DVD-Rezension: Strike Back, Staffel 2

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Die zweite Staffel der amerikanisch-britischen Co-Produktion "Strike Back" lief in Deutschland bereits bei RTL II im Fernsehen und wurde auch auf DVD und Blu-ray veröffentlicht. Da diese Staffel in den USA aber als erste der Serie lief, wird sie auch auf dem deutschen Markt mit der Bezeichnung Staffel 1 vermarktet, obwohl sie hier bereits die zweite veröffentlichte Staffel der Serie ist.

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Inhalt

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Die Unterabteilung Section 20 des Britischen Militärgeheimdienstes MI6 interveniert an den vielen verschiedenen Krisenherden dieser Welt und versucht terroristische Bedrohungen einzudämmen und zu verhindern. Als der Top-Agent John Porter (Richard Armitage) von einer pakistanischen Terrorzelle unter der Führung des Topterroristen Latif (Jimmy Mistry) entführt wird, setzt seine Einheit alles daran, ihn wieder zu befreien. So kontaktiert Sergeant Michael Stonebridge (Philip Winchester) auch Porters Ex-Partner, Damian Scott (Sullivan Stapleton), der vom Militär wegen unrühmlichen Verhaltens entlassen und mittlerweile zur Persona Non Grata erklärt wurde. Der amerikanische Ex-Delta-Force-Soldat Scott erklärt sich bereit, Stonebridge und dessen Team bei der Befreiung Porters zu helfen, aber beide kommen zu spät und müssen die Hinrichtung von Porter miterleben.

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Da sowohl Scott als auch Stonebridge aber nicht glauben, dass Porter zufällig gefangen genommen wurde und eine undichte Stelle in ihren eigenen Reihen vermuten, beschließt Scott weiterhin für Section 20 zu arbeiten, den Verräter zu finden und Latif zur Strecke zu bringen. Scott kann die Anführerin von Section 20, Colonel Eleanor Grant (Amanda Mealing) überzeugen, ihn trotz seiner Vorgeschichte einzustellen und so beginnt er nun gemeinsam mit Stonebridge seine Arbeit für Section 20 an den Krisenherden der Welt, gegen Waffenschmuggler, Menschenhändler und andere kriminelle Auswüchse.

Rezension

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Eins gleich als erstes vorneweg, "Strike Back" ist keine hohe Kunst und kann sich nicht mit den großen, anspruchsvollen Kabelproduktionen wie "Breaking Bad", "Mad Men" oder "Boardwalk Empire" messen. Aber "Strike Back" versucht dies auch gar nicht, denn es tut etwas ganz anderes, es steht dazu eine pure Action-Serie mit spannender Handlung, vielen Explosionen und der ein oder anderen Sex-Szene zu sein. In diesem Genre ist es aber eine ausgezeichnete Serie und kann auch trotz weniger aufwendiger Effekte mit den guten Beispielen an Action-Kinofilmen mithalten, ohne sich verstecken zu müssen. Und gerade im Action-Genre gibt es so viele Beispiele dafür, dass die Macher glauben ordentlich viel Krach-Bumm-Peng würden ausreichen, auf so etwas wie menschlich-nachvollziehbare Helden und Geschichten, die einen Sinn ergeben achtet dort offensichtlich niemand, egal ob im Kino (siehe die "Transformers"-Reihe) oder im TV (bestes Beispiel ist hier das deutsche Urgestein "Alarm für Cobra 11).

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So ist es für den Zuschauer, der sich zwar einerseits etwas berieseln lassen will, ohne viel nachdenken zu müssen, der aber nicht in der Lage ist sein Gehirn komplett abzuschalten, eine wahre Freude hier eine Action-Inkarnation vorzufinden, die sowohl die Effekte als auch die Handlungselemente ernst nimmt. Der zweiten Staffel von "Strike Back", die im englischsprachigen Raum den Zusatztitel "Project Dawn" trägt, gelingt diese, auf den ersten Blick, simple Herausforderung mit Bravour. Neben den beiden sehr überzeugenden Hauptdarstellern Philip Winchester und Sullivan Stapleton, ist vor allem der inhaltliche Aufbau der Staffel sehr gelungen. Die Serie stellt sich aus zehn Einzelepisoden zusammen, bei denen jeweils immer in zwei Folgen eine abgeschlossene Geschichte erzählt wird, die aber auch immer ins große Ganze, der Aufdeckung von Project Dawn und der Jagd nach dem Terroristen Latif, hineinspielen. Diese eigentlich recht simple Struktur, die im britischen TV eine lange Tradition hat ("Doctor Who" hat seit Jahren mindestens eine, meist aber mehrere solche Doppelfolgen pro Staffel im Programm), sorgt einerseits dafür, dass man sehr klare Proceduralelemente hat die dann auch immer zu einem klaren Ende der Untergeschichten führen, andererseits aber auch die Staffel als Ganzes einen deutlichen Handlungsbogen aufweißt und natürlich auch zum Wiedereinschalten animiert.

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Dazu kommt, dass in den Doppelfolgen genügend Zeit zur Verfügung steht beispielsweise die Antagonisten mit der nötigen Tiefe und nachvollziehbaren Motiven auszustatten. Wenn man diese dann noch mit guten Charakterschauspielern besetzt, gewinnt dieses Format nicht nur an Spannung und Nachvollziehbarkeit, sondern durchaus auch an Faszination für den Zuschauer. So hat Liam Cunningham, bevor er seine Rolle in der 2. Staffel von "Game of Thrones" antrat, einen denkwürdigen Auftritt als sadistischer Auftragskrimineller in Folge 3 und 4 inne und hat so schon einmal einen kleinen Vorgeschmack auf sein Talent geliefert, welches er dann als Davos Seaworth wieder unter Beweis stellte. Auch ein weiterer "Game of Thrones"-Schauspieler gibt sich in dieser Staffel die Ehre, in Folge 5 und 6 treffen Ian Glen und Adewale Akinnuoye-Agbaje ("Lost") aufeinander, sozusagen Jorah Mormont gegen Mr. Eko. Diese Duelle, natürlich aber auch die Konfrontation dieser antagonistischen Charaktere mit unseren beiden Helden Stonebridge und Scott, sind immer hochunterhaltsam und eingebettet in nachvollziehbare Thriller-Handlungen. Die Serie schafft es gut, den Zuschauer vor Spannung an den Sessel zu fesseln und dabei durchaus auch immer im Bereich des Logischen zu bleiben, was der Glaubwürdigkeit wirklich sehr gut tut. Natürlich ist dies keine realistische Dokumentation, aber innerhalb den Gesetzmäßigkeiten des Action-Genres macht alles Sinn und das ist in diesem Feld wahrlich keine Selbstverständlichkeit. Und auch wenn sicher vieles was hier passiert in Wahrheit ganz anders abläuft, so legt die Serie auch sehr viel Wert darauf, gerade im alltäglichen Klein-Klein das Arbeiten des Militärischen Geheimdiensts realistisch darzustellen. Die Darsteller haben alle ein umfangreiches Training von ehemaligen Agenten erhalten, in vielen Aspekten deren Arbeit. Und es ist faszinierend hier einmal zu sehen, wie genau man unter Beschuss kommuniziert, wie man ein unbekanntes Terrain oder Gebäude einnimmt und welche Schritte immer beachtet werden müssen. Dabei macht "Strike Back" aber nie eine große Sache daraus, aber man sieht auch nie einen ihrer Agenten einfach kopflos in ein Gangsternest hineinlaufen. Elementare Handlungsabläufe werden immer eingehalten und entwickeln so eine ganz andere Faszination auf den Zuschauer, man hat viel mehr das Gefühl, dass die Protagonisten in Gefahr sind und was für sie auf dem Spiel steht. Eine lange Action-Szene, in der sich Scott und Stonebridge gegen unzählige Gegner durchsetzen müssen, gewinnt so plötzlich auch für Action-Skeptiker einen ganz besonderen Reiz, da man nicht das Gefühl hat, unverwundbare Superhelden zu beobachten, sondern Experten auf ihrem Gebiet, die mit Können und Disziplin einer ausweglos scheinenden Situation entkommen können.

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Sullivan Stapleton, Strike Back
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Ein weiterer gelungener Aspekt von "Strike Back" ist es, dass die Serie sehr gut in der Lage ist, den Nebenfiguren einer Geschichte richtig Leben einzuhauchen, so dass man als Zuschauer immer um deren Überleben bangt. Zudem hat die Serie früh klargemacht, dass sie keine Skrupel hat sympathische, wehrlose oder einfach wichtig erscheinende Charaktere immer und unvermutet über die Klinge springen zu lassen und dabei auch vor Hauptcharakteren nicht zurückschreckt, so dass man sich nie sicher sein kann, ob auch dieser Gastdarsteller, der einem gerade ans Herz wächst, überleben wird.

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Inhaltlich beschreitet man keine wirklich neuen Pfade, die breit angelegten Verschwörungen wie hier rund um die aktuelle geopolitische Lagen waren alle schon einmal da. Aber die Geschichten die man erzählt, arbeitet man solide auf und versucht auch durchaus der Komplexität der meisten Konflikte wie dem Bürgerkrieg in Darfur, der Lage im Kosovo oder in Tschetschenien zumindest einen kleinen Tribut zu zollen. Die Internationalität der Serie ist auch eine ihrer großen Stärken, zudem die Dreharbeiten meist in Südafrika stattfanden und man so vielleicht kein authentisches Indien sieht, aber auch keine Studioaufnahmen aus Hollywood. Und wenn die Handlung dann in Kapstadt und Ungarn spielt (für das man ebenfalls vor Ort war), zieht "Strike Back" auch den maximalen Nutzen aus seinem Standortvorteil und zaubert atemberaubende Bilder auf die Bildschirme. Überhaupt ist "Strike Back" visuell ein Augenschmaus, die Action-Szenen werden teilweise mit einem enorm hohen Gespür fürs Optische inszeniert und die Serie braucht sich vor seinen Mitbewerbern auch in dieser Hinsicht nicht zu verstecken.

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Nach so viel Lob muss aber auch noch etwas Kritik sein. Denn eine Achillesferse hat die Serie definitiv in seiner Darstellung von weiblichen Charakteren. Und dabei meine ich gar nicht einmal die Tatsache, dass keine Episode vergeht, ohne dass Damian Scott in eine explizite Sex-Szene meist mit einer wahllosen Frau hat. Sex als Ausgleich zu seinem stressigen Alltag macht für mich durchaus Sinn, zumal ich die Integration dieser ins Gesamtgeschehen meist durchaus als Gelungen empfinde. Mein Problem liegt eher darin, dass mit wenigen Ausnahmen die Frauencharaktere zumeist keine eigene Agenda haben und nur als Motivatoren für die Männer daherkommen: Ob als begehrenswerte Sex-Objekte, zu rettende Opferfiguren, anbetungswürdige Heilige oder eine andere Version des Spektrums an Frauenklischees. Und wenn dann schon einmal eine Frau keinen Sex mit Damian Scott hat, dann nur weil der ihr eindeutiges Angebot ablehnt. Einzige Ausnahme bildet hier die Vorgesetzte von Scott und Stonebridge, Colonel Grant. Ich gehe ja auch einmal davon aus, dass die Tatsache, dass sowohl Colonel Grant als ihre direkte Befehlsgeberin, als auch weitere Kollegen der zweiten Reihe weiblich sind, den Versuch darstellt, den Testosteronüberschuss etwas auszugleichen, dafür hätte man aber wenigstens auch noch ein paar mehr der anwesenden Frauen einen wahren Charakter geben müssen, und sie nicht nur als Reflexionsfläche für die Männer stehen lassen. Ich bin mir natürlich bewusst, dass gerade dass Action-Genre in Sachen ausgeglichener Darstellung von Mann und Frau weit hinterherhinkt, aber "Strike Back" macht so vieles so richtig und hebt sich angenehm in der Qualität der Ausführung von normalen Action-Serien ab, dass man sich nun nicht auf diese Ausrede zurückberufen kann. Vielleicht kann man da ja einen Fortschritt in der nächsten Staffel erwarten.

Bis dahin kann man diese zehn Episoden der Staffel auf DVD aber auch trotz dieses Mankos genießen. Auch die auf der DVD befindlichen Audiokommentare, u.a. von Sullivan Stapleton, Philip Winchester, Amanda Mealing, Daniel Percival und Liam Cunningham versüßen einem noch etwas die Wartezeit auf "Strike Back: Vengeance", wie Staffel 3 dann untertitelt ist.

Technische Details

Erscheinungstermin: 5. Oktober 2012
FSK: ab 18 Jahren
Laufzeit: 450 Minuten (10 Episoden)
Bildformat: 1,77:1, 16:9
Sprache (Tonformat): Ungarisch (Dolby Digital 2.0), Deutsch (Dolby Digital 5.1), Englisch (Dolby Digital 5.1), Polnisch (Dolby Digital 2.0), Französisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch, Französisch, Ungarisch, Polnisch, Niederländisch, Dänisch, Schwedisch, Portugiesisch, Rumänisch, Finnisch

Fazit

Allen Fans von gepflegter Action-Unterhaltung ist "Strike Back: Project Dawn" wärmstens ans Herz zu legen. Und auch wer mit dem Genre eigentlich nicht viel anfangen kann, sollte seine Vorurteile in diesem Falle beiseite schieben und der wirklich gelungenen Serie eine Chance geben. Sie bietet sympathische Protagonisten vor tollen Kulissen und immer eine spannende und mitreißende Handlung, was will man also mehr?

Cindy Scholz - myFanbase

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