DVD-Rezension: Top of the Lake, Staffel 1

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DVD | Blu-Ray

Die international produzierte Miniserie "Top of the Lake" hatte ihre Weltpremiere im Winter 2013 auf der Berninale und wurde dann in Großbritannien bei BBC, in den USA beim Sundance Channel und in Deutschland bei Arte ausgestrahlt. Seit November 2013 ist sie auch auf DVD und Blu-Ray käuflich zu erwerben.

Inhalt

Foto: Top of the Lake - Copyright: See-Saw (TOTL) Holdings Pty Ltd
Top of the Lake
© See-Saw (TOTL) Holdings Pty Ltd

Das kleine Städtchen Laketop, in der Provinz Neuseelands gerät in Aufruhr, als die zwölfjährige Tui (Jacqueline Joe) erst versucht, sich in einem See zu ertränken und dann verschwindet. Die Frage, wer sie geschwängert hat, steht dabei ganz oben auf der Liste der ermittelnden Polizisten. Dazu gehört auch Robin Griffin (Elisabeth Moss), die für derart schwierige Fälle die richtige Ausbildung und auch das nötige Fingerspitzengefühl mitbringt. Sie arbeitet zwar eigentlich in Sydney und ist nur zu Besuch in ihrer Heimatstadt, um ihrer sterbenskranken Mutter beizustehen. Das Schicksal von Tui lässt Robin aber nicht los, und so setzt sie alles daran, deren Verbleiben nicht davon abhängig zu machen, dass die örtliche Polizei unter der Führung von Al Parker (David Wenham) um die Intrigen und dunklen Geheimnisse der Stadt herum ermittelt. Denn Tuis Vater ist der mächtige Geschäftsmann Matt Mitchum (Peter Mullan), gegen den sich hier keiner auflehnen möchte. Dazu kommen die Schatten aus Robins eigener Vergangenheit, die mit diesem Aufenthalt wieder an die Oberfläche gespült werden.

Rezension

Foto: Thomas M. Wright, Elisabeth Moss & David Wenham, Top of the Lake - Copyright: polyband
Thomas M. Wright, Elisabeth Moss & David Wenham, Top of the Lake
© polyband

"Top of the Lake" war eines der Serienhighlights des Jahres 2013. Die eindrucksvolle Miniserie, die durch wunderschöne Bilder, eine einzigartige Atmosphäre und einprägsame Charaktere besticht, hat sich mit Wucht in meiner Serienbestenliste platziert. Mag es auf dem Papier wie eine weitere Krimihandlung wirken, gespickt mit düsteren Familiengeheimnissen, weicht "Top of the Lake" doch sehr von der gerade hier in Deutschland zu Hauf dargebotenen Krimikost ab. Das liegt schon allein daran, dass mit Jane Campion ("Das Piano") eine absolute Ausnahmekünstlerin hinter der Kamera die Fäden in der Hand hatte. Und Campion ist eben keine Regisseurin und Autorin, die sich an irgendwelchen Standards orientiert, sondern die in jedes ihrer Projekte ihre ganz eigene, außergewöhnliche Handschrift einbringt. Und dies merkt man "Top of the Lake" auch in jeder Sekunde an. Denn zwar bildet ein ermittlerisches Rätsel den Kern der Geschichte, aber niemals steht die Frage, wer die junge Tui geschwängert und damit missbraucht hat, derart im Mittelpunkt, dass es andere Faktoren überdeckt. Den Fokus von "Top of the Lake" bilden klar die sehr real wirkenden Figuren, die die Geschichte bevölkern. Allen voran die wunderbar ambivalente Ermittlerin Robin, grandios gespielt von Elisabeth Moss. Sie ist ein Charakter, dem man nicht mit wenigen Adjektiven zusammenfassen kann, sie ist sowohl stark als auch verletzlich, sie ist professionelle Ermittlerin aber auch selbst Opfer der äußeren Umstände. Und niemals wirken diese Widersprüche fehlerhaft oder konstruiert. Ganz im Gegenteil, die schwer fassbaren Eigenschaften, die all die Charaktere in "Top of the Lake" auszeichnen, sind die absolute Stärke der Serie.

Foto: Holly Hunter, Top of the Lake - Copyright: polyband
Holly Hunter, Top of the Lake
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Wie nicht anders zu erwarten bei einer Ikone des feministischen Kinos spielt natürlich auch die Frage nach dem Stellenwert der Frau, des Mannes und dem Miteinander der Geschlechter eine große Rolle, aber man darf nun nicht erwarten, dass darüber viel geredet wird. Man wird als Zuschauer eher in eine Welt geworfen, die stark vom Patriarchat geprägt ist und erlebt nun mit, wie sich dies sowohl auf die Frauen, als auch die Männer auswirkt. Man muss kein Prophet sein, um zu ahnen, dass man vor allem mit Problemen konfrontiert wird. Die komplexe Natur des Themas, das keine einfachen, in schlichte Worte zu fassende Lösungen erlaubt wird hier verkörpert durch eine Gruppe von Frauen, die sich rund um die charismatische Führungsfigur CJ (Holly Hunter) in der Nähe von Laketop ansiedelt. Sie sind alles Frauen, die vor ihrem normale Leben flüchteten, meist weil es ihnen darin von Männern zur Hölle gemacht wurde. Nur bietet ihnen das Camp Zuflucht, aber keinen wirklichen Ausweg und auch Robin und Tui finden zwar Aufnahme bei CJ und den anderen Frauen, aber die Lösung ihrer Probleme liegt tief in ihnen selbst.

Foto: Peter Mullan & Elisabeth Moss, Top of the Lake - Copyright: polyband
Peter Mullan & Elisabeth Moss, Top of the Lake
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"Top of the Lake" ist sicherlich keine Geschichte für Zuschauer, die einfache Antworten und Lösungen erwarten. Das wird vor allem dadurch deutlich, dass im Mittelteil der Geschichte die Auflösung des Rätsels scheinbar vollkommen an Bedeutung zu verlieren scheint. Zwar kehrt man zum Ende hin wieder dazu zurück, aber die Auflösung ist für den Zuschauer zu diesem Zeitpunkt nur ein weiteres schockierend alltägliches Element der Horrors, dem die Schwachen in dieser Welt ausgesetzt sind. Im Mittelteil der Geschichte konzentriert man sich ganz auf das Innenleben der Protagonisten, neben Robin auch dem Vater von Tui, einem Patriarchen wie er im Buche steht. Aber auch er leidet unter den verschobenen Machtverhältnissen und ist ein Opfer der äußeren Umstände. Er reiht sich ein in die Riege der faszinierenden Figuren, die die Welt von Laketop bevölkern. Es übt eine unheimliche Faszination auf den Zuschauer aus, Zeit mit diesen Charakteren zu verbringen, an ihrem Leben teilzuhaben, das so anders, aber dennoch vertraut ist. "Top of the Lake" gelingt es, einen dieser seltenen, geradezu magischen Momente in der Kunst zu erlangen. Dieses Gefühl, dass man vollkommen in eine fremde Welt eintaucht und man das Gefühl hat, in dieser für einige Zeit gelebt zu haben. Für mich zumindest ist dies eines der stärksten Emotionen, die Kunst wie Serien, Filme oder auch Bücher auslösen können und nur die wenigstens Werke schaffen es in einer derartigen Vollkommenheit wie "Top of the Lake". Natürlich ist dies ein rein subjektives Empfinden und es gibt keine Garantie, dass es jedem Zuschauer so geht. Aber einige der Momente der Serie, wie eine grandios-tragische Naturszene aus dem Schlussdrittel der Serie, werden mich sicher noch lange verfolgen, so intensiv war deren Wirkung auf mich.

Specials

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Bereichert wird diese großartige Miniserie durch über 60 Minuten an Bonusmaterial, die vor allem aus einer ausführlichen Dokumentation über den Entstehungsprozess der Serie bestehen. Darin erleben wir, wie Jane Campion gemeinsam mit ihrem Partner Gerard Lee das Drehbuch verfasste und allein der Einblick in den Schaffensprozess von Jane Campion ist den Kauf der DVD-Box wert. Nach dem Schauen dieser ursprünglich für die BBC gedrehten Dokumentation wird klar, dass viel von CJ auch in Campion steckt und ebenso wie ihr Alter Ego vor der Kamera übt die schiere Naturgewalt ihres Charakters eine unheimliche Faszination aus. Weitere kurze Features bieten einen Blick auf die Dreharbeiten, auf Elisabeth Moss und auf Holly Hunter. Aber das Herzstück ist hier die Serie als solche, und die aufschlussreiche BBC-Dokumentation. Erwähnen muss man zudem, dass auf der Box die in sechs einstündigen Episoden zusammengefasste Version vorliegt, denn in den USA wurden diese auf sieben Folgen aufgeteilt. Der ursprünglich vorgesehene Schnitt ist damit wieder erhalten und bietet einen besseren Fluss der Geschichte als die US-Version.

Technische Details

Erscheinungstermin: 15. November 2013
FSK: ab 16 Jahren
Laufzeit: 360 Minuten (6 Episoden) & 60 Minuten Bonusmaterial
Bildformat: 16:9 - 1.77:1
Sprachen: Deutsch (Dolby Digital 2.0), Englisch (Dolby Digital 2.0)
Untertitel: Englisch

Fazit

"Top of the Lake" ist ein Meisterwerk, das sich aber wahrscheinlich nicht jedem Zuschauer so ins Herz schleichen wird wie mir. Wer aber offen ist für spröde Figuren, einem nicht immer geradlinig verlaufenden Erzählstil und emotionale Wucht, sollte sich die Serie auf keinen Fall entgehen lassen. Es lohnt sich!

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Cindy Scholz - myFanbase

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