DVD-Rezension: Chicago P.D., Staffel 11

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Nachdem es im Sommer und Herbst 2023 in den USA zu einem Doppelstreik von WGA und SAG-AFTRA gekommen ist, ist die TV-Season 2023/2024 deutlich verkürzt ausgefallen, vor allem bei den großen Networks. So auch bei NBC, die bei den Dramaserien noch 13 Episoden produzieren konnten. Damit sind die einzelnen Folgen von "Chicago P.D." diesmal auf drei Discs aufgeteilt und ein großes One-Chicago-Crossover gibt es erneut nicht, da die Produktion nach dem Streik überhastet wiederaufgenommen wurden. Dennoch gibt es wieder 13 neue spannende Fälle.

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Inhalt

Nachdem Adam Ruzek (Patrick Flueger) den Anschlag auf sein Leben überlebt hat, beginnt die beschwerliche Rückkehr in den Job, bei der er Kim Burgess (Marina Squerciati) an seiner Seite weiß, was ihre Beziehung weiter stärkt. Dante Torres (Benjamin Levy Aguilar) wird in eine gefährliche Undercover-Ermittlung hineingezogen, für die er die persönlichen Grenzen überschreitet. So geht es Hank Voight (Jason Beghe) auch mit dem Entführungsopfer Noah, der ihn auf einen gefährlichen Serienkiller bringt. Während Kevin Atwater (LaRoyce Hawkins) überdenken muss, was Verantwortung in seinem Job bedeutet, muss sich Hailey Upton (Tracy Spiridakos) neu orientieren, nachdem sie aufgrund von privaten Rückschlägen so viel Wut in sich verspürt, die sich immer wieder auf Fälle auswirkt.

Rezension

Nachdem wieder grünes Licht gegeben war, dass sich die Drehbuchautoren an die Arbeit machen können, hat die Zusicherung von 13 Episoden für "Chicago P.D." Planungssicherheit gegeben. Während bei einer regulären Staffellänge von durchschnittlich 22 Episoden sicherlich noch nicht der finale Knall feststellt, sind 13 Folgen da weitaus übersichtlicher und ich finde, dass man das in der ganzen Gestaltung der elften Staffel deutlich gemerkt hat. Während es für die Hauptfiguren schonmal sehr unterschiedliche Schwerpunkte gibt, so hatte ich diesmal den Eindruck, dass es für jeden Charakter einen konkreten Plan gab. Am interessanten war das sicherlich für Hailey. Der Ausstieg ihrer Darstellerin Spiridakos war schon vor Staffelstart publik geworden. Zunächst war noch spekuliert worden, dass sie vielleicht mittendrin ihren letzten Auftritt haben konnte, aber nein, es wurde die volle elfte Staffel, was dementsprechend viel Zeit gegeben hat, für Hailey noch einmal einen sinnvollen Aufbau zu tätigen. Am Anfang hatte ich ein bisschen Sorge, weil gleich die ersten Episoden mit dem Fokus auf sie aufzeigten, dass sie immer noch in einer Wutspirale wegen Jay Halstead (Jesse Lee Soffer) und anderen Faktoren feststeckt. Das fühlte sich nur wenig nach Weiterentwicklung an, dementsprechend hilflos wirkte teilweise auch Hank in der Einschätzung ihres Wohlbefindens.

Foto: LaRoyce Hawkins & Tracy Spiridakos, Chicago P.D. - Copyright: Universal Studios. Alle Rechte vorbehalten.; 2024 NBCUniversal Media, LLC; Lori Allen/NBC
LaRoyce Hawkins & Tracy Spiridakos, Chicago P.D.
© Universal Studios. Alle Rechte vorbehalten.; 2024 NBCUniversal Media, LLC; Lori Allen/NBC

Mit der Einführung von Bojana Novakovic als Josephine Petrovic ist das Steuer noch einmal umgerissen worden, wenn ich es insgesamt aber dennoch nicht als stärkste Entwicklung der Staffel benennen würde. Dennoch wurde Jo als passender Spiegel zu Hailey genutzt. Die beiden haben sehr ähnliche Vergangenheiten und haben beide ihre Bewältigungsmechanismen gefunden, wobei die eine noch selbstzerstörischer als die andere ist. Aber genau das hat Hailey vermutlich auch gezeigt, an welchen Punkt sie damit nicht gelangen möchte, um für sich endlich die Notbremse ziehen zu können. Jo ist als Figur wirklich sehr ausführlich ausgearbeitet worden, so dass ich zwischendurch sehr überzeugt war, dass sie als Nachfolgerin aufgebaut werden soll. So oder so gehört sie zu eine der besseren Nebenfiguren der Seriengeschichte. Wenn man aber an Hailey denkt, dann ist auch Hank nie ganz fern. Das Überraschendste an der 11. Staffel war für mich wohl, wie gut mir seine Episoden gefallen haben. Das lag aber auch daran, dass er am intensivsten mit dem spannendsten übergreifenden Fall der Staffel verbunden war. Wir hatten es mit einem Serienkiller zu tun, wobei gar nicht auf Anhieb ersichtlich war, dass es wirklich mehrere Fälle dieser Art gab und geben wird. Die ganzen Ermittlungen waren sehr mitreißend und wendungsreich ausgearbeitet und Hanks Verbissenheit darin hat mir wirklich gut gefallen, auch weil er mit Nina Chapman (Sara Bues) und eben Hailey auch immer wieder Rollen an der Seite hat, bei denen er seine seltene und oft zurückhaltende Emotionalität ausleben kann. Während ich zum einen loben kann, dass die Identität des Serienkillers echt geschickt verborgen wurde, so war es letztlich auch logisch, den Staffelshowdown mit Hank und Hailey und der Zusammenfassung ihrer Beziehung zu verbinden. Warum und wie Hailey letztlich geht, es wirkt dann doch wieder etwas abgehakt, obwohl Zeit genug war, aber es war immerhin viel, viel besser als noch bei Jay.

Für mich die größte Enttäuschung stellte leider Torres dar. Da er noch die frischste Figur der Serie ist, gibt es zu ihm sicherlich noch so viele Seiten zu erzählen, von denen wir noch nichts erahnen können. Ihm aber zwei Episoden zu geben, die sich letztlich wie eine Kopie voneinander anfühlten, das war mir zu wenig. Ich fand Torres' persönliche Verwicklung mit Gloria Perez (Yara Martinez) von der Idee her vielversprechend, auch weil ich in den Episodenreviews genug betont habe, dass Torres-Darsteller Aguilar eine Art hat, der Flirten sehr, sehr gut steht. Gleichzeitig habe ich aber einfach nicht viel für ihn rausnehmen können, was sich in der nächsten Staffel so nicht nochmal wiederholen darf. Das genaue Gegenteil stellt dann Kevin Atwater dar. Seine Beziehung zu seinem Vater Lew (Erik LaRay Harvey) wird weiter mit langem Atem ausgebaut und entwickelt und zum Thema Verantwortung wurden ihm zwei perfekt aufeinander folgenden Episoden geschrieben. Auch wenn es der zentrale Kern von Kevins Charakter ist, der uns nun schon so viele Jahre begleitet, aber hier wurde es durch eine Ermittlung so auf die Spitze getrieben, dass es zum Breaking Point kam. So ähnlich wurde es bei Kim mit ihrer PTBS gestaltet und so ist es nun Kevin, der erkennt, dass sich etwas in seinem Leben ändern muss.

Foto: Benjamin Levy Aguilar, Chicago P.D. - Copyright: Universal Studios. Alle Rechte vorbehalten.; 2024 NBCUniversal Media, LLC; Lori Allen/NBC
Benjamin Levy Aguilar, Chicago P.D.
© Universal Studios. Alle Rechte vorbehalten.; 2024 NBCUniversal Media, LLC; Lori Allen/NBC

Die zehnte Staffel endete auf dem Cliffhanger, ob Adam wohl überleben wird, aber durch das Streikgeschehen in den USA hat man schon gemerkt, dass uns definitiv kein Ausstieg bevorstehen wird. Gerade mit der Ankündigung zu Spiridakos wäre das auch echt ein negatives Ausrufezeichen gewesen. Dennoch war es ein bisschen schade, denn wenn man sich so eine Vorlage schreibt, dann wünscht man sich natürlich auch den typischen Cliffhanger-Effekt. Adam und Kim waren in meinem Empfinden nicht der große Schwerpunkt der Staffel, was auch mal völlig okay war. Die Rückkehr von Adam in den Job wurde nicht übertrieben, sondern ausgiebiger gestaltet. Kim wiederum hat nach ihrer Therapie zu einem in sich ruhenden Punkt gefunden, weswegen diese Ruhe diese Staffel ihnen einzeln, aber auch als Paar sicher gut getan hat. Aber ein großes Highlight gab es natürlich trotzdem und es war sehr schön, dass diese Szene, auf die Burzek-Fans so lange gewartet haben, so zart und intim war, dass es ideal auf sie und die ganze Art der Serie passte. Generelle Anspieltipps wären in dieser kurzen Staffel etwas unsinnig, aber es gab auch nicht DAS Highlight. Aber neben kleineren richtigen Dellen ist schon auffällig, dass vor allem der Endspurt der Staffel richtig spannend gestaltet war. Hier reihte sich gute Episode an gute.

Specials & Technische Details

Foto: Chicago P.D., Staffel 11 - Copyright: Universal Studios. Alle Rechte vorbehalten.
Chicago P.D., Staffel 11
© Universal Studios. Alle Rechte vorbehalten.

Extras werden leider gar nicht angeboten.

Erscheinungstermin: 21. November 2024
FSK: ab 16 Jahren
Laufzeit: ca. 524 Minuten
Bildformat: 16:9 – 1.78:1
Sprachen (Tonformat): Deutsch, Englisch (alle Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch, Englisch

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Fazit

"Chicago P.D." hatte mit dieser verkürzten elften Staffel einen klaren Plan vor Augen, der sich vor allem für Burzek-Fans, für Kevin und überraschenderweise auch für Hank voll gelohnt hat. Speziell der Serienkiller-Fall war ein treuer Begleiter, der richtig vorausschauend und deswegen wendungsreich gestaltet werden konnte. Das Potenzial bei Torres wurde für mich leider nicht genutzt und auch die Abschiedsstaffel von Hailey hätte ich mir etwas anders vorgestellt. Die Pro-Argumente überwiegen aber erneut, was beweist, dass diese Serie trotz wenig Castbewegungen einfach eine Stärke in sich hat, die immer wieder zusticht.

Die Serie "Chicago P.D." ansehen:

Lena Donth - myFanbase

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