star betrachten. Das diabolische Baby mit dem Football-Schädel sorgt immer wieder für Highlights und unterscheidet sich natürlich von den meisten anderen Kleinkindern in (Zeichentrick-)Serien. Die Autoren von "Family Guy" legen sich dabei nicht wirklich fest, ob Stewies Eltern und Geschwister ihn verstehen. Es gibt zwar immer wieder Szenen und Folgen, in denen Stewie beispielsweise auf der Bühne steht und singt, was darauf hindeutet, dass seine Mitmenschen den sprechenden Wicht verstehen können, doch seine Eltern und Geschwister reagieren nicht wirklich auf seine zumeist sehr beleidigenden Worte und Drohungen, sondern behandeln ihn wie ein normales Baby. Auch dass Stewie gelegentlich mit genialen Erfindungen wie Robotern und Flugkörpern aufwartet, scheinen die Erwachsenen nicht zu registrieren. Nur mit Brian führt Stewie richtige Dialoge. Der sprechende Hund und das sprechende Baby verbindet eine Art Hassliebe. Beide halten einander nach Herzenslust die gegegenseitigen Fehler und Schwächen vor, können dabei aber die intellektuellen Gespräche führen, die sie mit den anderen Familienmitgliedern nicht führen können. Die gemeinsamen Szenen von Brian und Stewie gefallen mir immer sehr gut.

Der Charakter Meg, die einzige Tochter der Griffins, ist ganz offensichtlich eine Persiflage auf Teenager-Mädchen, die sich hässlich und unverstanden fühlen. Meg ist eine Außenseiterin, die von ihrem Umfeld als hässlich wahrgenommen und zumeist nur als Sündenbock einbezogen wird.

Von den Nebencharakteren wurde der Charakter Cleveland für ein eigenes Spin-Off auserwählt, was mich doch eher überrascht hat. Clevelands extrem langsame Art ist in wenigen Szenen ja ganz amüsant, aber im Mittelpunkt einer Serie stelle ich mir das doch sehr nervig und anstrengend vor. Der Charakter Quagmire ist da schon weit flotter und unterhaltsamer, aber womöglich aufgrund seiner Sexsucht zu extrem für ein Spin-Off, oder Serienerfinder Seth MacFarlane, der neben vielen anderen Charakteren auch Quagmire spricht, hat einfach nicht die Zeit für eine weitere Serie als Sprecher tätig zu werden...

Fazit

"Family Guy" ist Zeichentrick-Unterhaltung für Jugendliche und Erwachsene, die gerne auch provoziert und jede sich bietende Gelegenheit nutzt, um Persönlichkeiten auf die Schippe zu nehmen.

Maret Hosemann - myFanbase

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